Eri und das Ei des Drachen -  Jacek Inglot

Eri und das Ei des Drachen (eBook)

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2020 | 1. Auflage
304 Seiten
Woow Books (Verlag)
978-3-96177-554-5 (ISBN)
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Als Eri in den dunklen Wald geht, um die gute Hexe Mafalda zu besuchen, ahnt sie nicht, dass an diesem Tag das größte Abenteuer ihres Lebens beginnt. Die Hexe hat einen Auftrag für Eri: Sie soll das Ei eines Drachen in Sicherheit bringen, damit der böse Zauberer Widukind es nicht in die Finger bekommt. Denn der Drache wird bald schlüpfen, und derjenige, der ihm zuerst einen Namen gibt, wird zum Guten oder Bösen Macht über den Drachen haben. Zum Glück begegnet Eri auf ihrer gefährlichen Reise vielen freundlichen Wesen, die alle zu Beschützern des Dracheneis und zu wahren Freunden werden.

Jacek Inglot ist Redakteur, Pädagoge und ein vielseitig begabter Autor. Er veröffentlichte bereits eine Reihe von Science-Fiction-Büchern, schreibt aber auch realistische Erzählungen und Geschichtsromane. Zweimal wurde er schon für den polnischen Janusz-A.-Zajdel-Preis nominiert. ?Eri und das Ei des Drachen? ist sein erstes Kinderbuch.

Jacek Inglot ist Redakteur, Pädagoge und ein vielseitig begabter Autor. Er veröffentlichte bereits eine Reihe von Science-Fiction-Büchern, schreibt aber auch realistische Erzählungen und Geschichtsromane. Zweimal wurde er schon für den polnischen Janusz-A.-Zajdel-Preis nominiert. ›Eri und das Ei des Drachen‹ ist sein erstes Kinderbuch.

1. Mafaldas Hütte


Bei den meisten Dorfbewohnern hieß er einfach nur »der Wald«. Er nahm seinen Anfang hinter dem Dorf und endete weit weg am Fuß der Düsterberge. Wäre jemand mutig genug, ihn durchqueren zu wollen, hätte er viele Tage und Nächte wandern müssen, so groß war er. Aber die Leute fürchteten sich ohnehin vor der beklemmenden Dämmerung und dem seltsamen, fremden Flüstern, das einem ans Ohr drang, wenn man sich allzu tief ins Dickicht wagte. Die Alten sagten, der Wald sei schon immer so unheimlich gewesen, einige andere meinten, er sei erst so geworden, als Mafalda, die Flüsterin, in eine Waldhütte gezogen war. Mafalda war eine Wissende, und Wissenden trauten die Dörfler nie so recht über den Weg. Trotzdem nahmen sie die Dienste der guten Hexe gerne in Anspruch, denn sie konnte Nachtblindheit heilen, einen Bann brechen, lästige Krankheiten wegsprechen, ein Amulett gegen den bösen Blick machen und was sonst noch alles anfiel. Und so schickten die Dorfbewohner gerne Eri zu ihr, die kleine, mutige Tochter des Zimmermanns. Eri hatte noch nie Angst vor dem Wald gehabt. Sie fand nichts dabei, ins Halbdunkel seiner uralten, bemoosten Bäume einzutauchen. Und sie hatte überhaupt kein Problem damit, Mafalda in ihrer Hütte zu besuchen. Sie tat es sogar sehr gerne.

Das Mädchen war schon immer eher ein Sonderling gewesen, fanden die Leute. Schon allein deshalb, weil sie als Einzige im Dorf rote Haare hatte. Oft benahm sie sich auch sonderbar. Statt mit anderen Kindern zu spielen, träumte sie vor sich hin. Sie liebte Tiere über alles, und die Tiere schienen auch Eri zu lieben. Sie löcherte die Erwachsenen mit den merkwürdigsten Fragen und hörte aufmerksam zu, wenn Hanna, die alte Magd, die als junges Mädchen am Fürstenhof gedient hatte, von Gott und der Welt erzählte. Geschichten aus alten Zeiten und Legenden über Zauberer oder Drachenjäger waren Eri am liebsten. Dann saß sie da, ihre hellgrünen Augen weit aufgerissen, und saugte wissbegierig alles auf. Ganz besonders interessierte sie sich für Hexen, über die wollte sie einfach alles wissen, sodass Hanna eines Tages zu Eris Papa sagte: »Ich glaube, Eri könnte eine Wissende sein.« Stanis war darüber gar nicht begeistert. »Das kommt davon, dass sie immer zu Mafalda geht«, grummelte er. »Ich sollte es ihr einfach verbieten.« Er hatte aber keine Zeit, sich darum zu kümmern, denn es wurde schon Frühling, und er musste sich wieder auf den Weg machen, um Arbeit zu finden. Für einen Zimmermann gab es im Dorf nicht genug zu tun, also blieb Stanis im Winter zu Hause und wanderte das restliche Jahr über kreuz und quer durchs Land. Dabei kam er manchmal sogar bis in die fernen Nordlande.

