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Der Brief aus Wisconsin -  Ulrich Thielmann

Der Brief aus Wisconsin (eBook)

Ein Fliegerroman über Begegnungen zwischen Amerika und Europa
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
252 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-4593-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
5,99 inkl. MwSt
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Der 49-jährige Journalist und Privatpilot Justus Sessenroth befindet sich in einer Lebenskrise, als ihn ein Brief der ihm unbekannten Namensvetterin Annie Sessenroth aus Milwaukee, Wisconsin, USA, erreicht. Die Klärung der Frage, ob Annie mit Justus verwandt ist und ob ihre deutschen Vorfahren, nicht wie Justus Familie aus Thalfeld im Westerwald, sondern aus einem anderen Ort stammten, vielleicht sogar aus dem verträumten Ort Sessenroth in der Eifel, führt die beiden zurück in die Vergangenheit. Was hat die Bruchlandung eines amerikanischen Bombers im Westerwald Anfang März 1945 mit Annies deutschen Vorfahren zu tun? Justus, der beruflich in die USA reisen muss, um eine Reportage über das in Oshkosh, Wisconsin, jährlich stattfindende, weltgrößte Fliegertreffen zu schreiben, verliebt sich Hals über Kopf in die hübsche, zehn Jahre jüngere Annie, die im Hauptberuf als Stewardess tätig ist. Justus gerät in einen Konflikt, denn kurz vor seiner Reise in die USA hat sich seine 33-jährige Flugschülerin Carola in ihn verliebt. Kann Carola Justus davon abbringen, mit Annie mehr als nur eine Freundschaft einzugehen? Ein spannender Roman, nicht nur für flugbegeisterte Leser.

Ulrich Thielmann arbeitet hauptberuflich als Projekt- und Produktmanager für ein großes Telekommunikationsunternehmen. Bereits als vierzehnjähriger absolvierte er seinen ersten Alleinflug in einem Segelflugzeug. Als Sohn eines Berufspiloten wuchs er sozusagen auf einem Flugplatz im Westerwald auf, das Privatpilotenmilieu kennt er seit seiner Kindheit. Ulrich Thielmann schreibt nebenberuflich Artikel, Dokumentationen und Romane mit Bezug zur Fliegerei. Mit der deutschen Auswanderungs-Historie kam Ulrich Thielmann erstmals 2003 in Berührung, als er gemeinsam mit amerikanischen Namensvettern aus Wisconsin, USA, die Geschichte einer deutschen Auswanderer-Familie erforschte.

Prolog


Einsatzflugplatz South-Newbridge, England, 9. März 1945

Die Einsatzbesprechung am frühen Morgen war beendet. Die zehnköpfige Besatzung, die Crew einer B-17G Flying Fortress, wurde in aller Eile mit einem Mannschaftstransportwagen zum Abstellplatz ihres Flugzeuges gebracht. Angespannt kletterten die Männer an Bord ihres viermotorigen Flugzeuges, das den Spitznamen Midsummer Beauty trug, und machten sich bereit für den bevorstehenden Start. Wenige Minuten vor sechs Uhr morgens rollte der schwere Bomber an den Rollhaltepunkt der Startbahn 21 des Flugplatzes South-Newbridge in der Grafschaft Norfolk und wartete auf den Befehl zum Start. Der Flugplatz, kurz RAF-Newbridge genannt, war im Sommer 1943 fertiggestellt und im Spätherbst des gleichen Jahres der US-Air-Force zur Verfügung gestellt worden. Die Amerikaner hatten damals keine Zeit verloren und umgehend damit begonnen, erste Einheiten auf dem Flugplatz zu stationieren. Im Frühjahr 1944 war die 973. Bombergruppe der 8. Luftflotte der US-Air-Force auf dem Flugplatz stationiert worden und hatte nach und nach weitere Bomber und frische Crews bekommen. Der zweite Weltkrieg wütete und seinerzeit war ganz England so etwas wie ein gigantisch großer Flugzeugträger. Die britische Royal-Air-Force, die RAF, flog mit ihren Bombern zumeist Nachtangriffe auf deutsche Ziele, während sich die 8. Luftflotte der Amerikaner auf Tagangriffe spezialisierte. Wie alle Klasse-A-Einsatzflugplätze in England, die während des Kriegs gebaut worden waren, hatte RAF-Newbridge drei Pisten für Starts und Landungen, die dreiecksförmig angeordnet waren. Die in Kompassrichtung dreißig Grad und Gegenrichtung zweihundertzehn Grad angelegte Main-Runway, mit der Bezeichnung 03/21, war mit 1800 Metern die längste der Pisten. Die beiden anderen Pisten hatten eine Länge von je 1300 Metern und waren in Kompassrichtung 08/26 und 15/33 angelegt worden. Einige der Bomber waren in schützenden Hangars an der östlichen Grenze des Flugplatzes untergebracht. Die meisten standen jedoch im Freien auf betonierten Abstellflächen rund um den Flugplatz und waren dürftig mit Tarnnetzen getarnt, die vor dem Start vom Bodenpersonal entfernt wurden. Betonierte Rollwege verbanden die drei Pisten, die Abstellflächen und die Hangars miteinander, so dass die Bomber bei einem Einsatz schnell zur jeweils in Betrieb befindlichen Piste rollen und gegen den Wind starten konnten. Rollwege, Pisten und andere Bereiche des Flugplatzes wurden bei Nachteinsätzen beleuchtet. Für viele unbeteiligte Menschen, die in der Nähe des Flugplatzes lebten, ein geheimnisvoller und furchterregender Anblick. Hinzu kam, dass der infernalische Lärm startender und landender Bomber den Menschen nachts den Schlaf raubte. Das Personal des Flugplatzes bestand aus insgesamt zweitausendfünfhundert Menschen – Soldaten und Offiziere der US-Air-Force und der RAF sowie ziviles Personal.

