Die schönsten Geschichten der Bibel (eBook)

Ein Lesebuch

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
224 Seiten
Gütersloher Verlagshaus
978-3-641-26140-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die schönsten Geschichten der Bibel -  Nico Linden
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Ein Schatz für die Gemeindearbeit
In diesem Vorlesebuch für die Gemeinde- und Seniorenarbeit sind die schönsten Geschichten des 2018 verstorbenen niederländischen Bestsellerautors Nico ter Linden zusammen gestellt. Er zeigt auf unterhaltsame und originelle Weise, wie unkonventionell die Bibel vom Leben, Leiden und Sehnen der Menschen erzählt.

Versammelt sind in dem Buch die bekanntesten Geschichten aus dem Alten Testament, fesselnd nacherzählt und für unsere heutige Zeit interpretiert.

  • Meisterhaft poetisch erzählt
  • Bringt biblische Geschichten zum Klingen
  • Eintauchen in biblische Welten
  • Für Vorleser, Selbstleser und Geschichtenerzähler


Nico ter Linden, 1936 - 2018, war bis 1995 als Pfarrer an der Amsterdamer Westerkerk tätig. Kolumnist der Tageszeitung Trouw. Zahlreiche Buchveröffentlichungen als freier Autor.

Die Schöpfung

Im Anfang

Genesis 1,1

Es wird erzählt, dass im Anfang Gott Himmel und Erde schuf.

Von Israel handelt die Geschichte, und sie wurde, wie man annimmt, vor ungefähr sechsundzwanzig Jahrhunderten aufgeschrieben, als die Israeliten an Babylons Strömen im Exil lebten. Weit weg von zu Hause waren sie. Und weit weg von zu Hause kommen häufig die großen Fragen. Wie ist alles geworden, was geworden ist? Woher kommen wir und wohin gehen wir? Gibt es einen Gott, der uns gewollt und gemacht hat? Wozu sind wir auf dieser Erde, die bisweilen so paradiesisch ist und bisweilen so wüst und leer? Verbannte sind wir, Ausländer, Elend in der Fremde ist unser Los. Gibt es einen Gott, der dies sieht, oder sind wir wehrlos dem Schicksal, der Sonne, dem Mond und den Sternen ausgeliefert? Das Wasser steht uns bis zum Hals, der Atem wird uns genommen, gibt es noch Hoffnung? Gibt es denn niemanden, der in Gottes Namen Licht in unsere Finsternis bringen kann?

Still, Israel erzählt eine Geschichte. Ein Priester aus Israel erzählt eine Geschichte. Er ist ein Priester ohne Tempel, auch er ist weit weg von zu Hause. Das Volk kann nicht mehr zu ihm kommen, um Ziegenböcke oder Tauben zu opfern. Doch es kann mit seinen Fragen zu ihm kommen. Und der Priester wird zum Erzähler, schöpfend sowohl aus dem Quell urewiger Zeiten als auch aus dem Hier und Jetzt. So wurde diese Geschichte, mit der er sein Volk tröstet, geboren: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde ...

Man denke nicht, der Priester rede über den Anfang der Welt, denn davon weiß dieser Mann nichts, und es interessiert ihn auch nicht. Er hält keinen Vortrag darüber, wie die Welt entstanden ist, er singt vielmehr eine Glaubensballade über das Wozu. Der Priester beantwortet damit eine Frage, auf die es eigentlich keine Antwort gibt. Und doch wagt er sich an eine Antwort, weil die Frage niemals zur Ruhe kommt.

Der Priester setzt seinem verzweifelten Volk also nicht im geologischen Sinn auseinander, wie Gott mit Himmel und Erde begann. Und wüsste er es, er könnte sein Volk damit nicht trösten. Nein, er erzählt theologisch und so gut er es kann, worum es Gott mit seinem Himmel und seiner Erde gegangen war, worum es Gott ursprünglich ging. Über diese lebenswichtige Frage wurde in Israel seit urewigen Zeiten nachgedacht, und gerade jetzt, in der Verbannung, denkt das Volk darüber nach, ebenso wie seine Nachbarn, die Ägypter und Babylonier, darüber nachgedacht haben. Und was der Priester an klugen Gedanken zusammengetragen hat, von hier und da, von einst und jetzt, bietet er den Verbannten in Form eines Liedes, eines Lehrgedichts dar. In Israel wird die Lehre nie in abstrakter Form verkündet. Stets werden daraus Geschichten, Gleichnisse und Lieder gemacht.

