Fallender Stern (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
448 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99446-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fallender Stern -  Christoph Dittert
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Am zehnten Geburtstag der Zwillinge Amy und Eric wird auf einem Asteroiden ein Funksignal entdeckt: der Beweis für außerirdisches Leben! Von nun an entbrennt auf der Erde ein Wettlauf gegen die Zeit. Internationale Entwicklungsteams bereiten eine bemannte Raumfahrt vor, denn in 30 Jahren wird der Asteroid der Erde am nächsten sein - die Möglichkeit für einen Erstkontakt. Doch die Gesellschaft ist gespalten. Nicht alle blicken dem Ereignis zuversichtlich entgegen. Auch Amys und Erics Familie zerbricht  ...

Christoph Dittert, 1974 geboren, hat Romane aus den Bereichen Fantasy, Science-Fiction und Horror geschrieben und gehört zum Autorenstamm der Bücher um die »Drei ???«. Gemeinsam mit Michael Peinkofer schreibt er dessen Saga um die »Splitterwelten« fort.

Kapitel 1: Rauschen


15. Mai 2033

1


Amy lief Schlittschuh, und Eric sah ihr zu.

Sie konnte es gut, aber er freute sich nicht darüber. Denn das bedeutete, dass er nicht so geschickt darin war wie sie. Mal wieder. Hier in der Eishalle fror er und sehnte sich nach draußen. Viel lieber mochte er Wärme, sogar die Hitze, wegen der seine Mutter gern jammerte. Er lehnte sich auf das Geländer, das sich rund um die Eisfläche zog. Der Atem tanzte als eine kleine Wolke vor seiner Nase.

Direkt vor ihm fiel ein Junge hin, der ein paar Jahre älter als Eric aussah. Erst landete er mit den Ärmeln seines braunen Mäntelchens auf dem Boden, dann mit dem Gesicht. In der Nähe kicherten zwei Mädchen. Bestimmt wäre Eric auch ausgelacht worden, hätte er sich überhaupt auf die Schlittschuhe getraut. So ging es ihm meistens. Im Gegensatz zu seiner Schwester konnte man ihn nicht gerade einen Glückspilz nennen.

Amy drehte eine Pirouette auf einem Bein. Ihre lila Augen strahlten, als die Lichtsteuerung einen der Scheinwerfer auf sie lenkte. Wahrscheinlich freute sie sich darüber. Sie breitete die Arme aus und fühlte sich jetzt wahrscheinlich wie eine Prinzessin. Eric wäre vor Scham gestorben.

Das Signal zum Besucherwechsel schnarrte durch die Halle, und gleichzeitig lief auf einer der Seitenwände Werbung ab. Für Ranga, was sonst.

Seltsam, dass Mama noch nicht wieder zurückgekommen war. Sie verspätete sich eigentlich nie, aber heute hatte sie furchtbar viel zu tun, wegen des Geburtstags morgen. Ich tu es für euch, hatte sie gesagt. Werdet ihr übermorgen zehn Jahre alt oder ich? – Wir werden zwanzig, hatte Klugscheißer-Amy geantwortet. Bei Zwillingen zählt man das zusammen!

Alle rutschten auf ihren Schlittschuhen von der Eisfläche. Amy kam fast als letzte zum Rand. Sie seufzte übertrieben. »Die Zeit ging so schnell um! Ich kann gar nicht verstehen, dass du nicht Schlittschuh laufen willst.«

Eric verstand auch so manches nicht. Zum Beispiel, warum Amy monatelang mit Papa gestritten hatte, nur damit er ihr diese bunten Kontaktlinsen erlaubte, die doch einfach nur hässlich aussahen. Dass die Hälfte aller Kinder in ihrer Schule so herumlief, zählte für ihn nicht. Hässlich blieben sie trotzdem. Noch weniger konnte er sich vorstellen, warum man solch einen Aufstand um seinen zehnten Geburtstag machte. Ihm, Eric, war es egal. Ein Tag wie jeder andere. Viel lieber hätte er einfach seine Ruhe gehabt. Und ein paar Geschenke, natürlich. Aber keinen Trubel drumherum.

»ISS an Eric!« Sie tippte ihm dreimal gegen die Brust. »Jemand zuhause auf deinem Planeten?«

»Jaja«, sagte er mürrisch. »Du kannst nicht verstehen, wieso ich nicht Schlittschuh laufe, bla, bla.« Was sollte er darauf groß antworten?

