Opernfestspiele & Klassikfestivals (eBook)

50 musikalische Erlebnisse, die eine Reise wert sind
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
240 Seiten
Merian / Holiday, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag
978-3-8342-3127-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Opernfestspiele & Klassikfestivals -  Franz Willnauer,  Manuel Brug,  Georg Etscheit,  Franziska Stürz,  Klaus Kalchschmid,  Beate Kuhn-Delestr
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Die berühmten Stimmen und großen Instrumentalisten der internationalen Opern- und Klassikwelt live zu hören, ist ein Erlebnis, von dem viele Musikliebhaber träumen. In jüngster Zeit setzen Veranstalter und Intendanten außerdem auf immer kühnere Bühnenkonzepte und überraschende Konzertformate. Dieser Band führt zu 50 ausgewählten musikalischen Höhepunkten der internationalen Bühnensaison - zu Opern-, Klassik- und Freilicht-Festspielen, zu Musik-Kreuzfahrten, historischen Kammermusik- und Neue-Musik-Festivals. Ein Ereignis für jeden Liebhaber klassischer Musik! Das bietet dieses MERIAN-Buch: • Der ultimative Guide in einer anspruchsvollen Musiklandschaft von neuen und etablierten Festivals • Geschrieben von kompetenten Fachjournalisten, kenntnisreich und unterhaltsam • Unter anderem mit: Festspiele in Bayreuth, Bregenz und Salzburg; Heidelberger Frühling; Donaueschinger Musiktage; Aldeburgh und Glyndebourne Festival; Opernfest Drottningholm

Hinweis zur Optimierung
Impressum
Bühne frei!
Übersicht der Festival-Orte
Festivals – Kulturbetriebe zwischen Kunst und Kommerz
Auftakt
Finale

© akg-images: Heritage Images/Fine Art Images

Zur Feier der Grundsteinlegung des Bayreuther Festspielhauses am 18. Mai 1872 dirigierte Richard Wagner eine Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie im Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth.

Festivals – Kulturbetriebe zwischen Kunst und Kommerz


Fünf Thesen und ein Fragezeichen von Franz Willnauer

Festivals sind eine Erfindung des 20. Jahrhunderts und werden ein Gebrauchsartikel des 21. Jahrhunderts sein. Während man die Festspielgründungen zwischen 1900 und 1945 sozusagen an den Fingern einer Hand abzählen kann, bildet sich nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Namen Festival ein neuer Veranstaltungstypus heraus. Im täglichen Kulturbetrieb wird zwischen Festspiel und Festival längst kein Unterschied mehr gemacht – umso lohnender kann es sein, den beiden Veranstaltungstypen, ihrer Entstehung, ihren Ausprägungen, ihren Zielen und Wirkungen nachzugehen.

© INTERFOTO: Austrian National Library/United States Information Service

Umbauarbeiten in der Felsenreitschule nach einer Vorstellung von Mozarts Zauberflöte. Jede Inszenierung der Salzburger Festspiele steht in einem wohl beobachteten Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz.

These 1: Festivals und Festspiele sind nicht das Gleiche, auch wenn die Worte im heutigen Sprachgebrauch unterschiedslos verwendet werden und es für beide Begriffe keine verbindliche Definition gibt.

In der überschaubaren Fachliteratur wird als Festspiel ein historisch gewachsener Veranstaltungstypus bezeichnet, der sich aus kultischen Wurzeln in der Antike über die mittelalterlichen Mysterienspiele, die höfischen Feste der Barockzeit und die ersten Jubiläumsfeiern des bürgerlichen Zeitalters (Händel 1785, Mozart 1856) allmählich zu einer kulturgeschichtlichen Marke entwickelt hat, die in Richard Wagner, dem Schöpfer der Bayreuther Festspiele 1876, ihren wahren Gründervater sieht. Mit den Festspielgründungen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert – München 1901, Straßburg 1905, Verona 1913, schließlich Salzburg 1920 – hat sich dieser Veranstaltungstypus endgültig etabliert und in den Jahrzehnten bis zum Zweiten Weltkrieg viele Nachahmer gefunden. Festival dagegen – schon das englische Wort verweist auf den Einfluss, den die amerikanische Kultur auf Europa ausgeübt hat – umschreibt einen erst nach 1945 entstandenen und darum eher als zeitgemäß empfundenen Veranstaltungstypus, der seine Produkte wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen vermarktet und dem Kräftespiel von Angebot und Nachfrage unterwirft.

