Positive Demenzpflege (eBook)

Fähigkeitenorientierte Ansätze Positiver Psychologie für Menschen mit Demenz. Ressourcen- und Fähigkeitenorientierte Ansätze der Versorgung von Menschen mit Demenz
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2019 | 1. Auflage
288 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95801-9 (ISBN)

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Positive Demenzpflege -
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Wenn Menschen an einer Demenz erkranken, wird dies gemeinhin als beängstigende, traumatisierende und stigmatisierende Erfahrung beschrieben. Diesen Annahmen stellen die Herausgeber Forschungsergebnisse und Fallstudien von demenzkranken Menschen entgegen. Sie zeigen, dass sich positive psychologische Konzepte, wie Hoffnung, Humor, Kreativität, Resilienz, Spiritualität, persönliches Wachstum und Weisheit mit Wohlbefinden und Lebensqualität verbinden lassen und sie für Betroffene genutzt werden können, um zu einem besseren Leben mit Demenz beizutragen. Die AutorInnen konnten in ihrer früheren systematischen Literaturanalyse 'Living positively with dementia' belegen, dass - manche Menschen trotz einer Demenzerkrankung positiv leben - manche Menschen mit einer Demenz 'kleine Geschenke' im Leben mit einer Demenz erfahren - die bisherige Forschung diesen positiven Aspekte vielfach übersehen hat - ein positives Leben mit einer Demenz gefördert durch Akzeptanz, Selbstbestimmung und in-Beziehung-sein (relatedness) sowie durch positive psychologische Konzepte, wie persönliche Stärken (Ressourcen), Hoffnung und Humor - eine persönliche Entwicklung und persönliches Wachstum trotz Demenz möglich sein kann. Das Fachbuch fasst somit erstmalig und fähigkeitenorientiert den Nutzen der Ansätze der positiver Psychologie für ein gutes Leben mit und trotz Demenz zusammen.

