Anouks Spiel -  Akram El-Bahay

Anouks Spiel (eBook)

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2020 | 1. Auflage
384 Seiten
Verlag Carl Ueberreuter
978-3-7641-9250-1 (ISBN)
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Der neue Kinderbuchschmöker aus der Feder von Akram El-Bahay! Was hat Anouk nur getan? Ein unbedachter Wunsch an ihrem 13. Geburtstag - und ihre kleine Schwester ist wie vom Erdboden verschluckt. Es gibt nur einen Weg, den Wunsch rückgängig zu machen: das magische Spiel. Schafft sie es, den dunklen Prinzen in vier Runden zu schlagen, erhält Anouk ihre Schwester zurück. Gewinnt der dunkle Prinz, verliert Anouk sie für immer. Mit jedem Zug muss sie Mitgefühl, Mut und Weisheit beweisen. Doch der dunkle Prinz ist ihr stets einen Schritt voraus - und stellt Anouk schließlich vor eine unmögliche Wahl ...

Akram El-Bahay schreibt mit Vorliebe Bücher, die ebenso märchenhaft wie fantastisch sind. Nicht selten finden sich in ihnen orientalische Motive - kein Wunder, denn seine halbe Familie stammt aus Ägypten. Er lebt mit Frau und Kindern in der Nähe von Düsseldorf.

Akram El-Bahay schreibt mit Vorliebe Bücher, die ebenso märchenhaft wie fantastisch sind. Nicht selten finden sich in ihnen orientalische Motive – kein Wunder, denn seine halbe Familie stammt aus Ägypten. Er lebt mit Frau und Kindern in der Nähe von Düsseldorf.

EIN HERZLOSER HERZENSWUNSCH


Der Tag vor Anouks Geburtstag duftete nach Zimt. Nach Zimtschnecken, um genau zu sein. Für die Fast-Dreizehnjährige gehörte dieser Duft zu ihrem besonderen Tag wie Kerzen, Kuchen und Geschenke. Und Herzklopfen. Sie konnte nicht sagen, weshalb es ausgerechnet dieses Jahr besonders stark war. Doch auch wenn sie eigentlich kein Kind mehr war, fühlte sich Anouk an dem Freitag vor ihrem Geburtstag, an dem der Zimtduft bereits seit dem frühen Morgen verheißungsvoll durch das Haus strich, so aufgeregt, als sei sie wieder fünf Jahre alt. Sie kannte bereits die wichtigsten Geschenke, die sie bekommen würde (ein neues Smartphone und Kopfhörer), und trotzdem gab sie sich dem Gefühl der Ungewissheit hin, als wäre sie insgeheim nicht ganz sicher, was morgen früh in den Paketen sein würde. Sie glaubte bereits, das bunte Papier unter den Fingern zu fühlen, das sie wie immer aufreißen würde, während ihre Mutter sie ermahnte, bitte aufzupassen, damit man das Papier noch einmal verwenden könnte.

Anouks Schultag schlich nur so dahin, aber nicht einmal der Mathematikunterricht (5. und 6. Stunde!) konnte ihr die Vorfreude auf ihren Geburtstag nehmen. Alles schien einfach perfekt. Der Apriltag schenkte ihr auf dem Heimweg einen so strahlendblauen Himmel, dass es beinahe wehtat, ihn anzusehen. Die Luft trug die Aussicht auf einen wunderschönen Frühling in sich, und Anouk war so guter Laune, dass sie schon anfing, sich Gedanken über ihren Herzenswunsch zu machen, ehe ihr Haus auch nur zu sehen war.

Der Herzenswunsch war Anouk fast noch wichtiger als der Zimtduft. An jedem Geburtstag überlegte sie ihn sich. Es war der Wunsch, der am tiefsten in ihrem Herzen verborgen war und der in kein Päckchen gepackt und mit keiner noch so hübschen Schleife umwickelt werden konnte. Und jedes Jahr, seit sie schreiben konnte, notierte sie ihn. Manchmal kam sie sich töricht deswegen vor und hatte es auch nie jemandem verraten (nicht einmal ihrer Mutter oder ihrem Vater). Doch der Herzenswunsch gehörte einfach zu ihrem Geburtstag dazu. Anouk war sicher, dass diese Wünsche mächtig waren. Sie glaubte fest daran, dass sie sich alle irgendwann einmal erfüllten. Sie mussten ehrlich und aufrichtig sein. Dann konnte sie nichts aufhalten. Gut, auf das Pferd wartete sie bis heute, aber das konnte sich noch ändern (hoffentlich). Hingegen waren ihre Eltern tatsächlich vergangenes Jahr mit ihr in den Urlaub geflogen. Nach vielen sommerlichen Autofahrten an die Nordsee war es Anouks Traum, eben ihr Herzenswunsch, gewesen, einmal im Leben zu fliegen. So viele Jahre (wenigstens zwei) hatte sie es herbeigesehnt, die Wolken von oben zu sehen. Und sie waren bis nach Amerika geflogen.