Auch wenn eine strikte Trennung von Festspiel und Festival reine Theorie bleibt, gibt es doch deutliche Unterschiede in den konstitutiven Merkmalen, aus denen eine Typenlehre abgeleitet werden kann. So sind – hohe künstlerische Ansprüche als Primär-Qualität bei beiden Typen vorausgesetzt – ein Konzept, eine erkennbare Dramaturgie, ein verbindlicher ästhetischer Wertekanon und nicht zuletzt das Repräsentationsbedürfnis wesentliche Elemente des Festspiels älterer Bauart, während Innovationsfreude, Kreativität, risikoreiche Erkundung neuer Darbietungsformen und ästhetische Wertfreiheit bis hin zur Trendbedienung und Marktorientierung, die manchmal sogar zur Beliebigkeit des Programms führen können, das zeitgemäße Festival charakterisieren. Sein Event-Charakter, seine zeitliche und örtliche Herausgehobenheit und sein medialer Stellenwert machen das Festival zum perfekten Ausdruck unseres Zeitgeistes und zur wichtigsten Kulturbetriebsform der Zukunft.

Mit der vehementen Gründungswelle neuer Festivals nach 1985 – den Anfang machte das von Justus Frantz geschaffene, rasch zum Modell gewordene Schleswig-Holstein Musik Festival – vollzog sich ein Wandel von einer traditionell als kulturelle Höchstleistung verstandenen Kunstform zu einer vom Perfektionsdrang unserer Industriegesellschaft bestimmten Organisationsform. Mit der Hippie-Bewegung entstand sogar schon zwei Jahrzehnte zuvor ein ganz neues kulturelles Phänomen, das sich in Festivals wie dem Woodstock-Festival beeindruckende Präsentationsforen der Massenkultur geschaffen hat. Unter dem griffigen Motto »Draußen und umsonst« ist der Typus Jazz-, Rock- und Pop-Festival nach 1970 zum Massenartikel geworden.

These 2: Festspiele wie Festivals verdanken ihre Entstehung in der Regel außerkünstlerischen Motiven.

»Hier gilt’s der Kunst!« – was schon bei Eva Pogners Gespräch mit Hans Sachs im zweiten Akt von Wagners Meistersingern fragwürdig ist, das ist vollends zweifelhaft, wenn es um die Gründe für die Entstehung von Festspielen und Festivals geht. Nur zu oft sind es politisches Kalkül oder zumindest kulturpolitische Intentionen gewesen (unter denen das Repräsentationsbedürfnis nicht der geringste Faktor ist), die das Motiv für die Gründung von Musikfesten, Festspielen und Festivals geliefert haben. Schon die höfischen Feste, Tourniere, Prunkballette und Krönungsopern des 17. und 18. Jahrhunderts, mit denen die Fürstenhöfe zwischen St. Petersburg und Wien, Dresden und Mailand sich gegenseitig zu übertrumpfen suchten, wurden veranstaltet, um politische Macht zu demonstrieren. Im 20. Jahrhundert waren es dann die Breslauer Festspiele 1921 (genau fünfzig Jahre nach der Reichsgründung 1871), der Maggio Musicale in Florenz 1932 (das kulturelle Vorzeigeobjekt Mussolinis), aber auch die als Reaktion auf Hitlers Machtergreifung 1933 und die Vertreibung jüdischer Künstler aus Österreich 1938 gegründeten Festspiele von Glyndebourne (1934) und Luzern (1938), die als kulturelle Manifestation ausgaben, was als politische Demonstration gemeint war.

Erst recht wurde das bedeutendste Festival der Neuzeit, die Salzburger Festspiele, bewusst in kulturpolitisch-kompensatorischer Absicht ins Leben gerufen: einmal, um ein Friedenswerk zu begründen, mit dem das im Ersten Weltkrieg in feindliche Mächte zerfallene Europa wieder geeint werden sollte, zum anderen, um dem von der völkerreichen k. u. k. Monarchie zur kleinen Republik geschrumpften Österreich einen kulturellen Ersatz für die verloren gegangene politische Großmacht zu schaffen.

