Die Geliebte des Kaisers (eBook)

Historischer Roman

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
447 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-7828-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Geliebte des Kaisers -  Peter Dempf
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Ein packender historischer Roman um einen sterbenden Kaiser, seine mutige Geliebte und eine gefahrvolle Mission


Rom, im Jahr 1001. Otto III., römisch-deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, liegt im Sterben. Es ist Winter, und er und seine Getreuen sind auf der Flucht aus Rom, wo Unruhen ausgebrochen sind. Ottos letzte Bitte an seine Geliebte Mena: Sie soll dafür sorgen, dass sein Herz nach Augsburg gelangt. Der Grund: Sie trägt sein ungeborenes Kind unter dem Herzen, den letzten Spross und Erben seiner Linie, und das Herz ist ihr einziger Beweis.

Mit dem Mut der Verzweiflung schließt sich Mena einem Trupp wagemutiger Kaufleute an, die mit Schlitten dem Winter trotzen und als Erste im Jahr die Alpen zu überqueren versuchen. Doch sie wird gejagt, denn der Kampf um Ottos Nachfolge hat begonnen und ihre Gegner sind unberechenbar ...



Peter Dempf studierte Germanistik und Geschichte und unterrichtet heute an einem Gymnasium. Der mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnete Autor schreibt neben Romanen und Sachbüchern auch Theaterstücke, Drehbücher, Rundfunkbeiträge und Erzählungen. Bekannt wurde er aber vor allem durch seine historischen Romane. Peter Dempf lebt und arbeitet in Augsburg, wo auch viele seiner Romane spielen.

Peter Dempf studierte Germanistik und Geschichte und unterrichtet heute an einem Gymnasium. Der mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnete Autor schreibt neben Romanen und Sachbüchern auch Theaterstücke, Drehbücher, Rundfunkbeiträge und Erzählungen. Bekannt wurde er aber vor allem durch seine historischen Romane. Peter Dempf lebt und arbeitet in Augsburg, wo auch viele seiner Romane spielen.

3


CASTEL PATERNO, JANUAR 1002

Ihre Gedanken kreisten um das junge Leben in ihrem Bauch. Mena wälzte sich auf ihrem Strohsack hin und her. Sie war müde und zugleich hellwach. Im Verschlag neben ihr schnarchte Ewalt so laut, dass sie befürchten musste, die Bretter lösten sich von der Wand.

Sie starrte an die Decke, auf deren weißem Kalk sich dunkle Schlieren wie Schriftzeichen abhoben. Ewalt hatte ihr einmal erklärt, dass es sich dabei durchaus um Runen handeln könnte. In dieser Burg hätten schon Wikinger gelagert, die Leibwache des Papstes. Wirklich glauben konnte sie das nicht.

Gedämpfter Hufschlag ließ sie hochfahren. Sie lauschte in die Dunkelheit hinein. Sie hörte Pferde schnauben und die Stimmen von Menschen. Vorsichtig, um die junge Magd Anna, die mit in ihrer Kammer schlief, nicht zu wecken, stand sie auf und schlich zum Fenster.

Die aufgespannte Schweinsblase, mit der die Öffnung verschlossen worden war, ließ kaum einen Lichtstrahl des Mondes durch. Behutsam, jedes Geräusch vermeidend, zog sie die Abdeckung aus dem Steinrahmen und streckte den Kopf ins Freie. Die Luft, die ihr entgegenschlug, war kühl, aber nicht unangenehm. Ein leichter Wind spielte mit ihrem Haar. Der halbe Mond erhellte den Hof undeutlich. Sie spähte nach unten.

Zwei Reiter standen mit ihren Pferden auf dem Burghof nahe den Stallungen. Die Tiere tänzelten nervös. Die Männer versuchten, sie zu beruhigen.

Mena verstand nicht recht, was sich dort abspielte. Niemand konnte um diese Zeit die Burg verlassen. Die Brücke war hochgezogen. Dennoch waren die beiden Männer bereit zum Aufbruch. Sie schienen nur noch auf etwas zu warten – und tatsächlich sah sie kurze Zeit darauf Karlmanns blonden Schopf unter dem Türsturz auftauchen. Er schaute sich kurz um, dann trat er auf die beiden zu. Er trug ein längliches Futteral, das er einem der Reiter übergab. Dieser hängte es sich über die Schulter, dann ritt er mit seinem Begleiter in Richtung Tor. Jetzt erst wurde Mena bewusst, dass die Hufe der Tiere mit Lappen umwickelt waren, um keinen Lärm zu machen.

Was hatte das zu bedeuten? Warum mussten die Männer bei Nacht und Nebel reiten, wenn sie doch am Morgen ausgeschlafen und bequem ihre Reise hätten antreten können?

»Sie schaffen die Heilige Lanze weg!«, sagte eine Stimme hinter ihr.

