Das Grab im Médoc (eBook)

Bordeaux-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
352 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1950-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Grab im Médoc -  Maria Dries
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Bienvenue, Madame le Commissaire!

In der Region Bordeaux häufen sich Einbrüche in bekannte Weingüter. Trotz höchster Sicherheitsstandards hinterlassen die Täter keine Spuren. Nach einem weiteren Einbruch wird der Winzer Armand tot in einem Brunnen gefunden. Pauline Castelot soll den Fall nun übernehmen. War Armand einfach zur falschen Zeit am falschen Ort? Doch wenige Tage später wird in einem Weinberg eine tote Frau gefunden, in ihrer Tasche die Einladung zu einer Weinverkostung - sie stammt von dem ermordeten Armand. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Opfern?

Der Auftakt zur neuen Krimireihe voller französischem Flair.



Maria Dries wurde in Erlangen geboren und hat Sozialpädagogik und Betriebswirtschaftslehre studiert. Heute lebt sie in der Fränkischen Schweiz. Schon seit vielen Jahren verbringt sie die Sommer in Frankreich.

2. Juni


Das Hauptquartier der Sonderermittlungsgruppe befand sich im Stadtteil Saint-Pierre in der Rue Mérignac 5 in der Altstadt von Bordeaux. Im 18. Jahrhundert, der Blütezeit, als der atlantische Seehandel florierte, war dort die Einfahrt zum Innenhafen gewesen. Noch heute waren in diesem Viertel die Straßen nach den jeweiligen Handwerkszünften benannt, und so gab es beispielsweise eine Rue des Argentiers, eine Straße der Goldschmiede.

Das Quartier befand sich in einem zweistöckigen, altrosafarbenen Gebäude, das zwischen einem Wohnhaus und einer Weinhandlung eingeklemmt war. Einen Katzensprung entfernt strömte die pfauenblaue Garonne majestätisch in Richtung Gironde-Mündung, um sich dann, vereint mit der Dordogne, wie ein Trichter zum Atlantik hin zu öffnen. An den Ufern reihten sich beidseitig carrelets, Fischerhütten auf Stelzen, die für Angler ein idealer Ansitz waren.

Monsieur le Commissaire Louis Pierrot hatte kurz nach siebzehn Uhr seinen Dienst beendet und ging zur nahe gelegenen Tiefgarage. Er war zweiunddreißig Jahre alt, durchtrainiert und wies eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem jungen Steve McQueen auf. Er hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, einen bislang ungelösten Fall, einen Cold Case, noch einmal aufzurollen. Der Fall hatte ihn völlig in Anspruch genommen, Pierrot hatte sich regelrecht festgebissen. Ein Callgirl mit dem Künstlernamen Loulou war 1991 tot in seinem Appartement in der Innenstadt von Bordeaux, im Viertel Bacalan, gefunden worden, gestorben an einem Kopfschuss. Als Hauptverdächtiger hatte schnell der Gelegenheitsarbeiter Jean Maigret gegolten, der für zweihundert Francs Loulous Dienste in Anspruch genommen und sich dabei hoffnungslos in sie verliebt hatte. Er war ihr hörig gewesen und hatte Reparaturen und Botengänge für sie erledigt. Doch Maigret hatte die Tat bestritten, und die Indizien waren für eine Verurteilung nicht ausreichen gewesen. Der Fall war nie gelöst worden.

Pierrot war fest entschlossen, Loulous Mörder mithilfe neuester Techniken, speziell mit komplizierten DNA-Analysen, zu finden, falls er noch am Leben war. Doch jetzt hatte er andere Pläne.

Geschickt steuerte er seinen schwarz glänzenden Oldtimer Citroën, ein wahres Flaggschiff, aus dem engen Parkhaus und fädelte sich in den zäh fließenden Feierabendverkehr ein. Er wollte über die Autobahn bis nach Le Teich fahren und weiter auf der route nationale zur Dune du Pilat. Seine Tasche mit dem Drachenflieger hatte er bereits am Morgen auf dem Dachgepäckträger festgezurrt. Louis genoss den Nervenkitzel beim schwerelosen Gleiten durch die Lüfte. Nur beim Sport konnte er abschalten und den Polizeialltag für kurze Zeit vergessen.

