Dein Blick so tot (eBook)

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
304 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-947-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dein Blick so tot -  Dani Pettrey
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Die begabte Fotografin Avery Tate wird von ihrer Jugendfreundin Sky zu einer ungewöhnlichen Fotoausstellung in einer Galerie in Baltimore eingeladen. Doch seltsamerweise erscheint Sky nicht, stattdessen ist ein düsteres Foto von ihr ausgestellt, das auf mysteriöse Weise seinen Weg in die Galerie gefunden hat. Avery ist beunruhigt. Als Sky verschwunden bleibt, vermutet sie ein Verbrechen und bittet ihren früheren Kollegen, den Tatortanalytiker Parker Mitchell, ihr zu helfen. Was Parker nicht weiß: Avery ist schon lange hoffnungslos in ihn verliebt. Doch er trauert noch immer seiner verstorbenen Jugendliebe nach. Bei den Ermittlungen, die Avery und Parker gemeinsam mit ihren Freunden vom FBI durchführen, gerät der unheimlich wirkende junge Fotograf Sebastian in den Fokus, der Sky gestalkt hat. Doch immer dann, wenn Avery und Parker der Lösung des Falles ein Stück näher zu kommen scheinen, ergibt sich eine unerwartete Wendung.

Dani Pettrey ist für ihre spannenden Romane mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Im deutschsprachigen Raum ist bisher ihre sehr erfolgreiche Alaska-Serie rund um die fünf McKenna-Geschwister erschienen. Sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Maryland.

3. Kapitel

Avery bog in den schmalen Weg ein, vorbei an den Erinnerungen, die sie nachts so oft heimsuchten.

Skylars Fotografie lag auf dem Rücksitz, von einer Mülltüte und Luftpolsterfolie so gut wie möglich geschützt.

Sie holte tief Luft. Gerard war nicht der Einzige, der wissen wollte, woher das Porträt kam.

Also wirklich! Warum hatte Skylar sich die Mühe gemacht, sie anzurufen, und sie angefleht, zu der Vernissage zu kommen, wenn sie dann nicht einmal erschien?

Zugegeben, Skylar war manchmal unzuverlässig und unpünktlich, aber ihr Anruf, dass Avery unbedingt kommen sollte, die Begeisterung in ihrer Stimme, der Stolz auf das, was sie erreicht hatte – das alles hatte so geklungen, als hätte Skylar in ihrem Leben endlich die Kurve gekriegt.

Avery bemühte sich schon so lange, ihr zu helfen, aber Skylar hatte immer wieder versucht, Avery mit hinunterzuziehen. Nicht auf gemeine oder gehässige Art, aber sie wollte die „lustige Avery“ wiederhaben – und das Mädchen gab es längst nicht mehr. Sie würde nie wieder der Mensch sein, der sie gewesen war, bevor sie Christin geworden war. Sie hatte inständig für Skylar gebetet. Dafür, dass sie sich Jesus zuwenden möge, aber für ihre Freundin war das alles nur ein Spiel. Aber heute Abend … Avery hatte geglaubt, dass Skylar tatsächlich einen Schritt in die richtige Richtung getan hatte. Was war dabei schiefgegangen?

Eine magere getigerte Katze huschte vor Avery über den Weg und zwang sie, eine Vollbremsung zu machen. Im Rückspiegel sah sie, wie ihre roten Bremsleuchten den vernachlässigten Spielplatz erhellten, auf dem sie als Kind gespielt hatte. Schon damals war er total heruntergekommen gewesen.

Sie sah zu den Schaukeln hinüber und dachte daran, wie Skylar und sie versucht hatten, höher zu fliegen als die jeweils andere, und als Teenager hatten sie dann wieder gewetteifert, nur waren sie mit etwas viel Gefährlicherem geflogen. Sie schluckte, als sie um die Ecke bog, denn schon der Gedanke an Drogen hinterließ einen bitteren Geschmack in ihrer Seele. Gott hatte sie buchstäblich aus dem Dreck und dem Sumpf geholt und sie hatte ihn immer wieder verzweifelt angefleht, auch ihre Freundin zu retten.