Inhalt und Geleitworte 7
Einführung 23
1 Altern, Gesundheit und Positive Psychologie 27
1.1 Einleitung 27
1.2 Einführung in die Positive Psychologie 28
1.3 Schlüsselmodelle der Positiven Psychologie 31
1.3.1 Values in Action (VIA) 31
1.3.2 PERMA-Modell 32
1.3.3 Fünf Bereiche Positiver Funktionalität (DPF-5) 32
1.4 Positive Psychologie im Alter 33
1.4.1 Emotionsregulation im höheren Lebensalter 34
1.5 Gerotranszendenz 35
1.6 Bewältigung und Wohlbefinden förderndes Umfeld 36
1.7 Positive Psychologie und chronische Krankheit 37
1.8 Erhalt von Wohlbefinden bei älteren Menschen 39
1.8.1 Resilienz 39
1.8.2 Optimismus und positive Erwartungshaltung 40
1.8.3 Selbstwirksamkeit 41
1.9 Fazit 42
1.10 Literatur 43
2 Der Ansatz der Positiven Psychologie bei Demenz 47
2.1 Demenz aus der Perspektive von Krankheit 48
2.2 Vom krankheitsbasierten zum positiven psychologischen Ansatz 50
2.2.1 Die person-zentrierte Perspektive 50
2.2.2 Verbindungen zur Positiven Psychologie 51
2.2.3 Die Macht der Sprache 53
2.3 Ein gutes Leben mit Demenz 54
2.4 Gelebte Erfahrungen mit Demenz: Belege für positive psychologische Konzeptionen 56
2.5 Positive Psychologie und Demenz: Vorbehalte und Möglichkeiten 60
2.6 Zusammenfassung: Ein positiver person-zentrierter Ansatz bei Demenz 61
2.7 Literatur 64
3 Wohlbefinden bei Demenz 69
3.1 Wohlbefinden: Beitrag zur Positiven Psychologie 70
3.2 Wohlbefinden im Alter und bei chronischer Krankheit 72
3.3 Wohlbefinden und Lebensqualität bei Demenz 73
3.4 Messmethoden 74
3.5 Faktoren mit Auswirkungen auf die Bewertung der Lebensqualität bei Demenz 75
3.6 Gelebte Erfahrungen 76
3.6.1 Selbstsein und Identität 77
3.6.2 Zielverfolgung und Zugehörigkeit 78
3.6.3 Sinnerleben und Freude 78
3.7 Programme und Interventionen 79
3.8 Zusammenfassung 81
3.9 Literatur 82
4 Hoffnung und Demenz 87
4.1 Definition von Hoffnung in der Gesundheitsversorgung 88
4.2 Hoffnung im Alter 89
4.3 Hoffnung bei Krankheit 92
4.3.1 Hoffnung auf ein Heilmittel 93
4.3.2 Hoffnung, die über Heilung hinausgeht 93
4.4 Zu hoffen wagen bei Demenz 94
4.5 Was ist Hoffnung für Menschen mit Demenz? 97
4.6 Zusammenfassung 101
4.7 Literatur 102
5 Humor und Demenz 105
5.1 Wesen und Funktion von Humor 106
5.2 Humor und Gesundheit 108
5.2.1 Psychische Gesundheit 108
5.2.2 Physische Gesundheit 109
5.3 Humor im Alter 110
5.4 Humor und Demenz 111
5.5 Die Bedeutung von Humor bei Demenz in Paarbeziehungen: Ergebnisse einer qualitativen Studie 114
5.6 Zusammenfassung 118
5.7 Literatur 120
6 Resilienz und ein gutes Leben mit Demenz 123
6.1 Erfolgreiches Altern 124
6.2 Resilienz-Modell und Instrumente zur Messung von Resilienz 125
6.3 Resilienz und Alter 126
6.4 Resilienz und Demenz 127
6.5 Resilienz und Demenz: eine Studie 128
6.5.1 Methodik 128
6.5.2 Ergebnisse 129
6.6 Auswirkungen auf die Praxis 133
6.7 Zusammenfassung 134
6.8 Literatur 135
7 Wachstum 139
7.1 Was ist Wachstum? 140
7.2 Lebenslanges Wachstum 140
7.3 Wachstum älterer Menschen 142
7.4 Wachstum durch Krisen 143
7.4.1 Wachstum durch Krankheit 145
7.5 Wachstum bei Demenz möglich? 147
7.5.1 Ergebnisse und Auswirkungen der Studie 151
7.6 Zusammenfassung 152
7.7 Literatur 153
8 Kreativität und Demenz 157
8.1 Einführung 157
8.2 Was ist Kreativität? 158
8.2.1 Der kreative Prozess 158
8.2.2 Der kreative Mensch 158
8.2.3 Das Produkt 159
8.3 Kreativität und Alter 160
8.4 Warum Kreativität für Menschen mit Demenz? 161
8.5 Der Moment 161
8.6 Flow 161
8.7 Beispiele kreativ-künstlerischer Aktivität 163
8.7.1 Die Elderflowers und der Humor 163
8.7.2 Heather Hill und der Tanz 165
8.7.3 Ian McQueen und die Dichtung 167
8.8 Wertschätzung von Kreativität 168
8.9 Instrumente zur Beurteilung der Wirkung von Kreativität 169
8.10 Zusammenfassung 170
8.11 Hilfreiche Websites 171
8.12 Literatur 171
9 Spiritualität und Weisheit 173
9.1 Die Entdeckung der Person mit Demenz 173
9.2 Spiritualität 174
9.3 Weisheit 178
9.4 Kreativer Ausdruck 179
9.5 Religion 180
9.6 Demenz und Spiritualität 181
9.7 Von der Belanglosigkeit zur Spiritualität 182
9.8 Literatur 184
10 Positive Psychologie und beziehungsorientierte Betreuung bei Demenz 187
10.1 Einführung 187
10.2 Positive Psychologie, Beziehungen und Altern 188
10.3 Positive Psychologie, Beziehungen und Demenz 190
10.4 Interdependenz: Schaffen einer bereichernden Umgebung 193
10.5 Anreicherung der Demenzerfahrung: Ein zeitlicher Ansatz 196
10.6 Literatur 200
11 Positive Erfahrungen in der Demenzbetreuung 203
11.1 Positive Emotionen unter schwierigen Umständen 204
11.2 Positive Aspekte der Betreuung von älteren und chronisch kranken Menschen 205
11.3 Kann die Betreuung von Menschen mit Demenz eine positive Erfahrung sein? 208
11.3.1 Theoretische Modelle der Demenzbetreuung 209
11.3.2 Besteht eine Verbindung zwischen positiven und negativen Betreuungsaspekten? 209
11.3.3 Welche Rolle spielen PBA für die Betreuungserfahrung? 210
11.3.4 Sind Interventionen zur Förderung von PBA sinnvoll? 212
11.3.5 Haben PBA Auswirkungen auf die Betreuungsergebnisse für die Person mit Demenz? 213
11.4 Zusammenfassung 214
11.5 Literatur 216
12 Wege zu einer Positiven Psychologie bei Demenz – ein Gesamtüberblick 219
12.1 Überblick 219
12.2 Gefahren 221
12.3 Entwicklung eines Modells zur Anwendung der Positiven Psychologie bei Demenz 222
12.3.1 Ein allumfassendes, prozessbasiertes Konzept 223
12.3.2 Bereiche der positiven Funktionalität bei Demenz 224
12.4 Definition und Messung von Wohlbefinden bei Demenz – Bewusstseinsverschiebung 225
12.4.1 Lebensqualität 226
12.4.2 Derzeitige Anwendung von Messinstrumenten der Positiven Psychologie 227
12.4.3 Mögliche Wege für die Zukunft 227
12.5 Auswirkungen auf die klinische Praxis bei Demenz 233
12.6 Auswirkungen auf die öffentliche Politik und den Diskurs um Demenz 236
12.7 Literatur 238
13 Positive, fähigkeitenorientierte Pflege von Menschen mit Demenz 243
13.1 Definition 245
13.2 Hintergründe 246
13.2.1 Fähigkeitenansatz und die Grundstrukturen des Menschlichen 246
13.2.2 Das Positive – Tugenden, Stärken und Ressourcen 249
13.3 Modell der positiven, fähigkeitenorientierten Pflege von Menschen mit Demenz 251
13.4 Grundkonzepte einer positiven Pflege von Menschen mit Demenz 255
13.5 Fähigkeitenorientiertes Assessment 257
13.6 Fähigkeitenorientierte Pflegephänomene 257
13.7 Fähigkeitenorientiert Intervenieren 259
13.8 Ausblick 261
13.9 Literatur 262
Anmerkung 262
Autorenverzeichnis 263
Dementia-Care Programm des Hogrefe Verlags 265
Sachwortverzeichnis 271