Mena erschrak so heftig, dass sie mit dem Kopf gegen den Stein der Fensterumfassung stieß. Sie fluchte leise. Anna war aufgewacht und aufgestanden.

»Pst!«, sagte Mena. »Du weckst Ewalt.« Sie rieb sich den Hinterkopf. Sie spürte eine Feuchtigkeit dort und hoffte, dass es nicht Blut war. Ihr Blut. »Du hast mich erschreckt«, schalt sie Anna und betrachtete ihre Fingerspitzen. So weit sie es bei Mondlicht sehen konnte, waren sie dunkel. »Woher weißt du das?«

»Ich hab gelauscht. Otto hat es befohlen. Sie soll in aller Heimlichkeit heute Nacht nach Aachen vorgeschickt werden. Aber ich weiß nicht, warum«, flüsterte Anna.

Mena überlegte, was das für sie bedeutete. Die Lanze wurde fortgeschafft, mit der Kaiser Karl in den Krieg gezogen war und mit deren Hilfe Ottos Vorfahren gegen die Hunnen gesiegt hatten. Auch Otto selbst hatte sie vor sich her getragen und war so den Römern beigekommen. Wer sie seinem Heer vorantrug, galt als unbesiegbar. Offenbar traute sich der Kaiser keinen neuen Krieg und keinen neuen Sieg mehr zu. Letztlich kam Mena zu dem Schluss, dass sie handeln musste, solange sie sich noch bewegen konnte.

»Warum tun sie das?«, fragte Anna. Sie wirkte beunruhigt.

Mena lachte bitter. »Die Lanze muss weg sein, bevor Otto stirbt. Wer die Heilige Lanze besitzt, wird König oder gar Kaiser, weil niemand sich mit ihm messen kann.«

In diesem Augenblick hörten die beiden Frauen, wie die Ketten des Tores gelöst und die Zugbrücke rasselnd herabgelassen wurde. Mena horchte gleichzeitig darauf, ob Ewalt aufwachte. Doch der kaiserliche Leibdiener schnarchte weiter, als würde nichts geschehen.

»Woher weißt du solche Dinge?«, hakte Anna nach.

Seit nicht mehr zu übersehen war, dass sie ein Kind erwartete, mied Ewalt Menas Lager. Und sie war auch nicht erpicht auf ihn und seine Bittermiene. Er fand bei den Küchenmägden, was er suchte. Inzwischen war Anna bei ihr eingezogen, ein junges Ding, das sich seit Kurzem um den Kaiser zu kümmern hatte. Nicht lange nach dem Geschehen in der Kemenate des Kaisers hatte Karlmann Mena aus Ottos Umgebung entfernt und durch Anna ersetzt. Aber an diesem denkwürdigen Nachmittag hatte Mena mehr erfahren, als es dem Paladin des Kaisers lieb sein konnte.

»Ich höre zu«, sagte sie nur. »Karlmann und Otto haben schon einmal darüber gesprochen. Für uns Frauen ist es immer gut, wenn wir Bescheid wissen.« Sie stupste Anna an. »Komm mit. Wir gehen nach unten.«

Mena interessierte sich nicht für das, was Anna dachte. Eine andere Überlegung trieb sie um. Wenn die Lanze fortgeschafft wurde, dann ging es mit Otto zu Ende.

Niemand würde einer Kammermagd glauben, wenn sie behauptete, einen Bastard des Kaisers auszutragen. Sie brauchte daher eine Legitimation. Sie brauchte einen Beweis. Sie brauchte den Zahn Kaiser Karls. Unbedingt.

Barfuß und nur in ihren Hemden schlichen sich Mena und Anna auf den Gang hinaus, der längs der Traufe durch das gesamte Dach führte. Links und rechts davon zweigten Holzverschläge ab, in denen das Gesinde untergebracht war und in denen auch Gäste und die Paladine des Kaisers schliefen, wenn sie nicht betrunken auf dem Boden des Palas herumlagen. Es war kühl und zugig. Für einen Moment bereute Mena, sich nicht gleich angekleidet zu haben. Aber sie würden vermutlich bald wieder zurück sein und unter ihre Decken schlüpfen können. Sie wollte nur nach unten und den Gesprächen der Zurückgebliebenen lauschen.

Eine steinerne Wendeltreppe führte hinab in den Vorraum des Rittersaals. Sie betrat eben die ersten Stufen, als sie von unten Schritte hochkommen hörte. Rasch drängte sie Anna zurück. Diese stieß gegen sie und quiekte kurz.

Das Geräusch der Schritte verstummte. Mena hielt die Luft an, flüsterte Anna zu, sie solle ruhig sein. Lautlos machten sie kehrt und stiegen die wenigen Stufen wieder hinauf.

»Was ist?«, hauchte Anna in Menas Ohr.

Es war kalt, selbst in dieser Gegend. Schließlich war es noch Winter. Mena spürte den eisigen Stein unter den Fußsohlen.

