Reden, die unsere Welt veränderten (eBook)

Mit einer Einführung von Simon Sebag Montefiore
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2019 | 1., Neuausgabe
333 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-76407-6 (ISBN)

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Reden, die unsere Welt veränderten
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»I have a dream« - Martin Luther Kings epochemachende Rede ist nur ein Beispiel für die Macht, mit der das gesprochene Wort in die Geschichte der Menschheit eingegriffen hat. Aussichtslosen Situationen haben solche Reden ebenso Ausdruck gegeben wie großen Hoffnungen und Visionen. Sie haben Leidenschaften - im Guten wie im Bösen - entfesselt, aber auch zur Besinnung aufgerufen, haben Wendepunkte der Geschichte markiert, Epochen beendet und Entwicklungen losgetreten. Das Wort von »Blut, Schweiß und Tränen«, mit dem Winston Churchill seine Nation auf den Widerstand gegen Hitler einstimmte, ist dafür ebenso ein Beispiel wie Abraham Lincolns Gettysburg Address, Nelson Mandelas Rede nach dem Wahlsieg des ANC, Richard von Weizsäckers Rede zum 40. Jahrestag des Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1985 oder in neuerer Zeit Ansprachen von Papst Franziskus,Wladimir Putin oder Malala Yousafzai

Dieser Band enthält 64 der berühmtesten Reden aller Zeiten, mit Biografien der Redner und einer Einführung zum Kontext und zur historischen Bedeutung der jeweiligen Rede.

Mit einer Einführung des britischen Historikers und Bestsellerautors Simon Sebag Montefiore (Jerusalem. Die Biographie; Der junge Stalin).



Michael Bischoff, geboren 1949, studierte Mathematik und Soziologie und war Wissenschaftslektor im Suhrkamp Verlag. Seit 1977 übersetzt er Literatur aus dem Französischen und Englischen, u.a. von Émile Durkheim, Michel Foucault, Isaiah Berlin und Richard Sennett.

GEORGE WASHINGTON

Abschiedsrede des Präsidenten, 17. September 1796

Als erster Präsident der Vereinigten Staaten und als Kommandeur der Kontinentalarmee, die für das Land die Unabhängigkeit erkämpfte, nimmt George Washington eine einzigartige Stellung in der amerikanischen Geschichte ein. In zwei Amtsperioden diente er dem Land als Präsident, und er hätte sich nochmals wiederwählen lassen können, denn damals gab es in dieser Hinsicht noch keine Beschränkung. Doch er entschied sich gegen diese Möglichkeit und hielt am 17. September 1796 seine gutdurchdachte Abschiedsrede, die zwei Tage später auch in gedruckter Form erschien – ein wegweisendes Dokument amerikanischer Prinzipien, das weite Verbreitung fand und viele Jahre alljährlich im Kongress erneut verlesen wurde.

Die Rede enthält zwei Hauptstoßrichtungen. Erstens betonte Washington als Führer einer jungen, aus der Hitze der Revolution hervorgegangenen Nation die Notwendigkeit der Einheit zwischen den Bundesstaaten, Parteien und Bürgern, aus denen die Union bestand. Er hob die Werte, den Glauben und die Kultur hervor, die allen gemeinsam waren. (Natürlich sprach er nicht zu den afroamerikanischen Sklaven und den »Indianern«, sondern zu den Amerikanern europäischer Abstammung, der Bürgerschaft.) In Washingtons Augen musste das Wort »vereinigt« sakrosankt sein und über allen internen Streitigkeiten oder Meinungsverschiedenheiten stehen, wenn die Vereinigten Staaten überleben und gedeihen sollten. Es war eine Botschaft an beide politischen Partien, an die Föderalisten und an Thomas Jeffersons Republikaner.

Ein großer Teil der Rede befasste sich mit Außenpolitik. Nach Ansicht Washingtons war es für die Vereinigten Staaten von entscheidender Bedeutung, sich aus Bündnissystemen herauszuhalten und keinem ausländischen Staat den Vorzug gegenüber anderen zu geben. Seine Rede fiel in eine Zeit, als Europa von den Nachwirkungen der Französischen Revolution erschüttert wurde und Napoleon Italien eroberte. Auf ihrem eigenen Kontinent blieben die Vereinigten Staaten eingezwängt zwischen Britisch-Kanada und den immer noch unter französischer oder spanischer Herrschaft stehenden Territorien. Einerseits fühlten sich viele in den Vereinigten Staaten trotz der Revolution in kultureller Hinsicht weiterhin als Briten und neigten zu einer Unterstützung Britanniens. Diese Haltung herrschte bei den Föderalisten vor. Andere dagegen – vor allem bei den Republikanern – fühlten sich zu den republikanischen Idealen Frankreichs hingezogen, zumal Frankreich den amerikanischen Unabhängigkeitskampf unterstützt hatte. Washington schlug nun vor, sich prinzipiell neutral zu verhalten. Das sollte bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Grundsatz der amerikanischen Außenpolitik bleiben. Aufgrund seiner eigenen langen Erfahrung hatte Washington gute Gründe für diesen Rat, hatte er doch selbst aktiv am Franzosen- und Indianerkrieg (1754-1763) teilgenommen, dem blutigsten amerikanischen Krieg des 18. Jahrhunderts. Dieser Krieg war der nordamerikanische Ausläufer eines umfassenderen Konflikts (des Siebenjährigen Kriegs), in dem die Briten schließlich im Kampf um die Vorherrschaft in den nordamerikanischen Kolonien die Franzosen besiegten. Für manche Historiker ist der Siebenjährige Krieg der erste »Weltkrieg«. Washington bewies in diesem Krieg seine Tapferkeit und die ihm eigenen militärischen Fähigkeiten.

