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Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit (eBook)

Michael Ende - Roman eines Lebens | Eine fesselnder Roman über das faszinierende Leben Michael Endes, dem Autor der 'Unendlichen Geschichte' - 'fantastisch!' Stern
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
400 Seiten
Eisele eBooks (Verlag)
978-3-96161-076-1 (ISBN)
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Michael Ende - Roman eines Lebens Geschrieben von Spiegel-Bestsellerautorin Charlotte Roth Inhaltlich kuratiert von Roman Hocke, langja?hrigem Freund und Nachbarn Endes »Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.« Michael Ende (Momo) Michael Ende war eine faszinierende Persönlichkeit, die Welt kaum vorstellbar ohne seine Fantasie. Einzutauchen in diese Vorstellungswelt des Menschen Michael Ende ist das Ziel dieses Romans, der bewusst keine faktenorientierte Biografie sein will, sondern der Versuch, sich den Geheimnissen, die Michael Ende nicht preisgab, ebenso respektvoll wie poetisch zu nähern. Sein Leben, das ein knappes Jahrhundert umfasste, wird mit seinem ganz speziellen Blick auf die Welt beleuchtet, der hinter dem Sichtbaren das Unsichtbare zu erspu?ren suchte. Geschrieben von Charlotte Roth und inhaltlich kuratiert von Michael-Ende-Kenner Roman Hocke wird dem Innenleben des beliebten Autors auf besondere Weise nachgespu?rt - in einer Fu?lle von Bildern, Schaupla?tzen und Begegnungen, aus der sich das Mosaik seiner ganz eigenen Geschichte zusammenfu?gt. »Es ist ein großes Vergnügen, Charlotte Roth in das vor Kreativität überschießende Reich Michael Endes zu folgen: fantastisch!« Stern

Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist gebürtige Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit vielen Jahren als Autorin ta?tig. Mit ihrem Roman Als wir unsterblich waren, der auf einem Stu?ck ihrer Familiengeschichte basiert, gelang ihr der erste in einer Reihe von Bestsellern. Mit Michael Endes Büchern aufgewachsen, zieht sie Kinder und Enkel damit groß und schreibt selbst Kinderbücher nach Motiven seiner Jim-Knopf-Romane. Für die Recherche an Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit führte sie unzählige Gespräche mit Endes Lektor und Freund Roman Hocke. Charlotte Roth lebt mit Mann, Kindern, Enkeln und Ende-Büchern in London.

Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist gebürtige Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit vielen Jahren als Autorin tätig. Mit ihrem Roman Als wir unsterblich waren, der auf einem Stück ihrer Familiengeschichte basiert, gelang ihr der erste in einer Reihe von Bestsellern. Mit Michael Endes Büchern aufgewachsen, zieht sie Kinder und Enkel damit groß und schreibt selbst Kinderbücher nach Motiven seiner Jim-Knopf-Romane. Für die Recherche an Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit führte sie unzählige Gespräche mit Endes Lektor und Freund Roman Hocke. Charlotte Roth lebt mit Mann, Kindern, Enkeln und Ende-Büchern in London.

1

ZÜGE, ZÜGE.

Einmal quer durch das, was sich immer noch Reich nennt, auch wenn es halb stolz, halb verzweifelt darauf beharrt, Republik zu sein. Edgar kümmert das Hickhack wenig. Politik stopft den Kopf voll wie hektische Hände, die Papier zu Kugeln zerknüllen und in überquellende Abfallkörbe pressen, bis nichts – kein Wort, kein Bild, kein Gedanke – mehr erkennbar ist. Damit kann er sich nicht befassen. Er braucht seinen Kopf so leer wie einen blank radierten Bogen auf dem Skizzenblock. Nur in solcher Leere ist er imstande, zu zeichnen, nur in solcher Leere besteht Hoffnung auf etwas, das sich einschleicht und festhalten lässt. Wenn er schnell ist. Wenn der Strich sich fügt, er einen guten Tag erwischt und nichts und niemand ihm dazwischenpfuscht. Im anderen Fall muss er die schweigsamen Kreaturen, die vagen Visionen ziehen lassen und auf neue warten.

Deshalb gefällt ihm dieses Reisen in Zügen. Weil nichts lange bleibt, weil alles, was in Sicht kommt, sich auch selbst wieder auswischt, statt die Hirnwindungen zu verstopfen, weil er es, wenn er aus- und in den nächsten Zug umsteigt, schon wieder vergessen hat. Glaubt, vergessen zu haben. In Wahrheit lauert es irgendwo darauf, aus der Vergessenheit emporzuschnellen, verändert, verfremdet, in ein Geheimnis gehüllt, und gerade so will er es haben. Seit Hamburg-Altona, wo er mit kaum nennenswerten Unterbrechungen seine achtundzwanzig Lebensjahre verbracht hat, hat er schon vier Züge genommen. Dieser nun, der Regionalzug von München nach Garmisch, ist der fünfte.

