Auferstanden in das ewige Leben (eBook)

Über das Sterben und Erwachen einer lebendigen Seele
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
112 Seiten
Gütersloher Verlagshaus
978-3-641-25954-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Auferstanden in das ewige Leben -  Jürgen Moltmann
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Ein Bekenntnis zum Leben
Der Tod seiner Frau im Jahr 2016 verändert für Jürgen Moltmann nicht allein auf radikale Weise sein Dasein. Der selbst schon hoch betagte, der so viel über die Hoffnungen für das menschliche Leben in der Zeit und in der Ewigkeit nachgedacht und geschrieben hat, muss prüfen, ob all dies nun wirklich trägt. Ihn trägt. Was fragen wir, wenn wir nach einem Leben nach dem Tod fragen? Was bedeutet es, wenn Christen von einem ewigen Leben sprechen? In diesem Essay konzentriert Jürgen Moltmann sein Denken über den Anfang, der im Ende jedes menschlichen Lebens liegt. Eine Ermutigung.
  • Eine Lebens-Ermutigung angesichts der Wirklichkeit des Todes
  • Persönliche Erfahrung und Hoffnungen des bekannten Theologen
  • Trost für alle, die sich mit Sterben und Tod befassen müssen


Dr. Jürgen Moltmann studierte Theologie während der Kriegsgefangenschaft in England und nach seiner Rückkehr nach Deutschland in Göttingen. Von 1953 bis 1958 war er Pfarrer und Studentenpfarrer in Bremen, von 1958 bis 1964 Professor an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal. Von Bonn, wo er von 1964 bis 1967 lebte, kam er 1967 nach Tübingen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1994 lehrte. Seitdem hat er international zahlreiche Gastprofessuren und Vortragsreisen wahrgenommen. Seine besondere Liebe gilt Nicaragua und Korea. Jürgen Moltmann erhielt zahlreiche Preise und 19 Ehrendoktorate.

II. DIE AUFERSTEHUNG JESU CHRISTI

Ohne das, was die Frauen und die Jünger nach dem Tod Jesu mit Jesus erlebten, wüssten wir nichts von Jesus und gäbe es das Christentum nicht. Also muss der christliche Glaube seinen Ursprung in dem Ereignis haben, das die Jünger und die Frauen »Auferstehung Jesu von den Toten« nannten. Es ereignete sich an dem gestorbenen und begrabenen Jesus von Nazareth und setzte ihn für sie als »Sohn Gottes« ein, »durch die Auferstehung von den Toten«, wie Paulus nach einem urchristlichen Bekenntnis sagt (Röm 1, 4). Sie erinnerten die Geschichte Jesu im Licht seiner Auferstehung und erzählten und verkündeten sie als gegenwärtig relevante Christusgeschichte. Sie hofften, dass sie mit Christus in das ewige Leben auferweckt werden und verstanden ihr Leben in der Christusgemeinschaft als Teilnahme an der Neuschöpfung der Welt (2 Kor 5, 17).

Wie ist es dazu gekommen? Was ist und was bedeutet die »Auferstehung Jesu Christi von den Toten«? Was folgt daraus für unser Leben und Sterben?

1. Die gekreuzigte Hoffnung der Jünger

Die Flucht der Jünger von der Kreuzigung ihres Meisters und die Verleugnung des Petrus sind in den Evangelien gut bezeugt. Die Gethsemanegeschichte ist der Schlüssel zu dem, was auf Golgatha mit Jesus und den Jüngern geschah. Jesu Gebet: »Lass diesen Kelch an mir vorübergehen«, gerichtet an »Abba, lieber Vater« (Mk 14, 36), wird nicht erhört. Jesus stirbt in tiefer Gottverlassenheit. Sterbend fragt er: »Mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Judas »verriet« ihn an die Römer (Mk 14, 44); Petrus, von dem wir das erste Christusbekenntnis haben (Mk 8, 29), verleugnete ihn dreimal (Mk 14, 66–72); alle Jünger verließen ihn und flohen. Jesus starb einen einsamen Tod am Kreuz der Römer, verurteilt als »Terrorist« gegen das Römerreich. Kein Wunder geschah. Er starb ohnmächtig. »Verraten«, »verleugnet«, »verlassen«. Das sind nicht nur Worte, die menschliche Schwachheit und Treulosigkeit, sondern auch tiefe Enttäuschung ausdrücken.

