Science Fiction Stories II -  Galax Acheronian

Science Fiction Stories II (eBook)

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2020 | 2. Auflage
404 Seiten
TWENTYSIX (Verlag)
978-3-7407-2159-6 (ISBN)
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Galax Acheronian hat ein Problem: Er kann sich nicht kurz fassen. Aus jeder Idee, die einmal eine Kurzgeschichte werden sollte, wurde in der Regel eine Novelle. Dass dies lohnt beweisen diverse Nominierungen beim DSFP oder dem KLP. In seiner zweiten Storysammlung finden sich in Begleitung von zwei Kurzgeschichten vier längere Geschichten aus einer dystopischen Zukunft unserer Erde. Auf heimatlichen Boden geblieben, zeigen diese Erzählungen unterschiedliche Schicksale einfacher Menschen als Zuschauer eines größeren Rahmens. - »Warum wir sind« - »Der Weg nach oben« - »Nach dem Sturm« - »Der Wall« - »Die letzte Nacht« und als exklusive Bonusnovelle »Titan«

Galax Acheronian ist ein Autor und Zeichner, der bereits in jungen Jahren Geschichten schrieb. Seit 2009 veröffentlicht er regelmäßig Kurzgeschichten, Novellen und einige Romane aus dem Bereich Science-fiction und Fantasy. Mehr Informationen gibt es auf www.acheronian.de

Erschienen in "Sprung ins Chronozän“
Verlag „ModernPhantastik“

Der Sprung in die Schwerelosigkeit fühlte sich jedes Mal an, wie am ersten Tag. Sonny kletterte die Sprossen empor, nahm nur noch jede Zweite, bis er endgültig sein Eigengewicht verlor. Bäuchlings warf er sich in den schmalen, eben noch über, nun vor ihm liegenden Gang. Die Leiter unter ihm rauschte hinweg, während jede greifbare Sprosse noch einmal zum Schwung holen diente, ehe er schließlich seine Arme anlegte und die Momente genoss, die ihm das Gefühl gaben, zu fliegen.

Seine Schwester, in der gleichen weißen Uniform und nur wenige Meter hinter ihm, stand dem in nichts nach. Wie immer versuchte sie ihn trotz des zeitversetzten Starts einzuholen. Da sie die kräftigeren Beine hatte, gelang ihr das meist auf halber Strecke. Ein einziges kräftiges Abstoßen ab dem Punkt des totalen Gewichtsverlustes blieb das Entscheidende, der Rest des 'Fluges' eine unbeeinflussbare Folge der zuvor aufgebauten Kraft. Sonny blickte prüfend zurück, wie weit sein Vorsprung noch hielt.

»Ich krieg dich.« Hell lachte sie in sein blasses Gesicht, das fast so bleich wie die eng anliegenden Uniformen war.

»Denkste!« Der einzige Kontrast an Sonny war sein Haar, schwarze widerspenstige Zotteln, die nur erträglich waren, wenn man sie kurz schor, was er viel zu selten tat. Auch Anna hatte diese Haare, welche beide von ihrer Mutter geerbt hatten.

Weniger kontrastreich, aber eine andere Farbe an ihrem Bruder war das großen gelben Dreieck, welches sich vom Hals über die Brust bis hin zu der Stelle seines Nabels zog. Gelb stand für Energietechnik. Anna trug an derselben Stelle ihrer Uniform ein dunkelgrünes Dreieck – stehend für die Schiffsicherheit. Sie fand immer, dass ihre Abteilungsfarbe sie noch blasser scheinen ließ, als sie ohnehin schon war. Darüber hinaus bemängelte sie, dass der farbige Teil ihrer Uniform irgendwie den Fokus auf ihre in den letzten Jahren deutlich größer gewordene Brust rückte. Eigentlich wäre es nur fair, so meinte sie, wenn Jungen und Männer ihre Abteilungsfarben zwischen den Beinen tragen würden. Seit längerem schaute sie den meisten Männern immer erst in den Schritt, ehe sie sich aufraffte, in das Gesicht ihres Gegenübers zu blicken. Sie wusste nicht einmal mehr, wann sie damit angefangen hatte. Vielleicht machte sie es auch nur, weil fast alle Männer ihr immer zuerst auf die Brust schauten. Eine Art stiller Protest, oder eher eine Gegenbewegung, die durch die engen Uniformen gefördert wurde und an der sie Gefallen gefunden hatte.

