Die Schule der Alyxa, Band 3: Der sechste Sinn (eBook)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
352 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-47982-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Schule der Alyxa, Band 3: Der sechste Sinn -  R.L. Ferguson
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Der Kampf gegen den sechsten Sinn Finns Situation wird mit jedem Tag bedrohlicher. Der Orden übernimmt zunehmend die Kontrolle über die Schule der Alyxa und möchte den sechsten Sinn auslöschen. Finn kann kaum noch verbergen, dass er die Macht über diese gefährliche Gabe besitzt. Immer stärker wird er in den Bann des dunklen Druiden Morvan gezogen. Schließlich muss er eine folgenschwere Entscheidung treffen. Für welche Seite wird er kämpfen? Entdecke alle Abenteuer rund um 'Die Schule der Alyxa': Band 1: Der dunkle Meister Band 2: Morvans Erbe Band 3: Der sechste Sinn Entdecke auch die neue Reihe von R. L. Ferguson: 'Catacombia'! Band 1: Abstieg in die Tiefe Band 2: Grimorgas Erwachen Band 3: Hüter der Flamme

Wie Spinnen krochen die seltsamen Wörter über die Seite.

Finn saß auf seinem Bett, das Buch Morvans aufgeklappt auf dem Schoß, und starrte ratlos auf das Gewimmel und Gezappel vor seinen Augen. Der Text war völlig unverständlich, und er konnte kaum die Buchstaben auseinanderhalten. Es handelte sich um uralte Druidenverse, eine vergessene Sprache aus einer längst vergangenen Zeit.

„Ryngwull …“ Er spürte, wie seine Lippen die seltsamen Laute formten, hatte jedoch nicht die leiseste Vorstellung, was sie bedeuten konnten. „Folm … cuwelan …“

Allein das Gefühl, das diese Worte auf seiner Zunge hinterließen, ließ ihn schaudern und löste seltsame, stechende Kopfschmerzen aus. Während er sie aussprach, verschwammen die Buchstaben vor seinen Augen und verwandelten sich, waren jetzt keine zappelnden Spinnen mehr, sondern nur noch ein willkürliches Durcheinander aus Rissen im Papier. Die Risse wurden breiter, das Papier rollte sich immer weiter zurück und gab den Blick auf die dahinterliegende Dunkelheit frei, eine Dunkelheit, die sich immer weiter ausbreitete. Das, was er da sah, war nicht etwa sein Bettzeug, sondern etwas ganz anderes, ein Ort, mit dem er auf gar keinen Fall etwas zu tun haben wollte. Die Öffnung wurde größer und größer, bis er ein rundes Loch vor sich sah, in dessen Tiefen ein schwaches silbernes Kräuseln zu erkennen war. Wasser. Ein Brunnen, die Wände über und über mit Flechten und Schleim bedeckt. Er beugte sich über den Rand.

Ein lautes Platschen ertönte, dann schoss eine Hand aus dem Wasser hervor, bleich wie ein Fisch. Schwarze Fingernägel suchten Halt an der Wand, krallten sich fest. Eine zweite Hand folgte. Dann zwei weitere. Bald waren es Dutzende, die nach ihm greifen wollten. Wie Spinnenbeine krabbelten die Finger die Wände empor, und auch wenn er keine Körper oder Gesichter erkennen konnte, so hörte er doch ihre schrillen, widerhallenden Stimmen, die alle dasselbe Wort riefen.

BIERN!

Finn schlug das Buch zu und schleuderte es quer über das Bett. Schwer atmend hockte er da, den Rücken an das Kissen gelehnt, die Beine kerzengerade ausgestreckt. Schweißperlen kribbelten an seinem Hals. Er rieb sich die Augen, aber als er die Hände wieder sinken ließ, war das Buch immer noch da. Er stopfte es unter die Matratze. Das war schon besser.

Hände. Dunkelheit.

