Urlaubskiller. Ostfrieslandkrimi -  Nick Stein

Urlaubskiller. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
220 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-095-7 (ISBN)
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Kommissar Lukas Jansen wird nach Bensersiel beordert, um den Hafen zu überwachen, denn es ist Schreckliches passiert: Die Urlaubsinsel Norderney wurde von einem furchtbaren Ereignis erschüttert – eine Explosion lässt den Flughafen in Feuer und Rauch aufgehen und führt zu vielen Verletzten. Doch dies ist nur der Beginn einer Serie von Anschlägen, die ganz Ostfriesland in Aufregung versetzt. Angeblich steckt die „Störtebeker-Front“ dahinter. Die Polizei ist in höchster Alarmbereitschaft. Gleichzeitig versetzen brutale Internet-Videos die Bevölkerung in Unruhe. Beide Aktionen drohen in der beliebten Urlaubsregion einen immensen Schaden anzurichten. Lukas Jansen wird misstrauisch – gibt es einen gemeinsamen Hintergrund? Bei seinen Ermittlungen stößt er auf eine vielversprechende Spur, die ihn selbst in höchste Gefahr bringt…
In der „Lukas Jansen ermittelt“ - Reihe sind bisher erschienen:
1. Adlerkiller
2. Bienenkiller
3. Nordseekiller
4. Inselkiller
5. Sturmkiller
6. NEU: Urlaubskiller
Alle Ostfrieslandkrimis von Nick Stein können unabhängig voneinander gelesen werden.



Nick Stein ist das Pseudonym eines Autors mit ostfriesischen Wurzeln, der nach fünfunddreißig Jahren im Fernen Osten nun in den hohen Norden zurückgefunden hat. Auf Reisen durchs Land und auf die Inseln und besonders bei Spaziergängen durch die Wälder fliegen ihm die Ideen für seine Geschichten zu. Der Naturliebhaber siedelt seine Krimis gern im Umweltschutz-Milieu an, denn die Erhaltung der schönen Landschaft und Natur liegt ihm sehr am Herzen.

Kapitel 1


 

Draußen heulten die Sirenen. Das Geräusch erschütterte das Gebäude und brachte die Examenspapiere unter meinen Händen zum Vibrieren.

Über mir dröhnte das hackende Geräusch eines Hubschraubers, unten auf dem Hof brüllten Leute Kommandos. Was war da los?

Mit meiner Konzentration war es vorbei. Meine Blase war bis zum Bersten gefüllt und lenkte mich schon genug ab, und jetzt noch diese Aufregung draußen. Ich musste dringend raus und sehen, was los war.

Ich saß in meiner letzten Modulprüfung für den Bachelor-Abschluss an der Polizeiakademie Oldenburg. Den Stoff beherrschte ich im Schlaf, ein Scheitern der Prüfung war nicht angesagt. Bald würde Kommissar Lukas Jansen den Bösen wieder das Handwerk legen!

Auf dem Weg zur Toilette, mit meinem Prüfer in dezentem Abstand hinter mir, sah ich durchs Fenster ein paar Uniformierte in Richtung Parkplatz rennen. Wer nicht lief, glotzte wie eingefroren aufs Handy. Was entging mir da? Warum zum Teufel saß ich ausgerechnet heute in einer Prüfung?

Ich hatte mein eigenes Smartphone auf den Wunsch des Prüfers leise gestellt und auf seinen Tisch gelegt, damit ich nicht in Versuchung kam, die Lösungen im Netz nachzuschlagen. Keine Chance, auf die Schnelle zu sehen, was passiert war. Ich beschleunigte meine Schritte.

Dass ich hier allein in einer Prüfung saß, hatte ich der Leitung des LKA Niedersachsen zu verdanken.

Bei meinem letzten Fall als Kommissar auf Probe hatte ich auf eigene Faust einen schlimmen Finger von Manager gestellt und verhaftet, der drei Leute auf einem Kutter in die Luft gesprengt und der Polizei das auch noch als heroische Rettungstat verkauft hatte.

Meine Vorgesetzten beim LKA hatten mich wegen eigenmächtigen Vorgehens zum Verkehr versetzt. Ich hatte gegen so viele Regeln verstoßen, dass ich fast geflogen wäre; einzig der Umstand, dass ich den Mörder erwischt hatte, bewahrte mich vor einem Rausschmiss.