In den 1760er und 1770er Jahren konnte er seine Tage etwas friedlicher mit der Verwaltung seiner reichen, vom Vater geerbten Ländereien in der Umgebung von Mount Vernon und als Abgeordneter im Bürgerhaus von Virginia verbringen. Als einer der Vertreter Virginias nahm er 1774 und 1775 am Kontinentalkongress teil, der die Unzufriedenheit der Kolonisten mit der britischen Politik zum Ausdruck bringen sollte. Als die Unzufriedenheit in Krieg umschlug, war Washington der naheliegende Kandidat für die Führung der eilig zusammengestellten Kontinentalarmee.

Was die Amerikaner den »Revolutionskrieg« und die Briten den »Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg« nennen, war in mancherlei Hinsicht ein Bürgerkrieg, in dem auf Unabhängigkeit drängende Kolonisten gegen loyale Kolonisten kämpften. Internationale Reichweite erlangte er, als Frankreich 1778 auf Seiten der Revolutionäre intervenierte. Als Washington schließlich den britischen General Cornwallis 1781 in Yorktown, Virginia, besiegte, war dies das Ende eines langen, harten Kampfes, in dem die Kontinentalarmee zu einem bestimmten Zeitpunkt bereits geschlagen schien. Tatsächlich wäre die Sache der Revolutionäre im Winter 1777-1778 ohne Washingtons Führungsqualitäten wohl verloren gewesen.

So kann es kaum verwundern, dass Washington sich angesichts seines beträchtlichen Anteils an den kriegerischen Auseinandersetzungen als Präsident entschieden für die amerikanische Einheit einsetzte und jede weitere Verwicklung in die europäischen Streitereien zu vermeiden suchte.

George Washington, geboren am 22. Februar 1732 in Bridges Creek, Virginia.

Er trat der Miliz von Virginia bei und befehligte sie ab 1755 im sogenannten Franzosen- und Indianerkrieg. Von 1759 bis 1775 bewirtschaftete er sein kurz zuvor geerbtes Anwesen in Mount Vernon, er heiratete dort und wurde zu einer führenden Gestalt in der Politik der Kolonie, wobei er die Klagen der Landbesitzer gegen die britischen Behörden aufgriff. Er vertrat Virginia auf dem Kontinentalkongress von 1774 bis 1775 und wurde beim Ausbruch des Revolutionskriegs Kommandeur der neuen Kontinentalarmee. Nach einem ersten Erfolg in Boston musste er in der Schlacht von Long Island eine Niederlage hinnehmen  ; er überrumpelte die Briten in Trenton und Princeton, verlor dann aber Philadelphia. Sein Sieg in Yorktown 1781 führte zur britischen Kapitulation und zur amerikanischen Unabhängigkeit. Nach einigen Jahren in Mount Vernon übernahm er den Vorsitz des Verfassungskonvents in Philadelphia, der die amerikanische Verfassung erarbeite, und wurde Ende April 1789 vom Wahlkollegium einstimmig zum ersten amerikanischen Präsidenten gewählt. Er blieb zwei Amtsperioden an der Spitze des Landes und zog sich dann nach Mount Vernon zurück.

Gestorben am 14. Dezember 1799 in Virginia.

Freunde und Mitbürger  !

Da der Zeitpunkt für die erneute Wahl eines Bürgers, der der Regierung der Vereinigten Staaten vorstehen soll, nicht mehr fern und die Zeit gekommen ist, da ihr darüber nachdenken müsst, wem ihr diese wichtige Aufgabe anvertrauen wollt, scheint es mir angebracht, zumal dies zu einem deutlicheren Votum der öffentlichen Stimme führen dürfte, euch meinen Entschluss mitzuteilen, nicht noch einmal zum Kreis derer zählen zu wollen, aus denen diese Wahl getroffen wird …

Eure Union sollte euch als Hauptstütze eurer Freiheit gelten.

Ich glaube – und dieser Gedanke ist mir ein Trost –, dass nicht nur mein Wunsch und die Klugheit mich veranlassen, von der politischen Bühne abzutreten, sondern dass auch der Patriotismus diesen Entschluss nicht verbietet.

