Unbekannte Jägerin (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
640 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2115-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unbekannte Jägerin -  Kate Quinn
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Auf ihrer Suche nach Gerechtigkeit durchquert eine junge Frau die halbe Welt    Nina wird den Blick nie vergessen. Die Frau hatte sie in eine Falle gelockt und wollte sie töten. Nach dem Krieg ist Nina die Einzige, die weiß, wie die Untergetauchte aussieht. Ian Graham, auf der Suche nach der Mörderin seines Bruders, braucht Ninas Hilfe. Gemeinsam setzen sie sich auf die Spur der Frau, die nur die 'Jägerin' genannt wird. Sie haben nicht viel Zeit. Denn eine junge Amerikanerin beginnt an der Geschichte ihrer neuen Stiefmutter zu zweifeln und schwebt in höchster Gefahr.    Inspiriert von wahren historischen Ereignissen verbindet Kate Quinn große Weltgeschichte mit einer hinreißenden Liebesgeschichte.                   'Ein fesselnder Roman und eine ungewöhnliche Frau, die trotz unüberwindbarer Hindernisse schlagfertig, charmant und beharrlich ihren Weg geht.' Kristin Hannah, Washington Post  'Kate Quinn ist eine mitreißende Erzählerin. Atemberaubend spannend erzählt sie von der kämpferischen und verletzlichen Nina.' Kirkus Reviews

Kate Quinn stammt aus Südkalifornien. Ihre Begeisterung für Geschichte zeigte sich schon in ihren bisherigen historischen Romanen. Alle sind in mehrere Sprachen übersetzt worden. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann in Maryland. Zu ihren Interessen zählen Oper, Actionfilme, Kochen und die Boston Red Sox. http://www.katequinnauthor.com/

Kate Quinn stammt aus Südkalifornien. Ihre Begeisterung für Geschichte zeigte sich schon in ihren bisherigen historischen Romanen. Alle sind in mehrere Sprachen übersetzt worden. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann in Maryland. Zu ihren Interessen zählen Oper, Actionfilme, Kochen und die Boston Red Sox. katequinnauthor.com/

Kapitel 1
JORDAN


Selkie Lake, drei Stunden westlich von Boston
April 1946

»Wer ist sie, Dad?«

Jordan McBride hatte sich den Zeitpunkt für ihre Frage genau überlegt. Ihr Vater, der gerade zum Wurf angesetzt hatte, zuckte erwartungsgemäß zusammen, und die Angelschnur sauste nicht über den See, sondern verfing sich im Geäst eines ausladenden Ahornbaums. Jordans Kamera klickte und fing seinen bestürzten Gesichtsausdruck ein. Dan McBride stieß ein paar derbe Flüche aus, befahl ihr, sie umgehend zu vergessen, und Jordan sagte »Ja, Sir!« und amüsierte sich königlich.

Natürlich kannte sie alle seine Flüche auswendig. Das passierte unweigerlich, wenn man als Tochter eines Witwers an sonnigen Frühlingswochenenden zum Angeln mitfuhr, anstelle des Sohnes, den es nicht gab. Jordans Vater, der am Ende eines schmalen Landungsstegs gesessen hatte, stand auf und befreite seine Angelschnur. Jordan hob ihre Leica, um seine dunkle Silhouette vor dem Hintergrund von Laub und Wasser auf Film zu bannen. Später, in der Dunkelkammer, würde sie ein bisschen herumexperimentieren. Vielleicht bekam sie es hin, dass die Blätter auf dem Bild ein wenig unscharf wurden, damit sie so aussahen, als ob sie sich tatsächlich bewegten …

»Sag schon, Dad«, bekniete sie ihn. »Erzähl mir von der mysteriösen Unbekannten!«

Dad rückte seine verblichene Red-Sox-Kappe zurecht. »Wer sagt denn, dass es eine mysteriöse Unbekannte gibt?«

»Deine Angestellte hat ausgeplaudert, dass du an den Abenden, an denen du angeblich bis in die Puppen arbeiten musstest, eine Frau zum Essen ausgeführt hast.« Jordan hielt den Atem an. Hoffentlich stimmte es. Ihr Vater hatte schon so lange keine Verabredung mehr gehabt. Wenn er und Jordan, was selten genug vorkam, sonntags in die Kirche gingen, winkte ihm so manche Dame mit ihren behandschuhten Fingerspitzen neckisch zu, aber zu Jordans Enttäuschung schien Dad nie interessiert.