Auch Frauen waren im Einsatz. Sie leisteten ihren Dienst nicht nur in der Küche und in der Wäscherei, sondern unter anderem auch in der Verwaltung, im Wetterbüro, in der Logistik, als Spezialistinnen im Nachrichtendienst, als Ärztinnen oder Krankenschwestern in der Krankenstation, oder als Fahrerinnen.

Die Männer gehörten entweder dem fliegenden Personal an oder waren im Bodendienst beschäftigt. Sie arbeiteten als Mechaniker, als Meteorologen, als Einsatzplaner, als Nachrichtenoffiziere, als Militärpolizisten, als Feuerwehrleute, als Soldaten im Flugabwehrdienst, als Ärzte, oder hatten andere Aufgaben. Bomber-Besatzungen und Bodenpersonal hausten überwiegend in ungemütlichen Wellblech-Hütten, die sich am nördlichen Rand des weit ausgedehnten Flugplatzgeländes befanden. Ganz in der Nähe dort waren in aller Eile und mit viel Beton mehrere befestigte Gebäude erbaut worden, welche die Krankenstation, die Büros der höheren Offiziere, die Briefing-Räume, die Büros des Wetterdienstes und des Nachrichtendienstes sowie ein Materiallager beherbergten. Außerdem waren die Küche, die Unteroffiziers- und Mannschafts-Kantine, die Offiziersmesse und ein Mehrzwecksaal, der für Festivitäten und als Kino genutzt wurde, in diesen Gebäuden untergebracht. Auf einem weiteren Gebäude, nicht weit entfernt vom nördlichen Rollweg, war ein Kontrollturm für die Flugleitung errichtet worden. Gleich nebenan befanden sich die Garage und die Wachräume der Flugplatzfeuerwehr. An der südlichen Grenze des Flugplatzes waren mehrere Bunker angelegt worden, in denen die Munition für die Waffen, die Bomben und die Treibstoffe für die Bomber gelagert und streng bewacht wurden.

Am Abend vor dem Einsatz hatten die Crewmitglieder der Midsummer Beauty im Pub des nahegelegenen Dorfes Newbridge, gemeinsam mit Besatzungen anderer Bomber und englischen Piloten, den Geburtstag des Copiloten der Midsummer Beauty gefeiert und ein paar Pint Bier getrunken. Das geschah heimlich, denn die Crew stand auf der Einsatzliste und hätte den militärischen Bereich des Flugplatzes eigentlich nicht ohne Erlaubnis verlassen dürfen. Aber das Pub war nicht weit von den Unterkünften der Crew entfernt und durch einen löchrigen Stacheldrahtzaun war es kein Problem, unauffällig für ein paar Stunden zu verschwinden. Einige der vorgesetzten Offiziere wussten jedoch von den abendlichen Ausflügen ihrer Besatzungen und tolerierten das stillschweigend. Nur hin und wieder, wenn Crewmitglieder zu viel tranken oder sich in Schlägereien verwickeln ließen, wurden harte Disziplinarstrafen verhängt.

