Blutiges Töwerland. Ostfrieslandkrimi -  Dörte Jensen

Blutiges Töwerland. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-141-1 (ISBN)
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Der berühmte Schriftsteller Claas Fokken wird in seinem Haus in den Dünen der Insel Juist ermordet aufgefunden. Für einen grausamen Moment hat das »Töwerland«, wie die ostfriesische Insel auch genannt wird, seinen friedlichen Zauber verloren. Wer hatte ein Motiv, den kauzigen, aber bei seinen Mitmenschen dennoch beliebten Bestseller-Autor zu töten? Kommissar Joost Kramer nimmt einen aufdringlichen Fan des Schriftstellers ins Visier. Doch auch die Rolle von Claas Fokkens Verlegerin, die gleichzeitig seine Lebensgefährtin war, wirft Fragen auf. Der ostfriesische Kommissar ermittelt auf Hochtouren – und ahnt dabei nicht, dass seine Freundin Ricarda zum Opfer eines Überfalls wird, der auf unerwartete Weise mit dem Mordfall in Zusammenhang steht...

Blutnacht


 

Juist, Juni

 

Claas Fokken schaltete den Fernseher nach der Tagesschau aus und griff nach dem Buch, das auf dem Beistelltisch neben dem Sessel lag. Rita war an diesem Abend bei der Veranstaltung des Vereins Töwerbuch im Haus des Kurgastes. Dort diskutierten Insulaner und Touristen über Ostfriesenkrimis und Literatur – oder was sie dafür hielten. Rita würde den Abend sicherlich wieder als Werbe­plattform für sein neues Buch nutzen und dem Journalisten des Inselkieker ein Interview geben.

Im ersten Moment hatte Claas sie begleiten wollen, sich dann aber dagegen entschieden. Vor der geplanten Lesereise, die ihn quer durch die Republik führen würde, wollte er die ruhigen Tage auf Juist genießen.

Als der Schriftsteller ein Poltern hörte, stand er auf und ging ins Arbeitszimmer. Die Terrassentür stand offen. Der Abendwind bauschte den Vorhang auf. Vor dem Regal lag ein Bilderrahmen. Wahrscheinlich hatte ihn der Wind heruntergeweht.

Claas hob den Rahmen auf und betrachtete die Aufnahme, bei der er mit Rita in die Kamera lächelte. Das Glas war bei dem Sturz gesprungen. Der Riss ging genau zwischen ihnen hindurch, als wollte er das Paar trennen. Claas legte den Fotorahmen mit dem Bild nach unten in eine Schublade, schloss die Terrassentür und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Nachdem er seinen Roman zu Ende gelesen hatte, nahm er die Brille ab und sah auf die Uhr. Inzwischen war es fast elf. Rita musste jeden Moment zurückkommen.

Claas wollte das Buch gerade auf den Tisch legen, als er ein Klirren aus der Küche hörte. War sie bereits zurück?

»Rita?« Er öffnete die Verbindungstür zum Esszimmer, von dem aus er direkt in die Küche gelangte. Das Mondlicht fiel durch die große Glasfront in den Raum. Ein Windhauch strich sanft über seine Haut.

Irritiert sah Claas zum Fenster, in dem ein großes Loch klaffte. Auf dem Boden lag einer der bemalten Steine aus dem Blumenbeet im Vorgarten. Hatte der verrückte Fan seine Scheibe eingeworfen?

Claas tippte auf den Lichtschalter, um sich den Schaden genauer anzusehen. Die in der Decke eingelassenen Spots flammten auf. Einer von ihnen setzte die neben dem Hochschrank stehende schwarze Gestalt wie einen Rockstar in Szene. Sein Gesicht verbarg er hinter einer Strumpfmaske. Die Klinge des Messers, das er in der rechten Hand hielt, blitzte auf.

»Was wollen Sie hier?« Der Schriftsteller ließ den Eindringling nicht aus den Augen.

