Was kommt auf uns zu? -  Gerhard Maier

Was kommt auf uns zu? (eBook)

Biblische Zukunftsperspektiven
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
144 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-22940-0 (ISBN)
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Niemand kann in die Zukunft blicken, doch die Bibel ist das Wort Gottes, des Herrn der Zeiten. Der erfahrene Theologe, Altbischof Prof. Dr. Gerhard Maier, entfaltet biblische Aussagen zur Zukunft der Kirche, der Welt und des Einzelnen. Dabei spricht er auch die Frage nach der Zukunft Israels an. Es ergibt sich eine realistische und zugleich hoffnungsvolle Perspektive, die nicht aus menschlicher Sehnsucht, sondern aus der Bibel abgeleitet ist. 'Der Gedanke an die Ewigkeit ist kein bedrückender Gedanke. Zwar rüttelt er wach. Doch er trägt ein tröstendes Ewigkeitslicht in unser Leben. Das Sterben hat aufgehört. Kein Todesschatten fällt mehr auf diese Ewigkeit.' (Gerhard Maier)

Prof. Dr. Gerhard Maier, Jahrgang 1937, war Rektor im Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen, Prälat in Ulm, von 2001 bis 2005 Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Er lebt mit seiner Frau in Tübingen. Veröffentlichungen (Auszug): Das Ende der historisch-kritischen Methode, 1974; Die Johannesoffenbarung und die Kirche, 1981; Biblische Hermeneutik, 1990 (1994). Gerhard Maier ist Mitherausgeber des 'Großen Bibellexikons' sowie für die Auslegungsreihen 'Wuppertaler Studienbibel' und 'Edition C Bibelkommentar' als Herausgeber und auch als Autor mehrerer Kommentarbände verantwortlich.

Prof. Dr. Gerhard Maier, Jahrgang 1937, war Rektor im Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen, Prälat in Ulm, von 2001 bis 2005 Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Er lebt mit seiner Frau in Tübingen. Veröffentlichungen (Auszug): Das Ende der historisch-kritischen Methode, 1974; Die Johannesoffenbarung und die Kirche, 1981; Biblische Hermeneutik, 1990 (1994). Gerhard Maier ist Mitherausgeber des "Großen Bibellexikons" sowie für die Auslegungsreihen "Wuppertaler Studienbibel" und "Edition C Bibelkommentar" als Herausgeber und auch als Autor mehrerer Kommentarbände verantwortlich.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Kapitel II:
Die Zukunft der Welt


Die Frage nach dem Morgen bewegt jeden Menschen. Der radikalste Agnostiker, der sie grundsätzlich verweigern will, geht doch am nächsten Morgen zum Arzt, wenn ihn die Schmerzen plagen.

Durch die ganze Menschheitsgeschichte zieht sich die optimistische Erwartung einer besseren Zeit. Bis heute berühmt ist die vierte Ekloge des jungen Vergil aus dem Anfang der augusteischen Zeit (40 v.Chr.), die mit der Herrschaft des Augustus die Hoffnung auf ein neues herrliches Zeitalter verbindet: »Sieh, wie alles sich freut der goldenen Zeit, die bevorsteht.«59 Fortschrittsoptimismus wurde eines der Kennzeichen der europäischen Aufklärung. Verdichtet hat sie sich in Gotthold Ephraim Lessings programmatischer Schrift Die Erziehung des Menschengeschlechts von 1777.60 Sie lebt von der Überzeugung, dass die Menschheit auf die »höchste[n] (sic!) Stufen der Aufklärung und Reinigkeit« kommen werde (§ 81), dass wir auf »die Zeit der Vollendung« zugehen, »da der Mensch […] das Gute tun wird, weil es das Gute ist« (§ 85). Geradezu seicht sind demgegenüber die Sätze gegenwärtiger Wahlkämpfe, wie das »We can« oder »Wir schaffen das«.

Sehr viel anders redet die Weisheit der Lehrer Israels. Immer wieder mahnen sie zur Zurückhaltung im Urteil. So nach den Sprüchen der Väter aus dem 1. Jahrhundert n.Chr.: »Ich […] fand nichts Besseres als das Schweigen.«61 Menschliche Weisheit ist nicht in der Lage, die Zukunft vorauszusagen. So schon der Prediger (Kohelet 8,7): Der Mensch »weiß nicht, was geschehen wird, ja wer will ihm sagen, wie es werden wird?«

