Italiens Fahrt in die Moderne (eBook)

Seekriegsführung und Staatsbildung im Kontext des Risorgimento

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
356 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-44243-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Italiens Fahrt in die Moderne -  Arne Karsten
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Die nationalstaatliche Einigung Italiens vollzog sich Mitte des 19. Jahrhunderts - wie in Deutschland - im Gefolge dreier Kriege. Anders als nördlich der Alpen erwies sich dabei allerdings das Militär nicht als ein modernes und effizientes Werkzeug der Politik. Im letzten dieser Kriege, 1866 gegen das Kaiserreich Österreich, erlitt die italienische Armee trotz deutlicher Überlegenheit schwere Niederlagen. Besonders die Seeschlacht vor der kroatischen Adria-Insel Lissa am 20. Juli 1866 wurde in Italien als katastrophale Demütigung empfunden. Arne Karsten untersucht Vorgeschichte, Verlauf und Folgen des nationalen Traumas »Lissa«, und zeigt dabei, auf welche Weise eine heute weitgehende vergessene Seeschlacht zu den verborgenen Hintergründen der Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs zählte.

Arne Karsten, Dr. phil., ist Akademischer Oberrat und Dozent für Geschichte der Neuzeit am Historischen Seminar der Universität Wuppertal.

Arne Karsten, Dr. phil., ist Akademischer Oberrat und Dozent für Geschichte der Neuzeit am Historischen Seminar der Universität Wuppertal.

Einleitung 9
Erster Teil: Die Geschichte einer Schlacht
I. Prolog im Süden 43
Schiffe vor Marsala 43
Cavours Kalküle 54
Die Finanzen des Risorgimento 59
Carlo Pellion, Conte di Persano 68
Persanos Probleme 87
II. Nach dem Krieg ist vor dem Krieg: Die Entwicklung der
italienischen Flotte in den Jahren von 1861 bis 1866 101
Trübe Erinnerungen: Der Süden nach der Einigung 101
Zukunftsträume: Eine große Flotte für eine große Nation 107
Dampf und Eisen: Die industrielle Revolution zur See 112
Kontinuitätsprobleme: Das Ministerkarussell 115
Logistikprobleme: Von Häfen und Höfen 121
III. »Muß Sieg von Lissa werden« 127
Wilhelm von Tegetthoff und die österreichische Flotte 127
Ancona 136
Die »Adria-Kreuzfahrt« 146
Der Angriff auf Lissa 158
Die Schlacht 166
Zweiter Teil: Die Folgen der Schlacht 183
I. Lissa und die Presse 185
Das Schicksal von Kaiser und Kiffer 185
Die Stimmung kippt 196
Gerichtstag 207
Die Sicht der Anderen 218
Der inneritalienische Pressekrieg 227
II. Der Prozess Persano 235
Die Suche nach den Verantwortlichen 235
Die Recherchen des Staatsanwalts 245
Der Prozess für die Öffentlichkeit 256
Die Konfetti-Kanonen 267
III. Lissas Nachleben 273
Persano als Symbol und Sündenbock 273
Wer ist schuld? 279
Rache für Lissa 286
Der Löwe von Lissa 302
Epilog – Eine Schlacht und ihre Folgen 311
Danksagung 327
Bibliografie 329
Bildnachweis 351
Personenregister 353

Einleitung »Leicht gesagt: verkehrte Politik. Wann verkehrt? Heute? Nach zehn Jahren? Nach einem Jahrhundert?« Gottfried Benn Zu Beginn des Jahres 1873 berichtete der Italienkorrespondent der »Times« von der parlamentarischen Antrittsrede des neuen italienischen Marineministers Simone Pacoret di Saint-Bon im römischen Palazzo Montecitorio. Schon nach wenigen Sätzen erinnert der Artikel mit ein-dringlichen Worten an ein erst wenige Jahre zurückliegendes historisches Geschehen: »Es gibt kein anderes Ereignis in den kurzen Annalen des noch jungen italienischen Königreichs, das dem Herzen seiner Einwohner eine tiefere Demütigung zufügt als das Desaster von Lissa; die Italiener würden kein Opfer scheuen, um durch ihre Seerüstungen künftig die Voraussetzung zu schaffen, die Schande dieses unglückseligen Treffens auszulöschen; und doch gibt es nichts, in das sie weniger Vertrauen hätten, als in die gegenwärtige Leistungsfähigkeit ihrer Kriegsmarine bzw. in die Möglichkeit, sie in eine bessere Verfassung zu bringen.