E-Book zur 5. komplett überarbeiteten und aktualisierten Auflage 2020
Glitzernde Konsumtempel und alternative Galerien, enge Gassen und weitläufige Boulevards, Luxusrestaurants und urige Kneipen.
Keine Frage, Warschau profitiert von seiner Vielfalt - auch architektonisch: hier die nach dem Zweiten Weltkrieg detailgetreu wiederaufgebaute mittelalterliche Altstadt mit ihrem prächtigen Marktplatz, dort das manchmal bizarre bauliche Erbe aus noch gar nicht so entfernten sozialistischen Zeiten. Und in jüngster Zeit beeindrucken die architektonischen Meilensteine des postsozialistischen Aufbruchs: mit hypermodernen Wolkenkratzern von internationalen Stararchitekten.
Dazwischen existieren unzählige Parks und das wilde Weichselufer, mittendrin der Kulturpalast, einst als 'Stalins Rache' verspottet, heute fast schon lieb gewonnenes Wahrzeichen der boomenden Stadt.
Ab 2017 neu: Die Neuauflage des City-Guides erscheint in komplett neuem Outfit und ist dadurch noch übersichtlicher und griffiger - zahlreiche neue Features (z. B. ein Kinderkapitel, Top-Listen sowie Restaurants und Museen auf einen Blick) erleichtern die Orientierung. Den Auftakt bilden 'Lotsenseiten' zu den Stadtvierteln und Sehenswürdigkeiten, zur Kulinarik, zum Nachtleben und zum Shopping.
Die Touren und Ausflüge führen in alle Winkel der Stadt, wobei auch Viertel abseits der Top-Sehenswürdigkeiten berücksichtigt werden. Subjektiv, persönlich und wertend sind die MM-Bücher mit ihren Restaurant- und Einkaufstipps, ihren Hintergrundgeschichten und Service-Infos, was sie schon immer waren: mehr als 'nur' Reiseführer.
Jan Szurmant
Jahrgang 1976, beschäftigt sich mit allem, was auch nur entfernt mit Sprache zu tun hat: als Autor und Journalist, als Deutschlehrer und Schulungsleiter, als Sprecher, Übersetzer und Berater. Seit März 2006 lebt er in Krakau, über das er auch zusammen mit Magdalena Niedzielska den Städteführer für den Michael Müller Verlag verfasst hat. Mit jedem Jahr fühlt er sich in Polen wohler und bereist in seiner freien Zeit das ganze Land von der polnischen Ostsee bis in die größten Städte, am liebsten aber zieht es ihn in die Tatra zum Wandern.
Magdalena Niedzielska-Szurmant
Jahrgang 1978, geboren in Polen, lebt und arbeitet sie nach langjährigen Aufenthalten in Italien und Deutschland inzwischen in Krakau. Dort übersetzt sie, bei Dolmetscher-Aufträgen kann sie ihre große Leidenschaft mit dem Beruflichen verbinden: das Reisen. Für den Michael Müller Verlag schrieb sie mit Jan Szurmant die MM-City-Reiseführer Krakau und Warschau.
Jan Szurmant
Jahrgang 1976, beschäftigt sich mit allem, was auch nur entfernt mit Sprache zu tun hat: als Autor und Journalist, als Deutschlehrer und Schulungsleiter, als Sprecher, Übersetzer und Berater. Seit März 2006 lebt er in Krakau, über das er auch zusammen mit Magdalena Niedzielska den Städteführer für den Michael Müller Verlag verfasst hat. Mit jedem Jahr fühlt er sich in Polen wohler und bereist in seiner freien Zeit das ganze Land von der polnischen Ostsee bis in die größten Städte, am liebsten aber zieht es ihn in die Tatra zum Wandern.
Magdalena Niedzielska-Szurmant
Jahrgang 1978, geboren in Polen, lebt und arbeitet sie nach langjährigen Aufenthalten in Italien und Deutschland inzwischen in Krakau. Dort übersetzt sie, bei Dolmetscher-Aufträgen kann sie ihre große Leidenschaft mit dem Beruflichen verbinden: das Reisen. Für den Michael Müller Verlag schrieb sie mit Jan Szurmant die MM-City-Reiseführer Krakau und Warschau.
Wege durch Warschau
Durch die Altstadt
Tour 1
Ihre internationale Bekanntheit verdankt die Altstadt in erster Linie einer traurigen Tatsache: der völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Doch der Tragödie folgte mit der detailgetreuen Rekonstruktion eine Leistung, die weltweit ohne Beispiel ist.
