BOY'S LIFE - Die Suche nach einem Mörder (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
582 Seiten
Luzifer Verlag
978-3-95835-487-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

BOY'S LIFE - Die Suche nach einem Mörder -  Robert Mccammon
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Es ist 1964 in dem kleinen idyllischen Städtchen Zephyr, wo die Bewohner entweder in der Papierfabrik am Tecumseh River oder in dem örtlichen Milch­betrieb arbeiten. Es ist ein einfaches Leben, aber doch voller Wunder für den zwölfjährigen Cory Mackenson. Eines Morgens werden er und sein Vater Zeuge, wie ein Auto vor ihnen von der Straße abkommt und in einem See versinkt. Am Steuer aber befand sich ein nackter, geschundener Körper, mit Handschellen an das Lenkrad gefesselt. Mit der Zeit vergessen oder verdrängen die Bewohner des Ortes den seltsamen Vorfall, doch Cory und sein Vater wollen dem Geheimnis auf die Spur kommen. Ihre Suche führt sie in eine Welt, wo Unschuld und Bosheit aufeinanderprallen und Magie und Fantasie mit der Realität zu verschmelzen scheinen ...

Robert McCammon gilt als einer der prägendsten Autoren der Hochzeit der US-amerikanischen Horrorliteratur der 1980er Jahre. Nachdem sein Debütroman Baal die Verkaufsränge gestürmt hatte, avancierte McCammon zum Bestseller-Autor und wurde lange Zeit in einem Atemzug mit Stephen King genannt. Nach mehreren Ausflügen in die Welt des Horrors wollte sich McCammon jedoch auch in anderen Genres ausprobieren - eine folgenschwere Entscheidung, die zum Zerwürfnis mit seinem damaligen Verleger und einer zehnjährigen Schaffenspause McCammons führte. 2002 aber meldete er sich mit 'Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal' (Speaks the Nightbird) wieder zurück - einer auf neun Bände ausgelegten historischen Krimireihe, angesiedelt im 17. Jahrhundert der neugegründeten amerikanischen Kolonien. Robert McCammon lebt in Birmingham, Alabama.

Robert McCammon gilt als einer der prägendsten Autoren der Hochzeit der US-amerikanischen Horrorliteratur der 1980er Jahre. Nachdem sein Debütroman Baal die Verkaufsränge gestürmt hatte, avancierte McCammon zum Bestseller-Autor und wurde lange Zeit in einem Atemzug mit Stephen King genannt. Nach mehreren Ausflügen in die Welt des Horrors wollte sich McCammon jedoch auch in anderen Genres ausprobieren – eine folgenschwere Entscheidung, die zum Zerwürfnis mit seinem damaligen Verleger und einer zehnjährigen Schaffenspause McCammons führte. 2002 aber meldete er sich mit "Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal" (Speaks the Nightbird) wieder zurück – einer auf neun Bände ausgelegten historischen Krimireihe, angesiedelt im 17. Jahrhundert der neugegründeten amerikanischen Kolonien. Robert McCammon lebt in Birmingham, Alabama.

Runter in die Dunkelheit


 

Ich steckte mir die grüne Feder in die Tasche. Von dort wanderte sie in eine White-Owl-Zigarrenschachtel in meinem Zimmer, in der auch meine Schlüsselsammlung und vertrocknete Insekten lagen. Ich klappte den Deckel der Schachtel runter, stellte sie in eine der sieben geheimen Schubladen und machte die Schublade zu.

Und dann vergaß ich sie.

Je länger ich überlegte, ob ich diese Gestalt am Waldrand tatsächlich gesehen hatte, desto sicherer war ich mir, dass ich sie mir nur eingebildet hatte. Meine Augen hatten es mit der Angst zu tun bekommen, als Dad neben dem Auto im See untergegangen war. Ich setzte mehrmals an, Dad davon zu erzählen, aber jedes Mal kam etwas dazwischen. Mom wurde fuchsteufelswild, als sie herausfand, dass Dad in den See gesprungen war. Sie schluchzte vor Wut, während sie ihn anschrie, und Dad musste sie auf einen Stuhl am Küchentisch ziehen und ihr in aller Ruhe erklären, warum er es getan hatte.