»Jemand kommt die Treppe herauf«, flüsterte sie.

Tatsächlich hörte sie wieder Schritte. Rasch schob Mena Anna hinter ein Mäuerchen, das den Abstieg einfasste. Die beiden Frauen kauerten sich dahinter nieder und hofften, dass man sie bei dem schwachen Mondlicht nicht entdecken würde. Warum Mena sich versteckte, konnte sie selbst nicht sagen, aber ihr Bauchgefühl warnte sie.

Es dauerte nicht lange, und eine Laterne mit einer einzigen Kerze warf ein flackerndes Licht gegen die Decke. Vorsichtig spitzte Mena hinter dem Mäuerchen hervor und konnte schemenhaft eine breitschultrige männliche Gestalt erkennen. Am Ende der Treppe blieb der Unbekannte kurz stehen und sah sich um. Dann lief er den Gang entlang. Beschwören hätte sie es nicht können, aber sie glaubte an Gang und Haltung Karlmann zu erkennen. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Der Mann hatte die Kapuze seiner Gugel über den Kopf gezogen, vermutlich der Kälte wegen.

Mena zählte: Sie bewohnten den fünften Verschlag, Ewalt den vierten. Genau dort blieb der Mann stehen.

Kurz rüttelte er an Ewalts Tür. Es dauerte eine Weile, bis sie sich öffnete. Mena runzelte die Stirn. Was wollte der Mann bei Ewalt?

»Komm!«, sagte sie und zog Anna mit sich die Treppe hinab.

Gern hätte sie gewusst, was der Mann mit Ewalt zu besprechen hatte. Neugier war das eine. Wenn es aber wirklich Karlmann war, dann war er gerade nicht bei Otto. Diese Gelegenheit musste sie nutzen.

»Wohin gehen wir?«, fragte Anna außer Atem und mit vor Kälte zittriger Stimme, während Mena bei fast völliger Dunkelheit mit ihr an der Hand die Treppen hinunterhastete.

»Zum Kaiser!«, sagte sie nur.

Sofort blieb Anna stehen und riss sich los. »Bist du von allen guten Geistern verlassen? Um diese Zeit? Er lässt uns hängen!«, jammerte sie.

»Unsinn. Noch vor einem halben Jahr hätte er keine Sekunde gezögert, uns beide zu sich ins Bett gezogen – und erst dann gehängt!«, fügte sie nach einer kleinen Pause kichernd hinzu, obwohl die Furcht des Mädchens nicht unbegründet war.

Auch im Vorsaal zum Palas war es dunkel. Nur ihre Katzenaugen und ihre Erinnerung halfen Mena, nicht über Truhen und Schwertständer zu stolpern. Dennoch war sie ihrem Gefühl nach zu langsam. Auch Anna behinderte sie. Loslassen konnte sie das Mädchen jedoch nicht. Zum einen brauchte sie jemanden, der aufpasste, ob jemand kam, und zum anderen hätte das tollpatschige Ding sie verraten, wenn sie bei der Rückkehr zu ihrer Kammer auf den Fremden, bei dem es sich, wie sie inzwischen mit Gewissheit glaubte, um den Seneschall handelte, getroffen wären.

Wenige Augenblicke später standen sie vor der Kemenate des Herrschers. Vor der Tür standen zwei Wachen. Mena wusste, wie sie vorgehen musste. Schließlich hatte sie es oft genug durchgespielt.

»Karlmann schickt uns. Der Kaiser hat nach uns gerufen«, flüsterte sie einem der Wachleute zu.

Offenbar waren die beiden nicht völlig über den schlechten Gesundheitszustand ihres Herrschers unterrichtet, denn der linke Mann nickte. Im Dunkel des Gangs glaubte Mena, ein anzügliches Grinsen zu erkennen.

Der rechte Wachmann lehnte unterdessen seinen Beidhänder, auf den er sich...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 11. Jahrhundert • Aachen • Abenteuer • Alpen • Alpenquerung • Augsburg • Bozen • der letzte Ottone • Deutschland • Etschtal • Heinrich von Bayern • Herz • Herzkapsel • Historical • Historienroman • Historische Abenteuer • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Innsbruck • Inntal • Italien • Jahrhundert • Karl der Große • Königszug • Königtum • Kreuzzüge • Leichenpräparation • Liudolfinger • Mittelalter • Mittelalter (8.-15. Jh.) • Mumien • Oratorium Hl. Ulrich • Otto III • Ottonen • Reliquien • Renaissance • Reschenpass • Rom • Schicksale und Wendepunkte • St. Afra • Südtirol • Todeszug • Trient • Ulrich-Oratorium • Vergangenheit • Winter
ISBN-10 3-7325-7828-3 / 3732578283
ISBN-13 978-3-7325-7828-3 / 9783732578283
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