Altmarkt, Zentrum der Altstadt mit der berühmten Sirene Altstadt
Stare Miasto
Die ersten Siedlungen über dem tiefen Weichseltal gab es schon vor 8000 Jahren. Das städtische Warschau - das heutige Gebiet der Altstadt um das Schloss und den Altmarkt mit dem Rathaus in der Mitte - entwickelte sich aber erst im 13. Jh. Noch heute sind diese beiden Plätze die zentralen Orte, zwischen denen die Gassen wie ein rechtwinkliges Gitternetz verlaufen. Geschützt war die Stadt zunächst nur provisorisch, Ende des 14. Jh. wurde der Bau einer steinernen Stadtmauer immer dringlicher. Als Warschau 1413 zum masowischen Fürstensitz wurde, wurden die Mauern weiter verstärkt und zusätzlich ein Graben gezogen. In die prosperierende Altstadt gelangte man zu dieser Zeit entweder durch das Neustadttor im Norden oder durch das Krakauer Tor im Süden. Vor allem um das Krakauer Tor breitete sich Warschau, seit 1596 Hauptstadt des Landes, mit prächtigen Palästen, Kirchen und Bürgerhäusern aus. Die Gebäude der Altstadt hingegen veränderten sich kaum, als wären sie in einem Biotop verblieben. Einzig der Großbrand im Jahr 1607 richtete schweren Schaden an. Im 19. Jh. verkam die Altstadt zum Viertel der Armen und Ausgestoßenen. Das einst prächtige Rathaus auf dem Rynek, dem Altmarkt, wurde abgerissen, die Stadtmauern und die Barbakane wurden zu Mietunterkünften für Arbeiter umfunktioniert. Erst mit der Neugründung des polnischen Staates nach den Teilungen wurde die Altstadt wiederentdeckt; sie galt nun als patriotisches Sinnbild eines freien Polens, eine Bedeutung, die vor und nach dem Zweiten Weltkrieg weiter wuchs. Das Königsschloss wurde schon kurz nach Kriegsbeginn im September 1939 bei einem Luftangriff zerstört. Aus dem brennenden Palast retteten Kunsthistoriker unter Einsatz ihres Lebens viele, doch längst nicht alle Kunstschätze und fertigten sogar noch Skizzen der Inneneinrichtung an. Nach dem Warschauer Aufstand im August 1944 sollte der gesamten Altstadt ein ähnlich tragisches Schicksal widerfahren. Auch wenn die Stare Miasto eines der Zentren des Widerstands war, war ihre Zerstörung, darin sind sich die Historiker einig, militärisch ohne Sinn - sie war eine Bestrafungsaktion und sollte die Menschen demoralisieren. Zunächst wurde die Altstadt bombardiert, die überlebende Bevölkerung entweder vertrieben oder von den SS-Einheiten z. T. grausam umgebracht. Die nach den Bombardements noch unbeschädigten Häuser und Kirchen wurden, Gebäude für Gebäude, gesprengt, sogar die noch verbliebenen Trümmer des Schlosses! Übrig blieben vereinzelte Ruinen, alle Obergeschosse waren restlos zerstört, die Häuser unbewohnbar. Trotz der immensen Kosten, die eine Rekonstruktion der Altstadt mit sich bringen würde, wurde eine Neubebauung gar nicht erst ins Auge gefasst. Stattdessen eröffnete bereits im Februar 1945 das Büro für den Wiederaufbau der Hauptstadt und machte sich unverzüglich an die Arbeit. Trümmerfrauen aus ganz Polen befreiten die Altstadt zunächst von Schuttbergen. Archäologen fanden unter den Trümmern gotische Mauerteile und Torbögen, von denen etliche für den Wiederaufbau genutzt wurden. Architekten und Restaurateure analysierten Zeichnungen, Fotos, Vermessungspläne und die historischen Stadtansichten des venezianischen Malers Canaletto auf ihre Nützlichkeit für die Rekonstruktion. Treibende Kraft beim Aufbau war von Beginn an der Architekt, Professor, Kunsthistoriker und Konservator Jan Zachwatowicz.
Gemalter Phönix aus der Asche
Wer heute durch die Altstadt und andere Viertel des historischen Warschaus spaziert, fragt sich immer wieder, wie der Wiederaufbau der zerstörten Stadt in dieser Detailtreue möglich war. Ungezählte Hände aus ganz Polen hatten den Schutt weggeräumt, Steine mühselig per Hand geklopft, sortiert und nach den Plänen der Kunsthistoriker und Architekten wieder zusammengefügt. Aber nach welchen Plänen? Zwar gab es vereinzelt Fotos und Zeichnungen, am wichtigsten jedoch sollte das Werk eines längst verstorbenen Malers sein: Canaletto. Unter diesem Namen wurde der venezianische Künstler Bernardo Bellotto (1722-1780) bekannt, der die polnische Malerei seiner Zeit stark beeinflusst hatte. Nach Polen kam er 1766 und wurde zwei Jahre später zu einem der Hofmaler des kunstfreundlichen und polyglotten Königs Stanisław August Poniatowski. Neben seinen historischen Gemälden und Fresken waren es v. a. die Veduten, mit denen sich Canaletto einen Namen machte.
