Schwaben-Donnerwetter -  Klaus Wanninger

Schwaben-Donnerwetter (eBook)

Der 21. Fall für Steffen Braig und Katrin Neundorf
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
328 Seiten
KBV Verlags- & Medien GmbH
978-3-95441-534-2 (ISBN)
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Luagabeitel! Hinterschefirgockeler! Du schmecksch abr gottsallmächtisch! Kurz vor seinem Auftritt bei den Heimattagen Schwaben wird der beliebte Volksmusiksänger Heinzi von Unbekannten gekidnappt. Was für eine Blamage! Halb Deutschland lacht über die Unfähigkeit des Volksstammes im Südwesten, zu feiern: Schwaben können alles - nur nicht Party! Der Ermittler Loose aus dem fernen Berlin stößt nicht nur mit seinen begrenzten Sprachfertigkeiten in einem schwäbischen Dorf voll skurril anmu-tender Bewohner schnell auf unüberwindbare Hindernisse. Müssen die Kollegen Braig und Neundorf übernehmen? Mit original schwäbischem Schimpfwörterlexikon!

Klaus Wanninger, Jahrgang 1953, evangelischer Theologe, lebt mit seiner Frau Olivera und dem schwäbischen Kater Mogli in der Nähe von Stuttgart. Er veröffentlichte bisher 38 Bücher. Seine überaus erfolgreiche Schwaben-Krimi-Reihe mit den Kommissaren Steffen Braig und Katrin Neundorf umfasst nun 21 Romane in einer Gesamtauflage von über 650.000 Exemplaren.

Klaus Wanninger, Jahrgang 1953, evangelischer Theologe, lebt mit seiner Frau Olivera und dem schwäbischen Kater Mogli in der Nähe von Stuttgart. Er veröffentlichte bisher 38 Bücher. Seine überaus erfolgreiche Schwaben-Krimi-Reihe mit den Kommissaren Steffen Braig und Katrin Neundorf umfasst nun 21 Romane in einer Gesamtauflage von über 650.000 Exemplaren.

2. Kapitel


Das neue Jahr hatte für Harald Loose nicht mit der Verwirklichung all jener Glücksverheißungen begonnen, die man nahestehenden Menschen in der Silvesternacht wünscht. Ganz im Gegenteil. Gleich in der ersten Woche im Januar hatte er seine Freundin in flagranti mit seinem besten Freund erwischt.

Nun waren Erlebnisse dieser Art beileibe keine allzu seltenen Ereignisse – man hörte sie schließlich immer wieder aus den verschiedensten Gesellschaftskreisen. Doch war es ein himmelweiter Unterschied, ob sich das völlig überraschte Opfer in einer ohnehin schon brüchigen Beziehung oder mitten in einer vermeintlich intakten und in jeder Hinsicht harmonischen Partnerschaft wähnte. Und genau diese weite Bereiche ihres gemeinsamen Lebens umfassende Harmonie glaubte Harald Loose in den vergangenen Monaten empfunden zu haben – nicht nur bei sich, sondern auch bei seiner Lebensgefährtin. Kein Wunder also, dass ihn dieses Erlebnis bis ins Mark erschütterte.

Drastisch verstärkt wurde der Schock durch seine biografisch bedingte Bindungsangst, die ihn von Grund auf prägte. Nach dem überraschenden Unfalltod seiner Eltern hatte er einen großen Teil seiner Kinder- und Jugendjahre in verschiedenen Erziehungsheimen verbracht. Die mangelnde persönliche Zuwendung wie die in dieser Zeit erlittenen Schikanen und Demütigungen durch andere Heimbewohner hatten Harald Loose zu einer kontaktscheuen Person werden lassen, die zwischenmenschlichen Beziehungen jeder Art äußerst skeptisch gegenüberstand. Einem anderen zu vertrauen, sich ihm emotional so weit zu öffnen, dass sich eine Freundschaft entwickeln konnte, dazu war er nur schwer fähig. Auch nach inzwischen acht Jahren weitgehend selbstständigen Lebens und seiner fast ebenso langen Tätigkeit im Polizeidienst Berlins hatte Loose deshalb neben seiner Freundin gerade mal eine Handvoll Leute so nahe an sich herangelassen, dass man von einer engeren Beziehung sprechen konnte.

