Im Herzen die Freiheit (eBook)

Roman.
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2020 | 1. Auflage
544 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-431-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Herzen die Freiheit -  Elisabeth Büchle
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Bei einem mysteriösen Unfall in den Wirren der Märzrevolution 1849 kommen die Eltern der zehnjährigen Antoinette ums Leben. Daraufhin wird sie quer über den Atlantik zu ihrem Patenonkel nach New Orleans gebracht. Dort erwartet Antoinette eine fremde Familie, eine fremde Umgebung und fremde gesellschaftliche Umstände. Vor allem die Sklaverei stößt auf ihr Unverständnis. Warum sollten Menschen das Recht haben, andere zu ihrem Besitz zu machen? Jahre später folgt sie ihrem Herzen und schließt sich heimlich einer Gruppe von Sklavenbefreiern an. Doch verhindert sie damit womöglich ihr Liebesglück? Und was ist mit dem Rätsel um den Tod ihrer Eltern? Wird sie jemals erfahren, was damals tatsächlich geschehen ist?

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum. www.elisabeth-buechle.de © Foto: Claudia Toman, Traumstoff

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum.

Kapitel 2

Wochen später durchpflügte die Brigg den Golf von Mexiko und näherte sich unaufhaltsam dem gewaltigen Strom Mississippi, der sich in einem breiten Band durch das Land Louisiana zog und seine braunen Wassermassen in den Ozean ergoss.

Seit sie den großen Kontinent erreicht hatten, waren viele der Passagiere von Bord gegangen, unter ihnen auch Maximilian und seine Familie.

An diesem Morgen stand nicht nur die kleine Toni aufgeregt an der Reling des Segelschiffes. Ihre beiden erwachsenen Begleiterinnen hatten sich zu ihr gesellt und betrachteten nun mit ihr den üppigen, beinahe wilden Uferbewuchs, der sich ihnen in farbenfrohen, exotischen Bildern eröffnete.

Die Sonne stand bereits warm am Himmel und unzählige Möwen, Kormorane und Pelikane zogen an diesem entlang oder ließen sich in den silber glitzernden Wellen auf und ab schaukeln.

Toni schüttelte mit einer bedächtigen Bewegung den Kopf, sodass ihre beiden geflochtenen Zöpfe langsam über ihre Schultern nach hinten auf den Rücken rutschten. Sie konnte nicht erfassen, wohin sie gebracht worden war. Für sie schien dieser neue Kontinent so unermesslich groß zu sein, dass sich ihrem Staunen ein wenig Angst beimischte. Zum ersten Mal seit Antritt ihrer Reise war sie erleichtert über die Begleitung der beiden Frauen neben ihr.

Sie blickte zu ihnen hinüber. Mademoiselle Claire stand mit weit aufgerissenen Augen da und umklammerte die Reling mit ihren Fingern. Sie wirkte noch immer sehr bleich und abgemagert, während Marie den Eindruck eines aufgeregten jungen Mädchens vermittelte. Toni musterte sie verwundert. Ihr war noch nie aufgefallen, wie jung Marie sein musste. Vermutlich war sie gerade einmal sechs oder sieben Jahre älter als sie selbst. Die Begeisterung im Blick der jüngeren Frau beruhigte Toni ein wenig und sie wandte sich wieder neugierig der vorbeigleitenden Landschaft entlang des großen Stromes zu.

Unendlich viele kleine Nebenflüsse schlängelten sich in das Hinterland, um dort zwischen den wild wachsenden Sträuchern zu verschwinden. Größere, vom Fluss gespeiste Seenplatten und Seitenarme schimmerten zwischen den teilweise überfluteten Wäldern zu dem stolzen Segelschiff herüber.

Über den stehenden Gewässern lag ein grünlicher Dunst und eine düstere, unheimliche Stille. Die dort wachsenden Sumpfzypressen mit ihren Moosbehängen überragten wie drohende Schatten die entwurzelten Baumstämme, die langsam im Wasser vor sich hin moderten.

Vor der Brigg weitete sich die Wasserfläche. Marie trat neben Toni und lächelte diese freundlich an.

„Das ist die Barataria-Bay“, erklärte sie leise.