»Sei nicht so frech zu deiner Schwester«, hörte Eric, und eine Sekunde später legte sich eine Hand auf seine Schulter, während sich rechts und links Ströme von Kindern entlangschoben. Die einen mussten die Eisfläche verlassen, die anderen sahen besser gelaunt aus, weil sie endlich anfangen durften.

»Wo ist Mama?«, fragte er seinen Vater. Er fror immer noch. Seine Finger taten sogar ein bisschen weh, und als er sie bewegte, kam es ihm vor, als könnte er sie kaum knicken. Der kleine Finger machte einen Sprung im knubbeligen ersten Gelenk.

»Ich weiß, eigentlich wollte sie euch abholen. Aber ihr Chef hat angerufen.«

Amy ließ ihre Handschuhe in der Manteltasche verschwinden. »Heute? Was ist denn da oben los, dass es nicht bis nach dem Wochenende warten kann?«

»Es hat eine aufregende Entdeckung gegeben.«

»Haben sich Aliens gemeldet?«, fragte Eric.

Papa grinste. »Nö.«

»Dann ist es auch nicht interessant. Warum beobachtet ihr den Weltraum, wenn nicht deswegen?«

»Aus vielen Gründen.«

Einen Augenblick lang befürchtete Eric, Papa könnte einen seiner Vorträge halten. Darauf hatte er aber wirklich keine Lust. Die Werbung für Ranga zeigte inzwischen ein paar Schuhe, die genauso langweilig aussahen wie die Hosen vorher. Und dazu lief jetzt irgendwelche Musik, die sich noch langweiliger anhörte. Immerhin übertönte sie das Gekreische der Kinder, die sich um die besten Plätze auf der Eisbahn rissen.

Zum Glück summte Papas Pod – dieses geheime NASA-Ding, das er nur für seine Arbeit nutzen durfte. »Das wird eure Mutter sein.« Er blickte sich um, als hätte er Angst davor, dass irgendwer sein kostbares Superhandy sehen und auf die Idee kommen könnte, es ihm zu stehlen. Inzwischen hatten sich jedoch alle an ihnen vorbeigedrängt, und niemand scherte sich um ihn, seine Kinder oder das Pod. Papa ging ran. »Ja, Liebes?« So nannte er Mama. Peinlich. Er hörte ein wenig zu, dann sagte er: »Oh.« Wieder eine Pause, und: »Klar, ich bring die beiden heim und kümmre mich um sie.«

»Was ist mit ihr?«, fragte Eric.

»Sie kommt spät zurück.«

»Karottenkacke«, sagte Amy.

Papa sah sie verwirrt an. »Was soll das denn heißen?«

»Du weißt echt gar nichts«, urteilte Amy.

»Was irgendwelche Modewörter angeht, die ihr in der Schule verwendet, stimmt das wohl. Aber eins weiß ich schon.«

»Und zwar?«

»Wenn Mama nicht da ist, schieben wir uns eine Pizza in den Ofen und sehen uns einen Film an.«

Nicht schlecht, fand Eric. Das hätte schlimmer kommen können.

2


Das war typisch für Eric. Manchmal hasste Amy ihn. Wahrscheinlich blockierte er das Bad bloß, um sie zu ärgern. Und um Ewigkeiten auf der Toilette zu sitzen und sich vom Wärmefeld den Rücken brutzeln zu lassen. Wenn er nachher wieder rauskam, würde es da drin nicht nur stinken, sondern auch noch viel zu heiß sein.

Sie klopfte gegen die Tür.

Er reagierte nicht.

Sie hämmerte gegen die Tür.

Im Badezimmer blieb alles still.

»Eeee-ric!«, rief sie. Mama nannte diesen Tonfall theatralisch. Das Wort gefiel ihr, wenn sie es auch nicht ganz verstand.

Es tat sich immer noch nichts, und irgendwie machte ihr das allmählich Angst. Normalerweise kam er angestapft, schloss auf, meckerte irgendetwas vor sich hin und verzog sich in sein Zimmer.

»Eric?«

»Amy, was hast du denn?«, rief Papa von unten. Sie drehte sich um, sah die Treppe hinunter. Er stand vor der offenen Küchentür, den Türknopf noch in der Hand. Das hieß wohl, dass er schnell zurück an den Ofen musste. Als wäre es ein Wunderwerk, eine Tiefkühlpizza aufzubacken. Das konnte sie, seit Mama sie mit vier Jahren als Nutzerin dem Sprachmenü der Küche hinzugefügt hatte.