Er musste an seine Träume denken – Träume, die von Morvan handelten, dem längst verstorbenen Druiden, dessen Buch jetzt unter seiner Matratze pulsierte. Seitdem er hier auf Alyxa war, spürte Finn so etwas wie eine telepathische Verbindung zu Morvans Geist. Das allein war ja schon beängstigend genug, aber in seinen Träumen ging es nicht darum, dass Morvan ihn irgendwie manipulieren wollte. Vielmehr tauchte der Druide jedes Mal mit einem mysteriösen Lächeln auf seinem über und über tätowierten Gesicht aus der Dunkelheit auf, streckte die Hand aus und stieß sie dann tief in Finns Brust, um mit den Fingern Finns pochendes Herz zu umschließen. Dann drückte er zu … und jedes Mal sagte er dabei dasselbe Wort: „Biern.“

Einer der Lehrer hatte ihm erklärt, dass das so etwas wie Samenkorn bedeutete. Doch die andere Bedeutung des Wortes – die, die Finn noch sehr viel mehr fürchtete – war Erbe. Denn welche andere Erklärung konnte es für die Verbindung zwischen ihm und diesem vor über tausend Jahren ermordeten Druiden geben? Durch Finns Adern floss Morvans Blut, daran gab es keinen Zweifel. Deshalb besaß er auch die verblüffenden Kräfte des sechsten Sinns, vor deren Anwendung er sich so fürchtete. Kräfte, die ihn das Leben kosten konnten, falls der Dekan oder dessen erbarmungslose Gesinnungsgenossen aus dem Orden erfuhren, wozu Finn fähig war. Sich in den Geist eines anderen Menschen versetzen zu können, die Kontrolle über dessen Körper zu übernehmen – für sie war das gleichbedeutend mit Schwarzer Magie. Es war verboten. Der Orden hatte sich ganz dem Ziel verschrieben, all das mit Stumpf und Stiel auszurotten.

Im Aufenthaltsraum des Gehörsinnclans schlug eine Uhr. Das Geräusch wurde zwar durch die Zimmertür gedämpft, aber Finn besaß außergewöhnlich scharfe Ohren. Es war 14 Uhr. Eigentlich war er nach dem Mittagessen mit seinem Bruder John verabredet gewesen, doch John hatte sich nicht blicken lassen.

Finn streifte die Winterjacke über seinen blauen Jogginganzug und ging durch den Aufenthaltsraum hinaus auf den Flur. Dabei nickte er Olly, Amaya und Kelly-Anne zu, die, wie alle anderen im Aufenthaltsraum auch, einfach nur herumsaßen und lasen oder Gitarre oder Keyboard spielten, aber lautlos, nur über Kopfhörer. Diese Stille, obwohl so viele Musikinstrumente gespielt wurden, war etwas sehr Eigenartiges. Finn war froh, sich alledem entziehen zu können. Die Schulärztin, Dr. Forrester, hatte ihn zwar dem Gehörsinnclan zugeteilt, aber er kam sich hier immer noch wie ein Schwindler vor. Er wusste genau, dass das für ihn lediglich eine Tarnung war, damit niemand merkte, wo seine wahren Kräfte lagen.

Zuerst ging er hinüber zum Tastsinnclan. Dort waren alle die Schülerinnen und Schüler untergebracht, deren Tastsinn besonders ausgeprägt war. Manche besaßen die Gabe, nur durch Berührung Wasser zum Kochen oder zum Gefrieren zu bringen, andere verfügten über telekinetische Kräfte und konnten mithilfe ihrer Gedanken Gegenstände bewegen. Keine Frage, hier gab es die spektakulärsten Kunststücke zu sehen.

Nur John war nirgendwo zu entdecken. Dann war er wohl im Fitnessstudio. Die Flure waren wie ausgestorben, und Finn kam zügig voran, doch dann musste er feststellen, dass der Raum mit den Laufbändern und Crosstrainern völlig verwaist war. Er stellte sich vor einen der Touchscreen-Monitore und rief seinen Bruder über dessen Identifikationsnummer an.

„Was willst du?“, ließ John sich vernehmen.

„Wir waren doch verabredet“, erwiderte Finn.

„Oh. Tut mir leid. Hör zu, ich bin gerade ziemlich beschäftigt.“

Kräftiger Wind verzerrte Johns Stimme, sodass er nur undeutlich zu verstehen war.

„Ich wollte bloß mit dir reden“, sagte Finn.

„Später vielleicht“, entgegnete John, dann brach die Verbindung ab.

Bei jedem anderen hätte Finn es darauf beruhen lassen, aber John war sein Bruder!

Und Finn war sich ziemlich sicher, dass er wusste, wo er zu finden war.

Die Oktoberluft war beißend kalt, genau wie erwartet, und Finn war froh, dass er seine Jacke mitgenommen hatte. Mit gesenktem Kopf stemmte er sich gegen den heulenden Wind und stapfte über die mit Schnee bestäubten Wiesen auf die Südspitze der Insel zu.