Das Kind blickte interessiert zu seiner jungen Zofe hinauf. „Woher wissen Sie denn das, Marie? Sie waren doch auch noch nie in New Orleans, oder?“

„Nein, aber ich habe in der Bibliothek an Bord ein Buch gefunden, in dem einige interessante Informationen über diese Gegend stehen.“

„Und das haben Sie gelesen?“

„Ja. Ich lese sehr gerne, und ich war neugierig, wohin unsere Reise geht.“

„Meine Mama hat immer gesagt, ich sei zu neugierig. Das sei nicht gut für mich.“

„Eine gesunde Neugier ist wichtig, finde ich, Mademoiselle Antoinette. Ich möchte doch wissen, was auf mich zukommt und wo ich leben werde.“

Toni blickte zu den überfluteten Zypressenwäldern hinüber, beobachtete ein Reiherpärchen beim Fischen und nickte schließlich zustimmend. War sie nicht auch neugierig und zudem beunruhigt, weil sie sich ihr neues Zuhause überhaupt nicht vorstellen konnte? Schon jetzt, nachdem sie erst kurze Zeit in diesem großen, braunen, brodelnden Fluss unterwegs waren, schien alles so ganz anders zu sein, als sie es kannte oder sich jemals auszumalen gewagt hatte. „Erzählen Sie mir ein wenig von dem, was Sie in diesem Buch gelesen haben?“, bat sie.

„Gerne, Mademoiselle Antoinette.“ Marie lächelte fröhlich auf sie hinunter und deutete dann mit der Hand auf eine Insel. „Das ist Grande Terre. Und dort weiter hinten muss es eine kleine, schöne Bucht geben, in der eine Stadt liegt, die früher eine Piratenstadt war.“

„Eine Piratenstadt?“ Tonis Augen begannen erwartungsvoll zu glänzen.

„Marie, was erzählst du dem armen Mädchen für schauderhafte Geschichten? Es wird in der Nacht kein Auge zumachen können.“ Mademoiselle Claire ging an ihnen vorbei und verschwand in einem der Salons.

„Bitte, Marie! Bitte erzählen Sie mir, was Sie von den Piraten wissen. Gibt es die heute noch?“

„Das weiß ich nicht, Mademoiselle Antoinette. Aber ihr Anführer hieß Jean Lafitte und trieb im Golf von Mexiko und vor Westindien sein Unwesen. Er soll in der Stadt dort hinten ein wunderbares Haus gehabt haben, das mit allen Schätzen gefüllt war, die er erbeuten konnte.“

„Das würde ich gerne einmal sehen“, flüsterte Toni ehrfurchtsvoll und sichtlich aufgeregt. Die Abenteuerlust hatte sie gepackt.

„Ich denke nicht, dass es das Haus noch gibt. Aber eine großartige Geschichte rankt sich um diesen Jean Lafitte. Stellen Sie sich vor, als 1815 Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und England herrschte, boten die Engländer Lafitte sehr viel Geld, damit er ihre Truppen nach New Orleans führen würde.“

Toni warf einen Blick auf das undurchdringlich erscheinende Land entlang des Stromes und nickte.

Es war bestimmt ausgesprochen schwierig, sich in dieser bewaldeten und sumpfigen Landschaft zurechtzufinden.

„Aber das hat er doch nicht tatsächlich getan, oder, Marie?“

„Nein. Das hat er nicht. Er nahm das Angebot an und führte stattdessen die Amerikaner bis an das Lager der britischen Soldaten, sodass diese überrascht werden konnten.“

„Dafür waren die Menschen aus New Orleans dem Piraten sicher sehr dankbar“, überlegte Toni leise und wieder blickte sie mit blitzenden Augen zu der langsam entschwindenden Insel.

„Nicht nur die Menschen in New Orleans, Mademoiselle Antoinette. In dem Buch stand, dass der Präsident der Vereinigten Staaten höchstpersönlich dem Piraten alle seine Schurkereien vergeben und ihn von sämtlichen Strafen, die ihm eigentlich zustanden, befreit hat.“

Toni blickte verträumt zu den langsam vorbeiziehenden Bäumen mit ihren dunklen Moosbehängen am Ufer hinüber. Sie schloss für einen Moment die Augen und versuchte, sich den wilden Piraten vorzustellen, und eine angenehme Aufgeregtheit durchflutete sie. Für das Kind schien es im Moment nichts Erstrebenswerteres zu geben, als wie ein Pirat zu leben, dessen Freiheiten auszukosten und dennoch Gutes tun zu können.

