Tot, aber glücklich! -  Tatjana Kruse

Tot, aber glücklich! (eBook)

Kriminell komische Storys
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
312 Seiten
KBV Verlags- & Medien GmbH
978-3-95441-527-4 (ISBN)
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Neues von der Queen of Comedy Crime Ein Konzert für Pistolenschuss und Korkenknall Wer in den Kurzkrimis von Tatjana Kruse stirbt, hat es im Grunde nicht anders verdient. Und es geht ihm hinterher auch besser. Wer ist schon gern wirklich böse? Da ist man doch lieber tot ... In ihrer unnachahmlichen schwarzhumorigen Art schlägt Tatjana Kruse wieder zu und zeigt, dass eine Prise Misstrauen stets angebracht ist - unter anderem gegenüber Nacktschneckensammlern, Blaubärten, Heizungsinstallateuren und alten Frauen. Vor allem alten Frauen, die sind nämlich am gefährlichsten!

Tatjana Kruse, Jahrgangsgewächs aus süddeutscher Hanglage mit Migrationshintergrund (Vater Schweizer, Mutter Friesin), lebt und arbeitet in Schwäbisch Hall (kein Synonym für eine Bausparkasse, sondern die vermutlich kleinste Metropole der Welt). Seit dem Jahr 2000 schreibt sie Kriminalromane, aber ihre wahre Liebe gilt den Sahnehäubchen des Genres: den Kurzkrimis. Folgerichtig erhielt sie ihren bisher einzigen Literaturpreis, den 'Marlowe' der Raymond-Chandler-Gesellschaft, für ihren Kurzkrimi 'Cool-Man schlägt zu'. Bei KBV erschienen von ihr bereits drei Kurzkrimi-Sammlungen.

Tatjana Kruse, Jahrgangsgewächs aus süddeutscher Hanglage mit Migrationshintergrund (Vater Schweizer, Mutter Friesin), lebt und arbeitet in Schwäbisch Hall (kein Synonym für eine Bausparkasse, sondern die vermutlich kleinste Metropole der Welt). Seit dem Jahr 2000 schreibt sie Kriminalromane, aber ihre wahre Liebe gilt den Sahnehäubchen des Genres: den Kurzkrimis. Folgerichtig erhielt sie ihren bisher einzigen Literaturpreis, den "Marlowe" der Raymond-Chandler-Gesellschaft, für ihren Kurzkrimi "Cool-Man schlägt zu". Bei KBV erschienen von ihr bereits drei Kurzkrimi-Sammlungen.

Der Nacktschneckensammler


Hossa«, ruft Jens-Uwe und wirft den bunten Strandball der drallen, jungen Schwedin zu. Und gleich darauf begeistert er sich am Anblick ihrer wippenden Brüste. Ihrer unbekleidet wippenden Brüste. Er seufzt wohlig.

Jeder redet immer nur von den Schönen und Reichen auf Sylt, niemand von den Nackten. Dabei ist Sylt die Wiege der Freikörperkultur in Deutschland, quasi schon seit 1850, als ein ortsansässiger Arzt erklärte, Bekleidung würde die belebende Wirkung des Wellenschlages behindern. Nach dem ersten Weltkrieg kam dann richtig Fahrt auf, und die Anhänger des Naturismus eroberten die Insel. Und auch heute noch ist Sylt eine Hochburg der Nudisten, über die Hälfte der Feriengäste der Insel möchte sich nicht in teurer Designerbadebekleidung am Sandstrand tummeln, sondern so, wie Gott sie schuf. Was ja in Zeiten von Mini-Tangas und Winz-Bikinis auch keinen Unterschied mehr macht. Erst neulich wurde Buhne 16 in Kampen zum zweitschönsten Nacktbadestrand von ganz Europa gekürt, mit dem Ehrentitel »besonders anziehend fürs Ausziehen«.

Doch wo sich noch am Vortag Hunderte im Adams- und Evakostüm in der Sonne geräkelt haben, gibt es jetzt nur Jens-Uwe, die süße Schwedin und ein greises Ehepaar aus Halle an der Saale, bei denen es auch wippt, allerdings nur der Schwerkraft geschuldet, nicht dem Hüpfen. Der Besucherschwund ist zweifellos auf den Wetterumschwung zurückzuführen. Mann muss schon fanatischer FKKler sein, um sich bei einstelligen Temperaturen und eisigem Wind am Strand zu tummeln. Jens-Uwe und die Schwedin und die greisen Hallenser sind so fanatisch.