Neben der Grundfarbe der Abteilungsspezifischen Uniformen war die große ›3‹ auf dem Rücken der zweite identische Teil aller Besatzungsmitglieder. Die Zahl sollte jeden sofort wissen lassen, zu welchem Schiff man gehörte – damals jedenfalls. Heutzutage war diese Zahl bedeutungslos.

Das Schiff mit der Bezeichnung #III war, wie die anderen, eine lange Röhre, um das sich die massive Wohn- und Arbeitseinheit, auch das Lebensrad genannt, drehte. Vier schmale Streben, durch die sich die Gänge zogen, in denen beide gerade flogen, hielten das Rad um den massiven Kern und im Grunde dem eigentlichen Schiff, da sich dort alle notwendigen Dinge befanden und auch ohne den Lebensbereich uneingeschränkt funktionierte.

»Landung!«, rief Sonny aus, schob seine Arme und Beine vor und federte seinen Flug schließlich am Waffenkern ab. Die massigen Stiefel, jeweils mit kleinen Magneten in der Sohle, hafteten sofort am Metall. Anna landete nur Augenblicke nach ihrem Bruder direkt neben ihm, inmitten des dunklen Waffenschachts.

Hier im Heiligsten in der Schwerelosigkeit ruhte der Todeskörper – wie sie alle diesen Hochenergie-Streulaser nannten. Diese mit nichts zu vergleichende Waffe verdampfte selbst aus enormer Entfernung, die Oberfläche eines Planeten in einem Bereich von mehreren hundert Quadratkilometern. Ganze Kontinente konnte man so durch wenigen Pulse des Todeskörpers einschmelzen, noch ehe jemand auf der Planetenoberfläche bemerkte, was geschah und woher es kam.

»Mal wieder Erster.« Mit einem zufriedenen Grinsen fasste Sonny seine Schwester in seinen Blick.

»Du hattest Glück.« Ihre tief dunklen Augen, die sie von ihrem ersten Vater geerbt hatte, erwiderten sein Lachen. Sonny trug in seinen Pupillen das helle Blau seines Vaters – Annas zweiten.

»Können, nur Können«, konterte und tastete sich vorsichtig am Waffenkern entlang. Dieser gigantische Maschinenkomplex war deutlich wärmer als die ohnehin recht hohe Umgebung hier im Zentrum des Schiffes. Wie ein lebender Organismus pulsierte der Kern alle zehn Meter in rotem Licht und summte dabei leise vor sich hin, was an den Fingern immer ein wenig kitzelte. Im Inneren tobten Energien, die jenseits aller Vorstellungskraft lagen und das meterdicke Material des Kerns bis hier draußen beeinflussten.

Anna sah kurz den hellen Gang hinauf, hinunter oder entlang. Aus der Sicht des Lebensrades würde sie hinunter blicken, aber hier in der Schwerelosigkeit war derlei egal. Sie hatte das Sicherheitsschott zwischen den Leiterabschnitten wieder verriegelt, nachdem sie es (illegalerweise) geöffnet hatte, prüfte aber nur zur Sicherheit, ob sie beide wirklich allein waren. Hierher war sie mit ihrem Bruder schon als Kind gekommen. Gezeigt bekommen hatte sie diesen Ort von ihrem Großvater. Anfangs lockte sie die Schwerelosigkeit, seit einigen Jahren jedoch die Möglichkeit, ohne Mitschnitt der Sicherheitsprotokolle ihre geheimsten Gedanken mit ihren ›kleinen großen Bruder‹ auszutauschen. Sie nannte ihn nicht etwa so, weil Sonny einen halben Kopf kleiner und ein ganzes Jahr älter als sie war, sondern mehr wegen seiner oftmals viel zu kindlichen Gedanken. Dabei waren beide längst in einem Alter, in dem man sich über die Zukunft und die bevorstehenden Aufgaben konkretere Gedanken machen sollte. Zu den gemeinsamen Aufgaben ihrer Generation an Bord der #III zählte eben nicht nur, ihren festen Familienzweigen zu folgen und das Schiff instand zu halten, sondern auch für den Fortbestand allgemein zu sorgen. Für die Vorfahren und Erben.

