Maigret in Kur -  Georges Simenon

Maigret in Kur (eBook)

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2020 | 1. Auflage
224 Seiten
Kampa Verlag
978-3-311-70140-8 (ISBN)
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Eigentlich wollte Maigret lieber jung sterben, als sich an einen Diätplan zu halten, doch nun ist er auf Kur in Vichy, trinkt Heilwasser, spaziert Arm in Arm mit Madame Maigret durch den Kurgarten. Aus reiner Langeweile beobachtet er die Menschen ringsum, Boulespieler, Patienten und die Dame in Lila - eine exzentrische Frau, die ihn fasziniert und über deren Leben er gerne mehr wüsste. Dann wird sie in ihrer Wohnung aufgefunden - erwürgt. Und Maigret stößt sehr bald auf zahlreiche Ungereimtheiten in ihrem Leben.

GEORGES SIMENON, geboren am 13. Februar 1903 im belgischen Liège, ist der 'meistgelesene, meistübersetzte, meistverfilmte, mit einem Wort: der erfolgreichste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts' (Die Zeit). Seine erstaunliche literarische Produktivität (75 Maigret-Romane, 117 weitere Romane und über 150 Erzählungen), seine Rastlosigkeit und seine Umtriebigkeit bestimmten sein Leben: Um einen Roman zu schreiben, brauchte er selten länger als zehn Tage, er bereiste die halbe Welt, war zweimal verheiratet und unterhielt Verhältnisse mit unzähligen Frauen. 1929 schuf er seine bekannteste Figur, die ihn reich und weltberühmt machte: Kommissar Maigret. Aber Simenon war nicht zufrieden, er sehnte sich nach dem 'großen' Roman ohne jedes Verbrechen, der die Leser nur durch psychologische Spannung in seinen Bann ziehen sollte. Seine Romane ohne Maigret erschienen ab 1931. Sie waren zwar weniger erfolgreich als die Krimis mit dem Pfeife rauchenden Kommissar, vergrößerten aber sein literarisches Ansehen. Simenon wurde von Kritikern und Schriftstellerkollegen bewundert und war immer wieder für den Literaturnobelpreis im Gespräch. 1972 brach er bei seinem 193. Roman die Arbeit ab und ließ die Berufsbezeichnung 'Schriftsteller' aus seinem Pass streichen. Von Simenons Romanen wurden über 500 Millionen Exemplare verkauft, und sie werden bis heute weltweit gelesen. In seinem Leben wie in seinen Büchern war Simenon immer auf der Suche nach dem, 'was bei allen Menschen gleich ist', was sie in ihrem Innersten ausmacht, und was sich nie ändert. Das macht seine Bücher bis heute so zeitlos.

GEORGES SIMENON, geboren am 13. Februar 1903 im belgischen Liège, ist der "meistgelesene, meistübersetzte, meistverfilmte, mit einem Wort: der erfolgreichste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts" (Die Zeit). Seine erstaunliche literarische Produktivität (75 Maigret-Romane, 117 weitere Romane und über 150 Erzählungen), seine Rastlosigkeit und seine Umtriebigkeit bestimmten sein Leben: Um einen Roman zu schreiben, brauchte er selten länger als zehn Tage, er bereiste die halbe Welt, war zweimal verheiratet und unterhielt Verhältnisse mit unzähligen Frauen. 1929 schuf er seine bekannteste Figur, die ihn reich und weltberühmt machte: Kommissar Maigret. Aber Simenon war nicht zufrieden, er sehnte sich nach dem "großen" Roman ohne jedes Verbrechen, der die Leser nur durch psychologische Spannung in seinen Bann ziehen sollte. Seine Romane ohne Maigret erschienen ab 1931. Sie waren zwar weniger erfolgreich als die Krimis mit dem Pfeife rauchenden Kommissar, vergrößerten aber sein literarisches Ansehen. Simenon wurde von Kritikern und Schriftstellerkollegen bewundert und war immer wieder für den Literaturnobelpreis im Gespräch. 1972 brach er bei seinem 193. Roman die Arbeit ab und ließ die Berufsbezeichnung "Schriftsteller" aus seinem Pass streichen. Von Simenons Romanen wurden über 500 Millionen Exemplare verkauft, und sie werden bis heute weltweit gelesen. In seinem Leben wie in seinen Büchern war Simenon immer auf der Suche nach dem, "was bei allen Menschen gleich ist", was sie in ihrem Innersten ausmacht, und was sich nie ändert. Das macht seine Bücher bis heute so zeitlos.

