Die Vagina-Bibel. Vulva und Vagina - Mythos und Wirklichkeit - Deutsche Ausgabe (eBook)

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2020 | 1. Auflage
480 Seiten
Südwest (Verlag)
978-3-641-25472-8 (ISBN)

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Die Vagina-Bibel. Vulva und Vagina - Mythos und Wirklichkeit - Deutsche Ausgabe -  Jen Gunter
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Alles, was man über Vagina und Vulva wissen muss
Dieses Buch beantwortet medizinisch fundiert, ohne erhobenen Zeigefinger und mit einer gesunden Prise Humor alle Fragen rund um das weibliche Geschlechtsorgan. Führt Zuckerkonsum zu Pilzinfektionen? Welche Funktion hat das Schamhaar? Schrumpft die Vagina, wenn man keinen Sex hat? Zu diesen und einer Menge anderer Fragen und (Internet-)Mythen rund um Vulva und Vagina existieren eine Vielzahl falscher Informationen und Halbwahrheiten. Dr. Jen Gunther entlarvt hier nicht nur diese Fehlinformationen als solche, sondern macht allen Frauen Mut, sich selbst so anzunehmen, wie sie sind. Hier erfährt man alles über die überragende Bedeutung der Klitoris, das vaginale Mikrobiom, Vaginalhygiene, Irrtümer und Mythen über Hormone, kosmetische Vagina-Chirurgie, Veränderungen, die mit Schwangerschaft, Geburt und Menopause einhergehen, Geschlechtsumwandlung, Vaginalbeschwerden und -krankheiten, die beste Unterwäsche für vaginale Gesundheit, die Auswahl des richtigen Tampons, Menstruationstassen, den Mythos des G-Punkts und vielem mehr.

Ein wichtiges Buch - nicht nur für Frauen.

Dr. med. Jen Gunter, gebürtige Kanadierin, ist Geburtshelferin, Gynäkologin und Schmerzmedizinerin. Sie ist eine der wichtigsten Stimmen, wenn es um das Thema Frauengesundheit geht. Ihre Onlinebeiträge werden millionenfach geklickt. Sie schreibt Kolumnen und Beiträge unter anderem für die New York Times. Eines ihrer Hauptanliegen ist der Kampf gegen Fehlinformationen und Fake News rund um das weibliche Geschlechtsorgan. Sie ist eine glühende Verfechterin von Frauenrechten und setzt sich überall auf der Welt dafür ein. Jen Gunter lebt mit ihren zwei Söhnen in der San Francisco Bay Area.

1. KAPITEL

Die Vulva

Noch nie hat eine Frau davon profitiert, nichts über ihren Körper zu wissen. Im Gegenteil.

Die Vulva etwa ist die ultimative Multitaskerin. Sie ist nicht nur als Organ für die weibliche Lust unabdingbar, sie schützt die Gewebe am Vaginaeingang, sie kann Irritationen durch Urin und Kot aushalten, ein Baby zur Welt bringen und abheilen, als ob nichts gewesen wäre. Und das nicht nur einmal.

Ach ja – und natürlich multiple Orgasmen.

Penis und Vorhaut haben das nicht zu bieten.

Das Problem? Die Vulva wird oft vernachlässigt. Dies hat vor allem damit zu tun, dass sich eine patriarchalisch geprägte Gesellschaft nicht sehr für die weibliche Lust interessiert und sie tendenziell fürchtet. Doch wenn wir die Vulva im Gespräch über Körper und Sexualität ausklammern, dann schließen wir im Grunde das Organ aus, das für den weiblichen Orgasmus verantwortlich ist. Auch machen wir es Frauen schwerer, mit Ärztin oder Arzt zu sprechen.

Der wichtigste anatomische Ansatzpunkt im unteren Genitaltrakt sind deshalb die Vulva außen (dort wo die Kleidung auf der Haut anliegt) und die Vagina innen.

Die Zone dazwischen ist der Scheidenvorhof (das Vestibulum in der medizinischen Fachsprache). Die Vulva gliedert sich wie folgt (s. dazu Abbildung 1):

• Schamhügel oder Venushügel (Mons)

• die großen Schamlippen (Labia majora)

• die kleinen Schamlippen (Labia minora)

• Klitoriseichel (Glans clitoridis) (der sichtbare Teil der Klitoris)

• Klitorisvorhaut

• Scheidenvorhof (Vestibulum)

• die Öffnung der Harnröhre (Urethra)

• Damm (Perineum) (Bereich zwischen Scheidenvorhof und Anus)

Auch den Anus werden wir bei dieser Gelegenheit der Partei der Vulva zuschlagen, obwohl er medizinisch gesehen zum Gastrointestinaltrakt und nicht zu den Geschlechtsorganen gehört. Viele Beschwerden im Bereich der Vulva haben jedoch auch mit dem Anus zu tun, wobei Frauen diesbezüglich nicht so recht durchdringen. Wenn Ärzte »Frau« und »untenrum« hören, dann liegt die Gynäkologie nahe. Doch es gibt Frauen, die sich über Analsex informieren wollen, und schließlich kann es nach einer Geburt zu einer analen Inkontinenz kommen.