Statt impulsiv Fälle an mich zu reißen und in der Gegend rumzuermitteln, solle ich mich besser um mein Studium und meine Familie kümmern, hatte Polizeioberrat Dr. Klement vom LKA mir geraten.

Nach dieser bestandenen Prüfung konnte ich wieder loslegen.

Auf der Toilette stand ein Fenster offen. Sehen konnte ich beim Pinkeln nichts; von draußen dröhnte aufgeregte Hektik herein. Da ging was ab, und ich stand hier und konnte nichts tun. Ich gehörte dahin, wo die Action war, und nicht an den Schreibtisch.

Die letzten Monate war ich der Empfehlung des Oberrates gefolgt und hatte mich um Haushalt und Familie gekümmert. Die Zwillinge, Ella und Onno, waren inzwischen in einer Kinderkrippe in Wittmund statt in ihrer alten Krabbelgruppe bei uns im Dorf.

Lisas und meine Elternzeit war vorbei. Unsere Kleinen konnten jetzt laufen und waren für uns beide ein Quell der Freude. Und Lisa durfte arbeiten, Spuren sichern und Mordopfer aufschneiden. Ich beneidete sie.

Ich brannte darauf, bald wieder im Dienst zu sein. Als Kommissar hatte ich mit Verbrechen gegen die Umwelt bei uns in Ostfriesland mehr als genug zu tun.

Ich musste zurück zu meiner Klausur. Dr. Friedrichs stand schon auf dem Gang und stellte sicher, dass ich mir keine Hilfe von außen holte. Auch er schien nach draußen zu lauschen.

Ich hatte mich wochenlang vorbereitet. Trotzdem waren Klausuren und schriftliche Prüfungen nicht das, was mir die Lenden wärmte. Ich war schon immer ein Mann der Tat. Sport, Schießen und Kampfsport hatte ich mit Auszeichnung bestanden.

Ich wollte rein ins Getümmel, nicht in den Paragrafendschungel.

Ich hatte noch etwa eine Seite zu schreiben. Der Lärmpegel draußen war wesentlich höher und die Stimmen viel aufgeregter als sonst. Leute liefen über die Flure und spornten sich an. Ich hörte Worte wie »los!« und »schnell, schnell!«.

Ich beeilte mich und gab meine Arbeit ab. Der Dozent nickte mir freundlich zu und stand auf. »Gut, dass wir fertig sind«, sagte er. »Da draußen ist ja der Teufel los.«

Kaum hatte ich mir mein Handy geschnappt und die Tür hinter mir geschlossen, griff ich mir einen Mitstudenten aus einem Jahrgang unter mir, Tim Wieland, der nachsitzen musste.

»Was ist denn da draußen los, Tim? Ich saß in einer Klausur und hab nichts mitgekriegt.«

»Hast du kein Handy? Auf Norderney ist der Teufel los. Da ist vor einer halben Stunde auf dem Flughafen die fette Bombe hochgegangen, Lukas.«

»Wie? Und was ist genau passiert?«, fragte ich nach.

»Sag ich doch gerade. Da ist eine Bombe hochgegangen, am Tower, vom Restaurant aus.«

Jetzt verstand ich. Tim hatte das gar nicht im übertragenen Sinne gemeint.

»Oh.« Ich hielt ihn am Ärmel fest. »Und? Weiter? War das eine alte Fliegerbombe oder ein Attentat, oder was?«

Tim sah auf meine Hand an seinem Ärmel. Er wollte weiter. »Da soll ein Bekennervideo aufgetaucht sein. Mehr weiß ich auch nicht, sorry, ich muss weiter, Lukas. Sieh dir das einfach auf dem Handy an, Mann.«

Zwei unterschiedliche Empfindungen durchzuckten mich. Schrecklich, sagte die eine. Endlich ist wieder was los, die andere. Dann überwog die Sorge, dass dort jemand zu Schaden gekommen war.

Ich lief runter zu unserem Auto, setzte mich rein und schaltete mein Smartphone an. Schon die Kurznachrichten, die mir ins Gesicht sprangen, als ich es entsperrte, waren voll von dem Attentat.

Es hatte mindestens sechzehn Verletzte gegeben, davon vier Schwerverletzte.