« Wie präsent die Erinnerung an die Niederlage war, welche die italienische Flotte am 20. Juli 1866 vor den Küsten der kleinen dalmatinischen Insel Lissa, dem heutigen Vis, erlitten hatte, tritt wenige Zeilen später noch deutlicher zu Tage, wenn es heißt: »Seit Lissa sind die Italiener ebenso überzeugt von der Notwendigkeit, so etwas wie Ordnung in ihr Marineministerium zu bringen, wie von der nahezu vollständigen Unmöglichkeit, dieses Ziel zu erreichen. Die häufigen politischen Krisen las sen selten genug fähige Minister an die Spitze der Ressorts gelangen, in der Marine jedoch niemals. Die Dinge in der Marine verschlechtern sich kontinuierlich, und die Hoffnung, die italienischen Seeleute könnten irgendwann einmal die Ehre wiedererlangen, die sie bei Lissa verloren haben, sinkt von Tag zu Tag.« Die langfristig traumatisierende Wirkung, die der britische Journalist der Seeschlacht bei Lissa zuschreibt, könnte insofern erstaunen, als sich die materiellen Ergebnisse des Treffens im Juli 1866 auf dem Papier so marginal ausnahmen, dass italienische Stimmen immer wieder dafür plädierten, »Lissa« gar nicht den Rang einer Schlacht zuzuerkennen, sondern lediglich als ein Scharmützel zu bezeichnen. Rein formal gesehen lassen sich dafür auch gute Gründe anführen. Denn der Kampf zwischen dem italienischen Adria-Geschwader, das vier Tage vor der Schlacht zur Eroberung der kleinen Insel aufgebrochen war, und der österreichischen Kriegsflotte war kurz. In einem Gefecht, dessen entscheidende Phase keine zwei Stunden dauerte, verlor die italienische Flotte lediglich zwei ihrer 34 Schiffe, der österreichische Gegner kein einziges. Und auch wenn die Menschenverluste der Italiener mit 620 Toten und 181 Verwundeten deutlich höher waren als diejenigen der Österreicher, die 138 Tote und Verwundete zu beklagen hatten, wird man dennoch feststellen müssen, dass die Zahlen als solche nicht erkennen lassen, weshalb die Seeschlacht bei Lissa ein epochales Ereignis darstellte. Der Aufbau der Arbeit Dennoch war sie es, wie im Folgenden zu zeigen sein wird. Dabei sollen die militärischen Ereignisse des 20. Juli 1866 eingebettet werden in einen größeren zeitlichen Rahmen einerseits, in allgemeine politische und gesellschaftliche Kontexte andererseits. Die Chronologie von Vorgeschichte, Verlauf und Folgen der Schlacht prägt die Struktur der vorliegenden Studie, deren erster Hauptteil untersucht, welche Entwicklungsumstände dazu führten, dass sich die italienische Kriegsflotte vor Lissa einem auf dem Papier weit unterlegenen Gegner geschlagen geben musste. Im zweiten Teil wird es dann darum gehen, die Folgen der Schlacht sowohl im engeren, militärischen Sinn als auch und vor allem ihre politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen für die Entwicklung Italiens in den Blick zu nehmen. Die Flotte, auf der bei Beginn des »Dritten Italienischen Unabhängigkeitskriegs« am 20. Juni 1866 die Hoffnungen der italienischen Patrioten ruhten, konnte auf keine lange Tradition zurückblicken, war sie doch erst im Zusammenhang mit der Ausrufung des Königreichs Italien am 17. März 1861 entstanden. Zusammengeführt wurde sie im Wesentlichen aus den Kriegsflotten Sardinien-Piemonts und derjenigen des im Jahr zuvor untergegangenen Königreichs beider Sizilien. Die Art und Weise, wie dieses Königreich untergangen war und welche Rolle die Kriegsflotten sowohl Sardinien-Piemonts als auch diejenige Neapels bei diesem Untergang gespielte hatte, sollte sich für die weitere Entwicklung der italienischen Kriegsmarine als folgenreich erweisen. Deshalb ist dieser Vorgeschichte, die mit der