1 Altern, Gesundheit und Positive Psychologie


Elspeth Stirling

Von der Mauer aus, auf der wir in jungen Jahren sitzen, betrachten wir das Leben durch unseren Zeitfilter – unfähig, durch ihn hindurch in das spätere Leben zu blicken und herablassend voraussetzend, dass da nichts ist außer dem Verlust dessen, was wir jetzt wertschätzen. Von der Mauer aus, auf der wir in unserem späteren Leben sitzen, haben wir einen ganz anderen Blick. Wir erfahren Befreiung, Transzendenz, Verbundenheit und Transformation in der neuen Landschaft, die sich vor uns eröffnet. Wir begegnen ganz anderen Herausforderungen als bisher in unserem Leben und sind erfüllt von Erfahrungen der Gegenseitigkeit, des Vertrauens, der Demut, der Klarheit und der Dringlichkeit.

Elspeth Stirling

1.1
Einleitung


Alt werden ist in den letzten Jahrzehnten zumindest in den Teilen der Welt, die als „entwickelt“ bezeichnet werden, die Norm geworden (Rosling, 2013). Gleichzeitig gilt Glück zunehmend als Maß für sozialen Fortschritt und als Ziel der öffentlichen Politik (Helliwell/Layard/Sachs, 2015). Zwar ist dies nicht allgemeingültig, doch wird trotz einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, Herausforderungen zu begegnen, die das Leben verändern, zunehmend über Erfahrungen eines guten Lebens bis ins hohe Alter und über die Bewahrung von Sinngebung und Wohlbefinden berichtet (siehe z.B. Kok et al., 2015). Als Gruppe können ältere Menschen ihre Emotionen tendenziell besser regulieren und empfinden mehr Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit als jüngere Menschen. Da die Möglichkeit guten Alterns zunehmend anerkannt und gefördert wird, ist die öffentliche Wahrnehmung höheren Alters nicht mehr so häufig überschattet von negativen oder unveränderlichen Klischees.

Das sich schnell erweiternde Feld der Positiven Psychologie bietet Perspektiven, konzeptuelle Modelle und empirische Ergebnisse, die sehr wichtig sind für das Verständnis, wie Menschen im Alter gut leben und gesundheitlichen Problemen verschiedener Art begegnen können. Sie zu nutzen, um besser zu verstehen, wie Menschen trotz objektiver Widrigkeiten wie Krankheit gut altern können, ist daher zentraler Fokus dieses Kapitels. Beschrieben werden maßgebliche Sichtweisen und Modelle der Positiven Psychologie sowie ihre konzeptuellen Wurzeln. Zudem gehen wir der Frage nach, wie diese dazu beitragen können, psychische Entwicklung und Wohlbefinden in Hinblick auf Altern und Gesundheit besser zu verstehen. Die Positive Psychologie ist wichtig, damit wir einen tieferen Einblick in die Erfahrung von Sinnerleben und Bedeutsamkeit im höheren Alter und bei Krankheit erhalten. Sie kann daher erheblich zur Entwicklung psychosozialer Interventionen mit dem Ziel der Erhaltung und Verbesserung von Wohlbefinden im Kontext altersassoziierter physischer und psychischer Herausforderungen beitragen.