Und zwei davon hatten ihm jetzt derart übel mitgespielt, wie es schlimmer wohl kaum möglich war. Seine Freundin mit seinem besten Freund! Fast als hätten sie ihm den persönlichen Beweis dafür liefern wollen, dass sein grundsätzliches Misstrauen anderen Menschen gegenüber die einzige Möglichkeit darstellte, der Realität dieser Welt korrekt zu begegnen.

Harald Loose war am Boden zerstört. Hätte man sich in den Tagen danach nach seinem Befinden erkundigt, er hätte geschworen, dass es nicht schlimmer kommen könne. Er vergrub sich in seiner Arbeit als Kriminalkommissar, schob Überstunde um Überstunde. Wem immer er begegnete, behandelte er mit größtem Misstrauen, als handelte es sich um einen Verdächtigen in einer aktuellen Mordermittlung. Das Bollwerk aus Ablehnung und Unnahbarkeit, hinter dem er sich verschanzte, wurde allein von seinem Onkel und dessen Partnerin durchbrochen. Ihren unermüdlichen Bemühungen war es zu verdanken, dass der junge Mann nach und nach wieder aus seiner selbstgewählten Isolation auftauchte.

Arnulf Giese und Marietta Kemke lebten mitten in Potsdam, in einem der schmucken Giebelhäuser der prächtigen Straßenzüge des Holländischen Viertels. Nach dem frühen Tod von Harald Looses Eltern waren die beiden seine einzigen Verwandten. Arnulf Giese war als Eisenbahningenieur in der halben Welt unterwegs gewesen, mehrere Jahre in Indien, eine Zeitlang in Chile, später in Indonesien. Im schon etwas fortgeschrittenen Alter von fünfzig Jahren war er nach Deutschland zurückgekehrt, hatte noch einige Zeit im Süden der Republik in seinem Beruf gearbeitet, war dann aber völlig unverhofft von einem Tag auf den anderen ausgestiegen und ins Dasein des Privatiers gewechselt. Finanziell stand er sich nicht schlecht, er hatte zeitlebens sehr gut verdient und sich gemeinsam mit seiner Partnerin eine großzügig geschnittene Wohnung zugelegt.

Marietta Kemke arbeitete als Wissenschaftlerin in einem Forschungsinstitut, in dessen Auftrag sie seit Jahren fremde Länder bereiste. Obwohl schon lange liiert, hatten sie nie geheiratet. Bürgerliche Verhaltenskodizes seien ihnen fremd, hatten beide stets wie aus einem Munde erklärt, wenn die Sprache darauf gekommen war. Umso erstaunlicher hatte Harald Loose es schon immer empfunden, dass sowohl Arnulf als auch Marietta ausdrücklich wünschten, dass er sie mit »Onkel« und »Tante« anredete.

Wenn es einen Sachverhalt gab, der beiden ein schlechtes Gewissen verursachte, dann der langjährige Heimaufenthalt des jungen Neffen. Am anderen Ende der Welt vom unverhofften Tod der Eltern Harald Looses überrascht, waren beide beruflich zu engagiert, um sich um das Schicksal des verwaisten Jungen zu kümmern. Jetzt aber, anlässlich des neuen Schicksalsschlags, mühten sie sich, dieses Versäumnis zu korrigieren.

Hamburg lag nicht weit von Berlin entfernt, so ließen sie es sich nicht nehmen, Arnulfs Neffen zu einem gemeinsamen Kurzurlaub in die nordische Metropole zu überreden. Was immer es war, der Tapetenwechsel an sich oder die faszinierende Atmosphäre der Hansestadt, Harald Loose blühte neu auf. Fünf abwechslungsreiche Tage in pulsierenden Stadtvierteln wie Ottensen, St. Pauli, Eppendorf und Blankenese mit ihrem bunten Gemisch junger Leute, unzähligen Kneipen, Lokalen, Museen und Shoppingtreffs, Schiffstouren auf Alster und Elbe – das Flair der Hansestadt blieb nicht ohne Wirkung. Hamburg, das bedeutete Wasser, Baden, Schiffe, Segeln, Flanieren, Shoppen. Nordsee und Ostsee lagen vor der Haustür – das Leben von seiner schönsten Seite.

