Wann sind wir wirklich zufrieden? (eBook)

Überraschende Erkenntnisse zu Arbeit, Liebe, Kindern, Geld - Mit neuen Daten und einem Kapitel zur Zufriedenheit in der Corona-Krise
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
304 Seiten
C. Bertelsmann (Verlag)
978-3-641-25676-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wann sind wir wirklich zufrieden? -  Martin Schröder
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Was macht uns wirklich zufrieden?
Hätten Sie gedacht, dass Ihre Partnerschaft in eine Schieflage kommen kann, wenn Sie als Frau mehr verdienen als Ihr Mann? Dass Väter umso zufriedener sind, je länger sie arbeiten, und auch ihre Partnerinnen zufriedener sind, wenn der Mann aus dem Haus ist? Dass mehr als fünf Freunde die Lebenszufriedengeit ebenso wenig steigern wie mehr als 2000 Euro Nettoeinkommen im Monat. Um gesichert zu erfahren, was uns zu unserem Lebensglück verhilft, wurden seit 1984 bis heute die Menschen genau gefragt. Dabei herausgekommen ist eine einzigartige Datenbasis mit über 700.000 Befragungen. Der Soziologe Martin Schro?der hat sie im Detail ausgewertet und dabei u?berraschende Erkenntnisse gewonnen. Anhand empirischer Daten zeigt er, worauf sich Zufriedenheit und Lebensglück tatsächlich gründen.

Martin Schröder, geboren 1981, hat am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln promoviert, war danach Postdoc an der Harvard University und ist Professor für Soziologie an der Universität des Saarlandes. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er durch Auftritte in den Tagesthemen, Stern TV oder RTL News bekannt. ZEIT, FAZ, Le Monde, SPIEGEL und Stern berichten regelmäßig über seine Forschungsergebnisse. Zuletzt von ihm erschienen sind »Warum es uns noch nie so gut ging und wir trotzdem ständig von Krisen reden« (2018) und »Wann sind wir wirklich zufrieden?« (2020/21), das als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet wurde.

1Warum sind manche Menschen zufriedener?


1.1Fragen Sie 600000-mal nach!


Soll ich den besser bezahlten Job annehmen, obwohl ich dann pendeln muss? Soll ich Kinder kriegen? Aber was ist der richtige Zeitpunkt? Und sollte ich dann arbeiten? Sollte ich überhaupt arbeiten? Sollte ich in meiner Beziehung bleiben? Brauche ich mehr Freunde? Eine größere Wohnung? Mehr Sport? Oder eine Pause von diesen Fragen, um einfach länger zu schlafen?

Hinter all diesen Fragen steckt dieselbe Megafrage: Was macht mich zufrieden? Auf Zufriedenheit als erstrebenswertes Ziel können wir uns alle einigen. Schließlich werden Sie bei allen Unterschieden zwischen Menschen niemanden finden, der nicht zufrieden sein will. Doch wie finden wir heraus, was uns zufrieden macht?

Pausenlos reden wir in Kneipen, Cafés und Wohnzimmern mit Freunden, Verwandten und Unbekannten darüber, wie es ihnen geht, nachdem sie ihren Traumjob, das lang ersehnte Kind oder ihren Partner gefunden haben. Doch erfahren wir dadurch wirklich, wann es Menschen gut geht? Wenn Ihr bester Freund sich nicht besser fühlt, nachdem er seinen Traumjob gefunden hat, wird er das ungern an die große Glocke hängen. Möglicherweise gibt er es nicht einmal vor sich selbst zu. Wenn Ihre beste Freundin ihr ersehntes Kind endlich hat, danach aber unzufriedener ist als vorher, wird sie vielleicht auch nicht herausposaunen wollen, was für eine Fehlentscheidung das doch war. Und wenn Ihr Cousin in seiner neuen Partnerschaft unzufrieden ist, obwohl er vorher monatelang von seiner Angebeteten schwärmte, so wird sein Mitteilungsbedürfnis jetzt, nun ja, nicht mehr ganz so hoch sein. Menschen erzählen nicht alles. Und wenn doch, wissen sie oft selbst nicht, warum sie zufrieden oder unzufrieden sind. Wären Ihre Bekannten auch die offensten und reflektiertesten Menschen der Welt, es bliebe immer noch ein Problem. Sie wüssten nicht, ob deren Erfahrungen überhaupt verallgemeinerbar sind. Es scheint deswegen, als ob wir nie herausfinden können, wann Menschen zufrieden sind.