Als der Vater dann wieder einmal in der Fremde unterwegs war, blieb Eri mit ihrer Mama und den beiden Brüdern zurück. Der ältere Bruder hieß Janis und der jüngere Micha, er war erst im letzten Herbst zur Welt gekommen. Ob Eris Mutter Hannas Verdacht teilte, war ihr nicht anzumerken. Sie hatte jedenfalls nicht vor, Eri die Besuche bei Mafalda zu verbieten. Einmal bekam Eri mit, wie ihre Mama zur alten Magd sagte: »Wenn das so sein soll, dann soll es eben so sein.« Hanna hatte genickt und daran gedacht, wie das Mädchen den für gewöhnlich störrischen Ziegenbock mit nur wenigen Worten mühelos zurück in seinen Stall gelockt hatte.

Eri wusste nicht, was eine Wissende war. Aber sie wusste, dass Mafalda eine gute Hexe war, die immer half, wenn man sie brauchte. Und die Menschen bedankten sich bei der Flüsterin, so gut sie konnten. Heute war der Korb, den Eri in den Wald trug, wieder bis zum Rand mit Leckereien gefüllt. Von der Frau des Dorfschmieds gab es ein Stück gesalzene Butter für das Wegmachen der Warzen ihres ältesten Sohnes, von Tessa, der Frau des Töpfers, einen Klumpen Käse mit Weinrautengeschmack, dafür, dass das Kalb wieder gesund wurde. Der Hirte Vitali legte einen Krug Schafsmilch bei, weil die Pfote seines Hundes mit Mafaldas Salbe im Nu wieder verheilte, und Midro, der reichste Bauer im Dorf, bedankte sich mit einem Stück über Wacholder geräuchertem Speck für die Behandlung seiner schlimmen Bauchkrämpfe. Aber das Beste, fand Eri, kam von ihrer Mama: ein riesiger Hefekuchen mit Mohn und Pflaumenmus, dafür, dass Mafalda den kleinen Micha aus höchster Not gerettet hatte.

Und das kam so: Vor drei Tagen wurde der Kleine, der schon den ganzen Tag lang nörgelig gewesen war und viel geweint hatte, am Abend auf einmal ganz rot und dann immer röter. Als Eri seine Stirn berührte, bekam sie einen riesigen Schreck, so heiß war sie. Die Mutter versuchte alles Mögliche, aber das Fieber ging einfach nicht weg. Sie rief ihre Nachbarinnen, die alte Magd Hanna und Duscha, die Frau des Schäfers, zu Hilfe. Hanna empfahl, das Kind über den Rauch von verbranntem Wermutkraut und Kamille zu halten. Duscha riet, Micha mit Kletteblättern zu belegen und danach in frisch gemolkener Kuhmilch zu baden. Nichts davon half. Micha ging es immer schlechter, und er weinte immer lauter. Dann sagte Hanna: »Hier kann nur noch Mafalda helfen.« Aber es war inzwischen Nacht geworden und so dunkel, dass die Mutter Eri nicht mehr in den Wald hinausschicken mochte. Janis wäre bestimmt gegangen, aber der war gerade mit einigen Hirten aus dem Dorf und ihren Schafherden auf den Weiden unterhalb der Düsterberge unterwegs.

Als die Verzweiflung groß war und keiner mehr weiterwusste, klopfte es an der Tür, und in der Stube stand plötzlich Mafalda in ihrem graubraunen Mantel. Unter der Kapuze guckten ihre langen rabenschwarzen Haare hervor. In der Hand hielt sie einen knorrigen Stab, von dessen Ende merkwürdig verknotete Bänder baumelten. Sie schob ihre Kapuze zurück, und ein junges Gesicht kam zum Vorschein, in dem lebhafte saphirblaue Augen leuchteten. Den Frauen, die sich händeringend um Micha drängten, warf sie einen strengen Blick zu.