»Eric kommt nicht raus!« Ihre Stimme klang wie das Piepsen einer erschrockenen Maus.

»Was?« Ihr Vater winkte ab. »Ach, kümmert euch selbst drum! Ich muss …«

»Schon gut!« Sie klopfte wieder. »Eric? Komm, mach auf.«

Unten schloss sich die Küchentür. Hier oben blieb es still. Und nun bekam Amy wirklich Angst. Sie spürte ihr Herz schmerzhaft im Hals schlagen.

Endlich hörte sie etwas. Aber es gefiel Amy gar nicht. So musste sich das Geräusch anhören, mit dem sich irgendwelche Horrorgestalten vorwärtsschoben, wenn in ihren Monstercomics Schlurf!! stand.

Sie biss sich auf die Unterlippe und drehte den Türknopf. Eric hatte natürlich abgeschlossen. Sie drehte noch mal, fester. Logisch, dass sie trotzdem nicht öffnen konnte, auch nicht, als sie an der Tür rüttelte. »Eric, mach auf!«

Schlurf.

Das Comicheft, das sie gestern Abend gelesen hatte, musste noch unter ihrer Matratze stecken. Mama sah die Dinger gar nicht gern, weshalb Amy sie vor ihr versteckte. Doch mit Papa saß sie manchmal auf dem Bett, und sie grinsten über die Fratzen der Monster, die zu dämlich aussahen, als dass man sich hätte vor ihnen fürchten können. Normalerweise. Aber als sie jetzt das Geräusch hinter der Tür hörte, fand sie es gar nicht zum Grinsen.

Es kratzte auf dem Türblatt.

Von innen.

Amy wich einen Schritt zurück. Oder doch mehrere? Jedenfalls stieß sie gegen das Treppengeländer. Der Türknopf drehte sich. Es klackte. Die Tür flog auf, und etwas klatschte auf den Boden. Es war Eric.

Amy schrie.

Ihr Bruder lag vor ihr auf dem Bauch, mit den Beinen noch im Badezimmer. Er drehte sich so zur Seite, dass sie sein Gesicht sehen konnte. Die Augen standen weit offen, die Pupillen waren riesig. Er war fast so weiß wie die Wand hinter ihm.

Ihr Vater hetzte die Treppe hoch und trat dabei auf die Stufe, die immer knarrte. »Was ist los?«

Amy antwortete nicht. Was sollte sie auch sagen, außer dem, was Papa sowieso sah.

Er kniete sich neben ihren Bruder, legte ihm die Hand an die Wange, dann an die Stirn. Es sah so aus, als wüsste er, was er tat, wenn er auch blass war und seine Finger ein wenig zitterten. Amy hockte sich hin. Alles war gut. Papa kümmerte sich darum. Am Kinn fühlte sich etwas kalt an. Sie wischte darüber. Ihr Daumen war blutverschmiert. Das Beißen, dachte sie. Ich hab mich wieder gebissen.

»Sag was!«, forderte Papa. »Eric! Siehst du mich, Eric?«

»Hm.«

»Hast du dich verletzt?«

»Keine … Ahnung.« Zwischen den beiden Wörtern lag eine lange Pause, als müsste er nachdenken.

»Er muss zur Tür gekrochen sein«, sagte Amy. Sie glaubte, das schlurfende Geräusch noch hören zu können. Jetzt, da sie ihren Bruder sah, verstand sie: Er war mit nackten Beinen und Füßen über die Fliesen gerutscht, und mit verschwitzten oder nassen Händen. »Und hat sich irgendwie an der Tür hochgezogen.«

Papa stand rasch auf, sah ins Bad. »Kein Blut.« Er klang erleichtert. Und ging wieder auf die Knie und nahm Erics Hand. »Drück mal fest zu.« Kurz darauf: »Noch...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alien Invasion • Apokalypse • Außerirdische • Buch • Bücher • deutsche Science-Fiction • eBook • Einzelband • Erstkontakt • Familie • Neuerscheinung 2019 • Raumfahrt • Raumschiff • Science Fiction Buch • science fiction bücher • scifi buch • Syfy Buch • wie Interstellar • Zwillinge
ISBN-10 3-492-99446-6 / 3492994466
ISBN-13 978-3-492-99446-0 / 9783492994460
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