Invasion Garibaldis und seiner »Mille« auf Sizilien im Mai 1860 beginnt, ein eigenes Kapitel gewidmet. Daran anschließend folgt die Schilderung der Flottenentwicklung in der Zeit zwischen der Gründung des Königreichs Italien und dem Ausbruch des Kriegs von 1866, in dem die italienische Armee an der Seite des preußischen Verbündeten gegen Österreich-Ungarn ins Feld zog. Dabei geht es zunächst um den Ausbau der jungen Flotte durch den Erwerb jener modernen gepanzerten oder »kürassierten« Dampfschiffe, die just in jenen Jahren in Verbindung mit dem Einsatz gezogener Hinterlader als Schiffsartillerie die Seekriegsführung strategisch wie taktisch revolutionierten. Doch bedurften diese maritimen Spitzenprodukte des technischen Fort schritts einer Vielzahl von Voraussetzungen, um wirksam eingesetzt werden zu können; Voraussetzungen, die zu schaffen der militärischen und politischen Führung des Landes oblagen, weshalb es darum gehen wird, die Tätigkeit des italienischen Marine-Ministeriums und der verantwortlichen Politiker der regierenden »destrastorica« in diesen Jahren genauer zu untersuchen. Dass deren Tätigkeit keineswegs dazu angetan war, die hochfliegenden Hoffnungen der italienischen Öffentlichkeit auf triumphale Erfolge der Flotte im Krieg von 1866 in Erfüllung gehen zu lassen, deutete sich schon bald nach Kriegsausbruch an. Denn bereits am Tag nach der Eröffnung der Feindseligkeiten am 24. Juni erlitt das zahlenmäßig weit überlegene italienische Heer bei Custoza eine bittere Schlappe. Für den Ausgang des Krieges schien diese Niederlage zwar bald nebensächlich, weil nur zehn Tage später die österreichische Hauptarmee bei Königgrätz dem preußischen Verbündeten der Italiener unterlag. Doch die öffentliche Meinung Italiens war alarmiert. Konnte es sein, dass der Sieg gegen den verhassten Erzfeind in Wien allein durch die fremden Verbündeten errungen worden war? Das erschien für die Durchsetzung der weitgespannten territorialen Forderungen, die man erhob, ebenso katastrophal wie für das militärische und politische Prestige des Landes und seiner Führungselite. Unter diesen Umständen forderte nicht nur die öffentliche Meinung den Einsatz der Kriegsflotte, galt doch der österreichische Gegner als zur See hoffnungslos unterlegen. In materieller Hinsicht war er das auch, doch sollte sich nach dem Auslaufen der italienischen Flotte und dem Angriff auf Lissa am 20. Juli 1866 erweisen, dass es dem österreichischen Geschwaderkommandanten Wilhelm von Tegetthoff gelungen war, diese materielle Unterlegen heit soweit auszugleichen, dass es die Österreicher verstanden, sich nicht nur im Gefecht zu behaupten, sondern den Gegner zum Rückzug auf den Flottenstützpunkt Ancona zu zwingen. Der zweite Hauptteil der Arbeit ist sodann den Folgen der Schlacht gewidmet. Dabei soll zunächst die Darstellung und Bewertung der Ereignisse in der Tagespresse untersucht werden. Denn wenn bereits die Vorgeschichte der Schlacht bei Lissa in hohem Maße aufschlussreich ist im Hin blick auf die wachsende Macht der »öffentlichen Meinung« im 19. Jahrhundert, so gilt dies in noch weit stärkerem Maße für die Reaktionen auf die Schlacht. Entsprechend der erkenntnisleitenden Fragestellung der Untersuchung wird der Schwerpunkt dabei auf die Berichterstattung in den italienischen Medien gelegt werden, doch sollen auch ausländische Blätter zur Sprache kommen, da deren Berichterstattung auf die Wahrnehmung der Geschehnisse in Italien vielfältig zurückwirkte. Die Auswirkungen der Schlacht bei Lissa auf die Entwicklung des jungen italienischen Nationalstaats sind nur dann zu verstehen, wenn man in Rechnung stellt, dass die Schlacht eben auch ein international genau beobachtetes und ausgiebig kommentiertes Ereignis