»Ein Mann saß hinter dem Steuer«, sagte Dad. »Ich wusste ja nicht, dass er schon tot war, ich dachte, er hatte sich den Kopf angeschlagen und war bewusstlos. Wenn ich da nur rumgestanden wäre – wie hätte ich dann später jemals wieder in den Spiegel schauen können, nachdem alles vorbei war?«

»Du hättest ertrinken können!«, schoss sie zurück, während ihr Tränen über die Wangen liefen. »Du hättest mit dem Kopf auf einem Stein landen und ertrinken können!«

»Ich bin nicht ertrunken. Ich bin nicht mit dem Kopf auf einem Stein gelandet. Ich habe getan, was ich tun musste.« Er reichte ihr eine Papierserviette und sie wischte sich damit die Augen ab.

Einen letzten Schuss vor den Bug hatte sie aber noch: »Der See ist voll mit Wassermokassinottern! Du hättest in ein ganzes Nest davon schwimmen können!«

»Bin ich aber nicht«, sagte er, und sie seufzte und schüttelte den Kopf, als lebte sie mit dem verrücktesten Idioten zusammen, der je das Licht der Welt erblickt hatte.

»Zieh dir besser die nassen Sachen aus«, sagte sie nach einer Weile zu ihm. Sie hatte ihre Stimme wieder unter Kontrolle. »Ich danke Gott, dass nicht auch noch deine Leiche unten auf dem Grund des Sees liegt.« Sie stand auf und half ihm, das durchweichte Hemd aufzuknöpfen. »Weißt du dann, wer’s war?«

»Hab den noch nie gesehen.«

»Wer würde einem andern Menschen so was antun?«

»Das herauszufinden ist J.T.s Job.« Er pellte sich das Hemd vom Leib, und Mom nahm es mit zwei Fingern entgegen, als sei das Seewasser mit Lepra verseucht. »Ich muss auf die Wache gehen und das zu Protokoll geben. Rebecca, als ich diesem toten Mann ins Gesicht gesehen habe, ist mir fast das Herz stehengeblieben. So was hab ich noch nie gesehen, und ich hoffe bei allem, was mir heilig ist, dass ich so was auch nie wieder sehen werde.«

»Oh Gott«, sagte Mom. »Was, wenn du einen Herzinfarkt bekommen hättest? Wer hätte dich denn gerettet?«

Sich Sorgen zu machen lag in der Natur meiner Mutter. Sie machte sich über das Wetter Sorgen, über den Preis von Lebensmitteln, dass die Waschmaschine kaputtgehen könnte, darüber, wie die Papierfabrik im Adams Valley den Tecumseh River verschmutzte, wie teuer neue Kleidung war, und alles, was es sonst noch unter der Sonne gab. Für meine Mutter war die Welt wie eine unermesslich große Steppdecke, deren Nähte ständig aufgingen. Irgendwie waren ihre Befürchtungen wie eine Nadel, die diese gefährdeten Nähte stramm zog. Wenn sie sich den schlimmstmöglichen Ausgang einer Situation vorstellen konnte, schien sie eine Art Kontrolle darüber zu entwickeln. Wie gesagt, so war sie einfach. Mein Vater konnte, ohne groß nachzudenken, um Entscheidungen würfeln, aber meine Mutter quälte sich mit jeder Stunde. Ich nehme an, sie ergänzten sich; wie zwei Menschen, die sich lieben, es sollten.

Die Eltern meiner Mutter, Grand Austin und Nana Alice, lebten ungefähr zwölf Meilen weiter südlich am Rande der Robbins Air Force Base in einer Stadt namens Waxahatchee. Nana Alice machte sich sogar noch mehr Sorgen als Mom. Irgendetwas in ihrer Seele verlangte nach Drama und Tragik, während Grand Austin – der Holzfäller gewesen war und zum Andenken an den Ausrutscher einer Bandsäge ein Holzbein hatte – sie warnte, dass er sein Bein abschrauben und ihr damit eine verpassen würde, wenn sie nicht endlich still war und ihn in Ruhe ließ. Er nannte sein Holzbein seine Friedenspfeife, aber soviel ich weiß, hat er es nie zu einem anderen Zweck als dem benutzt, für den es geschnitzt worden war. Meine Mutter hatte einen Bruder und eine Schwester, beide älter als sie, aber mein Vater war ein Einzelkind.