Als er sich umdrehte, sah die Schule aus, als sei sie in einem winterlichen Zauber erstarrt. Im Inneren des sternförmigen Gebäudes war es zwar still und friedlich gewesen, aber von außen wirkte es wie tot. Eiszapfen hingen von den Dachrinnen und glitzerten im Licht der Sonne, aber die silbernen Wände sahen irgendwie stumpf und leblos aus.

Finn dachte daran, wie sehr Alyxa sich verändert hatte, seit er und John hierhergekommen waren. Mit einem Hubschrauber hatte man sie aus ihrem normalen Leben in London herausgerissen und quer über die Irische See auf diese verborgene Insel mitten im Nirgendwo gebracht. Damals war die Schule von fünf Hütern geleitet worden, für jede Sinneswahrnehmung einer, die alle auf ihre eigene Art sehr exzentrische Charaktere gewesen waren. Finn hätte nicht sagen können, dass er den einen oder die andere besonders gerne gehabt hatte, aber er hatte auch kaum Gelegenheit gehabt, sie näher kennenzulernen, weil sie einer nach dem anderen durch tätliche Angriffe verletzt und manche sogar beinahe getötet worden waren. Für diese schrecklichen Mordanschläge trugen allein Morvan und seine Anhänger die Verantwortung. Jetzt, wo die Hüter nicht mehr hier sein konnten, hatte der Vorsitzende der Alyxa-Stiftung, Sir Eustace Merriman, die Leitung der Schule übernommen. Ach ja, zusammen mit dem Dekan natürlich … ein Alyxa ohne Geraint Kildair mit seinem durchdringenden Blick und seiner erbarmungslosen Disziplin konnte Finn sich beim besten Willen nicht vorstellen. Der Dekan hätte sich garantiert durch nichts von der Insel vertreiben lassen.

Jetzt übertönte ein lautes Knattern das Heulen des Windes. Finn hob den Blick und sah einen Hubschrauber über dem Schulgebäude schweben. Auf dem weiß lackierten Rumpf prangte ein schwarzer fünfzackiger Stern – das Symbol der Sicherheitstruppe, die sich „Der Orden“ nannte. Ihre Aufgabe bestand darin, die Schülerinnen und Schüler zu beschützen und außerdem den sechsten Sinn auszulöschen. Der Hubschrauber war größer als die beiden anderen, die der Schule gehörten, besaß zwei Rotoren und einen geräumigen Rumpf. Gestern hatte er schon einmal einen Schwung neues Sicherheitspersonal hier abgesetzt.

Was hat der Dekan denn vor? Will er eine ganze Armee aufbauen?

Bis zu den Klippen waren es gut anderthalb Kilometer über felsiges, von Sträuchern überwuchertes Gelände. Zum Glück waren die sumpfigeren Abschnitte aufgrund der niedrigen Temperaturen gefroren. Als Finn sich dem Rand der Insel näherte, sah er eine groß gewachsene Gestalt neben einem zerklüfteten Felsvorsprung stehen. Der eisige Wind sorgte dafür, dass Johns T-Shirt und seine kurze Hose sich eng an seinen Körper schmiegten. Dadurch kamen die Muskeln, die er sich im Verlauf der letzten Monate im Fitnessstudio erarbeitet hatte, besonders...

Erscheint lt. Verlag 8.12.2019
Reihe/Serie Die Schule der Alyxa
Übersetzer Leo Strohm
Verlagsort Ravensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 10 Jahren • Abenteuer • Antolin • Buch • Bücher • Druide • Fantasy • Freundschaft • Gabe • Geschenk • Geschenkidee • Insel • Internat • Kinder-Buch • Lesen • Literatur • Mädchen und Jungen • Magie • Roman • Schule • sechster Sinn • Spannung • Technik • Übernatürlich
ISBN-10 3-473-47982-9 / 3473479829
ISBN-13 978-3-473-47982-5 / 9783473479825
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Adobe DRM)
Größe: 1,4 MB

Kopierschutz: Adobe-DRM
Adobe-DRM ist ein Kopierschutz, der das eBook vor Mißbrauch schützen soll. Dabei wird das eBook bereits beim Download auf Ihre persönliche Adobe-ID autorisiert. Lesen können Sie das eBook dann nur auf den Geräten, welche ebenfalls auf Ihre Adobe-ID registriert sind.
Details zum Adobe-DRM

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID und die Software Adobe Digital Editions (kostenlos). Von der Benutzung der OverDrive Media Console raten wir Ihnen ab. Erfahrungsgemäß treten hier gehäuft Probleme mit dem Adobe DRM auf.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID sowie eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich