Muttersöhnchen -  Maximilian Reich

Muttersöhnchen (eBook)

35, Single und zurück im Hotel Mama
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
240 Seiten
Benevento (Verlag)
978-3-7109-5082-7 (ISBN)
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Als Emil von seiner Freundin verlassen wird, muss er notgedrungen wieder bei seiner Mutter einziehen. Sie verkuppelt ihn mit fremden Frauen, feuert ihn im Fitnessstudio an und treibt ihn mit ihren Melisse-Schaumbädern in den Wahnsinn. Kurzum: Schon lange wollte niemand mehr so dringend aus einer Wohnung raus. Maximilian Reich ist ein hervorragender Beobachter skurriler Menschentypen. Der überzeugte Single, der eine Familie heiratet, der Reisemuffel, der zum Abenteurer mutiert, oder eben das unfreiwillige Muttersöhnchen - mit viel Witz und Nonchalance erzählt er von scheinbar absurden Situationen, die bei genauerem Hinsehen doch viel Wiedererkennbares bieten. »Ein ganz, ganz tolles Buch!« Mama

Maximilian Reich ist 1984 in München geboren und arbeitet als freier Autor für Playboy, freundin und Jetzt.de. Für den SPIEGEL würde er auch wahnsinnig gerne mal schreiben - aber das wollen die wohl leider nicht. Also schreibt er stattdessen halt Bücher. Zum Beispiel »Reisemuffel an Bord«, das ebenfalls im Benevento Verlag erschienen ist. Übrigens: Je mehr Exemplare er von Muttersöhnchen verkauft, desto höher ist die Chance, dass er wieder in eine eigene Wohnung ziehen kann. Also bitte - kaufen Sie!

Maximilian Reich ist 1984 in München geboren und arbeitet als freier Autor für Playboy, freundin und Jetzt.de. Für den SPIEGEL würde er auch wahnsinnig gerne mal schreiben – aber das wollen die wohl leider nicht. Also schreibt er stattdessen halt Bücher. Zum Beispiel »Reisemuffel an Bord«, das ebenfalls im Benevento Verlag erschienen ist. Übrigens: Je mehr Exemplare er von Muttersöhnchen verkauft, desto höher ist die Chance, dass er wieder in eine eigene Wohnung ziehen kann. Also bitte – kaufen Sie!

Kapitel 2


Meine Zimmerkollegin Gabi sitzt an ihrem Schreibtisch. Sie hat sich den Telefonhörer zwischen den Kopf und die Schulter geklemmt und pellt ein hart gekochtes Ei, während sie telefoniert. In einer Tupperdose auf ihrem Schoß befinden sich sechs weitere Eier. Seit einem Jahr versucht Gabi, schwanger zu werden, weshalb sie hauptsächlich Lebensmittel zu sich nimmt, in denen möglichst viel Eiweiß enthalten ist, weil das angeblich die Fruchtbarkeit erhöht.

»Hast du heute schon masturbiert?«, spricht sie in den Telefonhörer, wobei es eigentlich so aussieht, als würde sie die Frage an das Ei richten.

»Dann tu’s bitte jetzt.«

»Du weißt, was der Arzt gesagt hat. Je frischer das Sperma ist, desto besser ist auch seine Qualität.«

»Mir ist wurschd, ob du grad in Stimmung bist. Mach einfach ein Mal, worum ich dich bitte.«

»Und stell schon mal das Salbeiöl auf dem Nachttischchen bereit. Ich bin bald zu Hause.«

Wer die Schwangerschaft als ein Wunder der Natur bezeichnet, hat noch nie eine Frau in den Vierzigern erlebt, die unbedingt ein Baby möchte. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Jedes Detail wird akribisch vorbereitet wie eine Militärinvasion. An welchem Tag angegriffen werden soll, wo der beste Ort dafür ist und in welcher Formation. Ich wünschte bloß, sie würde die Planung nicht in aller Öffentlichkeit vornehmen. Barack Obama hat die Ermordung von Osama bin Laden schließlich auch nicht in der Gemeinschaftsküche des Weißen Hauses besprochen.

»Ah, Emil! Da bist du endlich«, ruft Gabi, als sie mich bemerkt. Sie packt das angebissene Ei zurück in die Tupperdose und nimmt den Hörer in die Hand. »Bärchen, ich mach mich jetzt auf den Weg.« Dann legt sie auf und stopft die Plastikdose in ihre Handtasche.