 

An jenem Tag ging ich in die Schule und erzählte Davy Ray Callan, Johnny Wilson und Ben Sears bei der allerersten Gelegenheit, was passiert war. Bis die Schulglocke schellte und ich nach Hause ging, hatten sich die Neuigkeiten in Zephyr wie ein lodernder Waldbrand verbreitet. Das Wort Mord war in aller Munde. Meine Eltern wurden mit Anrufen bombardiert. Jeder wollte die grausigen Einzelheiten wissen. Ich ging raus, um Rebel hinter meinem rostigen Fahrrad her durch den Wald jagen zu lassen, und mir kam der Gedanke, dass einer dieser Anrufer die Details vielleicht schon kannte. Vielleicht versuchte einer von ihnen nur herauszufinden, ob er gesehen worden war, oder was Sheriff Amory wusste.

Als ich auf meinem Fahrrad durch den Wald fuhr und Rebel neben mir herrannte, wurde ich mir bewusst, dass möglicherweise jemand in meiner Heimatstadt ein Mörder war.

Die Tage vergingen, wärmten sich auf zur Mitte des Frühlings hin. Eine Woche, nachdem Dad in Saxon’s Lake gesprungen war, sah der Stand der Dinge so aus: Sheriff Amory hatte weder in Zephyr noch den umliegenden Städten einen Vermissten ausfindig machen können. Ein Artikel auf der ersten Seite des wöchentlich erscheinenden Adams Valley Journal kitzelte keine neuen Informationen heraus. Sheriff Amory und zwei seiner Deputys, ein paar Feuerwehrmänner und ein halbes Dutzend Freiwillige fuhren in Ruderbooten auf den See hinaus und zogen Netze hin und her, fingen aber nur aufgebracht schnappende Schildkröten und Wassermokassinottern.

Saxon’s Lake war in den Zwanzigerjahren Saxon’s Steinbruch gewesen, bis die Dampfschaufeln in einen unterirdischen Bach eingebrochen waren, der weder eingedämmt noch umgeleitet werden konnte. Der See wurde auf eine Tiefe von neunzig bis hundertfünfzig Meter geschätzt. Auf der gesamten Welt existierte kein Netz, welches das versunkene Auto wieder an die Oberfläche ziehen konnte.

Eines Abends kam der Sheriff vorbei, um mit Mom und Dad zu reden, und sie ließen mich dabei sein. »Wer auch immer das getan hat«, erklärte Sheriff Avery, dessen Nase einen Schatten warf, als er mit dem Hut auf dem Schoß dasaß, »muss mit dem Auto rückwärts in die Schotterstraße reingefahren sein, die dem See gegenüberliegt. Die Reifenspuren haben wir gefunden, aber die Fußspuren waren alle verwischt. Der Mörder muss irgendwas auf das Gaspedal geklemmt haben. Kurz bevor Sie um die Kurve kamen, hat er die Handbremse gelöst, die Tür zugeknallt und ist zurückgesprungen, und das Auto hat die Route Ten überquert. Natürlich wusste er nicht, dass Sie dort vorbeikommen würden. Wären Sie in dem Moment nicht dagewesen, wäre das Auto in den See gestürzt, versunken, und niemand hätte je gewusst, dass was passiert ist.« Er zuckte die Achseln. »So reime ich mir das zusammen.«

»Haben Sie mit Marty Barklee gesprochen?«

»Ja, hab ich. Marty hat nichts gesehen. So, wie die Schotterstraße da an der Stelle rauskommt, kann man mit normaler Geschwindigkeit dran vorbeifahren, ohne überhaupt zu merken, dass es sie gibt.«