Von da aus ist der Schritt nicht mehr weit zu einer pessimistischen Sicht der Dinge. Die Lehrer Israels waren noch gehalten durch ihren Gottesglauben. Aber wenn dieser Gottesglaube schwindet, kommt die Frage, wer oder was noch für eine gute Zukunft bürgt. Kann der Mensch die Last der Verantwortung tragen? Beeindruckend ist hier das Beispiel des Club of Rome. Im Jahr 1972 veröffentlichten Dennis Meadows und andere seinen Forschungsbericht unter dem Titel Die Grenzen des Wachstums.62 Sie gingen aus von »fünf wichtigen Trends«: »der beschleunigten Industrialisierung; dem rapiden Bevölkerungswachstum; der weltweiten Unterernährung; der Ausbeutung der Rohstoffreserven und der Zerstörung des Lebensraumes«.63 Fazit der Untersuchungen: Es wird zu einer »Katastrophe«, einem weltweiten Kollaps kommen, der »nur bei grundsätzlicher Änderung der Wert- und Zielvorstellungen des Einzelnen, der Völker und auf Weltebene« vermieden werden kann.64 Bis heute ist eine solche grundsätzliche Änderung nicht geschehen. Seit meiner Schulzeit ist die Weltbevölkerung von 2,5 auf über 7,5 Milliarden gestiegen. Viele Tierarten sind schon ausgestorben. Bleibt da nur eine pessimistische Weltsicht übrig? Eine solche wird auch durch weitere Faktoren nahegelegt. Dazu gehören die dem Menschen innewohnende Existenzangst und die traumatische Erfahrung, dass sich das Böse immer wieder durchsetzt.

Es ist interessant, dass sich die historisch-kritische Bibelauslegung ein Ende der Welt weithin nur in Form einer »Naturkatastrophe«, eines innerweltlichen Geschehens also, vorstellen kann, nicht aber als Folge eines göttlichen Eingriffs, zum Beispiel durch die Wiederkunft Christi. Wir zitieren drei Beispiele. Im Jahr 1941 hielt Rudolf Bultmann seinen berühmten Vortrag über Neues Testament und Mythologie.65 Im Verlauf seiner Ausführungen äußerte er, wir könnten uns ein Weltende nur »als ein Ende in Naturkatastrophen« und nicht als ein Geschehen, wie es das Neue Testament beschreibe, vorstellen. 1962 veröffentlichte Wolfgang Trillhaas seine Dogmatik und kam darin zu der Aussage: »Dauer der Welt und künftiges Schicksal der Erde sind naturwissenschaftliche Fragen und als solche aus der Zuständigkeit der Theologie zu entlassen.«66 Ein drittes Beispiel bildet Die Antwort des Glaubens von Heinrich Ott, in 1. Auflage 1972 erschienen. Sie formuliert kurz und bündig: »Was wir in biblischen Texten an anschaulicher Beschreibung der neuen, künftigen Welt finden (etwa die Schilderung des neuen Jerusalem im 21. Kapitel der Johannesoffenbarung)«, sind »nur eben Symbole und nicht objektive Informationen über ein zukünftiges Geschehen«.67

Was sagt die biblische Botschaft? Wir versuchen, sie in sieben Abschnitten zusammenzufassen.

1. Die Welt bleibt von Gott geliebt


Fundamental ist Jesu Aussage in Johannes 3,16: »Denn also hat Gott die Welt (tòn kósmon) geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.« Immer wieder hat die Formulierung »die Welt« Erstaunen ausgelöst. Denn sowohl im Hebräischen als auch im Griechischen hat der Begriff »diese Welt« (hebr. ha‘olam hasäh, griech. ho aiōn hoũtos) in der Regel einen negativen Klang. Ist diese Welt der »Sünden, Schwächen, d. Elends«68 tatsächlich von Gott geliebt? Man kann »die Welt« auch nicht einfach auf »die Menschen« beschränken.69 Denn der Sprachgebrauch verlangt, »Welt« bzw. »Kosmos« in Johannes 3,16 »als Inbegriff alles Vorhandenen« zu verstehen.70 Keinesfalls darf die Aussage auf »die Gläubigen« begrenzt werden.71 Eingeschlossen sind also Gläubige und Ungläubige, Gleichgültige und Gottesfeinde, Menschen und Engel.

Welcher Art ist diese Liebe? Auch dazu macht Johannes 3,16 grundlegende Aussagen. Diese Gottesliebe ist eine hingebende Liebe. Nicht das, was eine Gottheit fordert (Ehre, Anbetung, Unterwerfung), bildet das Thema, sondern das, was ein liebender Gott schenkt. Es ist das Höchste: sein Sohn, zugleich eine Wesensseite seiner Dreifaltigkeit. Und es ist eine rettende Liebe. Sie zielt darauf, dass Menschen »nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben«. Von daher prägt sie die große Geschichte Jesu vor seiner Wiederkunft. Für diese Geschichte vor seiner Wiederkunft gilt dann auch der Satz: »Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde« (Joh 3,17).