»Sorry, die U-Bahn hatte Verspätung«, lüge ich und lasse mich auf meinen Bürostuhl gegenüber von ihrem Arbeitsplatz plumpsen. »Gibt’s was Wichtiges?«

»Ich hab meinen Eisprung und muss ganz dringend nach Hause. Ich hab nur noch auf dich gewartet, um dir das Thema für deinen nächsten Text zu geben.« Sie reicht mir ein weißes Döschen von ihrem Tisch. »Das ist eine neue Gesichtsmaske. Probierst du die bitte aus und schreibst mir dann 3000 Zeichen darüber?«

Ich mustere die Verpackung in meiner Hand. »Recharging Magnet Mask«, steht auf dem Etikett. Wenn ich die Beschreibung richtig verstehe, wird die Gesichtsmaske nicht mit Wasser abgewaschen, sondern nach der Einwirkzeit mittels eines kleinen Magneten abgezogen. Kosmetikentwickler ist auch ein Scheißjob. Ständig musst du dir ein neues Produkt gegen Falten ausdenken.

»Klar, kann ich machen.«

»Bist ein Schatz! Dann sehen wir uns Montag.« Gabi schreitet zur Tür und zupft von dem Garderobenständer daneben ihre Jacke.

»Viel Erfolg!«, rufe ich Gabi noch hinterher, als sie hinausgeht. Dann ist sie weg. Lustlos drehe ich die Gesichtsmaske zwischen meinen Fingern und denke mir das Gleiche wie die Dumpfbacke in der Werbung des Reiseanbieters Secret Escapes: Ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein.

Nach meinem BWL-Studium hatte ich ein paar Praktika bei Tageszeitungen absolviert und mich anschließend um eine Stelle als Redakteur bei dem Nachrichtenmagazin FAKT beworben. Als ich ein Kind war, hatten meine Eltern die Zeitschrift abonniert. Mein Vater saß damit immer am Küchentisch und las meiner Mutter die Artikel vor, während sie das Rührei zubereitete.

Die Zeitschrift gehört zum Böller Verlag, der eines der größten Medienhäuser in Europa ist und noch zahlreiche andere Publikationen herausbringt. Beim Bewerbungsgespräch erklärte mir die Personalchefin, dass bei FAKT im Moment zwar kein Bedarf an neuen Mitarbeitern herrscht – die Frauenzeitschrift Missy aber dringend Verstärkung sucht. Ein Girly-Magazin, das sich hauptsächlich mit dem Liebesleben von Hollywood-Sternchen und den neusten Beauty-Themen beschäftigt. Sie schlug mir vor, dort zu arbeiten, bis bei den Kollegen von FAKT eine Stelle frei wird. Es würden immer wieder Mitarbeiter gehen und könne sich daher nur um ein paar Monate handeln. Meine Erfolgsaussichten seien aber wesentlich höher, wenn ich mich intern bewerbe, wie sie mir versicherte. Ein Jahr ist das mittlerweile her. Seitdem sitze ich hier bei Gabi im Zimmer und probiere für meine Kolumne die neusten Beauty-Trends, um anschließend aus Männersicht darüber zu berichten. Die Chefredakteurin fand das eine originelle Idee, um sich von den Produkttests der Konkurrenz abzugrenzen.

Ich verteile gerade den grauen Magnet-Batz auf meinem Gesicht, als meine Hosentasche vibriert. Ich muss erst meine klebrigen Hände mit Feuchtigkeitstüchern reinigen. Als sie halbwegs sauber sind und ich mein Handy endlich aus der Jeans fischen kann, hat der Anrufer bereits aufgelegt. Selbst jetzt, wo mein Gesicht komplett mit Schlamm überdeckt ist, erkennt mich das Display. Ich muss wirklich beschissen aussehen nach dem Aufwachen. Ich scrolle mich in das Menü mit den verpassten Anrufen und tippe auf die oberste Nummer. Eine herbe Frauenstimme geht ans Telefon. »Dollbach?«

Dollbach? Der Name sagt mir nichts.

»Guten Tag, Hase hier. Sie haben grad bei mir angerufen?«

»Ah, Herr Hase. Vielen Dank für den Rückruf. Ich arbeite für den Verlag Buch & Wurm Publishing. Sie hatten uns Ihr Exposé zugeschickt …«

Auf einmal sitze ich senkrecht wie ein Straßenschild auf meinem Bürostuhl. Vor ein paar Wochen hatte ich dem Verlag eine E-Mail geschickt mit einer Idee für einen Roman. Es handelt von einem jungen Kerl, der gegen seinen Willen bei einer Frauenzeitschrift arbeitet. Ein bisschen wie Der Teufel trägt Prada, bloß mit Channing Tatum statt Anne Hathaway in der Hauptrolle. Ich fand das eine witzige Idee, hatte von dem Verlag aber seitdem nichts mehr gehört. Bis jetzt.