Man sitzt bequem darin. Und die Aussicht – dieser gewaltsam der Erde abgefaltete Drachenrücken aus Bergen – ist fantastisch. Edgar mag dieses Wort, mag es zu gern, um es häufiger zu benutzen. Fantastisch. Es taugt für all das, was zu viel Wucht und Freiheit und Zauber besitzt, um auf den dünnen Grat, den die Leute der Wirklichkeit zubilligen, gequetscht zu werden. Das Fantastische ist für die Leute ersponnen und erschwindelt. Für Edgar aber lässt es sich vom Wirklichen nicht trennen, so wenig wie sich entscheiden lässt, ob in den Bergen da draußen ein weißer, schlafender Drache haust oder ein naturwissenschaftliches Phänomen. Beides, denkt Edgar. Und etliches andere. Aber da wird es den Leuten dann zu viel, und sie pochen auf ihren schmalen, pfeilgeraden Grat.

Die Leute – ehrlich gestanden, hat Edgar mit denen ein Problem. Hier im Zug verspeisen sie Wurstsemmeln, die, wenn hineingebissen wird, ein schmatzendes Geräusch von sich geben, und versprühen Speicheltropfen und Krumen beim Ereifern:

»Sie auch unterwegs nach Garmisch?«

»Ja, ja, ein reizendes Fleckchen und früher so nett zum Erholen. Aber heutzutage weiß ein friedlicher Bürger ja nirgendwo mehr, woran er eigentlich ist.«

Edgar hat sich zum Lesen ein Buch mitgebracht, Rudolf Steiners Menschenrätsel, aber hier im Abteil mag er es nicht auspacken. Als könnte das Buch sich ebenso wie er vor den Leuten mit den Wurstsemmel-Geräuschen fürchten.

Zwischen Menschen und Leuten möchte er manchmal gern eine Trennlinie zeichnen, hinter die er sich zurückziehen könnte, weil er die einen versteht und die anderen nicht. Vielleicht versteht er auch beide nicht, aber unter den Menschen wagt er zumindest, sich zu bewegen. Er gilt als gesellig. »Na, alter Salonlöwe«, begrüßt ihn sein Bruder Helmuth, der selbst einer ist. Mit ihm zusammen oder allein zieht er durch Künstlerkneipen, Vernissagen, Atelierfeste, weil Gespräche mit Menschen ihn befeuern, auch wenn ihm vor den Leuten graut. Von Menschen fühlt er sich angezogen. Von manchen so sehr, dass es ihm zur Sucht wird, dass er sich an ihre Fersen heften muss wie ein hechelnder Hund an eine Spur.

Elis. Elis.

Ihr Name – auf der zweiten Silbe betont – rattert in seinem Kopf wie der Rhythmus, den der Zug hält: Ra-tam, ra-tam, E-lis, E-lis. Elis ist so sehr Mensch, wie die Berge, die vor dem Zugfenster aufblitzen, Berge sind. An denen lässt sich nicht rütteln, und an Elis auch nicht. Begegnet ist er ihr in der Hamburger Kunsthalle, in der Ausstellung Europäische Kunst der Gegenwart, in die sie mit ihrem klaren Kopf und ihren wachen Augen gekommen ist, um hinzusehen. Siebzehn Jahre alt. Andere werden siebzig, und ihre Augen kennen nichts als Schlaf.

Ihre Eltern hatten sich auch die Ehre gegeben, der Herr Kommerzienrat nebst Gattin, nicht um hinzusehen, sondern um dem Fräulein Tochter vorzuschreiben, was sich zu sehen gehört und was nicht. Die Bilder des jungen Herrn Ende gehören sich selbstredend nicht. Surrealismus. Ein vornehm aufgeblähtes Wort für subversives Geschmier.

»Alles nackt und verdreht, eine Quälerei für die Augen. Soll man sich so etwas vielleicht in den Salon hängen, wenn von Zeisigs zum Kaffee kommen?«

Edgar selbst hat sich als Surrealisten nie bezeichnet. Er hat sich als gar nichts bezeichnet. Er will nur malen, dem Welträtsel keine klingenden Namen geben, sondern es mit behutsamem Pinsel umkreisen, ohne es aufzustören. Auf der Kunstgewerbeschule in Altona haben sie ihn als Halbkünstler und Hungerleider abgetan und jetzt eben als Surrealisten, Symbolisten und was ihnen sonst noch einfällt. Dass die Leute Schubladen brauchen, in denen sie seine Bilder kleinfalten können, geht ihn nichts an. Das sollen sie, wenn es ihnen so wichtig ist, unter sich austragen.

Elis hat nichts in Schubladen gesteckt oder kleingefaltet. Sie hat sich vor sein Bild – das Treibhaus – gestellt, hat es angeschaut und ihm sein Geheimnis gelassen, ohne etwas hinzuzufügen, keine kunstverständige Anmerkung, kein brillantes Bonmot. Elis hat Edgars Gemälde betrachtet, und Edgar hat Elis betrachtet, und beide haben sich verliebt. Den Maler – Edgar – hat Elis erst zu Gesicht bekommen, als sie sich umgedreht hat, aber da war schon alles zu spät.