war. Weiterhin wird es um die Spuren gehen, welche die Niederlage im Pro zess gegen den italienischen Flottenkommandanten, Admiral Carlo Pellion Conte di Persano, zeitigten. Persanos Versagen, das in geradezu klischeehaftem Gegensatz zu den Leistungen seines österreichischen Widersachers Tegetthoff stand, hatte schon wenige Tage nach der Schlacht zu einem Aufschrei der Empörung in Italien geführt. Mit wachsendem Nachdruck wurde von Presse und Öffentlichkeit eine Untersuchung der Ereignisse und die Bestrafung der Verantwortlichen gefordert. Der Verlauf des Prozesses vor einem vom italienischen Senat eigens konstituierten Gerichtstribunal nahm dann einen im Einzelnen zu schildernden, höchst unglücklichen Verlauf, der dazu führte, dass nicht nur der Angeklagte und die Marineführung, sondern die Kriegsmarine insgesamt, ja letztlich die gesamte politische Führungsschicht Italiens in einer Art und Weise kompromittiert wurden, die schon zeitgenössische Beobachter dazu veranlasste, den Prozess gegen Admiral Persano als ein »zweites Lissa« einzuschätzen; nicht zuletzt, weil er zugleich das Ansehen Italiens in der europäischen Staaten weltmassiv beeinträchtigen sollte. Lissa in der Geschichtsschreibung Die langfristigen Auswirkungen der Seeschlacht von Lissa im »öffentlichen Gedächtnis« Italiens, die es dann schließlich im sechsten Kapitel in ihren wesentlichen Zügen zu skizzieren gilt, auf das ein die Ergebnisse zusammenfassender Epilog folgt, haben dazu geführt, dass in den gut achtzig Jahren zwischen der Schlacht und dem Ende des Zweiten Weltkriegs rund siebzig Schriften entstanden sind, die sich im weiteren Sinne mit »Lissa« beschäftigen. Mehr als zwei Drittel dieser Schriften stammen aus der Zeit unmittelbar nach der Schlacht und den intensiven, polemischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Admiral Persano einerseits, andererseits aus den Jahren zwischen der Jahrhundert wende und dem Ersten Weltkrieg. Ein Befund, der verständlich wird, wenn man bedenkt, dass nach dem Abflauen der Erregung über das Ver sagen der Kriegsflotte viele Teilnehmer der Schlacht bei Lissa in Marine und Politik Karriere machten und insofern das Interesse daran, an die damaligen Ereignis zu erinnern oder gar eine intensive Auseinandersetzung mit der als demütigend erlebten Niederlage zu fördern, in Militärkreisen nicht besonders ausgeprägt war. Darüber hinaus trat nach dem Eintritt Italiens in den Dreibund mit dem Deutschen Kaiserreich und Österreich-Ungarn 1882 in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts Frankreich anstelle der Habsburger-Monarchie als potenzieller künftiger Kriegsgegner in den Vordergrund; der planende Blick von Marinestrategen und »Navaisten« richtete sich eine Zeit lang auf einen Krieg der Zukunft im westlichen Mittelmeer, nicht auf einen Krieg der Vergangenheit in der Adria. So stand denn in den ersten Jahrzehnten nach der Schlacht die wenig intensive Auseinandersetzung mit den Ereignissen von Lissa vor allem im Zeichen der Bemühungen, die »verlorene Ehre« der Kriegsflotte wiederherzustellen. Die dabei immer wieder vertretene These: dass nämlich im Wesentlichen, wenn nicht geradezu ausschließlich die Unfähigkeit eines fachlich wie charakterlich mit seiner Aufgabe überforderten Oberbefehlshabers die Schuld am Debakel von Lissa trage, bildet den Tenor nicht nur zahlreicher Pamphlete, die kurz nach der Schlacht entstanden. Auch die ersten wissenschaftlichen Darstellungen von Vorgeschichte und Verlauf der Schlacht bei Lissa im Kontext der italienischen Marineentwicklung, vor allem die grundlegende, zweibändige Arbeit Carlo Randaccios über die Geschichte der italienischen Kriegsmarine wurden nicht müde, das Versagen Persanos immer wieder in den Vordergrund zu