Tatsächlich wissen wir nicht, was uns zufrieden macht. Der Harvard-Psychologe Daniel Gilbert zeigt in dem Buch Ins Glück stolpern, wie Menschen völlig falsch einschätzen, was sie zufrieden macht.1 Aber was ist mit Ratgebern? Sie versprechen Abhilfe, indem sie Zufriedenheit durch Meditation, Diät, Sport, Freundschaft, Erfolg oder Schönheitsoperationen propagieren. Doch jeder Ratgeber empfiehlt etwas anderes und basiert nur auf der subjektiven Überzeugung seines Autors. Es scheint hoffnungslos: Um die wichtigste Frage von allen zu beantworten, müssten wir Tausende jahrzehntelang anonym zu ihrer Zufriedenheit befragen und gleichzeitig alles andere über sie wissen. Aber das geht ja nicht.

Geht eben doch. Es wurde sogar schon für uns erledigt! In Berlin steht in der Mohrenstraße 58 das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, auch DIW genannt. Das DIW hat als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft einen exzellenten Ruf, es ist vom Bund und Berlin finanziert, um das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) zur Verfügung zu stellen. Dafür hat es seit 1984 insgesamt 84954 Menschen 639144-mal befragt, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Durch das SOEP wissen wir nicht nur, wie zufrieden Menschen sind, sondern auch fast alles andere, denn den Befragten wurden Hunderte weiterer Fragen gestellt. Diese Datenbasis ist erstens aussagekräftig für alle Deutschen, denn die Forscher achten darauf, dass alle gesellschaftlichen Gruppen so vorkommen, wie es der Bevölkerungsverteilung entspricht. Weil zudem dieselben Personen immer wieder befragt wurden, erlauben die Daten zweitens nicht nur zu berechnen, ob manche Menschen zufriedener sind als andere, sondern auch, wie viel zufriedener oder unzufriedener dieselbe Person nach bestimmten Lebensveränderungen wird.

Es ist übrigens purer Zufall, dass Deutschland mit dem SOEP die weltweit beste Befragung hat, um zu berechnen, wann Menschen zufrieden sind. Es liegt einfach daran, dass ein paar Wissenschaftler Ende der 1970er Jahre die verrückte Idee hatten, dieselben Menschen immer wieder zu befragen, obwohl ihnen klar war, dass das erst Jahrzehnte später wirklich etwas bringen würde. Die Forscher gingen damit eine dreifach riskante Wette ein. Sie wetteten, dass Menschen jahrzehntelang jedes Jahr dieselben Fragen beantworten würden. Sie wetteten, dass sie für die Befragung über mehrere Jahrzehnte Geld bekämen. Und sie wetteten, dass es Jahrzehnte später Computer geben würde, die die Datenmassen überhaupt auswerten könnten. Jetzt ist es Jahrzehnte später, und die Wette ist aufgegangen. Obwohl die Berechnungen auch auf den modernsten Computern teils mehrere Stunden dauern, ist es nun tatsächlich möglich, mit dem SOEP das Schicksal von Menschen über mehr als 30 Jahre zu verfolgen. Und die sich daraus entwickelnde Lebenszufriedenheitsforschung ist eine boomende Wissenschaftsdisziplin geworden.

Dass wir mit diesen Daten ausrechnen können, wer wann zufrieden ist, hat eine Menge Vorteile: Stellen Sie sich vor, Ihr bester Freund bekommt eine Gehaltserhöhung. Dann zieht er in eine schönere Wohnung und ist zufriedener. Er kann Ihnen jedoch wahrscheinlich nicht sagen, ob seine höhere Zufriedenheit mit der schöneren Wohnung oder der vorherigen Gehaltserhöhung zusammenhängt. Die SOEP-Daten können das voneinander trennen, schließlich finden sich in den Daten auch Leute, die ohne Gehaltserhöhung in eine schönere Wohnung gezogen sind, und andere, die mit Gehaltserhöhung in derselben Wohnung geblieben sind. Durch diese Unterschiede der beiden Gruppen kann man berechnen, ob wirklich die schönere Wohnung die Lebenszufriedenheit erhöht oder ob diejenigen, die eine schönere Wohnung haben, zufriedener sind, weil sie meist mehr verdienen. Doch obwohl Deutschland mit dem SOEP die weltweit beste Datenbasis hat, um die wichtigste Frage von allen zu beantworten, hat sich bisher niemand die Mühe gemacht zu berechnen, wann Menschen wirklich zufrieden sind.

