Blutzahl (eBook)

Thriller - Der Nr.-1-Bestseller aus Norwegen
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
480 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-25409-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blutzahl -  Thomas Enger,  Jørn Lier Horst
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Drei, zwei, eins - wenn der Countdown-Mörder zählt, fließt Blut ... Der Auftakt einer neuen Thrillerreihe aus Norwegen.
An dem Tag, als die Autorin Sonja Nordstrøm verschwindet, sollte sie zur Premiere ihres Buches »Ewige Erste« erscheinen. Dass sie nicht auftaucht, veranlasst die Promi-Reporterin Emma Ramm, Nordstrøm zu Hause aufzusuchen. Die imposante Villa ist leer, doch eine am Fernseher angebrachte Zahl weckt Emmas Neugierde: die Nummer Eins. Alexander Blix vom Osloer Dezernats für Gewaltverbrechen ist der nächste, der eine Zahl findet: die Nummer Sieben, und zwar auf der Leiche eines Mannes, der in Sonja Nordstrøms Sommerhaus gefunden wird ... Was Emma und Alexander noch nicht wissen: Ein Countdown hat begonnen, und er wird in Blut enden.

Alle Bücher der Platz-1-Bestsellerserie aus Norwegen:
Blutzahl
Blutnebel
Bluttat
Blutnacht
Blutstunde
Alle Bände unabhängig voneinander lesbar.

Thomas Enger, Jahrgang 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte und arbeitete in einer Online-Redaktion. Nebenbei war er an verschiedenen Musical-Produktionen beteiligt. Sein Thrillerdebüt »Sterblich« war im deutschsprachigen Raum wie auch international ein sensationeller Erfolg, gefolgt von vier weiteren Fällen des Ermittlers Henning Juul. Aktuell schreibt er zusammen mit Bestsellerautor Jørn Lier Horst an einer neuen Thrillerreihe, deren Auftakt »Blutzahl« ist. Er lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Oslo.

Sonntag, 9. Mai 1999


Es knackte im Funkgerät.

»0-1 erbittet Einsatz im Agmund Bolts vei 25 in Teisen. Wer ist in der Nähe und hat freie Kapazitäten

Alexander Blix warf rasch einen Blick zu Gard Fosse.

»Das ist hier ganz in der Nähe«, sagte er.

Fosse nahm das Mikrofon vom Armaturenbrett. Blix gab Gas.

»0-1, hier ist Fox 2-1«, meldete Fosse sich. »Wir sind im Tvetenveien, kaum eine Minute entfernt.«

Blix schaltete das Blaulicht und die Sirene ein, während das Knacken durch den Wagen schallte.

»Fox 2-1. Verstanden. Möglicher Schusswaffengebrauch. Die Adresse ist wegen häuslicher Gewalt bekannt.«

Häusliche Gewalt, dachte Blix. Er hatte ein paar solcher Einsätze hinter sich, aber dass Schüsse gefallen waren, war eine schlechte Nachricht.

Er bog vom Friedhof Østre Gravlund her in den Agmund Bolts vei ein, gab Gas und raste an den Stadthäusern vorbei, die so friedlich hinter den Birken und den am Straßenrand geparkten Autos lagen.

Genau dafür hatten sie trainiert. Genau darauf hatten sie gewartet.

Endlich einmal als Erste an einem Tatort zu sein, an einem richtigen Tatort. Ein ganzes Jahr lang hatten sie auf der Rückbank anderer Streifenwagen gesessen, bis ihnen am Ende genug Vertrauen geschenkt worden war. Gemeinsam. Blix umklammerte das Lenkrad.

»Scheint da vorne zu sein«, sagte Fosse und zeigte auf eine kleine Gruppe Menschen, die vor einem Haus zusammengelaufen war.

Blix bremste und blieb schräg auf der Straße stehen. Schaltete den Motor und die Sirene aus, ließ das Blaulicht aber an.

»Das ist aus dem Haus da gekommen«, erklärte eine Frau, als Blix und Fosse ausstiegen. Sie zeigte auf ein kleines, weißes Haus.

»Hat sich nach einem großen Kaliber angehört«, fügte ein Mann hinzu.

»Ist anschließend jemand rausgekommen?«, fragte Blix. »Oder ins Haus gegangen?«

Die Frau schüttelte den Kopf.

»Wie viele Menschen wohnen da?«, fragte Fosse.

»Vier«, antwortete eine andere Frau. »Sie haben zwei kleine Mädchen, aber ich glaube, es ist nur eins von ihnen zu Hause.«

Blix fluchte innerlich.