Die Klitoris: Geschichte einer Vernachlässigung

Wenn man ganz weit, sozusagen bis zu Hippokrates zurückgeht (wobei viele Medizinhistoriker davon ausgehen, dass es ihn als Person gar nicht gab), dann muss man feststellen, dass männliche Ärzte in den seltensten Fällen Unterleibsuntersuchungen bei Frauen vornahmen geschweige denn weibliche Leichen sezierten, da es als unschicklich, ja grob galt, eine Frau außerhalb der Ehe zu berühren. Und weil es keine weiblichen Ärzte gab, entstammte alles, was in den antiken Lehrbüchern geschrieben stand und den ersten Medizinern beigebracht wurde, von Frauen und Hebammen. Die Männer legten es dann entsprechend aus, und so hatte es die Medizin von Anbeginn mit reichlich Mansplaining (dem typischen männlichen Fachsimpeln) zu tun.

Die meisten antiken Ärzte waren sich wie wohl viele Männer ihrer Zeit nicht ganz im Klaren darüber, was die Aufgabe der Klitoris ist. Deshalb haben sie ihr auch keine große Bedeutung zugemessen. Dies steht in starkem Kontrast zur anatomischen Erfolgsgeschichte des Penis. In der Medizin werden alle Körperoberflächen mit einer Vorder- und einer Rückseite bezeichnet (»ventral« oder »dorsal«). Wenn man jemanden ansieht, die oder der in einer neutralen Position, also mit seitlichen Armen und Handflächen nach vorne aufrecht steht, dann zeigen Gesicht, Brust und Handflächen nach ventral, Rücken und Handrücken nach dorsal. Diese Konvention gilt aber nicht für den Penis. Natürlich nicht. Die neutrale Position eines Mannes war aus Sicht der alten Anatomen eine riesige himmelwärts gerichtete Erektion. Nun laufen allerdings Männer nicht ständig mit einer Erektion herum. Wenn man einen Mann betrachtet, der sich in dem befindet, was gemeinhin als Ruhezustand gilt – also Penis erschlafft –, dann ist der sichtbare Teil nicht die »Vorderseite«, sondern tatsächlich die rückwärtige – dorsale – Seite, wohingegen die Hinterseite die ventrale ist.

Das ist keine Lappalie, sondern eher ein tragikomischer Ausdruck dessen, dass die Gesellschaft einschließlich der Medizin von Erektionen geradezu besessen ist. Eine Klitoris bildet da eher eine Fußnote in der Geschichte. Wenn sie überhaupt Beachtung fand, dann galt den Alten die Klitoris als das weibliche Pendant zum Penis. Nur weniger wert. (Es tut mir leid, aber dieses Organ, das immerhin zu multiplen Orgasmen befähigt, die allein der Lust dienen, ist nicht weniger wert. Es ist der Goldstandard.) Doch die Vernachlässigung der Klitoris beschränkte sich nicht allein auf die Medizin. Denken Sie nur an all die antiken griechischen Statuen mit ausgestalteten Hoden und Penis (wobei zu beachten ist, dass die Penisse eher klein gehalten wurden, Sexualität und intellektuelle Ambitionen, das vertrug sich vielleicht doch nicht so, als ideal galt der große Geist, nicht der große Penis). Die Vulven jener Zeit waren nichts weiter als mysteriöse Ausbuchtungen, schamhaft hinter gekreuzten Beinen verborgen.

Um 1000 v. Chr. interessierten sich persische und arabische Ärzte allmählich für die Klitoris. Doch konnte ein männlicher Arzt unmöglich einen weiblichen Körper geschweige denn eine weibliche Leiche berühren. Der Fortschritt war mühsam. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts waren die Beschreibungen der weiblichen Anatomie einschließlich der Klitoris schon recht genau, zumindest anatomisch gesehen. Dieser Fortschritte gedenkt man dadurch, dass bestimmte anatomische Bereiche nach ihren Entdeckern benannt sind, so die Eileiter – englisch: Fallopian Tubes – nach Gabriele Fallopio (der auch das Kondom erfand und es sogar einer klinischen Studie unterzog!) oder Caspar Bartholin, nach dem die Bartholin-Drüsen benannt sind.

1844 publizierte der deutsche Anatom Georg Ludwig Kobelt eine sehr genaue Beschreibung der Klitoris, die es bis heute mit den modernen Beschreibungen aufnehmen kann. Seine Arbeit wurde allerdings genau wie die dazu nötigen Vorarbeiten weitgehend ignoriert. Das hat womöglich eine Vielzahl von Gründen: zum einen die viktorianischen Moralvorstellungen (und hier vor allem die Gefahr, die von der weiblichen Sexualität auszugehen schien), zum anderen später das falsche Diktum Freuds, wonach der klitorale Orgasmus »unreif« sei.