»Ja!?«, stammle ich und fühle, wie das Adrenalin durch meine Adern schwappt wie die Donau durch Passau. Ich muss aufstehen und mich bewegen. Nervös gehe ich durch das Zimmer, während die herbe Stimme in meinem Ohr das Urteil über meine Karriere fällt: »Mir hat Ihr Schreibstil und Ihre Idee wirklich gut gefallen. Deswegen würden wir Ihnen gerne einen Buchvertrag anbieten, wenn das für Sie in Ordnu…?«

»Natürlich!«, rufe ich vielleicht eine Spur zu euphorisch. Ich kann regelrecht hören, wie die Frau am anderen Ende der Leitung den Rotstift in die Hand nimmt und auf dem Vertrag hinter meinem Honorar eine Null durchstreicht. Aber drauf gepfiffen. Bald wird ein Buch mit meinem Namen in den Regalen der Buchläden stehen. Junge Mütter in ganz Deutschland werden in Cafés sitzen und sich bei einem Latte Macchiato unterhalten: »Mensch, toll siehst du aus. Wie läuft’s denn mit dem kleinen Oskar-Phillippe?«

»Der kleine Frechdachs hält uns ordentlich auf Trapp. Ich bin froh, wenn ich mal ’ne halbe Stunde zum Lesen komme.«

»Was liest du denn gerade?«

»Im Moment lese ich den neuen Hase. Ein intelligenter Roman über einen Mann, der mit feiner Feder und viel Witz von seiner Arbeit bei einer Frauenzeitschrift berichtet.«

Die andere Frau hört interessiert zu und drückt dabei ihren kleinen Noah-Friedrich an die blanke Brust. »Oh, das klingt spannend. Den hol ich mir au… Autsch! Nicht in Mamis Brustwarze beißen, du kleiner Schlingel.«

Markus Lanz wird mich in seine Talkshow einladen, wo ich zunächst geduldig dabei zuhöre, wie Joey Kelly dreißig Tage ohne Deo durch Afrika gelaufen ist und ein Student in Port-au-Prince neue Schulen aus alten Zahnbürsten baut – bevor ich endlich an der Reihe bin und meinen Roman vorstelle: Mister Missy – ein Mann trägt Gesichtsmaske. Oder so ähnlich. Einen Titel muss ich mir noch überlegen.

»Wunderbar, Herr Hase. Dann geht der Vertrag heute noch per E-Mail an Sie raus«, sagt die herbe Stimme und legt auf.

Ich muss mich erst mal wieder setzen und die Nachricht verarbeiten. Meine Backen glühen vor Aufregung. Was mach ich denn jetzt? Zuerst mal den Schlamm aus dem Gesicht entfernen. Könnte nämlich auch sein, dass meine Visage deshalb so brennt. Und dann fahre ich nach Hause. An Arbeit ist heute nicht mehr zu denken. Ich bin viel zu aufgeregt, um mich jetzt mit etwas so Profanem wie Gesichtsmasken zu beschäftigen. Als Neil Armstrong die Nachricht erfuhr, dass er zum Mond fliegen darf, ist er bestimmt auch nicht erst mal in die Küche gegangen und hat den Backofen gereinigt. Gabi ist ja sowieso nicht hier, sondern lässt sich von ihrem Gatten gerade mit Salbeiöl einschmieren. Es fällt also nicht weiter auf, wenn ich heute früher Feierabend mache. Und selbst wenn: Was soll’s? Als einziger Hahn in diesem...

Erscheint lt. Verlag 9.4.2020
Verlagsort Wals
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Badewanne • Beziehung • Dreckige Wäsche • Erwachsen werden • Erzählung • Geburtstagsgeschenk • gedeckter Tisch • Geschenke für Männer • Jetzt.de • Junggeselle • Lustige Bücher • Mamas Schoß • Partnersuche • Playboy • Trennung überwinden • Vesperbrot
ISBN-10 3-7109-5082-1 / 3710950821
ISBN-13 978-3-7109-5082-7 / 9783710950827
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