Das Pub trug den Namen Old Crow. Ein über der niedrigen Eingangstür des Fachwerkhauses angebrachtes Schild zeigte eine schwarze Rabenkrähe mit großen Kulleraugen. Lästerer behaupteten spöttisch, Old Crow stünde für die schon etwas in die Jahre gekommene, dickliche Frau des Pub-Besitzers, einem schwerfälligen, schwarzhaarigen Iren aus Belfast, dem seit der Schlacht um Dünkirchen ein Auge fehlte. Die Wunde verbarg er mit einer Augenbinde, so dass er aussah wie ein Pirat oder ein Strandräuber. Offensichtlich hatte seine Frau das Sagen, vor allem im Pub, aber das störte ihn nicht, solange er seine Ruhe hatte. Eine 43-jährige Engländerin mit harten Gesichtszügen und fülligen, dunkelroten Haaren, die sich Lady Deborah nannte, sang bekannte Melodien. Der Verlobte der niedlichen, aber durchsetzungsfähigen Kellnerin des Pubs, ein Engländer aus Newcastle upon Tyne, der als Offizier der RAF gerade ein paar Tage Urlaub hatte, begleitete Lady Deborah auf einem leicht verstimmten Klavier. Wenn Lady Deborah nicht sang, spielte der Offizier Folk-Musik auf seiner Geige und sorgte so für ausgelassene Stimmung. Lady Deborah war eigentlich keine richtige Lady, aber sie sah gut aus und kleidete sich immer sehr elegant, so dass viele glaubten, sie sei tatsächlich aus höheren englischen Gesellschaftsschichten. In Wirklichkeit war sie die verarmte Witwe eines Gutsverwalters und ging eigentlich nur ins Pub, um sich nebenbei etwas Geld zu verdienen und vielleicht einen Amerikaner zu finden, der sich in sie verliebte und ihr half, dem englischen Mief und der Grausamkeit des Kriegsalltags zu entfliehen. In letzter Zeit kam es häufiger vor, dass sie sich betrank und sich von wesentlich jüngeren Amerikanern nach Hause bringen ließ. Als die Feier ihren Höhepunkt erreichte und der junge Captain der Midsummer Beauty seine Crew ermahnte, ins Camp zurückzukehren, sang Lady Deborah einen langsamen Jazz-Walzer, den sie mit ihrer etwas rauchigen Mezzo-Sopran-Stimme passend interpretierte. Der Text des Songs handelte von einem Mädchen, das sehnsüchtig hoffte, ihren Geliebten, einen Piloten, nach dem Krieg wiederzusehen. Eine berührende Darbietung, unterlegt mit Zigarettenqualm, Bier- und Whiskey-Geruch. Der 24-jährige Pilot und Captain der Midsummer Beauty hatte dabei intensiv und etwas sehnsüchtig an seine junge Frau in den USA denken müssen. Würde er sie in diesem verrückten Leben jemals wiedersehen? Sie hatten kurz vor seiner Abreise nach England in aller Eile geheiratet. Nicht nur der Captain war bei diesem Lied nachdenklich geworden. Er blickte sich im Pub um. Man sah es den Männern an, wenn man in ihre Augen blickte. Man sah die Angst vor dem Krieg, die Angst vor dem nächsten Einsatz, die Angst vor Jagdfliegerangriffen, die Angst vor schlimmen Verletzungen und die Angst vor dem Fliegertod. Doch kaum jemand der Besatzungen und Piloten im Pub gab sich die Blöße und redete über Gefühle oder gar über seine Angst. Lieber spielten sie die harten Jungs, die Whiskey und Bier tranken, englische Mädchen verführten und am anderen Morgen tapfer einen Bomber über Feindesland flogen. Insgeheim wussten sie alle, dass dieser Krieg nur mit viel Glück überlebbar war. Gerade Bomberbesatzungen hatten keine großen Überlebenschancen. Die Einsatz-Statistiken lieferten eindeutige Zahlen und so musste man jeden Tag des Lebens auf irgendeine Weise genießen.

Die B-17G Midsummer Beauty war im Juni 1944 im Boeing-Werk in Seattle fertiggestellt worden. Der Überführungsflug quer über Nordamerika, über den Nord-Atlantik, Island, Irland und schließlich nach England, erfolgte im Juli 1944...

Erscheint lt. Verlag 26.11.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
ISBN-10 3-7504-4593-1 / 3750445931
ISBN-13 978-3-7504-4593-2 / 9783750445932
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