* * *

Als er sich seinem Ziel näherte, konnte er den gewaltigen Sandberg mit fast drei Kilometer Länge zwischen Kiefern hervorspitzen sehen. Darüber wölbte sich ein azurblauer Himmel, über den Schleierwolken zogen. Pilat war eine Wanderdüne, die stetig landeinwärts vorrückte, da die Strömung an der Einfahrt zum Bassin von Arcachon so stark war, dass sich die Sandmassen nicht aufhalten ließen.

Vor dem Hôtel Corniche, einem eleganten cremefarbenen Gebäude, fand er einen Parkplatz und zog sich im Auto um. Bekleidet mit einer Sporthose, einem T-Shirt und Leinenschuhen machte er sich auf die Suche nach Chantal, der Hotelmanagerin des Corniche.

Auf der Terrasse des Hotels saßen Gäste unter der rot-weiß gestreiften Markise, genossen ihren Aperitif und unterhielten sich mit lebhaften Gesten. Vor einigen Monaten hatten Louis und Chantal eine kurze leidenschaftliche Affäre gehabt, sich dann aber einvernehmlich getrennt. Chantal fühlte sich durch ihn eingeengt, er wiederum fand sie häufig zu ernsthaft. Inzwischen waren sie gute Freunde.

Louis fand sie hinter einer Pergola, über die sich violette Bougainvilleen rankten. Sie lehnte an der Mauer neben der Hintertür und rauchte. Die dunklen Haare waren zu einem Zopf gebunden, so dass ihr feines Profil zur Geltung kam. Der jadegrüne Overall betonte ihre schlanke Figur. Als sie ihn bemerkte, schenkte sie ihm ein bezauberndes Lächeln und drückte die Zigarette aus. »Salut, Louis! Hast du schon Feierabend?«

Sie tauschten Wangenküsschen.

»Salut, Chantal. Ich habe zeitig Schluss gemacht, mich zieht es auf die Düne. Hast du Zeit, mich später abzuholen, wenn ich gelandet bin?«

»Wenn du nicht bis nach Bayonne fliegst.« Sie lachte, und ihre schwarzen Augen leuchteten.

»Keine Sorge, ich werde versuchen, in der Nähe zu landen.« Er reichte ihr seinen Autoschlüssel. »Ich rufe dich an.«

»D’accord. Bis später.«

»Danach lade ich dich auf ein Glas Wein ein, wenn ich darf.«

»Das hört sich gut an. Pass auf dich auf.«

»Aber ja.«

Er holte die Tasche vom Dach, schlang sich ein grünes Tuch um den Kopf und machte sich über die freie Südflanke der Düne an den schweißtreibenden Aufstieg. Auf der Kuppe angelangt, verschnaufte er einen Moment und genoss den überwältigenden Ausblick. Dann baute er seinen Drachen zusammen, befestigte das Gurtzeug an seinem Körper und setzte den Helm auf. Aufmerksam sah er sich nach einem passenden Startplatz um. Auf der nördlichen Kuppe der Düne, die man vom Parkplatz aus über eine Holztreppe erreichte, hielten sich zahlreiche Touristen auf, die spazieren gingen, picknickten und die Aussicht genossen. Unterhalb des südlichen Kamms schwebten einige Gleitschirmflieger, deren Segel farbige Punkte in das Blau des Himmels setzten.

Louis entschied sich für einen steilen Hang, der dem Ozean zugewandt war, und nahm vier Schritte Anlauf. Er spürte, wie Aufwinde die Flügel trugen, und hob ab. Wie ein Vogel glitt er auf das glitzernde Meer hinaus und zog weite ruhige Kreise. Er ließ den dichten Kiefernwald und die hammerförmige Sandbank vor der Einfahrt des Bassins von Arcachon hinter sich. Rechter Hand lag die schmale Halbinsel Cap Ferret, die wie ein Finger in den Atlantik ragte, und auf deren bewaldeter Landspitze sich der weiße Leuchtturm mit der roten Kappe erhob. Austernboote und Jollen lagen wie Kinderspielzeug in der Bucht. Weiter draußen kreuzten elegant Segelboote. Die gemächlich zum kobaltblauen Horizont wandernde Sonne hatte sich in einen glühenden Feuerball verwandelt, der die Wolken rosa färbte. Die See roch nach Tang und Jod, auf seinen Lippen schmeckte er Salz, er lauschte dem Kreischen der Möwen und fühlte sich frei. In einem weiten Bogen flog er auf die Küste zu, folgte ihr eine Weile und steuerte den Drachen dann über den Étang de Sanguinet, einem von Schilf umsäumten Binnensee.