© laif: Tim Graham/robertharding

Die Bayerische Staatsoper in München zählt zu den renommiertesten Opernhäusern der Welt. Wie viele Menschen die Aufführungen der Oper und des Staatsballetts besuchen und wie hoch die Auslastungen sind, wird im jährlichen Pressebericht kundgetan.

These 3: Festivals leben, wie keine andere Erscheinungsform unseres Kulturbetriebs, im Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz.

Festspiele und Festivals sind primär künstlerische Ereignisse und werden nur dadurch ihrer eigentlichen, die spezielle Kunstbetriebsform rechtfertigenden Zielsetzung gerecht. Gleichzeitig aber erfüllen sie wichtige ökonomische, kulturelle und gesamtgesellschaftliche Aufgaben:

1. Festivals müssen als ein erheblicher Wirtschaftsfaktor begriffen werden, da sie mit ihren direkten Beschäftigungs-, Einkommens- und Steuereffekten ebenso wie über die sogenannte Umwegrentabilität zur Attraktivität einer Region, zur Beschäftigung ihrer Einwohner und ganz allgemein zum Wohlstand der Bevölkerung maßgeblich beitragen.

2. Festivals sind ein unverzichtbarer Imagefaktor für Kommunen, Regionen und Länder. Wenn es zutrifft, dass die Antwort auf die Globalisierung der Märkte die Individualisierung unserer Städte und Regionen sein muss, dann kommt den Festspielen und Festivals eine eminent wichtige Aufgabe zu. An vielen Orten sind sie das entscheidend zur Attraktivität beitragende Alleinstellungsmerkmal.

3. Festivals wirken mit ihren vielfältigen Ausstrahlungen in Familie, Schule, Vereine, Hochschule und musische Ausbildung hinein als eminenter Bildungsfaktor. Sie können ein neues Bewusstsein von der Qualität des menschlichen Lebens und eine neue Sensibilität für den Wert des menschlichen Zusammenlebens schaffen.

4. Schließlich sind Festivals ein bestimmender Kunst- und Kulturfaktor im europäischen Bewusstsein geworden. Sie fokussieren Zustand und Befindlichkeit unseres Kulturlebens und setzen weithin sichtbare Signale für die Weiterentwicklung der Künste. Sie sind Teil der Kulturgeschichte, die sie schreiben.

These 4: Festivals sind selbst Wirtschaftsunternehmen und müssen als solche geführt werden.

»Ich bin für die Kunst zuständig – um die Finanzen kümmert sich mein Verwaltungsdirektor.« Dieser naive Intendanten-Satz gilt für keinen Kulturbetrieb weniger als für Festspiele und Festivals, egal welcher Größenordnung. Die Verantwortung eines Festivalleiters ist umfassend und unteilbar, es ist die künstlerisch-wirtschaftliche Gesamtverantwortung. Professionelles Management bedeutet nicht nur zu wissen, dass jede künstlerische Maßnahme wirtschaftliche Folgen und jede wirtschaftliche Maßnahme künstlerische Folgen nach sich zieht, sondern auch, danach zu handeln.

Anders als bei einem Unternehmen der Erwerbswirtschaft kann der wirtschaftliche Erfolg eines Nonprofit-Unternehmens (zu denen Festivals wie jeder andere Kulturbetrieb gehören, auch wenn manches Festival sich rechnet) allerdings nicht an den Parametern Umsatz und Gewinn gemessen werden, sondern nur am Verhältnis von Betriebsaufwendungen und Betriebserträgen als Maßstab der Selbstfinanzierungskraft. Damit unterliegt die Geschäftstätigkeit von Festivals nicht nur der kaufmännischen Betrachtung, sondern auch, da in der Regel zuschussbedürftig, der Kontrolle durch die öffentliche Hand.

© Marco Borrelli

Applaus für die...

Erscheint lt. Verlag 18.11.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Freizeit / Hobby Fotografieren / Filmen
Reisen Bildbände
Schlagworte Bach • Bad Wildbad • Bayreuther Festspiele • Bregenz • Bregenzer Festspiele • Festivals • Händel • Janacek • Klassik • Klassische Musik • Komponist • Konzertsaal • Mozart • Mozartwoche • Oper • Opernfestspiele • Opernhaus • Pesaro • Rossini-Festivals • Salzburger Festspiele • Verona • Wagner • Wagner-Festspiele
ISBN-10 3-8342-3127-4 / 3834231274
ISBN-13 978-3-8342-3127-7 / 9783834231277
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