rücken. Randaccio, als ehemaliger enger Mitarbeiter Camillo Cavours zeitweilig Chef von dessen Marinekabinett und später Generaldirektor der italienischen Handels marine, verfügte zum Zeitpunkt, da er an seiner Darstellung arbeitete, als Angehöriger des italienischen Parlaments über Zugang zu offiziellen Dokumenten aller Art, und er machte von diesem Privileg ausgiebig Ge brauch. Die dabei von ihm zu Tage geförderten Erkenntnisse griff wenige Jahre später Augusto Vittorio Vecchi auf, der als Flaggleutnant, also persönlicher Adjutant des Linienschiff-Kapitäns Guglielmo Acton, auf der italienischen Fregatte Principe Umberto Dienst tat und selbst an der Schlacht teilgenommen hatte. 1872 quittierte er dann den Dienst in der Marine, um in der Folgezeit als Schriftsteller tätig zu werden. Seine zweibändige »Allgemeine Ge schichte der Kriegsmarine« lässt zwar durchaus einen apologetischen Ton erkennen, jedoch erst in der Einschätzung der weiteren Entwicklung der Kriegsmarine nach der Schlacht bei Lissa. Die Ereignisse des Jahres 1866 selbst schildert Vecchi hingegen illusionslos und auch mit einigen Hinweisen auf Verantwortlichkeiten, die über die fatale Rolle des kommandierenden Admirals hinausweisen. Vecchi, seit 1882 auch als Dozent für Geschichte an der Marineschule in Livorno tätig, entwickelte sich in der Folgezeit zu einem der aktivsten und einflussreichsten Vertreter jener marinebegeisterten Kreise der »Navalisten«, deren Aktivitäten es nicht zuletzt zu verdanken war, wenn es gelang, die unter dem Schock der Ereignisse von Lissa zunächst zum »Aschenputtel« unter den italienischen Streitkräften deklassierte Kriegsflotte im Laufe der 1870er Jahre nach und nach zu rehabilitieren. Vecchi widmete sich, auch unter dem Pseudonym »Jack la Bollina«, mit unermüdlichem Eifer der Aufgabe, das Bewusstsein seiner Landsleute für die Bedeutung maritimer Fragen zu schärfen. Dabei verfasste er nicht nur wissenschaftliche Bücher und Aufsätze, sondern auch Romane und Kinderbücher. Darüber hinaus publizierte Vecchi in der 1868 auf Initiative von Marineminister Augusto Riboty, als Kommandant der Panzerfregatte Re di Portogallo ein weiterer Veteran der Schlacht bei Lissa, gegründeten »Rivista Marittima« eine Vielzahl von Artikeln über Geschichte, Gegen wart und Zukunft der Kriegsmarine. Allgemein ist festzuhalten, dass der Rückblick auf die Rolle der Flotte während des Kriegs von 1866 bis zur Schwelle des 20. Jahrhundert hinweg in den Händen (ehemaliger) Militärs blieb. Das sollte sich ändern, als mit Alberto Lumbroso, seit 1887 Professor für Geschichte der Neuzeit an der römischen Universität »La Sapienza«, sich erstmals ein ziviler Historiker an das Studium der Marineakten machte. Im Vorwort seiner im Jahre 1905 erschienenen Studie über den Prozess gegen Admiral Persano berichtet Lumbroso über den Verlauf seiner Recherchen in den Marinearchiven: »Ich muss gestehen, dass der Empfang, der mir hier zuteilwurde, nicht kühl war, er war eisig; kein Mittel blieb unbenutzt, um meine Recherchen auf offiziösem oder offiziellem Weg zu behindern.« Selbst Minister und Senatoren hätten interveniert, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen, freilich nur, so der Autor, mit dem unbeabsichtigten Effekt, seine Neugierde gerade dadurch weiter anzustacheln.

Erscheint lt. Verlag 18.12.2019
Reihe/Serie Krieg und Konflikt
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Neuzeit (bis 1918)
Schlagworte Einigung • Geschichte • Habsburgermonarchie • Italien • Krieg • Lissa • Maritime Geschichte • Militärgeschichte • Österreich • Risorgimento • Seekrieg • Seeschlacht • Trauma
ISBN-10 3-593-44243-4 / 3593442434
ISBN-13 978-3-593-44243-3 / 9783593442433
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