Denn »Gelobt sei das Reich unseres Vaters David, das da kommt« (Mk 11, 10) jubelte das unterdrückte Volk beim Einzug Jesu in Jerusalem. »Wir hatten gehofft, er würde Israel erlösen«, jammerten die fliehenden Jünger in Emmaus (Lk 24, 21). Für diejenigen, die alles verließen und Jesus nachfolgten, wurde ihre messianische Hoffnung auf die Erlösung Israels von der römischen Besatzungsmacht und auf die Wiederherstellung des Reiches Davids durch die Ohnmacht Jesu und das Schweigen Gottes auf Golgatha grausam enttäuscht. Sie verraten, verleugnen und verlassen den, der sie verraten, verleugnet und verlassen hatte. Die Kreuzigung Jesu und das Schweigen Gottes sind das Ende ihrer Jesus-Hoffnung. Sie kehren zurück nach Galilea, von wo sie aufgebrochen waren, und nahmen ihre Arbeit als Fischer wieder auf.

2. Das gestörte Weltvertrauen der Frauen

Die Männer unter denen, die Jesus folgten, verließen ihn, aber die Frauen blieben treu bei dem sterbenden Jesus und blickten »von ferne«, d.h. sie behielten Augenkontakt zu ihrem Freund. Die Frauen werden mit Namen genannt (Mk 15, 40). Der Tod war ihnen offensichtlich nicht fremd und er war nicht das Ende ihrer Liebe zu Jesus. Maria Magdalena, Maria, die Mutter Jakobs, und Salome gingen, als der Sabbat vorüber war, an das Grab ihres Freundes und hörten eine Engelsstimme: »Er ist auferstanden, er ist nicht hier« (Mk 16, 6). Erst am leeren Grab erschrecken sie in Furcht und Zittern.

Am leeren Grab gab es keinen Osterjubel, sondern namenloses Entsetzen. Wie die Geburt, so gehört auch der Tod zur endlichen, menschlichen Existenz. Vertrauen in das natürliche Leben schließt Vertrauen in den Tod ein. »Wir müssen alle einmal sterben«, sagen die Leute. Was die Frauen am leeren Grab und an der Engelsstimme zutiefst erschreckte, war der Zusammenbruch der Weltordnung von Leben und Tod. Ist der Tod nicht mehr gewiss, dann können wir über unsere Toten nicht mehr gewiss sein, dass sie tot sind. Im Ursprung war das Geheimnis der Auferstehung Jesu ein furchterregendes Geheimnis, ein mysterium tremendum. Der Schluss des Markusevangeliums zeigt das eindrücklich.

3. Maria aus Magdala

Von allen Jüngern und Nachfolgerinnen Jesu ist Maria, die aus der Stadt Magdala am See Genezareth kam, die Person, die Jesus am nächsten gestanden hat. Darum waren sie und ihr Angedenken von Anfang an der Verfolgung der Männer ausgesetzt. Um sie unglaubwürdig zu machen, wurde sie von der Kirche mit der »großen Sünderin« gleichgesetzt oder in den nichtkanonischen Schriften der frühen Christenheit bis zu den historischen Phantasieromanen der Gegenwart mit Jesus verkuppelt.

Papst Gregor I. predigt 597 n. Chr.:

»Sie, die Lukas die sündige Frau nennt, die Johannes Maria nennt, wir glauben, dass sie Maria war, von der nach Markus sieben Dämonen ausgetrieben wurden. Was anderes bezeichnen diese sieben Dämonen wenn nicht Laster? … Es ist klar, liebe Brüder, dass diese Frau zuvor Salbe verwendete, um ihr Fleisch für verbotene Akte zu parfümieren …«

Der Papst vermischte hier vier verschiedene Geschichten von vier verschiedenen Frauen und schrieb alles Negative darin der Maria aus Magdala zu. Erst im 2. Vaticanum 1965 wurde dieses kirchliche Bild korrigiert, und 2016 ehrte Papst Franziskus Maria Magdalena mit einem hohen Feiertag, um sie den männlichen Aposteln gleichzustellen. Aber bis heute hält sich die lustvolle Männerphantasie, dass Maria Magdalena die »magna peccatrix« sei, die große Sünderin, eine Prostituierte, die an ihren eigenen Verwüstungen erkrankt sei. Die »sieben Dämonen«, von denen sie Jesus heilte, wurden mit den »sieben Todsünden« gleichgesetzt. Die Kreuzigungsbilder, auf denen sie mit offenen Haaren den Stamm des Kreuzes umarmt, haben eine lange Tradition.

Es begann schon im Johannesevangelium: Petrus und andere Jünger glauben ihr nicht, als sie ihnen vom leeren Grab berichtet. Die Jünger rennen um die Wette zum offenen Grab (Joh 20, 1 – 10), um sich selbst zu überzeugen.