Über viele Jahre war das Sprechen über die weibliche Sexualität in der Arztpraxis tabu, aber diese Form der Unterdrückung ist nicht allein auf die Medizin beschränkt. 1938 wurde die Lehrerin Helen Hulick in Los Angeles in Beugehaft genommen, weil sie es gewagt hatte, für eine Zeugenaussage in Unterhosen zu erscheinen, und sich nach richterlicher Aufforderung weigerte ein Kleid anzuziehen. Zur Strafe musste sie fünf Tage ins Gefängnis. Frauengesundheit war kein Thema und sexuelle Gesundheit schon gar nicht. Frauen waren weder relevant noch wichtig.

In den Zwanziger- und Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts glaubten Ärzte allen Ernstes, dass die Vagina voller gefährlicher Bakterien stecke. Das ist natürlich absurd. Denn wenn dies so wäre, wenn die Vagina also beständig vor dem infektiösen Beinahekollaps stünde, dann hätten Frauen – evolutionär betrachtet – gar nicht überlebt. Das Narrativ der schmutzigen Vagina machte sich aber ganz gut, wenn es darum ging, Frauen insgesamt kleinzuhalten.

Ein männlich dominierter Berufszweig, eine männlich dominierte Gesellschaft, die sich nicht gerade für weibliche Erfahrungen und Wissen über den eigenen Körper interessiert, ein peniszentriertes Bild weiblicher Sexualität sowie Freuds Klitoris ohne Bedeutung, das sind schon eine ganze Menge Hindernisse. Auch lässt sich die Klitoris, da sie eher innen liegt, in der Praxis nicht so leicht untersuchen wie der Penis. Irgendwann wurden weibliche Leichen für die Dissektion der Klitoris erlaubt, aber man muss hier deutlich auf die Grenzen verweisen. Präparationen finden immer nur an wenigen Exemplaren statt. Leichen sind teuer und nicht einfach so verfügbar. Die meisten sind ältere Menschen, und nach der Menopause verändert sich der Umfang der Klitoris deutlich. In einer leichenbasierten Studie waren alle Toten zwischen 70 und 80. Auch verändert sich die Klitoris im Laufe der Aufbewahrung. Bevor die Magnetresonanztomografie (MRT) aufkam, konnte man nicht genau wissen, wie die Klitoris bei einer lebenden Frau überhaupt positioniert ist oder wie sie durch eine vermehrte Durchblutung im Zuge der sexuellen Stimulation anschwillt.

Anatomisches Wissen verändert sich nur langsam. Auch wenn ich nicht mehr alle Anatomiestunden aus dem Medizinstudium und der klinischen Ausbildung erinnere, habe ich doch noch meine Lehrbücher. Zwei wurden 1984 gedruckt und ein weiteres 1988. Die zwei, die besonders für Gynäkologie und Geburtshilfe relevant waren, sind, was die Klitoris betrifft, durchaus korrekt. Das allgemeine Anatomiebuch von 1984 jedoch widmet drei Seiten mit Abbildungen (zwei davon in Farbe) dem Penis. Die Klitoris dagegen wird mit einem eingefügten Bildchen irgendwo oben rechts in die Ecke abgeschoben, ein einziges eiterfarbiges Etwas, das auch noch als »Miniaturpenis« bezeichnet wird.

Geht ja wohl gar nicht!

Die Klitoris

Die Klitoris dient vor allem einem Zweck: der sexuellen Lust. Sie ist der einzige Körperteil, der allein dazu geschaffen wurde.

Strukturell muss man sich die Klitoris als umgekehrtes Y vorstellen, wobei jede Seite zwei Ärmchen hat. Die Spitze des Y ist gefaltet...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2020
Übersetzer Christina Knüllig
Zusatzinfo ca. 16 Abbildungen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Vagina Bible
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Schlagworte Binden • Chlamydien • Die Pille danach • eBooks • Endometriose • Filzläuse • Gesundheit • Gleitgel • Gleitmittel • Gonorrhoe • G-Punkt • HIV • HPV • HSV • Intimhygiene • Klitoris • Menstruation • Menstruationsbeschwerden • Menstruationshygiene • Menstruationstasse • Ratgeber • Schamhaar • Scheidengeruch • Scheidenpilz • Schmerzen beim Sex • Sex-Abstinenz • Tampons • Trichomoniasis • Unterwäsche • Vagina-Chirurgie • Vagina-Geruch • Vaginaldusche • Vaginalhygiene • Vagina-OP • Vagina-Pilz • Vagina und Geburt • Vagina und Menopause • Vagina und Schwangerschaft • Vagina-Verjüngung • Vaginitis • verhütungsmittel • weibliche Hormone • Weiblicher Zyklus
ISBN-10 3-641-25472-8 / 3641254728
ISBN-13 978-3-641-25472-8 / 9783641254728
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