Im Anfang ... Bereschit auf Hebräisch.

Was aber war noch vor dem Anfang?

Das fragten sich auch Israels Rabbiner. Das Fragen über den Anfang kennt nun mal kein Ende! Aber, so sagten die Rabbiner, die Bibel fängt nicht umsonst mit dem Buchstaben Beth an. Diesen Buchstaben schreibt man im Hebräischen, das von rechts nach links gelesen wird, so:

Die Schrift, sagten die Rabbiner, beginnt mit diesem Beth, damit wir uns nicht fragen, was darüber, darunter oder dahinter sei, sondern damit wir dem lauschen, was kommt. Israel kennt keine Geburts- oder Entstehungsgeschichte Gottes. Er ist der ganz Andere. Anders als Himmel und Erde, die er schuf, steht er über dem Erschaffenen. Daher also das geheimnisvolle Beth am Anfang.

Jenes Beth gleicht einem kleinen Haus, und das bedeutet es auch auf Hebräisch: Haus. Das wissen die Rabbiner ganz genau: »Mein Kind, wenn wir auch in der Fremde sind, so haben wir doch einen festen Grund unter den Füßen und ein Dach über dem Kopf; unser Rücken ist geschützt und wir haben eine Zukunft vor uns. Manche meinen, wir würden von geheimnisvollen Mächten regiert. Andere meinen, es gebe überhaupt nichts, nur Leere. Glaube ihnen nicht, mein Kind. Denke immer an den ersten Buchstaben unseres großen Buches. Das ist unser ganzer Glaube.«

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

Himmel und Erez. Die Erez, Erdland übersetzt, denn Erez bedeutet sowohl die ganze Erde als auch das Land Israel, Erez Israel. Und dass das so ist, hat mit dem Glauben der Israeliten zu tun. Sie ahnten nämlich, dass es Gott in Israel um die ganze Erde geht. Israel als Gottes auserwähltes Volk. Doch Israel sieht sich (außer in unbewachten Augenblicken) nicht ohne Weiteres als von Gott auserwählt. Israel sieht sich (in seinen besten Augenblicken) als von Gott zum Dienst auserwählt. Zum Dienst an der Völkerwelt. Historisch betrachtet ist Israel ein kleines unbedeutendes Volk, doch in der Bibel repräsentiert es gleichsam die gesamte Menschheit. Geographisch betrachtet ist Israel ein kleines unbedeutendes Land, doch in den Glaubensgeschichten, die es erzählt, ist diese kleine Erez wahrhaftig das Versuchsfeld für die gesamte Erez. Daher steht die kleine Geschichte von Gott mit diesem Volk stellvertretend für die große Weltgeschichte. Nichtjuden, Heiden, jene, die zu den Völkern gehören, die Gojim, werden eingeladen, an dieser Geschichte teilzunehmen. Das ist genau genommen der einzige Grund, weshalb wir uns an Babels Strömen zu Füßen jenes Priesters setzen, nun, da er seine Geschichte anstimmt. Denn man stelle sich vor, dass die Menschen dort wahrhaftig dem Schöpfer von Himmel und Erde auf der Spur sind!

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

Himmel und Erde sind die Bühne, auf der sich sogleich die Geschichte von Gott und den Menschen abspielen wird. Himmel und Erde gehören zusammen, wie auch Gott und die Menschen zusammengehören. Über den Himmel muss der Erzähler nicht viel Worte machen, denn dieser gehört Gott. Lieber wendet er sich der Erde zu.

Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis schwebte über der Urflut.

Da können die Israeliten mitreden, aufgescheucht und zerschlagen, gefangen an Babylons Strömen, während dort Erez Israel in Schutt und Asche liegt. Wüst und leer ist das Leben, tohu wa bohu auf Hebräisch. Besser kann man nicht in Worte fassen, wie bitter das Leben für die Vertriebenen ist. Urflut überall. Wer wird die Flut teilen? Wer kann übers Wasser gehen?