»Ich will den Friesenteufel! Wo ist das Manuskript?« Obwohl die Stimme so gekünstelt klang, dass sie nur verstellt sein konnte, und durch die Maske gedämpft wurde, kam sie Claas irgendwie vertraut vor.

»Damit können Sie nichts anfangen. Nehmen Sie mein Geld. Ich gebe Ihnen alles, was ich im Haus habe.«

Der schwarz gekleidete Mann machte einen Schritt auf ihn zu.

Claas wich zurück, bis er an den Herd stieß. Dabei klapperte die gusseiserne Pfanne, in der er sich zum Abendessen zwei Spiegeleier gemacht hatte, leise. Damit konnte er sich verteidigen. Der Schriftsteller drehte sich um und griff danach.

»Das würde ich lieber nicht tun!« Der Angreifer drückte ihm von hinten die Klinge des Tranchiermessers, das er aus dem Küchenblock gezogen hatte, an den Hals.

»Okay, okay! Ich tue alles, was Sie von mir verlangen.«

»Braver Junge!« Der Angreifer lachte meckernd und ließ das Messer sinken. Darauf hatte Claas nur gewartet. Den Stiel fest umklammernd, wirbelte er herum. Mit einem Plong knallte die Pfanne gegen die Schulter des Angreifers. Das Messer rutschte ihm aus der Hand und fiel zu Boden. Bevor Claas zu einem weiteren Schlag ausholen konnte, stürzte sich der Unbekannte mit einem wütenden Schrei auf ihn und drückte seine Arme nach unten. Polternd knallte die Pfanne auf die Fliesen. Kaltes Fett spritzte heraus und sprenkelte Boden und Schranktüren.

Claas wand sich aus der Umklammerung und trat wie ein wild gewordener Stier um sich. Mit Genugtuung registrierte er den Schmerzensschrei, als er seinem Gegner mit voller Wucht auf den Fuß trat. Claas setzte nach und rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen. Der überraschende Angriff verschaffte ihm etwas mehr Bewegungsfreiheit. Nach einem weiteren Tritt stieß er seinen Gegner zur Seite und rannte ins Wohnzimmer. Sein Handy lag auf dem Couchtisch. Damit konnte er Hilfe holen.

Aber er war nicht schnell genug. Der Eindringling stürzte sich von hinten auf ihn. In einem Gewirr von Armen und Beinen gingen beide vor dem Kamin zu Boden. Claas griff nach dem Kopf seines Gegners, bekam aber nur die Maske zu fassen. Mit einem Ruck zog er diese ab. Als er den Einbrecher erkannte, erstarrte er mitten in der Bewegung.

Sein Gegner nutzte das Überraschungsmoment und trat ihm in den Bauch. Claas japste nach Luft. Bevor er sich von dem Angriff erholen konnte, spürte er die Messerspitze unter seinem Kinn.

»Ganz ruhig oder ich ramme dir das Messer in den Rachen.«

»Lass mich sofort los!«

»Wenn du nicht tust, was ich dir sage, wirst du sterben. Hast du das kapiert?«

»Rede nicht so einen Blödsinn. Nimm das Messer runter!« Der Schriftsteller funkelte seinen Widersacher wütend an.

»Wo sind die Hefte des neuen Manuskriptes?« Die Messerspitze bohrte sich in seine Haut.

»Rita wird jeden Moment hier sein. Willst du sie auch umbringen?«

»Ich werde tun, was nötig ist.«

»Das ist nur ein alberner Machospruch.«

Eine Faust raste auf Claas zu. Sekunden später fiel er in eine namenlose Dunkelheit.

 

***

 

Claas erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen. Er setzte sich auf und drückte die Handflächen an seine Schläfen. Eine rote Digitalanzeige und vier stecknadelkopfgroße Lämpchen waren die einzigen Lichtquellen in dem ansonsten dunklen Raum. Als ein Brummen erklang, zuckte er erschrocken zusammen.