Ihre Augen sind klar. Ihre Füße sind wie Tänzerinnenfüßchen und stehen dennoch entschlossen auf dem Boden.

Natürlich ist das – klare Augen, zarte Füße – nicht alles, was Elis aufzubieten hat. Wer aber glaubt, erotisches Verlangen mache sich an spitzen Brüsten, schlanken Schenkeln und geschwungenen Hinterbacken fest, der glaubt auch, jeder Hunger ließe sich mit Wurstsemmeln stillen.

Elis ist eine, die sich noch wundern kann, und das würde schon ausreichen, um unter lauter Leuten, die schon alles wissen, nach ihr verrückt zu sein. Edgar und Elis wundern sich zusammen, drei glückselige Wochen im Spätsommer lang.

»Ich begreife nicht, wie Sie das machen, Herr Ende. Darstellen, was mir durch den Kopf geistert, ohne dass ich’s beschreiben kann oder weiß, woher es kommt.«

Durch seinen Kopf geistert es auch. Vielleicht scheiden sich daran die Menschen von den Leuten, dass in ihren Köpfen etwas geistert, dass sie ein geistiges Auge haben, mit dem sie Dinge sehen, die für die Leute Hirngespinste sind. Hirngespinst ist ein schönes Wort. Zart und Hart. Als spinne das Hirn einen gläserner Faden, aus dem ein gläserner Teppich wird. Für Leute unsichtbar.

»Ich begreife es auch nicht«, sagt er zu Elis. »Dass sich überhaupt etwas darstellen lässt, dass es sich von mir darstellen lässt, bleibt mir unbegreiflich.«

Damit überfordert er sie. Sie ist ja noch jung, er kommt sich neben ihr wie ein nicht weise gewordener Großvater vor. »Ich verstehe nicht viel«, sagt sie, »von der Kunst.«

Er lacht. »Ich noch weniger.«

Sie lacht mit. »Aber Herr Ende!«

»Ich heiße Edgar«, sagt er. »Und Sie? Fräulein Schmidt kann ich Sie unmöglich nennen, das klingt nach Anstandsdame im Mädchenpensionat.«

»Elisabeth Anne«, sagt sie ganz vorsichtig, als müsste sie den Namen erst einmal auf der Zungenspitze ausprobieren.

»Elis«, beschließt er. Auf ihr zerbrechliches Gesicht stiehlt sich ein noch zerbrechlicheres Lächeln, und als er seine Hand öffnet, legt sie ihre hinein.

Dann kommt der Herbst, und mit dem Zauber ist es vorbei. Der Herr Kommerzienrat nebst Gattin schieben einen Riegel vor. Man weiß das schließlich: Diese Surrealisten zersetzen die Stützen der Gesellschaft und sind jugendgefährdend. Edgar hätte ihnen gern erklärt, dass man etwas, das man nicht versteht, auch nicht verurteilen kann, aber sie hätten ihn nicht einmal angehört. Die gefährdete Jugend – Elis – wird aus dem Dunstkreis des gefährdenden Herrn Ende entfernt.

Mit Gewalt. Sooft Edgar die Augen schließt, sieht er unweigerlich Gewalt vor sich und spürt in der Brust ein Geräusch, als wenn man einen Zweig zerbricht. Die zarte Elis ist nicht mehr da, sie ist mit Gewalt von ihm weggeschleift worden, und es kostet ihn sieben fast schlaflose Tage und Nächte, in denen er an jede erdenkliche Tür klopft, ehe er herausfindet, wohin sie sein Mädchen, das sich noch wundern kann, verschleppt haben.

In ein Internat. Ans andere Ende der Reich-Republik. Genau weiß es niemand, der willens wäre, es ihm zu verraten. Vermutlich in einen Ort namens Garmisch.

Dorthin ist er jetzt unterwegs, und wo er von dort aus weitersuchen soll, weiß er nicht. Nur dass er sie finden muss. Einer der Wurstsemmelesser stopft sich den letzten Bissen in den Mund und packt mit noch fettigen Fingern seinen Gehstock, auf den er sich im Aufstehen stützt. So kommt Edgar sich vor: Elis ist sein Stock, seine Finger drohen ohnehin immerzu, abzugleiten, doch ohne sie hat er gar keinen Halt. Dass er kein Niemand mehr ist, sondern als Künstler allmählich bekannt wird, dass er eine Lehre als Dekorationsmaler, die...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2019
Co-Autor Roman Hocke
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Biographie • Die unendliche Geschichte • Fesselnd • Jim Knopf • Jugendbuch • Jugendliteratur • Michael Ende • MOMO • poetisch • Romanbiografie • Wunschpunsch
ISBN-10 3-96161-076-2 / 3961610762
ISBN-13 978-3-96161-076-1 / 9783961610761
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