Als Louis den See hinter sich gelassen hatte, rief er Chantal an. »Salut, Chantal. Ich werde in Kürze auf dem Fußballplatz von Biscarrosse landen. Wenn dir das zu weit ist, kann ich versuchen, neben der Marina von Sanguinet auf einem Acker runterzugehen.«

»Biscarrosse ist in Ordnung. Ich mache mich gleich auf den Weg, in einer halben Stunde bin ich da.«

»Wir könnten zusammen abendessen.«

»Gute Idee, ich habe Hunger. In Biscarrosse-Plage gibt es ein neues Fischrestaurant, die Meeresfrüchteplatten sollen phantastisch sein.«

Louis schwebte weiter über einen Kanal, an dem Angler saßen, und ein Wäldchen und landete schließlich nach einer guten Stunde sanft auf dem Sportplatz von Biscarrosse. Eine Kindermannschaft in rot-schwarzen Trikots beobachtete gebannt seine Landung. Er winkte ihnen zu und löste das Gurtzeug. Dann baute er seinen Drachen auseinander, verstaute ihn in der Tasche und wartete auf Chantal.

* * *

Ein kaum wahrnehmbarer Höhenkamm zwischen der Pointe de Grave und Bordeaux teilte zwischen dem Atlantik und der Gironde die Halbinsel Médoc. Im Westen erstreckten sich Pinienwälder bis zu den traumhaften Stränden, im Osten gab es Weinfelder, die bis in das Stadtbild von Bordeaux hinein zur Gironde hin abfielen.

Das Weingut Château Cheval Noir lag in der Nähe von Pauillac auf einem Hügel inmitten von Weinbergen. Im Licht der bleichen Mondsichel waren die Konturen des Gebäudes scherenschnittartig zu erkennen. Es gab ein Haupthaus in der Mitte und zwei Seitenflügel, die jeweils von einem runden Turm flankiert wurden. Das Schieferdach mit seinen vier Kaminen glänzte matt im Mondlicht. Das stattliche Anwesen war von einer hohen Mauer umgeben, die mit Efeu überwachsen war und auf der der Name des Weingutes in großen roten Lettern stand.

Gegen zwei Uhr näherte sich ein Lieferwagen und fuhr langsam, mit ausgeschalteten Scheinwerfern, über die gewundene Straße auf den Hof des Weingutes. Im Schritttempo rollte er zu den Eingängen des weitläufigen Höhlensystems, das noch immer als Weinlager diente. Vor dem ersten Tor stellte der Fahrer den Motor ab, und er und sein Beifahrer stiegen aus. Die Türen ließen sie leise einklinken. Aufmerksam schauten sich die dunkel gekleideten Männer um, doch es war niemand zu sehen, und bis auf das sanfte Rauschen des Windes in den Laubbäumen war es still. Der Zugang zu den Weinkellern war durch zwei bogenförmige Eichentore versperrt, die mit massiven Schlössern gesichert waren. Die Männer wussten, dass die Stahlverriegelungen nicht mit einer Alarmanlage verbunden waren. Die Eigentümer des Châteaus verließen sich auf einen Sicherheitsdienst, der das Gelände zu unterschiedlichen Zeiten kontrollierte. Die nächste Kontrollfahrt würde in einer Stunde erfolgen, so dass sie genügend Zeit hatten, um ihren Auftrag zu erledigen. Der Sicherungskasten war neben dem linken Tor angebracht und...

Erscheint lt. Verlag 7.4.2020
Reihe/Serie Pauline Castelot ermittelt in Bordeaux
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alexander Oetker • Bordeaux • Bordelais • Frankreich • Frankreichkrimi • Frankreich Krimi • französische Küche • Jean-Luc Bannalec • Kriminalroman • Maria Dries • Philippe Lagarde • Remy Eyssen • Sophie Bonnet • Spannung • Urlaub • Urlaubskrimi • Wein • Weingut
ISBN-10 3-8412-1950-0 / 3841219500
ISBN-13 978-3-8412-1950-3 / 9783841219503
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