2


Um fünf vor neun hatte Maigret die Frage seiner Frau noch immer nicht beantwortet. Als hinge seine Ehre davon ab, sich genauso zu verhalten wie an den anderen Tagen und ihrer Vichy-Routine ohne die geringste Abweichung zu folgen.

Er hatte die Zeitung durchgelesen, während er seinen Kaffee austrank, hatte sich rasiert und gebadet und dabei wie immer die Nachrichten im Radio gehört. Um fünf Minuten vor neun war er bereit, und sie gingen zusammen die Treppe mit dem roten Läufer und den Messingstangen hinunter.

Der Hotelier, in weißem Jackett, eine Kochmütze auf dem Kopf, fing sie im Flur ab.

»Also wirklich, Monsieur Maigret, was man nicht alles für Sie tut in Vichy! Man bietet Ihnen sogar ein richtig schönes Verbrechen.«

Maigret rang sich ein flüchtiges Lächeln ab.

»Sie werden sich doch hoffentlich darum kümmern?«

»Was außerhalb von Paris geschieht, fällt nicht in meine Zuständigkeit.«

Madame Maigret beobachtete ihn verstohlen. Sie glaubte, er würde es nicht merken, aber es war ihm nicht entgangen. Statt die Rue d’Auvergne Richtung Fluss und Spielplatz hinunterzugehen, bog er mit Unschuldsmiene rechts ab.

Natürlich nahmen sie hin und wieder einen anderen Weg, aber nur bei ihrer Rückkehr. Sie bewunderte seinen Orientierungssinn. Er hatte nie einen Stadtplan studiert. Er schien aufs Geratewohl bald hierhin, bald dorthin zu spazieren, durch kleine Gassen, die ihn scheinbar von seinem Ziel abbrachten, und sie war jedes Mal überrascht, wenn sie plötzlich die Fassade ihres Hotels und die beiden Lorbeerbäumchen in den grünen Kübeln vor sich auftauchen sah.

Nun bog er wieder rechts ab, und noch einmal, und dann standen auf dem Gehsteig etwa fünfzehn Schaulustige, die zur anderen Straßenseite blickten.

Ein kleines Leuchten trat in Madame Maigrets Augen. Der Kommissar schien zu zögern, überquerte die Straße, blieb stehen, um seine Pfeife am Absatz auszuklopfen und um sich gemächlich eine neue zu stopfen. Er wirkte auf sie wie ein großes Kind, und in solchen Augenblicken konnte sie die Zärtlichkeit, die sie für ihn empfand, kaum zurückhalten.

Er rang mit sich. Schließlich mischte er sich unter die Neugierigen, als wüsste er nicht längst, wo er sich befand, und betrachtete ebenfalls das Haus gegenüber. Ein Auto stand davor, und gleich daneben hielt ein Polizist Wache.

Es war ein schickes Haus, wie die meisten Häuser in der Straße. Die Fassade war vor nicht allzu langer Zeit gestrichen worden, in Weiß mit einer Nuance Rosa. Die Fensterläden und der Balkon leuchteten mandelgrün.

Auf einem Marmorschild stand in phantasievoll geschwungener Schrift: Villa Iris.

Madame Maigret ahnte, was ihren Mann umtrieb. Er hatte nicht zum Präsidium gehen wollen, so wie er sich jetzt scheute, die Straße zu überqueren, dem Polizisten zu sagen, wer er war, und sich in das Haus führen zu lassen.