»Dasss macht Ssspasss«, lispelt die schnuckelige Schwedin und läuft dem Strandball hinterher, der ihren sonnenmilcheingeölten Händen entglitten ist. Jens-Uwes Blick fixiert sich auf ihre festen Hinterbacken. Das Leben ist schön!, denkt er und schwelgt in dieser Überzeugung, bis der verlockende schwedische Po plötzlich nicht mehr zu sehen ist.

»Inga!«, ruft er besorgt und läuft zu ihr.

Inga hockt vor einer Sandskulptur, die ein anonymer Künstler aus Sand und Wasser geformt hat. «Issst dasss nicht ssssön?!«, schwärmt Inga. Bei der Skulptur handelt es sich um die Nachbildung eines ägyptischen Pharao, inklusive über der Brust verschränkter Arme. Statt Edelsteinen ist die Skulptur mit Steinchen und Muscheln verziert. Wirklich sehr schön, findet auch Jens-Uwe, aber er schaut dabei auf den Körper der drallen Inga.

Es ist ein übles Vorurteil, bei der Freikörperkultur gehe es um Erotik. Mitnichten! Angesichts der meisten zur Schau gestellten Körper ist Sex auch das Letzte, woran man denkt. Es geht um Freiheit, wahre Freiheit. Und pure Naturverbundenheit! Aber wie immer gibt es Ausnahmen von der Regel.

Inga entspricht bis ins letzte Detail Jens-Uwes Beuteschema. Er muss sich jetzt nur noch ein Herz fassen.

»Hör mal …«, fängt er an, kommt aber nicht weit.

»Hallo-o!«, ruft plötzlich jemand strandaufwärts.

»Hallo-o!«, ruft Inga.

Jens-Uwe dreht sich genervt um. Wer stört denn da? Er erkennt eine Gruppe amerikanischer Studenten, die allesamt aussehen wie einem Werbeplakat für Unterwäschemodels, nur ohne Unterwäsche. Straffe, epilierte Haut, Sixpacks, strahlend weißes Lächeln. Die Jungs waren gestern schon da, erinnert sich Jens-Uwe. Alle Frauen von 8 bis 80 hatten angefangen zu hecheln.

«Mist!«, fluchte Jens-Uwe leise, aber emotionsgeladen. Er selbst sieht zwar ganz ordentlich aus, aber gegen diese Supermänner hat er keine Chance. Das Beste, was man über Jens-Uwe sagen kann, ist, dass er noch volles Haar hat, mehrheitlich allerdings auf dem Rücken.

Er ballt die Fäuste und holt tief Luft und will – wahrscheinlich eine Übersprungshandlung, wie man sie aus dem Tierreich kennt – den Strandball aufheben, kommt dabei ins Stolpern und fällt schwer auf die Sandskulptur.

»Oh, jetzt hassst du sssie kaputt gemacht«, sagt Inga traurig und schaut und stutzt …und gleich darauf schreit sie.

Und schreit und schreit und schreit. Der vorderste Ami wird kreidebleich und zeigefingert in Richtung Jens-Uwe, die anderen beiden schreien auch, und Jens-Uwe versteht gar nicht, was die alle haben, es erinnert ihn an den Horrorstreifen Die Körperfresser kommen, was er fast lustig findet, bis er nach unten schaut, in sein weiches Bett aus Sand, nur dass aus dem Sand jetzt eine blutverschmierte Frauenhand ragt.

Woraufhin Jens-Uwe ebenfalls schreit. Ein astreines hohes C.

Die Gläser im Picknickkorb der Amerikaner platzen …

»Nee, Arno, du nicht!«, kläfft die Nielsen.

Arno Borst hat sich spontan freiwillig gemeldet. Borst ist eben erst mit einer dampfenden Tasse aus der Kaffeeküche ins Besprechungszimmer getreten und hat gar nicht richtig mitbekommen, worum es geht, er hat nur gehört, dass ein Freiwilliger für eine Ermittlung am Nacktbadestrand von Kampen gesucht wird, und schon katapultiert sich seine Rechte in Richtung Decke.