1.2
Einführung in die Positive Psychologie


Ärzte, Ärztinnen und Wissenschaftler, die sich mit Menschen aller Altersgruppen beschäftigen, haben bereits vor einigen Jahrzehnten die Notwendigkeit eines neuen wissenschaftlichen Paradigmas erkannt, um sich aus den Fesseln krankheitsbasierter und krankheitsfokussierter Berichte über leidvolle Erfahrungen von Menschen zu befreien. Die Positive Psychologie ist der Wissenschaftsbereich, der sich mit der Untersuchung und dem theoretischen Hintergrund positiver Funktionalität und Wohlbefindens in individuellen, zwischenmenschlichen, organisatorischen und gesellschaftlichen Bereichen beschäftigt (Rusk/Waters, 2014).

Seligman (1999) gilt weithin als derjenige, der das Forschungsgebiet der Positiven Psychologie als Antithese zur traditionellen Dominanz von Pathologie und Negativität in der etablierten Psychologie eingeführt hat. Die Positive Psychologie widmet sich daher ganz bewusst den menschlichen Stärken und Tugenden, positiven subjektiven Erfahrungen sowie den grundlegenden Eigenschaften und der Messung von Wohlbefinden. Außerdem beschäftigt sie sich zunehmend mit den sozialen und umfeldassoziierten Bedingungen, die positive Erfahrungen und Wohlbefinden ermöglichen. Sie geht grundsätzlich davon aus, dass Menschen an und für sich motiviert sind, ihre psychischen Stärken zu entwickeln und ihr Leben lang nach positiven Gefühlen und Sinnhaftigkeit in ihren Tätigkeiten, Erfahrungen und sozialen Beziehungen streben.

Die Positive Psychologie ist ein nicht-pathologischer und pathologisierender Ansatz. Menschliches Leid ist auf einer Ebene mit normalen Erfahrungen zu betrachten und damit verknüpft, in welchem Ausmaß das soziale und physische Umfeld Menschen die Chance bietet, die eigenen Stärken zu nutzen und authentische optimale Erfahrungen zu machen. Gleichzeitig eröffnen neuere Betrachtungsweisen (siehe z.B. Wong, 2011) die Möglichkeit eines Nebeneinanders und einer Interaktion von positiven und negativen Erfahrungen und Emotionen – eine Position, die von großer Bedeutung ist für das Verständnis von Wohlbefinden bei Krisen und Krankheit (z.B. Aspinwall/Tedeschi, 2010). Ein zentraler Motor in der stetigen Weiterentwicklung der angewandten Positiven Psychologie ist die Notwendigkeit, die Prozesse positiver Funktionalität zu verstehen, welche ganz selbstverständlich nach durchlebten Krisen einsetzen (Seligman, 2005). Ziel ist hierbei, dieses Wissen anzuwenden, um Menschen zu helfen, auch in Krisenzeiten optimale oder „über die Ausgangswerte (oder Ausgangslage) hinausgehende Erfahrungen oder Erlebnisse zu ermöglichen (Keyes/Lopez, 2005).