»Ach, das hat überhaupt nichts zu sagen …« Dad druckste verlegen herum, aber Jordan glaubte ihm kein Wort. Ihr Vater und sie waren sich sehr ähnlich. Sie hatte genügend Fotos geschossen, um die äußeren Merkmale zu erkennen: eine klassische Nase, gerade Augenbrauen, dunkelblondes Haar, das bei ihm von der Baseballkappe verdeckt wurde und bei ihr als lockerer Pferdeschwanz darunter hervorquoll. Mit ihren knapp achtzehn Jahren hatte sie mittlerweile sogar seine Körpergröße erreicht, und das bedeutete, sie war groß für ein Mädchen. Aber die Ähnlichkeit ging weit über das Körperliche hinaus; Jordan kannte ihren Vater in- und auswendig. Nachdem sie mit sieben Jahren ihre Mutter verloren hatte, waren sie beide allein geblieben, und sie wusste genau, wann Dan McBride Anstalten machte, ihr etwas Wichtiges mitzuteilen.

»Raus damit, Dad«, verlangte sie streng.

»Sie ist Witwe«, gestand Dad endlich. Zu Jordans Entzücken wurde er dabei rot. »Mrs Weber ist vor drei Monaten zum ersten Mal in den Laden gekommen.« Unter der Woche stand ihr Vater in Anzug und Weste routiniert und fachkundig in einer Seitenstraße der Newbury Street hinter der Verkaufstheke von McBride’s Antiques. »Sie war gerade aus Boston hergezogen und verkaufte ihren Schmuck, um sich über Wasser zu halten. Ein paar Goldkettchen und Medaillons, nichts Ungewöhnliches, aber sie besaß außerdem eine Kette aus grauen Perlen, ein schönes Stück. Sie hat sich sehr zusammengerissen, aber als es darum ging, sich von den Perlen zu trennen, brach sie in Tränen aus.«

»Lass mich raten. Du hast sie ihr sehr galant zurückgegeben und ihr für die anderen Schmuckstücke einen höheren Preis geboten, sodass sie mit dem erhofften Betrag in der Tasche den Laden verließ.«

Dad holte die Angelschnur ein. »Sie verließ den Laden auch mit einer Einladung zum Essen.«

»Sieh mal einer an, du Schwerenöter! Und weiter?«

»Sie ist Österreicherin, aber sie hat in der Schule Englisch gelernt und spricht es fast fehlerfrei. Ihr Mann ist 1943 als Soldat gefallen …«

»Auf welcher Seite?«

»Solche Dinge sollten keine Rolle mehr spielen, Jordan. Der Krieg ist vorbei.« Dad befestigte einen neuen Köder an der Schnur. »Sie hat eine Aufenthaltserlaubnis für Boston, aber es war dort schwierig für sie. Sie hat eine kleine Tochter …«

»Eine Tochter?«

»Ruth. Vier Jahre alt, spricht kaum ein Wort. Aber sehr niedlich.« Er zupfte übermütig an Jordans Kappe. »Du wirst sie mögen.«

»Dann ist es also schon was Ernstes«, staunte Jordan. Ihr Vater hätte das Kind dieser Frau nicht kennengelernt, wenn es ihm nicht ernst wäre. Aber wie ernst?

»Mrs Weber ist eine feine Frau.« Dad warf die Angelschnur aus. »Ich möchte sie nächste Woche zu uns zum Essen einladen, sie und Ruth. Ein Abendessen zu viert.«

Er blickte seine Tochter besorgt von der Seite an. Und tatsächlich war Jordan ein kleines bisschen irritiert, das musste sie sich eingestehen. Zehn Jahre hatte es nur sie und Dad gegeben, sie waren Freunde gewesen, hatten eine Beziehung gehabt, wie sie nur wenige von ihren Freundinnen zu ihren Vätern hatten. Doch es war nur ein kleiner Stich Eifersucht, viel wichtiger war das Gefühl von Erleichterung. Dad brauchte eine Frau in seinem Leben, das wusste Jordan seit Jahren. Eine Frau, mit der er reden konnte, die ihn ausschimpfte, wenn er seinen Spinat nicht aufaß. Eine andere Frau, außer seiner Tochter, an die er sich anlehnen konnte.