Seit ihrem fünfzehnten Geburtstag, vor einigen Monaten, traf sich Anna mit zwei Jungen: Teejay und Lemalian aus dem Wissenschaftszweig. Die Entscheidung dazu hatte man ihr abgenommen, schon wenige Monate nach ihrer Geburt. Den Zweck dahinter verstand sie natürlich. Sonny hingegen stellte keine solche Überlegungen an, was Zweck oder Pflicht betraf. Viel zu oft beschwerte er sich, dass sein Mädchen, Sierra, ihm zu langweilig sei. Ganz zu schweigen von seinem Mitpartner Bino, der ältere Bruder Teejays, der Sonny schon jeden Tag am gemeinsamen Arbeitsplatz im Generatorraum nervte. Die Vorstellung, mit diesen beiden das ganze Leben verbringen zu müssen, war unerträglich, wie er viel zu oft betonte und dabei ausschweifend seinen Mitpartner imitierte.

Anna musste zugeben, dass diese Imitation ziemlich witzig war, zumal Sonny im Recht war. Schon jetzt spielte sich Bino wie ein Familienoberhaupt auf. Immer wieder verwies er den deutlich schwächeren Sonny an einen Platz, an dem dieser sich nicht wohl fühlte. Anna war völlig klar, dass ihr Bruder daher weit unter seinem Licht aktiv werden konnte. Beruflich und persönlich. Zwischen den beiden konnte es nicht gut ausgehen, aber niemand hatte eine Wahl, jede Familie hatte zwei Väter, was nicht nur zur genetischen Mischung beitrug, sondern vor allem auch, weil deutlich mehr Jungen als Mädchen geboren wurden.

Mit ihren eigenen baldigen Ehemännern erging es Anna durchaus besser, da sie sich mit Teejay sehr gut verstand, sogar ausgesprochen gut, wie sie sich eingestehen musste. Teejay, ebenfalls schon sechzehn, schien im Gegensatz zu Sonny auch viele weniger Probleme damit zu haben, seine künftige Ehefrau mit einem anderen Mann teilen zu müssen. Mit Lemalian war sie sich noch nicht eins. Beide Jungen konnten kaum unterschiedlicher sein, obwohl sie Cousin durch die selben Großmutter waren. Jedoch hatte Teejays Mutter einen anderen Vater, als der erste Vater Lemalians. Es war kompliziert, wie und wer mit wem verwandt war.

Nur der medizinische Zweig hatte den Überblick und die Aufgabe, die genetische Mischung sicherzustellen und die Ehepartner festzulegen. Für Sonny, in Anbetracht seiner im zugeteilten Partner, offensichtlich das größte Problem.

»Wenn du es gleich richtig machst, musst du es nicht zweimal machen«, ahmte Sonny gerade Binos Stimme nach und beschwerte sich direkt danach, dass sein unliebsamer Mitpartner zusammen mit Sierra erneut über seinen strubbeligen Kopf hinweg, einen gemeinsamen Abend geplant hatten. Zu allem Überfluss hatte Bino ihm indirekt zu verstehen gegeben, dass es völlig okay sei, einfach nicht dabei zu sein.

»Du darfst dich nicht von ihm abhängen lassen«, riet sie ihm.

»Mir doch egal … Sollen die beiden sich doch einen anderen suchen, dann bleib ich eben allein wie Tumber.«

»Ach, Sonny … « Ein plötzlicher Hall ließ beide aufhorchen. »Da kommt jemand«, flüsterte Anna.

Elegant wie Fische stoben beide hinter den Waffenkern und zwängten sich dort...

Erscheint lt. Verlag 4.2.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7407-2159-6 / 3740721596
ISBN-13 978-3-7407-2159-6 / 9783740721596
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