Der König hatte Canaletto beauftragt, einen ganzen Zyklus von Stadtansichten zu erstellen, und zwar von Rom, dem Palast in Wilanów und natürlich der polnischen Hauptstadt selbst. Kunstfreunde schätzen Canalettos Veduten als kostbare Kunstwerke, Historikern hingegen offenbaren sie wegen ihres Detailreichtums viel über das Leben im 18. Jh. Im Falle von Warschau kam hinzu, dass der unübertroffene Realismus, die makellosen Perspektiven und die äußerst präzise Pinselführung die Rekonstruktion der zerstörten Gebäude in der Altstadt und anderen Teilen des alten Warschaus erst möglich machte. Dabei nutzte Canaletto als einer der ersten Maler die Möglichkeiten der Camera Obscura; wie bei modernen Fotoapparaten wird hier ein Abbild projiziert, allerdings nicht auf einen Film, sondern auf eine Leinwand - eine Zeichenhilfe, die es Canaletto erleichterte, die Gebäude bis ins Detail genau zu malen.
Einige Kunsthistoriker wenden ein, dass sich Canaletto keinesfalls immer an der Realität orientiert, sondern die Häuserzeilen und Paläste nach seinem Geschmack verschönert habe. So wäre der Künstler mehr als 160 Jahre nach seinem Tod noch zum Architekten geworden. Wer vergleichen möchte: 22 der 24 erhaltenen Veduten sind im Königsschloss zu besichtigen, die beiden anderen hängen im Nationalmuseum.
Und der Aufbau war eine gigantisches Unternehmen: Bezieht man das Schloss mit ein, dauerte der Wiederaufbau ganze 43 Jahre. Doch die eigentliche Altstadt wurde bereits am 22. Juli 1953 feierlich eröffnet, die Arbeiten zogen sich vereinzelt bis ins Jahr 1955. Die Fassaden der Häuser wurden nach alten Plänen originalgetreu rekonstruiert, im Innern aber richtete man zeitgemäße Wohnungen ein, von denen einige mietfrei an verdiente Künstler vergeben wurden. Interessanterweise bemühten sich die sozialistischen Machthaber bei der Rekonstruktion von Kirchen und sakralen Bauwerken weniger um Detailtreue, den marxistischen Maximen entsprechend wollte man das „Opium fürs Volk“ so weit wie möglich entfernen oder seinen Glanz beschränken; ebenso vernachlässigt wurden allzu bürgerlich-prächtige und auch gotische Gebäude zugunsten von Gebäuden aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trotz alledem beeindruckt die Aufbauleistung der Warschauer: Sie ist die weltweit umfangreichste Rekonstruktion dieser Art. Die UNESCO honorierte diesen Kraftakt 1980 mit der Aufnahme in das Weltkulturerbe, wobei die Warschauer Altstadt das bisher einzige rekonstruierte Gesamt-Baudenkmal auf dieser Liste ist. Warschaus heutiges Zentrum erstreckt sich allerdings eher um den Kulturpalast. In den alten Stadtkern kommen die Einwohner meist nur noch, wenn sie Gäste ausführen, oder zu besonderen Anlässen wie Festivals. Vielleicht liegt das daran, dass die rekonstruierten Häuser und v. a. das Wissen um ihre Zerstörung viele Menschen schmerzhafter an den Krieg erinnern als die Neubauten außerhalb der Altstadt. Und so klingt immer ein bisschen Wehmut mit, wenn die Warschauer liebevoll von der starówka sprechen, ihrem „Altstädtchen“.
Tour-Info: Der folgende Spaziergang ist ein Vorschlag, um alle sehenswerten...
Erscheint lt. Verlag |
28.2.2020
|
Reihe/Serie |
MM-City
|
Verlagsort |
Erlangen |
Sprache |
deutsch |
Themenwelt
|
Reiseführer ► Europa ► Polen |
Schlagworte |
2020 • Altstadt • Belvedere • Centrum • Chopin-Denkmal • Denkmal des Kleinen Aufständischen • Entlang der Weichsel zum Sejm • Essen • Gedenkstätte Treblinka • Ghetto • Grün • Johanneskathedrale • Jüdischer Friedhof • Königsschloss • Kulturpalast • Łazienki Królewskie • Łazienki-Palast • Łazienki-Park • Mariensztat und Powiśle • Mirów-Hallen • Modern • Museum der Geschichte der polnischen Juden • Museum des Warschauer Aufstands • Nationalmuseum Warschau • Nowe Miasto • Park Saski • Polen • Powązki-Friedhof • Prachtallee • Praga • Puszcza Kampinoska • Sächsischer Garten • Schloss Ostrogski • Shopping • Sigismundsäule • Sozrealismus • Śródmieście Północne • Śródmieście Południowe • Stare Miasto • Theater • Trakt Królewski • Warschau • Wilanów • Wilanów-Palast • Wissenschaftszentrum Kopernikus • Wolkenkratzer • Żelazowa Wola • Żoliborz |
ISBN-10 |
3-95654-821-3 / 3956548213 |
ISBN-13 |
978-3-95654-821-5 / 9783956548215 |
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