Vor ihr erschien Skylars Trailer und Averys Scheinwerfer spiegelten sich in den verdreckten Fensterscheiben, während in dem ansonsten dunklen Wohnwagen ein Licht auf und ab hüpfte. Merkwürdig

Sie schaltete Motor und Licht aus und beobachtete das kleine Licht, das sich im Inneren bewegte. Eine Taschenlampe?

So leise sie konnte, stieg sie aus dem Wagen. Wahrscheinlich hatte Skylar mal wieder ihre Stromrechnung nicht bezahlt, aber um auf Nummer sicher zu gehen …

Sie seufzte, als ihr bewusst wurde, welche Veränderung Parker in ihr bewirkt hatte. Sie betrachtete ihre Umgebung viel aufmerksamer und war immer auf der Hut vor möglichen Gefahren.

Die Temperatur war in der vergangenen Stunde wahrscheinlich um fünf Grad gesunken, aber dreißig Grad in der Nacht waren auch keine wirkliche Erholung, vor allem für diejenigen, die keine Klimaanlage hatten. Sie hatte es gehasst, in dem heißen, stickigen Trailer auf der anderen Straßenseite aufzuwachsen, und ganz bewusst blickte sie nicht hinüber. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die klapprigen Gitterstufen, die zu Skylars blassgelbem Mobilheim hinaufführten.

Die von der Sonne ausgeblichene Tür stand einen Spaltbreit offen und sie stieß sie ganz auf. „Sky?“

Das Licht im Innern des Wagens ging aus und etwas Dunkles kam auf sie zugestürmt.

* * *

Declan Grey hatte die Galerie von Christopher Fuller in Fell’s Point fast erreicht. An einem Freitagabend war der Verkehr nach Fell’s hinein ohnehin schon dicht – und wenn es dann noch eine besondere Veranstaltung gab, war die Verkehrssituation unerträglich. Statt sich darüber aufzuregen, war er deswegen lieber zu Fuß gegangen, zumal er nur ein Dutzend Häuserblocks entfernt in Little Italy wohnte. Seine Nähe zum Tatort war der Grund dafür, dass er hier war. Dave Moore, ein Freund und Kollege von der Abteilung für Kunstraub, hatte noch etwas gut bei ihm. Weil Dave übers Wochenende zur Hochzeit seiner Tochter in das kleine Urlaubsresort Solomons Island direkt an der Chesapeake Bay gefahren war, aber wusste, dass Declan in der Nähe wohnte, hatte er ihn angerufen und um diesen Freundschaftsdienst gebeten. Declan hatte sich bereit erklärt, den ersten Bericht zu verfassen und die Ermittlungen zu leiten, bis Dave am Montagmorgen wieder im Büro erschien.

Gerard Vaughn hatte durchaus einen Namen, aber sie sprachen hier nicht gerade von Michelangelo. Dass Declan den Fall für ein paar Tage übernahm, ging in Ordnung, sodass er seine relativ neue Partnerin beim FBI, Alexis Kadyrov, an ihrem freien Wochenende nicht stören musste. Wenn die Situation es erforderte, konnte er sie immer noch anrufen. Allmählich gewöhnte er sich an Lexi, wie sie am liebsten genannt wurde, aber mit jemandem wie ihr hatte er noch nie zusammengearbeitet. Sie war mit allen Wassern gewaschen und eine großartige FBI-Agentin, aber für seinen Geschmack etwas zu unkonventionell. Er war immer noch nicht sicher, wie er sie einschätzen sollte, und das machte ihn gelegentlich nervös. Er teilte Menschen gerne in Kategorien ein, aber Lexi passte in keine Kategorie, die ihm bislang begegnet war – was übrigens für Tanner ebenso galt.

Tanner.

Warum kehrten seine Gedanken nur immer zu ihr zurück?

Als er die Thames Street erreichte, blickte er in beide Richtungen und schüttelte den Kopf über die Gruppen, die von einer Bar zur nächsten zogen. Dann betrat er die Galerie.

Es war viel los, aber eine merkwürdige Stimmung hing über den Leuten. Und das nur wegen einer gestohlenen Fotografie? Vermutlich war das Kunstwerk eine fünfstellige Summe wert, aber die typische Hektik, die bei einem Raub herrschte, wurde von einem unterschwelligen Unbehagen begleitet.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte ein sichtlich aufgeregter Mann.