Der Flug war nicht der einzige Herzenswunsch gewesen, der sich erfüllt hatte. Das Haus mit dem Garten und der Wendeltreppe, das nun am Ende des Hagebuttenwegs in Sichtweite kam, hatte sie als Achtjährige über alles herbeigesehnt und diesen Wunsch mit krakeliger Schrift gewissenhaft notiert. Was aber, dachte sie bei sich, was aber könnte es wohl diesmal sein?

Sie schloss die Haustür auf und blieb einen Moment im Eingang stehen. Der Duft der Korvapuusti, der finnischen Zimtschnecken, hüllte sie ein. Das Rezept konnte Anouk auswendig aufsagen, genau wie ihre Mutter. Das Klappern in der Küche deutete darauf hin, dass Anouks Mutter gerade eifrig dabei war, die Schnecken und Anouks Geburtstagskuchen zu backen. Und … ein Schrei erfüllte das Haus mit der Wendeltreppe und dem großen Garten. Der Moment der Vorfreude bekam einen Sprung wie ein Spiegel, der zu Boden gefallen war. Anouk sah den gewundenen Treppenaufgang entlang in den ersten Stock.

Schwere Schritte. Ihr Vater, der heute von Zuhause aus arbeitete, kam eilig aus seinem Arbeitszimmer gelaufen. »Ich kümmere mich schon um sie«, rief er. Dabei sah er hinab und erkannte Anouk im Hauseingang stehen. »Oh, guten Tag, Fast-Geburtstagskind«, sagte er ein wenig außer Atem, während er, ohne anzuhalten, auf die offen stehende Schlafzimmertür zueilte. »Maya ist aufgewacht.«

Anouk betrat das Haus, schloss die Tür und stellte ihren Schulrucksack neben die Garderobe. Maya. Ihre kleine Schwester. Seit sechs Monaten nun schon teilte sich Anouk das Haus und die Zeit ihrer Eltern mit ihr. Maya war der Grund, weshalb der Flug, den sich Anouk so sehnsüchtig gewünscht hatte, für lange Zeit der letzte bleiben würde, wie ihr Vater mit Hinweis auf sein dauerstrapaziertes Bankkonto angemerkt hatte. Und sie war auch der Grund, weshalb sich das Leben der nun nicht mehr ganz so kleinen Familie von Grund auf geändert hatte.

Nun, einige dieser Veränderungen waren sehr schön. Das musste Anouk schon zugeben. Ihre Mutter war nun immer zu Hause. Und das zumindest noch ein Jahr lang. Und Maya war ja auch … irgendwie süß. Meistens zumindest. Anouk musste auch das zugeben. Sie roch (fast) so gut wie die Zimtschnecken ihrer Mutter. Und sie im Arm zu halten war schon … besonders. Aber es war Anouk nicht entgangen, dass ein großer Teil der Zeit, die ihre Eltern und auch alle anderen Verwandten sonst für Anouk übrig gehabt hatten, plötzlich Maya gehörte. Jeder wollte Maya sehen. Jeder brachte Maya etwas mit. Jeder freute sich, wenn Maya irgendetwas tat. Selbst ein Glucksen von ihr verzückte alle, als hätten sie noch nie ein Lachen gehört. Manchmal machte dies Anouk wütend. Sie erschrak dann über sich selbst. Und daher gab es (ganz selten) Momente (und dieser hier gehörte dazu), da dachte sich Anouk, wie es wohl wäre, wenn sie wieder alleine mit ihren Eltern sein dürfte. Nur einen Tag lang. So wie früher.

Der Gedanke verflog so schnell, wie er gekommen war, und Anouk ging zu ihrer Mutter in die Küche, die gerade dabei war, Schokolade für ihren Lieblingskuchen zu schmelzen. Anouk setzte sich und kippelte geschickt auf dem Stuhl, während sie ausführlich von ihrem Tag erzählte. Wenn ihre Mutter nicht hinsah, stahl sie eine der kleinen Zimtschnecken und aß sie heimlich auf. Später gab es ein (wie Anouk fand) ziemlich überschaubares Abendessen. Und dann begann das Warten.