Wenige Wochen später ein neuer Trip. Düsseldorf. Die breite, allein Fußgängern vorbehaltene Pracht-Promenade direkt am Rhein, der irre Medienhafen mit seinen skurrilen windschiefen Gebäuden, das in einen einzigen riesigen Biergarten verwandelte Straßengewirr der Altstadt, der Prachtboulevard der Kö … Harald Looses Weg zurück ins Leben nahm endgültig feste Strukturen an.

Das nächste Ziel hatte er selbst vorgeschlagen. Lübeck. Die begeisterten Schilderungen seiner Kollegen wurden von der Realität weit überholt. Schon bei den ersten Schritten in Lübecks komplett unter Denkmalschutz stehender Altstadt fühlte er sich in eine längst vergangene Zeit versetzt. Ein unübersehbares Gewirr uriger Pflastersteingassen mit einer unverfälschten, mittelalterlichen Szenerie, wie er es in dieser Größe noch nirgends erlebt hatte. Prächtige Hausfassaden, lauschige Plätze voller Kneipen und Lokale, ein Geflecht grüner, ellenlanger Hinterhöfe, ringsum von Wasser umgeben. Die gesamte Stadt ein einziges Freilichtmuseum voll pulsierenden Lebens. Harald Loose glaubte zu träumen.

Genau in dieser Situation fiel ihm die Stellentauschofferte der Polizeibehörde in die Hände. Drei Jahre Arbeit in anderen Bundesländern – Abwechslung, neue Impulse, Learning by doing.

Voller Interesse überflog er die Broschüre.

Er war jung, gerade mal dreißig Lenze, seit wenigen Monaten völlig ungebunden. Die Welt stand ihm offen. Nichts sprach dagegen, sich geografisch – zumindest eine Zeitlang – zu verändern, auch wenn es ihm bisher in Berlin gut gefallen hatte. Im Gegenteil. Seiner beruflichen Karriere als Kriminalbeamter kam es nur zugute, auch in anderen Gefilden Erfahrung zu sammeln.

Wo das stattfinden sollte, bedurfte keiner Überlegung. Hamburg, Düsseldorf, Lübeck. Eine Stadt faszinierender als die andere. Harald Loose zögerte nicht lange, reichte seine Bewerbung ein.

Hamburg, Düsseldorf, Lübeck? Sie würden ihn besuchen. Alle paar Wochen. Marietta Kemke und Arnulf Giese waren sich einig. Vorher aber wollten sie feiern. Mit Sekt und Sahnetorte. Sobald er Bescheid bekam.

Drei Wochen später war es so weit.

»Wo dürfen wir dich besuchen?«, erkundigte sich Marietta Kemke, den Blick erwartungsvoll über den Tisch hinweg auf ihren Besucher gerichtet. Kleine Wölkchen erhoben sich aus den mit frischem Kaffee gefüllten Tassen, ergänzten den wunderbaren Duft der Sahnetorte um eine weitere wohlriechende Note. Arnulf Giese hatte das mit feinen Mandelsplittern gekrönte Wunderwerk am Morgen selbst gebacken. Dass seine Partnerin auf ihre geliebten Glimmstängel verzichtete, hatte wohl damit zu tun, dass sie das appetitanregende Aroma nicht beeinträchtigen wollte.

»Ich werde versetzt«, antwortete Harald Loose wahrheitsgemäß.

Sein Onkel musterte ihn erwartungsvoll. »Hamburg?«, fragte er.

Der junge Mann holte tief Luft.

»Düsseldorf?«

Harald Loose schüttelte den Kopf.

»Lübeck«, unternahm Giese einen weiteren Versuch.

Das Seufzen seines Gesprächspartners kam aus tiefer Seele. »Stuttgart«, hauchte er.

Arnulf Gieses Miene veränderte sich schlagartig. Seine Gesichtsfarbe wechselte zu einem ungesunden, dunklen, Bluthochdruck und drohenden Schlaganfall signalisierenden...

Erscheint lt. Verlag 22.4.2020
Reihe/Serie Kommissar Braig
Verlagsort Hillesheim
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Heimattage • Hinterschefirgockeler • kommissar braig • Kommissarin Katrin Neundorf • Krimi • Loose • Luagabeitel • Ministerpräsident • Schimpfworte • Schwaben-Krimi
ISBN-10 3-95441-534-8 / 3954415348
ISBN-13 978-3-95441-534-2 / 9783954415342
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