Still, der Priester erzählt.

Der Geist kommt auf ihn und er erzählt.

Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Wie ein Adlerweibchen, das bebend und zitternd in der Luft über dem Nest seiner Jungen hängt, so schwebte Gottes Geist über der Urflut. Breitet eines der Jungen zum ersten Mal seine Flügel aus und droht abzustürzen, dann rast das Adlerweibchen im Sturzflug in die Tiefe, fängt das Junge auf seinen Flügeln auf und bringt es ins sichere Nest zurück. Beschirmend, behütend, bewahrend schwebt das Adlerweibchen über dem Nest seiner Jungen. So schwebte der Atem Gottes auf den finsteren Wassern, über einem Plan brütend.

Und Gott sprach ...

Wer sagt, dass Gott spricht? Wie haben wir uns dieses »Sprechen Gottes« vorzustellen? Kann es nicht eigentlich nur »sprichwörtlich« gemeint sein, dass Gott spricht?

Meine erste Bibelstunde sollte ich an der Volksschule eines nordholländischen Dorfes geben. »Und Gott sprach ...«, sagte ich, doch was Gott sprach, konnte ich nicht mehr von mir geben, denn sogleich schnellte der Finger eines kleinen Jungen in die Höhe: »Redet Gott heute auch noch?«

Mir ist der Junge nie mehr aus dem Sinn gekommen. Was für eine herrliche Frage! Er wollte genau wissen, was ich da für Geschichten erzählte. Im Polder hatte er nämlich keinerlei Erfahrung mit einem sprechenden Gott gemacht. Oder der Lehrer etwa? Wie hatte sich der Junge solch einen sprechenden Gott vorzustellen? Oder war es denkbar, dass Gott früher gesprochen hatte und dass er es jetzt nicht mehr tat? Oder war es nichts als Fantasie?

Ich weiß nicht mehr, was ich damals geantwortet habe. Heute würde ich Folgendes sagen: »Selbstverständlich ist es Fantasie. Israels Fantasie über Gott. Niemand hat Gott je gesehen oder mit ihm gesprochen. Zwischen unserer Wohnstatt und Gottes Wohnstatt hängt ein Gewölk, gleich dem Vorhang im Tempel zwischen dem Heiligen, in dem die Menschen beten, und dem Allerheiligen, in dem Gott zwischen den Cherubim thront. Über Gott kann man nur fantasieren. Auf die Leinwand des Gewölks, auf den Schirm, der zwischen Himmel und Erde hängt, projizieren wir unsere Gottesbilder, unsere Gottesvorstellungen: Mutter, Vater, Schöpfer, Vollender, Adler, König, Richter, Hirte, Händler alter Waren. All dies sind Bilder unserer Wirklichkeit, denn wo sollten wir sie sonst hernehmen?«

Ist Gott dann nichts anderes als das Ergebnis unserer Projektionen? Wäre es nicht besser, anstatt »Gott schuf den Menschen«, »der Mensch schuf Gott« zu sagen? Wer versichert uns, dass diese Projektionen irgendeinen wahren Kern besitzen? Vielleicht ist jenseits der Leinwand nichts als Leere!

Das ist möglich. Doch ebenso ist möglich, dass Gott jenseits der Wolken wohnt, über dem Dach unseres Denkens, der Gott, der uns zu projektierenden Wesen erschuf. Alle Worte über das Oben kommen von unten, es ist nun einmal nicht anders möglich. In Israels Erleben können die Menschenkinder auf der Erde von Zeit zu Zeit einen Schimmer des Himmels erhaschen, und aus diesen Gotteserfahrungen machten sie Geschichten. Selbstverständlich ist Gott ganz...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2020
Übersetzer Stefan Häring
Verlagsort Gütersloh
Sprache deutsch
Original-Titel Die schönsten Geschichten aus der Bibel
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Altes Testament • eBooks • es wird erzählt • Judentum • Konfirmandenarbeit • Praxismaterialien für die Konfiarbeit • Praxismaterialien für die Seniorenarbeit • Religionsunterricht • Ru • Seniorenarbeit
ISBN-10 3-641-26140-6 / 3641261406
ISBN-13 978-3-641-26140-5 / 9783641261405
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