»Und was bedeutet das nun?«

Der Sheriff dachte über die Frage meines Vaters nach. Das Lampenlicht verfing sich an dem Silberstern auf seinem Hut. Draußen bellte Rebel und in ganz Zephyr stimmten andere Hunde in seinen Stammesschrei ein. Der Sheriff spreizte die großen Hände und betrachtete seine Finger. »Tom«, sagte er, »wir sehen uns hier mit einer äußerst seltsamen Situation konfrontiert. Wir haben Reifenspuren, aber kein Auto. Sie haben gesagt, dass Sie einen toten Mann gesehen haben, der mit Handschellen ans Lenkrad gefesselt war und der einen Draht um den Hals hatte. Aber wir haben keine Leiche und werden wahrscheinlich auch keine bergen können. Im Ort wird niemand vermisst. In der gesamten Gegend wird niemand vermisst, abgesehen von einem jungen Mädchen, und dessen Mutter nimmt an, dass sie mit ihrem Freund nach Nashville durchgebrannt ist. Übrigens hat dieser Freund keine Tätowierungen. Ich kann niemanden finden, der jemanden mit so einer Tätowierung gesehen hat, wie Sie sie beschreiben.« Sheriff Avery sah mich mit seinen kohlschwarzen Augen an, dann meine Mutter, und dann wieder meinen Vater. »Kennen Sie diese Rätselfrage, Tom – die über den Baum, der im Wald umfällt, und ob der ein Geräusch macht, wenn niemand da ist, um es zu hören? Tja, wenn es also keine Leiche gibt und soweit ich sehen kann niemand vermisst wird … ist dann ein Mord geschehen, oder nicht?«

»Ich weiß, was ich gesehen habe«, sagte Dad. »Zweifeln Sie an meinen Worten, J.T.?«

»Nein, so meine ich das nicht. Ich will damit nur sagen, dass ich nichts mehr tun kann, bis wir ein Mordopfer haben. Ich brauche einen Namen, Tom. Ich brauche ein Gesicht. Ohne jemanden identifizieren zu können, weiß ich nicht mal, wo ich überhaupt anfangen soll.«

»Und in der Zwischenzeit spaziert jemand, der einen anderen Mann umgebracht hat, fröhlich frei herum und muss keine Angst haben, dass er in absehbarer Zeit gefasst wird. Ist das etwa, wie’s aussieht?«

»Ja«, gab der Sheriff zu. »So sieht...

Erscheint lt. Verlag 18.4.2024
Übersetzer Nicole Lischewski
Verlagsort Ayios Georgios
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abenteuer • Advent • Amerika • Audible • Bestseller • Bestsellerliste Spiegel • Buch • Bucher • Bücher • bücher krimi • bücher krimi deutsch • bücher neuerscheinungen • Coming of Age • Crime • Dan Brown • Depression • Drama • eBook • eBooks • ebooks kindle krimi • ebooks prime krimi • englische Bücher • Geschichte • Historische Krimis • Historische Romane • historische Romane Bestseller • historische romane neuheiten • historische thriller • isbn nummer • James Rollins • Jugend • Jugendbücher • Jugendromane • Kindle • kindle bücher • kindle ebook • kindle ebooks deutsch krimi • Klassiker • Krimi • Krimi Bestseller • Krimi Neuerscheinungen • Krimis • Krimis und Thriller • Liebe • Lucifer • Luzifer • luzifer verlag • luziferverlag • Monster • Mystery • Mysterythriller • Mystery Thriller • mystery thriller deutsch • mystery thriller kindle • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Neujahr • New York • New York Times • ny times • Polizei • Post mortem • Psycho • psycho Thriller • Psychothriller Bestseller • psychothriller kindle • Rache • Reise • Roadtrip • Roman • Romance • Sommer • sommerlich • Spannung • Suspense • Thriller • thriller amerika • Thriller Bestseller • Thriller Buch • Thriller kindle • Thriller Neuerscheinungen • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre • USA • Vergeltung • Verlag • Weihnachten • Weihnachtlich • Winter
ISBN-10 3-95835-487-4 / 3958354874
ISBN-13 978-3-95835-487-6 / 9783958354876
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