»Das ist nur die Heizung. Du bist im Keller«, beruhigte er sich. Der Schriftsteller tastete sich an der Wand entlang zur Tür und knipste das Licht an. Eine Neonröhre tauchte den Raum in ein helles Licht.

Claas kniff die Augen zusammen und blinzelte. Nachdem er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, sah er sich um. Neben dem Heizungskörper standen ein Putzeimer und fünf Umzugskisten. Darin bewahrte er die Kindersachen seiner Tochter Britta auf, für die sie in ihrer Wohnung keinen Platz hatte. An der gegenüberliegenden Wand war ein Karton mit signierten Autorenexemplaren der bisher erschienenen Bände vom Blutigen Töwerland.

Der Angreifer musste ihn niedergeschlagen und in den Keller geschleift haben. Claas ging zur Tür, legte die Hand auf die Klinke und drückte diese nach unten.

»Dammi nochmol! Der Mistkerl hat mich eingesperrt.« Er hämmerte mit den Fäusten gegen die Stahltür und rief um Hilfe. Rita würde ihn hoffentlich hören. Vielleicht war sie aber bereits …

Der Gedanke, dass er ihr etwas angetan hatte, raubte Claas für einen Moment den Atem. Obwohl sie seit seiner Vertragskündigung kaum miteinander gesprochen hatten, war Rita ihm keinesfalls gleichgültig.

Claas rüttelte noch einmal an der Tür, aber sie blieb verschlossen.

Mit grimmiger Miene öffnete er einen von Brittas Kartons. In ihren Sachen würde er hoffentlich eine Schere oder etwas Ähnliches finden, das er als Waffe benutzen konnte. Wenn der Einbrecher das vollständige Manuskript des neuen Romans suchte, würde er feststellen, dass das Ende fehlte. Die letzten drei Hefte lagen im Tresor, zu dem nur er den Code kannte. Damit wollte er verhindern, dass Rita den Roman ohne seine Erlaubnis veröffentlichte.

Fieberhaft wühlte Claas in den Kartons, fand aber nur Stoffpuppen, Kleidung, Muscheln, Malbücher, einen rosafarbenen Filzstift und anderen Krimskrams – aber nichts, was er als Waffe verwenden konnte. Auch wenn die Feder einem Sprichwort nach mächtiger war als das Schwert, hätte ihm eine scharfe Waffe mehr geholfen als ein rosafarbener Filzstift.

Ein rosafarbener Filzstift …

Claas dachte nach. Da er keine Ahnung hatte, wie weit sein Widersacher wegen des Manuskriptes gehen würde, musste er mit dem Schlimmsten rechnen.

Würde er ihn deshalb töten? Hatte er Rita bereits umgebracht? Was immer er auch vorhatte: Er würde damit nicht durchkommen.

Mit grimmiger Entschlossenheit nahm Claas ein Exemplar aus der Bücherkiste und zog die Kappe vom Filzstift. Zu seiner Freude war dieser nicht vertrocknet. Hektisch schlug er den Roman an einer beliebigen Stelle auf und kritzelte eine Botschaft zwischen die Zeilen.

Sollte er in dieser Nacht sterben, würde sich vielleicht jemand die Exemplare ansehen und seine Nachricht finden. Selbst im Grab konnte er seinem Feind noch gefährlich werden!

Claas hatte gerade das dritte beschriebene Buch in die Kiste zurückgelegt, als er das Klacken des Schlosses hörte. Hastig schloss er den Deckel und ballte die Hände zu Fäusten. Er würde keinesfalls kampflos aufgeben!

Als die Tür geöffnet wurde, stürmte Claas heraus. Zumindest hatte er das vor. Aber sein Gegner schien sich...

Erscheint lt. Verlag 11.2.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-141-7 / 3965861417
ISBN-13 978-3-96586-141-1 / 9783965861411
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