Der Himmel war wolkenlos, die Straße sauber und die Luft klar, leicht und heiter. Ein paar Häuser weiter klopfte eine Frau am Fenster ihre Teppiche aus und blickte dabei mitleidig auf die Neugierigen herab. Bestimmt hatte sie sich am Vorabend, als das Verbrechen entdeckt worden und die Polizei herbeigeeilt war, selbst unter die Nachbarn gemischt, um die Fassade zu betrachten, die sie doch schon seit Jahren kannte.

Kommentare wurden ausgetauscht.

»Angeblich war es eine Liebestragödie.«

»Na, hören Sie mal, sie war fast fünfzig!«

Im ersten Stock zeichnete sich hinter der Fensterscheibe ein Gesicht ab, dunkles Haar, eine spitze Nase, und hin und wieder tauchte im Hintergrund die undeutliche Gestalt eines noch jungen Mannes auf.

Die Tür war weiß. Ein Milchwagen fuhr die Straße entlang, und vor den meisten Hauseingängen wurden Milchflaschen abgestellt. Mit einer Flasche in der Hand ging der Fahrer auf die weiße Tür zu. Der Polizist sagte etwas zu ihm, wahrscheinlich dass es nicht mehr nötig sei, aber der Mann zuckte mit den Schultern und stellte die Flasche trotzdem hin.

Ob nicht endlich jemand den Kommissar erkennen würde? Er konnte nicht ewig dort stehen …

Als er schon weitergehen wollte, erschien in der Tür ein großer junger Mann mit struppigem Haar. Er überquerte die Straße und ging direkt auf Maigret zu.

»Der Hauptkommissar würde Sie gern sprechen.«

Seiner Frau gelang es kaum, ihr Lächeln zu unterdrücken.

»Wo soll ich auf dich warten?«, fragte sie.

»Am üblichen Platz vor der Quelle.«

Hatte man ihn durchs Fenster erkannt? Mit Würde überquerte er die Straße und bemühte sich um einen missmutigen Gesichtsausdruck. Im Flur war es kühl. Zur Rechten stand ein Kleiderständer aus Bambus, an dem zwei Hüte hingen. Er hängte seinen dazu. Es war ein Strohhut, den er auf Anraten seiner Frau zusammen mit dem cremeweißen Jackett gekauft hatte und für den er sich ein wenig schämte.

»Kommen Sie herein, Chef.«

Eine heitere, vertraute Stimme, ein Gesicht und eine Gestalt, die Maigret sofort erkannte.

»Lecœur!«

Sie hatten sich seit fünfzehn Jahren nicht gesehen, seit jener Zeit, da Désiré Lecœur noch einer von Maigrets Inspektoren am Quai des Orfèvres gewesen war.

»Nun ja, Chef, man wird älter, bekommt einen Bauch und wird befördert. Ich bin jetzt Hauptkommissar in Clermont-Ferrand, was mir unter anderem diese scheußliche Geschichte hier beschert hat. Kommen Sie doch herein.«

Er führte ihn in einen kleinen Salon, in dem bläuliche Rauschschwaden hingen, und setzte sich an einen Tisch, der ihm als Schreibtisch diente und mit Papieren bedeckt war.

Maigret nahm vorsichtig auf der Kopie eines zierlichen Louis-XVI-Sessels Platz, und Lecœur musste die Frage in seinen Augen gelesen haben, denn er beeilte sich zu sagen:

»Sie wundern sich vermutlich, wie ich erfahren habe, dass Sie hier sind. Erstens hat Moinet, den Sie nicht kennen und dem die Polizei in Vichy untersteht, Ihren Namen auf den Meldezetteln der Hotels gesehen … Er hat natürlich nicht gewagt, Sie zu stören, aber seine Männer sehen Sie jeden Tag vorbeigehen … Scheint so, als würden sich selbst die Polizisten am Strand fragen, wann Sie sich endlich dazu entschließen werden, Boule zu spielen. Sie scheinen sich jeden Morgen etwas mehr dafür zu begeistern, sodass …«

»Sind Sie gestern eingetroffen?«

»Aus Clermont-Ferrand, natürlich. Mit zwei von meinen Männern. Einer von ihnen ist der junge Dicelle, der Sie eben hereingebeten hat.