»Okay«, sagte er dann. »Gehen Sie nach Hause und bleiben Sie in Ihren Wohnungen. Schließen Sie ab.«

Die Gruppe der Schaulustigen löste sich auf. Blix ging durch das Gartentörchen. »Geh du auf die andere Seite, dann bleibe ich hier vorn«, sagte er und zeigte hinter das Haus.

»Du willst doch wohl nicht da rein?«, protestierte Fosse.

»Da ist ein Schuss abgefeuert worden«, antwortete Blix. »Und es kann noch ein kleines Kind im Haus sein.«

»Du musst an deine eigene Sicherheit denken«, sagte Fosse und wiederholte das Mantra der Ausbilder an der Polizeihochschule. »Wir müssen auf die Verstärkung warten.«

Blix kannte die Vorschriften. Die Situation erforderte, das Haus zu isolieren und zu beobachten und auf Verstärkung zu warten. Aber dieser Einsatz war keine Kursaufgabe.

»Es kann zehn Minuten dauern, bis die hier sind«, sagte er. »Und wir wissen nicht, ob wir zehn Minuten haben.«

Er ging zum Auto, öffnete den Kofferraum und schloss den Waffenkasten auf. Dann lud er seine Dienstwaffe mit sechs Patronen.

»Also ehrlich, wir …«

»… müssen dem Kind helfen«, unterbrach Blix ihn und ging an seinem Kollegen vorbei. »Wenn es da drin ist.«

Er blieb vor der Haustür stehen und versuchte, durch das dicke Glasfenster, das von der Klinke bis zum oberen Türrahmen reichte, ins Haus zu sehen. Aber das Glas war zu trüb, er erkannte nichts.

Er drehte sich zu Fosse um.

»Willst du etwa da stehen bleiben?«

Fosse trat von einem Fuß auf den anderen.

»Die Sache gefällt mir gar nicht«, sagte er.

»Mir auch nicht«, sagte Blix. »Aber wir müssen was tun.«

Er ging auf der rechten Seite um das Haus herum und stellte sich auf die Zehenspitzen, um durch die Fenster zu schauen, aber sie waren zu hoch. Im Garten hinter dem Haus lag noch Schnee. Die Büsche waren braun und kahl. Neben einer verfallenen Terrasse stand eine rostige Schaukel. Gartenstühle mit vergilbten Kissen. Leere, braune Bierflaschen auf dem Terrassenboden. Ein überfüllter Aschenbecher. Kippen am Boden.

Blix ging vorsichtig weiter, er wusste, dass das Knirschen seiner Schritte seine Position verriet. Die Wohnzimmerfenster waren groß, aber wegen der Spiegelung sah er kaum etwas, während er selbst vollkommen exponiert dastand.

Er drehte sich um und ging zurück zur Haustür. Sah Fosse im Wagen sitzen und mit der Einsatzzentrale reden. Blix schob sich den Ohrhörer ins Ohr und bekam mit, dass die nächste Streife zwölf Minuten entfernt war. Dann drückte er die Klinke nach unten.

Die Tür knarrte. Sie war unverschlossen. Blix öffnete sie und machte zwei Schritte ins Haus hinein. Blieb stehen. Lauschte. Hörte nichts.

Oder …

War das ein Jammern? Schniefen? Ein »Psst«?

Er ging mit vorgehaltener Waffe weiter. Ließ die Tür hinter sich offen stehen und hoffte darauf, dass Fosse ihm folgte.

Die Dielen knarrten, als er durch den Flur weiter ins Haus ging. Er warf einen Blick in den ersten Raum und zog den Kopf schnell wieder zurück. Gästetoilette mit Waschbecken. Beim nächsten Raum wiederholte er den Vorgang, aber auch dort war niemand zu sehen. Zitternd holte er Luft, hielt sie an und lauschte erneut. Hörte nichts.

Ein schlechtes Zeichen.

Die Tür zur Küche stand einen Spaltbreit offen. Blix drückte sie langsam auf. Auch diese Tür knarrte.

Er ließ sie los.

Auf dem Boden sah er eine große Blutlache. Daneben ein vollgesogenes Handtuch. Eine Frau lag leblos am Boden. Den Kopf zur Seite gedreht, sodass er in die leeren, offenen Augen sehen konnte.

Er schluckte. Spürte das Herz bis zum Hals hämmern. Er hielt noch einmal die Luft an, ehe er die Waffe nach vorne streckte. Dann trat er einen Schritt in den Raum hinein und achtete darauf, nicht in das Blut zu treten. Er bückte sich und überprüfte, ob die Frau noch Puls hatte. Er fand keinen. Stand auf und sprach so leise, wie er konnte, in das Mikro an seinem Jackenkragen.