Seit nicht allzu langer Zeit gab es für die Insel ein zentrales Dienstgebäude für alle 42 Beamte und Beamtinnen der Schutz-, Kriminal- und Wasserschutzpolizei. Wobei sie – es war mitten in der Saison – im Rahmen des Bäderdienstes derzeit 65 Kollegen und Kolleginnen sind. Jeden Sommer meldeten sich welche vom Festland nämlich zum Bäderdienst. Wer jedoch auf Sylt Dienst schob, schob eine ruhige Kugel. Einbruchsdiebstähle, kleinere Rauschgiftdelikte, die üblichen Verkehrsverordnungsüberschreitungen – mehr war nicht geboten. Aber jetzt gibt es einen Mord. Einen enorm unschönen Mord.

»Wieso ich nicht?«, insistiert Arno.

»Weil du nur gaffen willst, und auf Nacktbadestränden ist gaffen, starren oder dumme Bemerkungen machen tabu«, erklärt die Chefin.

»Der Arno gafft nicht nur, der grapscht«, lästert Kollege Müllerschön, seit ewigen Zeiten verheiratet und zweifelsohne neidisch auf den zwar nicht sehr großen, aber sehr gut durchtrainierten Frauenflüsterer des Reviers mit einer Erfolgsquote von angeblich 99 Prozent. Findet zumindest Arno.

»Ich habe durchaus sowas wie Selbstbeherrschung«, stellt Arno klar und fügt hinzu: »Wenn ich im Dienst bin.«

Die Nielsen seufzt. Der Borst ist wirklich dran. Große Jobs werden bei ihr gerecht verteilt, damit jeder eine Chance auf Beförderung bekommt. Und der Borst ist jetzt dran, da beißt die Maus keinen Faden ab. «Na schön, aber Sie arbeiten im Team mit Müllerschön.«

Borst schürzt die Lippen, sagt aber nichts.

Müllerschön protestiert. »Also … wegen mir … ich muss nicht … wirklich nicht … Borst kann gern allein …«, plappert er.

»Nur weil Sie an einem Nacktbadestrand ermitteln, heißt das nicht, dass Sie sich ausziehen müssen«, stellt die Nielsen klar.

Müllerschön guckt erleichtert.

»Wie jetzt? Echt nicht?« Borst guckt enttäuscht.

Borst und Nielsen lassen ihre Blicke über Buhne 16 gleiten. Praia das Adegas in Portugal, Mirtiotissa Beach auf Korfu, die Kollerinsel im Altrhein – es gibt viele Orte, an denen Nacktbader auf ihre Kosten kommen, aber hier ist es doch eindeutig am schönsten. Feiner Sand, raue Wellen, coole Szene – wie es im Werbeflyer hieß. Cool ist an diesem Tag allerdings nur das Wetter, und die beiden Polizisten bekommen fast Mitleid mit den gänsehautigen FKKlern.

»Ich übernehme die Zeugenbefragung«, erklärt Borst, schubst Müllerschön beiseite und marschiert zielstrebig auf die Schwedin zu, die sich zum Schutz vor der Kälte in Embryonalstellung in den Sand kauert.

Müllerschön schüttelt den Kopf, seufzt und geht zum Leiter der Spurensicherung. «Was können Sie mir über die Tote sagen?«, erkundigt er sich.

»Weiblich, 22 Jahre, wohnhaft in Essen, Penicillinallergikerin.«

Müllerschön staunt. «Woher wissen Sie das alles? Hat sie sich das eintätowieren lassen?«

»Nope. Das steht in ihrem Ausweis, den wir in der Geldbörse in ihrer Jeanstasche gefunden haben.«

»Ach … dann war sie gar nicht … äh … nackt?«

»Nein.«

Müllerschön kommt sich blöd vor. Er schaut hilfesuchend zu Borst.

Der macht bedeutend größere Fortschritte. Wenn auch nicht in die Richtung, die er im Sinn hat.

»Wir könnten das alles auch bei einem Glas Champagner besprechen, drüben im Strandbistro«, schlägt er der Schwedin vor. Aber die will nicht flirten, die will eine Aussage...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2020
Reihe/Serie KBV-Krimi
Verlagsort Hillesheim
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Comedy Queen • Kurzkrimis • Schwarzer Humor • schwarzhumorig • Tatjana Kruse
ISBN-10 3-95441-527-5 / 3954415275
ISBN-13 978-3-95441-527-4 / 9783954415274
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