Ich wollte Sie eigentlich aus dem Spiel lassen. Sie sind schließlich zur Kur hier und nicht, um uns zu unterstützen. Außerdem wusste ich, dass Sie, wenn es Sie interessiert, früher oder später …«

Maigret war es nun wirklich gelungen, missmutig auszusehen.

»Raubmord?«, murmelte er.

»Bestimmt nicht.«

»Eifersucht?«

»Das ist wenig wahrscheinlich. Auch wenn ich nach vierundzwanzig Stunden kaum mehr weiß als bei meiner Ankunft gestern Morgen …«

Er kramte in seinen Papieren.

»Das Opfer heißt Hélène Lange. Sie war achtundvierzig Jahre alt und ist in Marsilly geboren, etwa zehn Kilometer von La Rochelle entfernt. Ich habe im Rathaus in Marsilly angerufen und erfahren können, dass ihre früh verwitwete Mutter lange Zeit ein Kurzwarengeschäft an der Place de l’Église geführt hat.

Sie hatte zwei Töchter. Hélène war die ältere und hat sich in La Rochelle zur Sekretärin ausbilden lassen. Sie war eine Zeit lang bei einer Reederei beschäftigt und ging schließlich nach Paris. Dort verliert sich ihre Spur.

Da sie nie eine Geburtsurkunde beantragt hat, ist anzunehmen, dass sie nicht verheiratet war. Laut ihrem Personalausweis ist sie ledig.

Ihre sechs oder sieben Jahre jüngere Schwester ist Maniküre, ebenfalls in La Rochelle. Wie die Ältere ist sie nach Paris gegangen und nach etwa zehn Jahren zurückgekehrt.

Sie muss etwas Geld gespart haben, von dem sie sich an der Place d’Armes einen Friseursalon kaufen konnte, den sie immer noch betreibt. Ich habe versucht, sie anzurufen, aber nur ihre Aushilfe sprechen können. Sie ist augenblicklich im Urlaub auf den Balearen. Ich habe ihr ein Telegramm ins Hotel geschickt und sie gebeten, sofort herzukommen. Ich erwarte sie im Laufe des Tages.

Diese Schwester, Francine, ist auch nicht verheiratet. Die Mutter ist vor acht Jahren gestorben. Andere Verwandte scheint es nicht zu geben.«

Maigret hatte sich unwillkürlich wieder in den Kommissar verwandelt. Man hätte meinen können, er leite die Ermittlungen und einer seiner Mitarbeiter erstatte ihm Bericht in seinem Büro.

Es fehlten nur die Pfeifen auf dem Schreibtisch, mit denen er in Situationen wie diesen herumspielte, der Ausblick auf die Seine, wenn er durchs Fenster sah, und sein schwerer Lehnsessel.

Während Lecœur sprach, waren Maigret im Salon zwei oder drei Details aufgefallen. Es befanden sich dort ausschließlich Fotografien von Hélène Lange. Auf einer Truhe stand ein Bild von ihr als Fünf- oder Sechsjährige, mit zwei dünnen Zöpfen und in einem viel zu langen Kleid.

Ein größeres Porträt an der Wand, das ein guter Fotograf aufgenommen haben musste, zeigte sie als Zwanzigjährige in einer romantischen Pose und mit verklärtem Blick.

Eine dritte Fotografie zeigte sie am Meer. Anstatt eines Badeanzugs trug sie ein weißes Kleid, das die Brise wie eine Fahne nach links wehen ließ, und hielt mit beiden Händen einen hellen Hut mit breiter Krempe.

»Wissen Sie, wann und wie der Mord begangen worden ist?«

»Es ist schwer, die Ereignisse zu rekonstruieren. Wir arbeiten seit gestern Morgen daran, sind...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2020
Reihe/Serie Georges Simenon
Übersetzer Hansjürgen Wille, Barbara Klau, Bärbel Brands
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Diät • Heilwasser • Madame Maigret • Mord • Vichy
ISBN-10 3-311-70140-2 / 3311701402
ISBN-13 978-3-311-70140-8 / 9783311701408
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