»0-1, hier ist Fox 2-1 Alfa. Eine Frau ist tot, erschossen, ich wiederhole: Eine Frau ist tot, erschossen.«

Es knackte leise. Blix ging an der Frau vorbei und sah die Einschussstelle in ihrer Brust.

»Verstanden, 0-1.«

»Kommen Sie nicht näher.«

Die Stimme, heiser und angespannt, kam von weiter hinten. Blix blieb stehen. Er streckte sich, versuchte, an dem Türrahmen vorbei ins Wohnzimmer zu schauen. Vor einem Glastisch stand ein Mann mit einer Waffe in der Hand. Der Lauf war auf den blonden Kopf eines Mädchens gerichtet, das kaum fünf Jahre alt war und leise weinte. Zitterte. Schluchzte.

»Keinen Schritt näher«, wiederholte der Mann. »Ich schieße. Ich erschieße Sie und die Kleine.«

Der Mann drückte die Pistole aggressiv an den Kopf des Mädchens. Blix hoffte, dass die Kleine die Tote nicht gesehen hatte.

»Ruhig«, sagte Blix – und hörte das Zittern in seiner eigenen Stimme.

»Legen Sie die Waffe weg«, sagte der Mann.

»Bitte, nicht …«

»Ich hab gesagt, Sie sollen die Waffe weglegen.«

Der Mann war Ende dreißig, bärtig, verschwitzt, mit kurzen, hoch stehenden Haaren. Er richtete die Waffe auf Blix. Kein Zittern. Keine Nervosität. Nur Verzweiflung.

Das Mädchen schloss die Augen. Tränen rollten über ihre Wangen.

»Tun Sie jetzt nichts Dummes«, sagte Blix und versuchte, sich all das ins Gedächtnis zu rufen, was er in der Ausbildung gelernt hatte. Was sollte er sagen? Wie vorgehen? Aber keine der vernünftigen Strategien wollte ihm einfallen. Er musste improvisieren, um den Mann zur Vernunft zu bringen.

Er dachte an Merete, die zu Hause auf ihn wartete. Sie hatte seine Berufswahl nie akzeptiert. Hatte ihn immer vor den Gefahren gewarnt, die auf ihn lauerten.

Dann dachte er an Iselin, die gerade einmal drei Monate alt war.

Blix ließ die Waffe sinken.

»Wie heißen Sie?«, fragte er und versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.

Der Mann antwortete nicht.

»In ein paar Minuten wird das ganze Haus umstellt sein«, fuhr Blix fort. »Sie kommen hier nicht raus.«

»Sie gehören mir!«, presste der Mann hervor. »Mir!«

»Ja, und Sie wollen sie aufwachsen sehen«, erwiderte Blix mit einem Nicken.

Sein Blick suchte nach dem anderen Kind, aber es war nur ein Mädchen im Raum.

»Niemand wird sie mir nehmen!«, sagte der Mann. »Verstanden?«

»Ich höre, was Sie sagen, aber tun Sie jetzt nichts Unüberlegtes – machen Sie es nicht schlimmer, als es schon ist.«

»Legen Sie Ihre Waffe weg!«, wiederholte der Mann, jetzt mit Verzweiflung in der Stimme. »Ich sage das nicht noch einmal! Raus hier. Das ist mein Haus!«

Blix lauschte auf die Sirenen. Auf Fosse.

»Ich kann das nicht tun«, sagte Blix. Er sah noch einmal zu dem Mädchen und verdrängte die Gedanken an seine eigene Tochter. »Ich kann hier nicht weggehen«, sagte er. »Nicht, solange Sie …«

»Sie haben fünf Sekunden«, unterbrach der Mann ihn. Blix sah den Mann an. Das weiße Unterhemd war schmutzig, Schweißflecken auf dem Bauch, Brusthaare über dem oberen Rand.

»Bitte …«

»Fünf.«

Der würde das nicht tun. Das waren nur leere...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2020
Reihe/Serie Alexander Blix und Emma Ramm
Übersetzer Maike Dörries, Günther Frauenlob
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Nullpunkt (Alexander Blix 1)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bestseller • Bestseller aus Norwegen • Bombe • Castingshow • Countdown • eBooks • Journalist • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Medien • Norwegen • Oslo • Polizei • Serienkiller • Silvester • Skandinavien • Skandinavien Krimi • Thriller • Wisting
ISBN-10 3-641-25409-4 / 3641254094
ISBN-13 978-3-641-25409-4 / 9783641254094
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