Es dauerte ewig, bis das Ende des Tages in Sichtweite kam. Anouk war ganz genau um 0 Uhr und eine Minute geboren worden. Wenn ihr Geburtstag halbwegs günstig lag (aber auch dann, wenn er sehr ungünstig lag) und sie es schaffte, lange genug wach zu bleiben (was überhaupt kein Problem war), feierte sie mit ihren Eltern in ihren Geburtstag hinein. Anouk lag bereits seit einer Stunde auf ihrem Bett und musste kurz eingenickt sein, als sie leise Stimmen hörte.

»Wir sollten sie zudecken. Lass uns morgen ihren Geburtstag feiern.« Das war ihre Mutter.

Anouk spürte die Müdigkeit wie ein bleischweres Gewicht, das sie zurück in ihre Träume ziehen wollte. Doch sie wehrte sich. Das Wort Geburtstag wirkte dabei wie ein ganzes Glas Cola mit Zucker, ach was, wie zwei. »Ich habe nicht geschlafen«, log sie gähnend und musste selbst darüber lachen.

Ihr Vater stellte ein Tablett mit Schokoladenkuchen auf den Boden. Dreizehn Kerzen brannten auf ihm. Und ein kleines Päckchen legte er dazu. Die anderen gab es erst nach dem Aufstehen und dann noch mal einige, wenn die Verwandten kamen. Aber dieses eine durfte Anouk schon jetzt auspacken. Das war auch eine Tradition. So wie die Zimtschnecken.

»Noch fünfzehn Sekunden«, meinte ihre Mutter und sah auf die Armbanduhr an ihrem Handgelenk.

Himmel, dachte Anouk. Eine Uhr. Wer trägt denn noch so etwas?

»Noch zehn«, sagte ihre Mutter und hielt den Blick starr auf die Uhr gerichtet, während sich Anouk aufsetzte. Kerzenschein und Kuchenduft. Es brauchte nicht mehr für einen Moment voller Glück. Gut, das Päckchen mit dem bunten Papier und der Schleife war auch nicht schlecht.

»Noch fünf.« Ihre Mutter und ihr Vater zählten, als gälte es, den Start einer Weltraumrakete anzusagen.

»Drei. Zwei.«

Anouks Herz klopfte im Takt schnell und laut.

»Eins.«

Ein Schrei.

Maya.

Anouks Mutter seufzte und lächelte sie entschuldigend an. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, sagte sie und drückte Anouk einen hastigen Kuss auf die Stirn. Dann lief sie dem anhaltenden Schreien entgegen.

»Deine Schwester will dir eben auch gratulieren«, versuchte sich ihr Vater erfolglos an einem Scherz.

Anouk nickte stumm und seufzte. Musste Maya denn gerade jetzt schreien? In diesem Moment? Anouk besaß doch so wenige Augenblicke, in denen ihre Eltern ihr ganz allein gehörten. So wie früher. Anouk spürte Wut in sich aufsteigen. Es drehte sich doch sowieso ständig alles nur um Maya. Dies aber war der Beginn von Anouks Geburtstag. Wollte ihre Schwester ihr den verderben? Wie ungerecht!

»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ihr Vater. »Hier, pack aus.«

Anouk seufzte noch einmal, öffnete die Schleife und riss das Papier vom Päckchen.

Ihr Vater lachte. Er...

Erscheint lt. Verlag 17.2.2020
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte 13. Geburtstag • Abenteuerroman • Bereuen • Bücher übers Schreiben • Buch für Jungs ab 11 • Buch für Kinder ab 11 • Buch für Mädchen ab 11 • Eifersucht • Entscheidung fällen • Fantasiewelt • Fantasyabenteuer • für Fans von Cornelia Funke • Geschenk für Jungs • Geschenk für Mädchen • Geschichten erzählen • Geschwister • Geschwisterliebe • Geschwister streiten • Gut und Böse • Herzenswunsch • jumanji • Kamel • Magie • magisches Spiel • mutige Heldin • mutig sein • Orient • Prinz • Schimpanse • Schreiben • Schriftsteller sein • Schwester • Spiel • Spiele bestehen • Spielrunden • Wunsch rückgängig machen • Würfel • Zauber • Zimtschnecken
ISBN-10 3-7641-9250-X / 376419250X
ISBN-13 978-3-7641-9250-1 / 9783764192501
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