Dann öffnete sie schnell ihre Augen wieder. Keinen Augenblick wollte sie von der Schifffahrt versäumen, die plötzlich so aufregend geworden war.

* * *

Toni zwang sich, während der Mahlzeit still zu sitzen, doch kaum war die Tafel aufgehoben, zog es sie – in Begleitung der ebenso aufgeregten Marie – wieder an Deck.

Die im Wasser stehenden Wälder waren zurückgewichen und auf dem frei gerodeten Land links und rechts des Stromes zeigten sich die unzähligen Blüten der Baumwolle und bildeten ein leuchtendes Meer aus weißen, schaumgekrönten Wellen.

„Wie eine schneebedeckte Wiese“, flüsterte Toni und bei der Erinnerung an ihre Heimat zog ein tiefer Schmerz in ihr auf.

Marie legte schweigend eine Hand auf die rechte Schulter des Mädchens, das ihr den Kopf zuwandte und sie dankbar anlächelte. „Anfangs, bis wir uns in dieser neuen Welt eingelebt haben, wird es schwer werden, doch ich denke, es wird Ihnen gefallen. Sie werden Schwestern und Brüder haben, eine Tante und einen Patenonkel, die für Sie irgendwann wie Mutter und Vater sein werden. Und denken Sie einfach immer daran, dass unser Vater im Himmel Ihnen der beste Vater sein will, wenn Sie nur auf ihn vertrauen.“

Toni nickte wortlos. Ihre Großeltern in Paris hatten sich in ähnlicher Weise geäußert, jedoch nicht den Schmerz über den Verlust ihrer Eltern und die Panik vor dem Neuen und Unbekannten in ihr vertreiben können. Vielleicht würde sie eines Tages ebenso empfinden können, doch im Moment wollte das Mädchen niemanden an die Stelle seiner geliebten Eltern treten lassen. Es vermisste sie einfach zu sehr. Toni kämpfte ein weiteres Mal erfolglos gegen ihre Tränen an. „Aber Sie werden mich nicht alleinlassen, oder?“, flüsterte sie gegen den Fahrtwind an.

„Ich werde für Sie da sein, bis Sie mich nicht mehr brauchen.“

„Das ist gut. Dann bin ich unter diesen fremden Menschen nicht ganz allein.“ Toni sah Marie lächelnd nicken und blickte wieder zu den endlos scheinenden, blühenden Baumwollfeldern hinüber.

Die Brigg glitt zwischen unzähligen anderen Schiffen flussaufwärts auf die Stadt zu, und Toni stellte sich auf die Zehenspitzen, um die ersten vorbeiziehenden Häuser und Straßenzüge sehen zu können. Fasziniert beobachtete sie die vielen Seemänner und Hafenarbeiter bei der Arbeit. „Sehen Sie nur, Marie. All diese vielen Anlegestellen und Handelsschiffe.“ Toni deutete auf das wirre Durcheinander von Frachtkarren, Kisten, Rollwagen, Schubkarren, Arbeitern, Zugpferden, herumstreunenden Hunden und Kindern.

Marie musste ihre Stimme anheben, um das Läuten, Schlagen, Klirren, die Rufe und die Geräusche der Fuhrwerke übertönen zu können: „Allein New York hat einen größeren Hafen und schlägt mehr Waren um als New Orleans. Hier wird neben Baumwolle und Zucker auch Whiskey, Tabak, Hanf und unendlich mehr ein- und ausgeladen, ge- und verkauft.“...

Erscheint lt. Verlag 17.1.2020
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 19. Jahrhundert • Historischer Roman • Märzrevolution • New Orleans • Sklavenbefreier • Sklaverei
ISBN-10 3-96122-431-5 / 3961224315
ISBN-13 978-3-96122-431-9 / 9783961224319
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