»Geht zur Seite!«, befahl sie. »Eure Hausmittelchen helfen hier nicht weiter.«

Dann trat sie an die Wiege, beugte sich über den Kleinen und flüsterte leise, während sie seine fiebrige Stirn berührte. Aus dem Beutel, der an ihrem Gürtel hing, holte sie ein kleines grünes Fläschchen und träufelte etwas von dem dicken Sirup in Michas Mund. Fast im selben Augenblick hörte er auf zu weinen, und sein verkrampftes Gesicht glättete sich. Kurz darauf schlief er ein. Die Nachbarinnen nickten anerkennend.

»Du bist wirklich mächtig, Mafalda«, sagte Hanna bewundernd. »Ich bin sehr froh, dass du in unserem Wald wohnst.«

Mit einem Kopfnicken bedankte sich Mafalda für das Lob der alten Magd. Nachdem die Nachbarinnen in ihre Hütten zurückgekehrt waren, zog die Flüsterin Eris Mutter zur Seite. Die beiden Frauen unterhielten sich eine ganze Weile und blickten dabei immer wieder zu Eri hinüber, die leise summend ihren kleinen Bruder wiegte. Sie konnte nicht hören, worüber sie sprachen, aber die gute Hexe machte ein sehr ernstes Gesicht, und die Mutter wischte sich hin und wieder eine Träne aus dem Augenwinkel. Eri war verwirrt. Micha ging es doch wieder gut! Er schlief wie ein Engel, mit einem Finger im halb offenen Mund. Aber das Mädchen bekam keine Erklärung für die seltsame Stimmung, denn nachdem Mafalda sie noch lange und prüfend angesehen hatte, ging die Flüsterin grußlos in die Nacht hinaus.

Der kleine Micha war so schnell wieder gesund geworden, dass am nächsten Tag niemand mehr an sein Fieber dachte. Nur die Mutter sah traurig aus, vor allem, wenn ihr Blick auf Eri fiel. Zwei Tage später drückte sie dem Töchterchen den prall gefüllten Korb mit den Gaben für Mafalda in die Hand und schickte sie los. Eri betrat den Pfad, der in den Wald führte, und drehte sich am Waldrand noch einmal um. Die Mutter stand noch immer vor der Hütte und sah hinter Eri her, mit einer Hand schützte sie ihre Augen vor der Sonne. Weinte die Mutter etwa? Erst viel später würde Eri verstehen, warum.

Das Mädchen wanderte den zugewucherten Weg entlang, der sich zwischen uralten, dumpf rauschenden Eichen und Buchen schlängelte. Später führte er auch an vom Alter gekrümmten Akazienbäumen vorbei, die mit weißen Blüten übersät waren. Mafaldas Hütte stand auf einer kleinen Lichtung tief im Wald. Man konnte sie erst dann sehen, wenn man einen moosbewachsenen Steinhaufen passierte, der an einen buckligen alten Mann erinnerte.

Die Hütte der Hexe war uralt. Dichter Efeu kletterte über die rauen Holzbalken, und das Dach war mit Weidenzweigen und Grasbüscheln bedeckt, die durch Wind und Regen grau geworden waren. Die quietschende Tür hatte kein richtiges Schloss, sondern es gab innen und außen lediglich einen Holzscheit, den man durch eine Halterung schieben konnte, um sie zu verriegeln. Ganz früher wohnte hier Aglaia, eine weise Frau, die aus dem Dorf stammte. Nach ihrem Tod stand die Waldhütte lange leer, bis vor einigen Jahren – Eri war da schon auf der Welt – die Flüsterin Mafalda wie aus dem Nichts auftauchte und dort einzog.

Auf einem Baumstumpf vor der Hütte saß ein Gnom. Er hieß Frappel und war Mafaldas Türhüter und Helfer. Mit seinem braunen schrumpeligen Gesicht und den klugen schwarzen Knopfaugen sah er ein bisschen aus wie ein groß gewachsener Maulwurf. Eri musste lächeln, als sie vor dem Gnom stehen blieb. Denn der runzelte seine kleine Nase, kratzte sein haariges Ohr und untersuchte das Arbeitsgerät in seiner Hand. Eine Holzklapper, mit der er die Hexe eigentlich über ankommende Besucher informierte. Aber gerade versuchte er vergeblich, der Klapper ein paar Geräusche zu entlocken. Bekümmert schüttelte Frappel den Kopf, griff in die Tasche seiner gelben Weste und zog ein kleines Klappmesser hervor.

»Ich werde mir wohl eine...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2020
Illustrationen Anita Grabos
Übersetzer Karin Ehrhardt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Drache • Drachenei • Freundschaft • Gefährten • Hexen • illustriert • Märchenhaft • Mut • Zauberer • Zusammenhalt
ISBN-10 3-96177-554-0 / 3961775540
ISBN-13 978-3-96177-554-5 / 9783961775545
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