In den gnostischen Evangelien, die nicht in den Kanon aufgenommen wurden, werden Petrus die Worte in den Mund gelegt:

»Maria soll aus unserer Mitte fortgehen, denn die Frauen sind nicht würdig des Lebens.«

Dennoch bittet Petrus Maria, ihm und den anderen Jüngern die Offenbarung mitzuteilen, die sie vom Erlöser, der sie mehr als die übrigen Frauen liebte, im Besonderen empfangen hat. Petrus reagierte auf das Traumgesicht, von dem Maria berichtete:

»Sprach er denn mit einem Weibe heimlich vor uns und nicht offen?«

Das weist auf eine offene Konkurrenz zwischen Petrus und Maria aus Magdala in den ersten Gemeinden hin. Den Jüngern war diese Frau unheimlich: »Mein Herr«, sagt Petrus in der »Pistis Sophia«, einer anderen apokryphen Schrift:

»wir können diese Frau nicht länger ertragen. Sie nimmt uns jede Gelegenheit, etwas zu sagen. Immer wieder ergreift sie das Wort.«

Ist das Pauluswort »Das Weib schweige in der Gemeinde« vielleicht gegen sie gerichtet?

Wer war die biblische Maria aus Magdala?

Maria aus Magdala war gegenwärtig bei der Kreuzigung und dem Sterben Jesu, sie war anwesend bei der Grablegung des Leichnams Jesu, sie war die Erste, die das leere Grab wahrnahm und den auferstandenen Jesus sah. Sie ist die perfekte Zeugin vom Tod und der Auferstehung Jesu.

Lukas berichtet, dass Jesus sie von »sieben Dämonen« geheilt hat und sie ihm seitdem nachfolgte wie die Jünger. Matthäus und Johannes erwähnen ihre Krankheit nicht, ebenso wenig die Apokryphen. Ich nehme an, dass sie geheilt Jesus nachfolgte und begeistert von seinem Evangelium war. Die »sieben Dämonen« hat Lukas wohl hinzugefügt, um die »üblen Geister«, von denen er berichtet, zu benennen (Lk 8, 2). Maria war eine in der Gruppe der Frauen, die mit Jesus herumzogen, und sie wird immer an erster Stelle genannt. Sie war wohl eine Sprecherin der Frauen.

Im Kontrast zu den fliehenden Jüngern und dem Jesus verleugnenden Petrus blieb Maria Magdalena und sah »von ferne«, wie Jesus gekreuzigt wurde. Sie ist bei ihm in seinem Sterben (Mk 15, 40; Mt 27, 56; Joh 19, 25). Sie begleitet auch Joseph von Arimathäa, der von Pilatus den Leichnam Jesu für die Grablegung bekam (Mk 15, 47), und sie ging zum Grab, um den Leichnam nach dem Sabbat zu salben, wie es in Israel üblich war.

36 Stunden, nachdem Maria das Sterben Jesu am Kreuz und die Grablegung des Leichnams gesehen hatte, fand Maria das leere Grab. Der ursprüngliche Markustext endet hier: »Sie flohen vom Grab, denn Zittern und Entsetzen hatten sie ergriffen. Und sie sagten niemanden etwas, denn sie fürchteten sich« (Mk 16, 8). Der später eingefügte Text ist von den anderen Evangelien inspiriert. Matthäus lässt einen »Engel des Herrn im weißen Gewand« sprechen: »Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden. Er ist nicht hier. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat« (Mk 16, 6–7). Nach Matthäus verlassen die Frauen das leere Grab mit »Furcht und Freude« (Mt 28, 8).

Johannes hat die Begegnung Marias mit dem auferstandenen Jesus ausgemalt, um ihre tiefe Verbundenheit und zugleich den Abschied Jesu zu schildern.

»Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte …: ›Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben‹. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen … Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm: Rabbuni! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich...

Erscheint lt. Verlag 17.2.2020
Verlagsort Gütersloh
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Geisteswissenschaften Religion / Theologie
Schlagworte Auferstehung • Bibel • Die Bibel • eBooks • Elisabeth Moltmann-Wendel • Ewiges Leben • Fegefeuer • Gott in der Schöpfung • Hölle • Leben nach dem Tod • Nahtoderfahrung • Sterbegleitung • Theologie der Hoffnung
ISBN-10 3-641-25954-1 / 3641259541
ISBN-13 978-3-641-25954-9 / 9783641259549
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