Bei der Positiven Psychologie geht es nicht darum, Menschen zu einem positiven Denken zu bringen. Die meisten Menschen kennen populistische Mantren, die uns quasi befehlen, positiv zu denken und vorgeben, eine Garantie für gute Gesundheit, positive Beziehungen und Erfolg zu sein. Ernst zu nehmende Einwände gegen diese sogenannte „Tyrannei des Positiven“ lauten, dass sie die Unterdrückung negativer Gefühle und Erfahrungen sowie die Leugnung wirklichen Leids beinhaltet und dass sie in beängstigender Weise falsche Hoffnungen weckt und Opfer für ihr Schicksal verantwortlich macht (Aspinwall/Tedeschi, 2010). Stattdessen erkennen moderne Strömungen der Positiven Psychologie (z.B. Lomas/Ivtzan, 2015) ein dialektisches oder dynamisches Wechselspiel zwischen positiven und negativen psychischen Prozessen und Resultaten an und arbeiten damit. Sie versuchen herauszufinden, wie Menschen Wege finden können, sogar im Kontext von Veränderung und Problemen, mit denen sie im Laufe ihres Lebens konfrontiert werden, zu gedeihen. Zu wachsen, zu gedeihen, menschlich „aufzublühen“ (engl.: to flourish) heißt, gut zu leben und optimal zu funktionieren oder ein optimales Funktionsniveau zu erreichen, was durch positive Gefühle, positive Beziehungen, Bewältigung, Wachstum und Resilienz gekennzeichnet ist (siehe Fredrickson/Losada, 2005). Gedeihen und Wachstum (engl. flourishing) ist jedoch nicht außerhalb des Kontextes zu betrachten und bedeutet nicht, in naiver Weise negative Erfahrungen und Gefühle zu verleugnen. Die Frage, was Menschen zum Wachsen und Entwickeln befähigt, erfordert folglich ein vollständiges, bewusstes Verstehen des Kontextes und Einflusses der Leidenswege und Prozesse, die einer adaptiven Funktionalität bei widrigen Umständen zugrunde liegen. Die Erfahrungen und Prozesse (sowohl die positiven als auch – möglicherweise – die negativen), die Wohlbefinden fördern, verstehen zu wollen, verlangt also eine kontextbezogene Herangehensweise.

Dabei stehen den Menschen verschiedene Kontextebenen zur Verfügung, innerhalb derer sie Wege finden können, trotz widriger Umstände zu gedeihen, zu wachsen und sich zu entwickeln. Zu den persönlichen und sozialen Kontexten zählen möglicherweise Faktoren wie Bewältigungsstrategien, Persönlichkeit, kognitive Fähigkeiten, Lebensphase, Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen, wahrgenommene soziale Unterstützung und sozioökonomischer Status. Da sie in einer Wechselbeziehung zueinanderstehen, beeinflussen sie unsere Fähigkeit, im Alter Wohlbefinden zu erhalten und zu verbessern.

Wie Lomas (2016) es beschreibt, gestalten und beeinflussen persönliche und soziale Kontexte die Bedeutungen unserer Erfahrungen, in dem Maß, dass das, was in einem Kontext (zeitlich oder räumlich) vielleicht negativ erscheint (z.B. Trauma), in einem anderen Kontext positiv sein oder werden kann (z.B. Wachstum durch Veränderung).

Der soziale Kontext von Wohlbefinden ist ein Bereich, der in der positiv-psychologischen Fachliteratur bisher ziemlich vernachlässigt wurde. Jedoch kann nicht genug betont werden, wie wichtig unsere Beziehungen und Verbindungen zu einer Gemeinschaft und zur Gesellschaft sind, damit unsere Fähigkeit zu gedeihen entwickelt und gefördert wird. Diesbezüglich bedeutend ist das Konzept der sogenannten Aufwertung der sozialen Rolle (Social Role Valorisation, SRV), welches das Augenmerk darauf richtet, in welcher Weise ein Leben mit persönlich bedeutsamen Menschen positive subjektive Erfahrungen fördert und mehr Möglichkeiten für die Entwicklung positiver Kompetenzen bietet. Durch die Konzeption als wichtig empfundener sozialer Rollen, die von Mitgliedern der Gemeinschaft unterstützt werden, können marginalisierte Menschen vor einem „Teufelskreis“ von Beeinträchtigung und verinnerlichter Stigmatisierung geschützt werden. Die SRV ist seit Langem attraktiv für diejenigen, die Hilfsangebote im Gesundheits- und Sozialbereich bereitstellen, weil sie eine stabile theoretische Basis bietet, die keinen Raum lässt für...

Erscheint lt. Verlag 9.9.2019
Übersetzer Sabine Beck
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Altenpflege • Altersdemenz • Altersheim • Altesdemenz • Alzheimer • Demenz • Demenzerkrankung • Demenzexperten • Demenzkranke • Demenzkrankheit • Demenzpflege • Gerontologie • Gerontopsychiater • Hoffnung • Lebensfreude • Lebensqualität • Pflege • Pflegenotstand • Positiv • Positive Psychologie • Positivität • Psychologie • Resilienz • Spiritualität • Versorgung
ISBN-10 3-456-95801-3 / 3456958013
ISBN-13 978-3-456-95801-9 / 9783456958019
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