Declan zeigte seine Dienstmarke. „Ich bin hier, um mit Gerard Vaughn zu sprechen.“

Der Mann schluckte. „Wir schließen in einer Stunde. Kann die Sache vielleicht bis dahin warten?“

„Tut mir leid.“

Der Mann atmete ein und langsam wieder aus. „Also gut. Sie können mein Büro benutzen.“ Er streckte die Hand aus. „Christopher Fuller.“

„Spezialagent Declan Grey.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür. Christopher Fullers Augen weiteten sich und er musterte die Person, die gerade eingetreten war, mit unverhohlenem Interesse.

Neugierig drehte Declan sich um und staunte, als er Tanner Shaw sah. Was macht sie denn hier?

Tanner trug ein knielanges Cocktailkleid mit Spaghettiträgern und silbernen Sandalen mit Absatz, deren lange Riemchen sich ihre schlanken Waden hinaufwanden. Sie sah umwerfend aus. Ihre langen braunen Haare waren zu einem lockeren Knoten hochgesteckt und einzelne Strähnen umrahmten ihr Gesicht. Sie trug Make-up, was für sie ungewöhnlich war, aber obwohl es ihre Züge auf umwerfende Weise betonte, behielt ihr Teint trotzdem die natürliche Frische, die er so unglaublich attraktiv fand.

Er machte einen Schritt auf sie zu. „Tanner?“

„Declan?“ Ein Ausdruck der Verwirrung erschien auf ihrem hübschen Gesicht.

„Was machst du denn hier?“, fragten sie beide gleichzeitig.

„Nach dir“, sagte Declan.

„Avery hat mich eingeladen, aber ich bin sehr spät dran. Es gab eine Krise bei der Arbeit.“

Tanner half in jeder Krisensituation. Es war bewundernswert, aber nicht überraschend, dass sie länger gearbeitet hatte, um Kollegen zu helfen. Sie engagierte sich in der Flüchtlingsberatung und die Arbeit war ihr Leben. Bei ihm sah das ganz ähnlich aus.

Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Avery ist hier?“, fragte er und versuchte, sich davon abzulenken, wie umwerfend Tanner aussah. Er drehte sich um und suchte mit den Blicken die Besucherschar ab.

„Ihre Freundin ist eines der Fotomodels und –“

„Sie ist nicht erschienen“, unterbrach Christopher sie.

Tanner runzelte die Stirn. „Avery?“

„Nein. Skylar.“

„Averys Freundin?“, hakte Tanner nach.

„Genau.“ Fuller knetete seine Hände. „Dass sie nicht gekommen ist, war beinahe so ein Skandal wie der Diebstahl von Gerards Fotografie und, natürlich, der Ersatz, der stattdessen aufgehängt wurde.“

Declan zog eine Augenbraue hoch. „Warum ist das so ungewöhnlich, dass sie nicht erschienen ist, und was meinen Sie mit Ersatz?“

„Wenn das Hauptmodel der Ausstellung nicht erscheint, um seinen Künstler zu repräsentieren, ist das eine ungeheure Beleidigung“, erklärte der Galeriebesitzer. „Und um Ihre zweite Frage zu beantworten: Jemand hat eine andere Fotografie dort aufgehängt, wo das gestohlene Bild vorher hing.“

„Dass Skylar nicht gekommen ist, hat Avery sicher enttäuscht, weil sie extra herkommen wollte, um ihre Freundin zu unterstützen“, sagte Tanner mehr zu sich selbst als zu den anderen.

„Können Sie mir sagen, wo sich …“

„… Gerard befindet?“, sagte Christopher Fuller, bevor Declan seinen Satz beenden konnte. Doch Declan hatte eigentlich nach dem Tatort fragen wollen, denn es war von größter Wichtigkeit,...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2019
Reihe/Serie Das Baltimore-Team
Übersetzer Dorothee Dziewas
Sprache deutsch
Original-Titel Still Life
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ermittlung • Fotograf • Glaube • Mord • Mystery • Spannung • Stalker • Versöhnung
ISBN-10 3-96362-947-9 / 3963629479
ISBN-13 978-3-96362-947-1 / 9783963629471
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