Das wiederum ist mein Job. Viele, die mich kennen, würden sogar sagen: Es ist das Einzige, was ich wirklich kann. Ich stehe oft verwirrt im Keller, weil ich vergessen habe, was ich dort holen wollte. Alle paar Wochen vergesse ich meinen Koffer im Zug, weil ich über Statistiken nachgedacht habe. Während ich diesen Satz schreibe, will die Deutsche Bahn beispielsweise, dass ich einen Drucker aus Frankfurt abhole, den ich letzte Woche im Zug vergessen habe (ich glaube, ich lasse ihn einfach liegen). Es ist also keine Überraschung, dass ich Soziologieprofessor bin. Und wenn Sie jetzt vermuten, dass ich nur begrenzt lebensfähig bin, dann haben Sie recht. Ich bin allerdings immer zufrieden, wenn ich an meinem Computer mit gigantischen Datenmengen berechnen kann, was Lebenszufriedenheit beeinflusst. Deswegen habe ich dazu etliche Artikel in einigen der besten soziologischen Fachzeitschriften veröffentlicht. Doch dabei wurmte mich immer, warum nur Fachleute erfahren sollen, wann Menschen zufrieden sind. Also habe ich dieses Buch geschrieben. Es hat denselben wissenschaftlichen Anspruch, wie meine bisherigen Publikationen in anerkannten Fachzeitschriften. So sind alle Dateien, mit denen ich die Ergebnisse dieses Buches berechnet habe, im Internet hochgeladen.2 Jeder Wissenschaftler, der mein Vorgehen nachprüfen will, kann dadurch alle meine Analyseschritte nachrechnen und kontrollieren, ob ich Fehler gemacht habe. Doch dieses Buch richtet sich nicht nur an Wissenschaftler, sondern auch an ganz normale Leser, die sich für unsere Gesellschaft interessieren. Denn es ist das einzige, das wissenschaftliche Daten so verpackt, dass man sofort sieht, was Menschen zufrieden macht. Und eines kann ich Ihnen versprechen: Sie werden von den Ergebnissen überrascht sein.

Aber treffen diese statistischen Effekte überhaupt auf Sie zu? Schließlich personifizieren Sie nicht den Durchschnittswert. Vielleicht sind Geld, Familie oder Freunde Ihnen wichtiger als anderen? Das ist kein Problem. Denn wenn die Daten etwa zeigen, dass Menschen ab circa 2000 Euro netto mit zunehmenden Einkommen kaum zufriedener werden, dann sollten Sie sich durchaus überlegen, ob das auch auf Sie zutrifft. Wenn Ihnen nämlich Geld besonders wichtig ist, liegt die Zahl für Sie möglicherweise etwas höher. Doch ab wann Menschen generell mit mehr Geld nicht zufriedener sind, ist trotzdem gut zu wissen, auch wenn es bei Ihnen etwas mehr oder weniger sein kann. Außerdem zeige ich Ihnen nicht nur, was die Lebenszufriedenheit wie stark beeinflusst, sondern auch das sogenannte Konfidenzintervall darum herum. Dieses Konfidenzintervall zeigt die Genauigkeit der statistischen Berechnung. Es zeigt also, wie viel Vertrauen Sie haben können, dass ein Ergebnis nicht nur Zufall ist, sondern immer wieder auftreten würde und entsprechend auch bei Ihnen selbst.3 Und ja, Sie haben recht, so ein Wort wie »Konfidenzintervall« können sich wirklich nur Wissenschaftler ausdenken. Grafik 2 auf Seite 27 zeigt beispielsweise nicht nur, wie viel zufriedener dieselbe Person ist, wenn sie mehr Geld hat, sondern auch, wie viel Schwankung es um diesen durchschnittlichen Effekt gibt, wie stark der Effekt sich also von einer Person zur nächsten unterscheidet. Ich zeige Ihnen somit nicht nur, was die Lebenszufriedenheit von Menschen beeinflusst, sondern auch, ob dieser Effekt auf fast alle oder nur wenige zutrifft, und wenn ein Effekt nur auf wenige zutrifft, zeige ich meistens auch, auf wen.

Ein weiterer, etwas gespenstischer Grund, weswegen das Big Data des SOEP so viel über...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2020
Zusatzinfo mit zahlreichen Grafiken
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Arbeitsleben • eBooks • Erfülltes Leben • Geschlechterrollen • Job & Karriere • Job und Familie • Karriere • Lebensglück • Partnerschaft • Psychologie • Sozialstudie • Soziologie • Umfrage • Wissenschaftsbuch des Jahres • Zufriedenheit
ISBN-10 3-641-25676-3 / 3641256763
ISBN-13 978-3-641-25676-0 / 9783641256760
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