Johannes 3,16 sagt zugleich, wie die Menschen diese Liebe Gottes in ihr Leben aufnehmen können: durch den Glauben. Das heißt zugleich: nicht durch Zwang. Weder Gott, der hier auf allen Zwang verzichtet, noch ein Mensch noch irgendeine Institution – und sei es die Kirche – erzwingt die Annahme dieser Liebe. Hier gilt der Satz: »Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben« (Joh 1,12).

Damit ist eine weitreichende Perspektive sichtbar geworden. Zwingt Gott der Welt ein positives Verhältnis nicht auf, dann behält sie die Freiheit, sich auch gegen Gott und dessen Liebe zu entscheiden (vgl. 5Mo 30,15-19; Hes 18,23; 33,11; Sir 15,11-17; Mt 23,37). In der Tat hat sie das in weiten Bereichen auch getan. Und dennoch dauert das Wunder an: Sie bleibt immer noch von Gott geliebt.

Ein Erkennungszeichen dieser Liebe ist die Mission. Von den frühesten Zeiten an hat Gott seinem Volk Israel und der Gemeinde Jesu die Anweisung gegeben, ihn in der ganzen Menschheit bekannt zu machen (vgl. 1Mo 12,3; Jes 42,1-4; Mt 28,18-20). »Mission« heißt »Sendung« – Sendung zur Einladung, zu Gott zu kommen. Deshalb gehört die Mission zur tätigen Liebe Gottes. Würde die Mission erlöschen, würde auch der Anteil an der Retterliebe Gottes erlöschen.

Wir müssen das Gesagte noch zuspitzen. Gottes Liebe zur Welt äußert sich zentral in dem Wunder, dass er ihr die Chance der Umkehr, der Heimkehr zu ihm, anbietet. Unser deutsches Wort »Bußpredigt« nimmt zwar einen wichtigen Aspekt dieser Umkehr auf, bringt aber leider nicht zum Ausdruck, dass es sich zugleich um eine einzigartige Chance, um die Möglichkeit einer totalen Revision der Lebensverhältnisse, handelt, die den Menschen wieder mit Gott zusammenbringen kann.

Dass Gott diese Welt liebt, entfaltet die Bibel in einer weiteren wichtigen Dimension. Das ist die Dimension des Schöpfers mit seiner Fürsorge für die Schöpfung. Durch die ganze Bibel hindurch wird der dreieinige Gott als der Schöpfer aller Dinge verherrlicht. Das alte christliche Glaubensbekenntnis, das sogenannte Apostolicum, dessen Urform auf das römische Symbol des 2. Jahrhunderts n.Chr. zurückgeht, hat dies mit Recht in die Worte »Ich glaube an Gott […], den Schöpfer des Himmels und der Erde« zusammengefasst. Die neutestamentliche Grundlage bilden Stellen wie Apostelgeschichte 14,15; 1. Korinther 8,6; Epheser 4,6 oder 1. Timotheus 6,13. Wer Gott als den Schöpfer dieser Welt leugnet, vergeht sich an der Vernunft ebenso wie an der Offenbarung Gottes (Röm 1,19-23).

Es ist vor allem die Fürsorge Gottes für seine Schöpfung, die in der Bibel betont wird. Gott schenkt sogar dem Menschen, der sich grundsätzlich von ihm abgewandt hat, die notwendige Ausrüstung (1Mo 3,21). Er gibt ihm den genialen Erfindungsgeist, damit er sein Leben auf der Erde gestalten kann (1Mo 4,20-22). Vor allem Jesus hat in seiner Bergpredigt darauf hingewiesen, dass Gott sowohl den Guten wie den Bösen in dieser Welt unendlich viel Fürsorge erweist (Mt 5,44-48; 6,25-32). Im Alten Testament rühmen die Psalmen immer wieder Gottes Güte (z.B. Ps 104; 136; 145; 147). Sie gilt auch den Tieren (Ps 104,10-28; 145,15-16; 147,7-9; Mt 6,25-26). Die Tiere werden sogar in die Erlösungsprophetien einbezogen (Jes 11,6-8; Röm 8,19-21), und in Römer 8,19-21 erstreckt sie sich gar auf die...

Erscheint lt. Verlag 3.3.2020
Verlagsort Witten
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Bibelauslegung • Hoffnung • Israel • Offenbarung • Weltgeschichte • Zukunft • Zukunftsängste • Zuspruch Gottes • Zuversicht
ISBN-10 3-417-22940-5 / 3417229405
ISBN-13 978-3-417-22940-0 / 9783417229400
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