… Die Sorge um euer Wohl, die erst mit meinem Leben ein Ende finden kann, und die mit dieser einhergehende Wahrnehmung möglicher Gefahren drängen mich, bei dieser Gelegenheit eurer feierlichen Betrachtung einige Gedanken darzubieten und zu häufiger Prüfung zu empfehlen, die das Ergebnis von viel Reflexion und nicht unbeträchtlicher Beobachtung sind und die mir äußerst wichtig für die Dauerhaftigkeit eures Glücks als ein Volk zu sein scheinen.

Da die Liebe zur Freiheit mit jeder Faser eures Herzens verflochten ist, bedarf es keiner Empfehlung von meiner Seite, um diese Bindung zu festigen oder zu bekräftigen.

Die Einheit des Staates, die euch als ein Volk konstituiert, ist euch heute gleichfalls lieb und teuer. Und das ist richtig so  ; denn sie bildet eine Hauptsäule im Gebäude eurer realen Unabhängigkeit, die Stütze eures inneren und äußeren Friedens, eurer Sicherheit, eures Wohlstands und eben jener Freiheit, die ihr so schätzt … Der Name Amerikaner, der euch aufgrund eurer Nationalität zukommt, muss stets den gerechten Stolz des Patriotismus erwecken, und das mehr als jede aus lokalen Unterschieden stammende Bezeichnung. Mit geringfügigen Abwandlungen habt ihr dieselbe Religion, dieselben Sitten und Gebräuche und dieselben politischen Grundsätze. Gemeinsam habt ihr für eine gemeinsame Sache gekämpft und gesiegt. Die Unabhängigkeit und Freiheit, die ihr besitzt, sind das Werk gemeinsamer Beratungen und gemeinsamer Anstrengungen, gemeinsamer Gefahren, Leiden und Erfolge.

Ausländischer Einfluss gehört zu den unheilvollsten Feinden einer Republik.

Doch weit wichtiger noch als diese Erwägungen, so machtvoll sie sich eurem Empfinden auch aufdrängen mögen, sind jene, die sich noch unmittelbarer auf eure Interessen beziehen. Hier findet jeder Teil unseres Landes die stärksten Beweggründe für die sorgsame Bewahrung der Union als ganzer … [E]ure Union sollte euch als Hauptstütze eurer Freiheit gelten, und die Liebe zur einen sollte euch die Bewahrung der anderen ans Herz legen. …

Übt Treue und Gerechtigkeit gegen alle Nationen  ; bemüht euch um Frieden und Harmonie mit allen. Mögen Glaube und Moral zu diesem Handeln hinzukommen. Und könnte es sein, dass nicht auch gute Politik sich dem hinzugesellte  ? Es ist einer freien, aufgeklärten und in gar nicht ferner Zukunft auch großen Nation würdig, der Menschheit das großmütige und auch neuartige Beispiel eines Volkes zu geben, das sich stets von größter Gerechtigkeit und Wohlwollen leiten lässt. Wer könnte bezweifeln, dass im Laufe der Zeit und der Dinge die Früchte solch eines Vorhabens jeden zeitweiligen Vorteil aufwiegen werden,...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2019
Übersetzer Michael Bischoff
Vorwort Simon Sebag Montefiore
Sprache deutsch
Original-Titel Speeches that changed the world
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Ansprachen • Anthony • Apartheid • Barack • Black Panthers • Bonaparte • Chaim Herzog • Chamberlain • Charles de Gaulle • Chruschtschow • Churchill • Cromwell • Darrow • Deutsche Vergangenheit • Earl Spencer • Elisabeth I • Franziskus • Gandhi • Gaulle • George W. Bush • Gerry Adams • Geschenk zur Konfirmation • Gettysburg • Gorbatschow • Hirohito • Hitler • insel taschenbuch 4768 • IRA • Irakkrieg • Irlandkonflikt • IT 4768 • IT4768 • Jefferson • Jesus • JFK • Jingping • jinping • Johannes II • Johannes Paul • Kapitulation • Karl I • kennedy • Kevin Rudd • Lenin • Lincoln • MacArthur • Malcolm X • Martin Luther King • McArthur • MLK • MLK jr. • Mohamed • Mohammed • Molotow • Nehru • Nelson Mandela • Nixon • Nordirland-Konflikt • Obama • oppenheimer • Ost-West-Konflikt • Pankhurst • Patton • Pearse • Putin • Reden • Roosevelt • Sadat • San Suu Kyi • spiegel bestseller • Stalin • Stalinismus • Trudeau • Václav Havel • Vergangenheitsbewältigung • Vietnamkrieg • Vietnam-Krieg • Washington • Watergate • Weizsäcker • Wiedervereinigung • Wilson • XI • Yousafzai
ISBN-10 3-458-76407-0 / 3458764070
ISBN-13 978-3-458-76407-6 / 9783458764076
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