Wenn es noch einen weiteren Menschen in seinem Leben gibt, wird er sich vielleicht nicht mehr so stur weigern, dich aufs College gehen zu lassen, flüsterte eine leise Stimme in ihrem Kopf, die sie schnell verscheuchte. Im Moment zählte nur Dad – sie sollte sich für ihn freuen und nicht darauf hoffen, dass sich die Dinge zu ihren Gunsten entwickeln könnten. Und sie freute sich ehrlich für ihn. Seit Jahren fotografierte sie ihn, aber ganz gleich, wie breit er in die Kamera lächelte – wenn die scharfen Falten in seinem Gesicht wie von Geisterhand aus der Entwicklerflüssigkeit auftauchten, kam ihr immer nur ein Wort in den Sinn: einsam.

»Ich bin so gespannt darauf, sie kennenzulernen«, beteuerte sie aufrichtig.

»Sie kommt am nächsten Mittwoch um sechs mit Ruth zu uns.« Mit Unschuldsmiene fuhr er fort: »Du kannst Garrett ebenfalls einladen, wenn du willst. Er gehört ja auch zur Familie oder könnte es …«

»Du kannst den Zaunpfahl wieder wegstecken, Dad.«

»Er ist ein netter Kerl. Und seine Eltern lieben dich.«

»Sein Dienst bei der Air Force ist gerade erst zu Ende, und er geht bald aufs College. Es könnte doch sein, dass er keine Zeit für seine Highschool-Freundin hat. Aber du könntest mich ja mit ihm auf die Uni Boston schicken. Die Fotografiekurse dort …«

»Netter Versuch, Missy.« Dads Blick wanderte auf den See hinaus. »Die Fische beißen nicht an.« Und ich auch nicht, hieß das.

Taro, Jordans schwarze Labradorhündin, hob die Schnauze von ihrem Sonnenplätzchen, als Jordan und ihr Vater über den Steg zum Ufer zurückgingen. Jordan machte noch schnell einen Schnappschuss von den beiden Schatten, die sich Seite an Seite über die vom Wasser verzogenen Holzplanken bewegten, und fragte sich, wie vier Schattengestalten wohl aussehen würden. Sie dachte an die unbekannte Mrs Weber. Bitte, flehte sie innerlich, bitte mach, dass ich dich mag.

Eine schmale Hand hob sich ihr entgegen, und blaue Augen lächelten. »Wie schön, dass wir uns endlich kennenlernen.«

Jordan ergriff die Hand der Frau, die ihr Vater gerade ins Wohnzimmer geführt hatte. Anneliese Weber war klein und schlank, sie trug das dunkle Haar zu einem glänzenden Nackenknoten geschlungen, und ihr einziger Schmuck bestand aus einer grauen Perlenkette. Ein dunkel geblümtes Kleid und ausgebesserte, aber makellos saubere Handschuhe vermittelten den Eindruck diskreter Eleganz mit leichten Verschleißerscheinungen. Sie hatte ein junges Gesicht – laut Dad war sie achtundzwanzig –, aber in ihrem Blick lag etwas, das sie älter wirken ließ. Das war nicht verwunderlich, denn schließlich musste sie sich als Kriegerwitwe mit einem kleinen Kind in einem fremden Land ein neues Leben aufbauen.

»Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen«, erwiderte Jordan und meinte es ehrlich. »Und das muss Ruth sein.« Das Kind neben Anneliese Weber war herzallerliebst – blonde Zöpfe, ein blauer Mantel und ein ernstes kleines Gesichtchen. Jordan streckte ihr die Hand entgegen, aber Ruth wich erschrocken zurück.

»Sie ist schüchtern«, entschuldigte sich Anneliese. Sie hatte eine klare, dunkle Stimme und sprach fast ohne deutschen Akzent. »Ruth hat sehr unruhige Zeiten durchgemacht.«

Jordan lächelte die Kleine an. »In deinem Alter habe ich fremde Leute auch nicht gemocht.« Das stimmte nicht, aber etwas an Ruths ängstlicher Miene weckte in ihr...

Erscheint lt. Verlag 30.8.2019
Übersetzer Maja Ueberle-Pfaff, Katrin Harlaß
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Die Spionin • Eve Gardiner • Flugpioniere • Fotografin • Jagdbomber • Jagen • Lesbische Liebe • Morgen gehört den Mutigen • Nachthexen • Nazis • Reese Witherspoon • Reese Witherspoon's Book Club • Rusalka • Stiefmutter • Wasserhexe
ISBN-10 3-8437-2115-7 / 3843721157
ISBN-13 978-3-8437-2115-8 / 9783843721158
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99