Im Gebäude selbst wurden laut einem Hamburger Nachrichtenmagazin Tote vermutet, mit einem Verweis auf YouTube und Instagram. Ich setzte mich hinters Steuer und öffnete YouTube. Und da war es auch schon. Das Video, das etliche meiner Freunde und Bekannten ebenfalls schon geteilt hatten.

Es war eine Zeitlupenaufnahme. Plötzlich wurde es hell im Glaskasten des Flughafengebäudes, ein Feuerball blies Glas in einer fast perfekten Kugel aus Fenstern und Türen. Die Explosion schleuderte schemenhafte Gestalten innerhalb der Glaskugel in alle Richtungen, in Zeitlupe.

Mein Blick folgte dem Körper eines Mannes, der Messer und Gabel noch in der Hand hielt und in einem gestreckten Salto rückwärts durchs Feuer flog, gefolgt von dem Tisch, an dem er gesessen hatte.

Ich sah, wie dem Feuer und der Bewegung der Rauch folgte, der aus den verbogenen Streben quoll und das Bild verfinsterte, bis das Video fast stehen blieb. Die Superzeitlupe zeigte einen Feuerkern in der Mitte, der durch den Rauch ringsum leuchtete. Und eine weitere Person, die sich grotesk verrenkt durchs Blickfeld drehte, mit Schwaden von Blutstropfen hinter sich, bis sie in einer Senke verschwand.

Als Begleitmusik dazu lief das Ende des Titels Chaos von Judith Holofernes.

Über den Schirm selbst lief Text.

Hände weg von unseren Inseln!

Ostfriesland den Ostfriesen!

Friede dem Wattenmeer! Krieg dem Häusermeer!

Ich ließ die Slogans herunterscrollen und wartete auf einen möglichen Absender dieser Botschaft. Der ließ nicht lange auf sich warten.

Störtebeker-Front – Friesland den Friesen!

Von dieser Organisation hatte ich noch nie etwas gehört, und dabei hatte ich immer geglaubt, dass ich als Ostfriese mehr oder weniger alles im Lande kannte. Störtebeker kannte ich, den Freibeuter, der zusammen mit den ostfriesischen Häuptlingen gegen die Hanse gekämpft hatte. Und den die Sieger dann geköpft hatten.

Das Bekennervideo lief auch auf Instagram und auf Twitter. Ich fragte mich, wie lange es diesmal dauern würde, bis die großen Portale diese Gewaltverherrlichung löschten. Zur Sicherheit schickte ich mir eine Kopie des Films auf meinen Cloud-Account. Falls ich demnächst in den Fall involviert sein sollte, denn dann würde ich mir die Details genau ansehen müssen.

Jemandem ging der Massentourismus auf den Keks. Das konnte ich noch halbwegs verstehen.

Aber ausgerechnet bei uns hier oben? Der Täter sollte sich besser auf Mallorca oder in Thailand umsehen, an den Stränden Spaniens oder am Mount Everest, wenn er wissen wollte, wie Massentourismus in Wirklichkeit aussah, dachte ich. Ostfriesland war doch mehr als harmlos, wir waren touristisch doch nur eine abgelegene Provinz.

Oder etwa nicht? Mir fielen die überfüllten Parkplätze und Parkhäuser in den Küstenorten ein, die überquellenden Fähren, die hohen Preise in den Hotels und Pensionen.

Für ein Haus mit drei oder vier Sternen waren locker dreihundert oder vierhundert Euro pro Nacht fällig, in der Hochsaison. Auf unseren winzigen Inseln waren zur Freude der Bewohner jedes Jahr Millionen von Urlaubern unterwegs.

Unsere Ostfriesen erzielten damit prima Einnahmen. Viele lebten vom Tourismus. Fischlokale, Kneipen und Pensionen konnten ohne die Urlauber nicht bestehen.

Ich sah mir die genauen Zahlen auf Google an. Siebzehntausend Einwohner auf den Inseln kümmerten sich jedes Jahr um zehn Millionen Reisende. Jeder Insulaner versorgte somit fast sechshundert Touristen, die ein Teil ihres Geldes bei ihm oder ihr ließen.

Zehn Millionen! Schon ein Wahnsinn, dachte ich. War das bereits...

Erscheint lt. Verlag 18.11.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-095-X / 396586095X
ISBN-13 978-3-96586-095-7 / 9783965860957
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