Blutiger Pfad. Ostfrieslandkrimi -  Dörte Jensen

Blutiger Pfad. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2019 | 1. Auflage
240 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-030-8 (ISBN)
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Eine beispiellose Überfallserie auf die »Friesenkauf«-Supermärkte erschüttert Ostfriesland. Die Täter gehen dabei immer brutaler vor und nehmen auch auf Menschenleben keine Rücksicht. Als ein weiterer Überfall im Chaos endet, flüchten die maskierten Räuber mit einer Geisel. Auf den ermittelnden Kommissar Joost Kramer wartet ein Schock: Die Geisel ist seine Freundin Ricarda! Offensichtlich verfügen die Täter über detailliertes Insiderwissen. Ist womöglich der Besitzer der »Friesenkauf«-Märkte der Drahtzieher? Nutzt er die Versicherungszahlungen, um seine finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen? Mitten in der verzweifelten Suche nach Ricarda erhält Joost eine rätselhafte Fotonachricht. Verschickt vom Handy eines jungen Mannes, dessen Leiche wenig später in einem Ferienhaus in Norddeich liegt...

Einkaufszettel


 

Oldenburg, April

 

»Hast du das gelesen?« Der Kommissar Joost Kramer deutete auf einen Bericht in der Nordwest-Zeitung. An diesem Samstagvormittag saß er mit seiner Lebensgefährtin Ricarda Albers bei einem späten Frühstück in der Küche seiner Wohnung. Der Duft von Kaffee und frischen Brötchen erfüllte den Raum. Aus dem mobilen Lautsprecher, den er mit seinem Smartphone verbunden hatte, war Musik der siebziger Jahre zu hören.

»Bisher hatte ich dazu noch keine Gelegenheit. Worum geht es denn?« Ricarda trank einen Schluck Kaffee.

»Um die Friesenkauf-Supermärkte. Vorigen Donnerstag wurde die Leeraner Filiale ausgeraubt. Das ist bereits der siebte Überfall innerhalb der letzten drei Monate.« Joost legte die Zeitung neben seinen Teller. »Auf den Bildern der Sicherheitskameras ist wieder nur das Pärchen mit den Totenkopfmasken zu sehen. Der Stimmenanalyse nach wissen wir bisher nur, dass es sich um eine Frau und einen Mann handeln muss. Die Täter scheinen nicht nur ganz genau zu wissen, wann sie zuschlagen müssen, sie kennen auch die Sicherheitscodes.«

»Haben deine ostfriesischen Kollegen die Mitarbeiter von Friesenkauf überprüft?«

»Meines Wissens schon. Dem Artikel nach wollen sie die Alibis aller Angestellten, die Zugang zu den gesicherten Räumen hatten, aber noch einmal durchgehen.«

»Wie oft werden die Codes denn geändert?«

»Den Informationen nach inzwischen täglich. Nach dem letzten Überfall hat der Inhaber die Belohnung zur Ergreifung der Täter auf zehntausend Euro erhöht. In den Augen von Erhard Seliger sind alle Polizisten komplette Volltrottel.«

»Wird der Diebstahl über eine Versicherung erstattet?« Ricarda schüttete etwas Milch in ihr Müsli.

»Davon gehe ich aus«, Joost schmierte fingerdick Nutella auf eine Brötchenhälfte. »Das Problem sind die ausbleibenden Kunden. Viele weichen aus Angst, Opfer eines Raubüberfalls zu werden, auf andere Geschäfte aus.«

»Warum das denn? Bisher haben sich die Räuber doch nur auf die Kassenbüros konzentriert. Ich werde mir die Eröffnung der Oldenburger Filiale jedenfalls nicht entgehen lassen.« Ricarda griff nach dem Werbeprospekt und blätterte darin. »Die Sonderangebote sind echt der Knaller und … he, hörst du mir überhaupt zu?«

»Entschuldige bitte, ich war in Gedanken gerade bei dem angeschossenen Wachmann. Wenn er nicht durchkommt, werden sich die Verbrecher auch wegen Mordes verantworten müssen. Willst du wirklich dahin?« Joost sah Ricarda sorgenvoll an.

»Ich lasse mir doch die Schnäppchen nicht entgehen. Hier, sieh mal.« Sie deutete auf die Getränkeseite. »Eine Kiste deines Lieblingsbiers kostet nur sieben Euro.«

Der Kommissar kratzte sich über das stoppelige Kinn. »Das ist natürlich etwas anderes. Kannst du mir zwei Kisten mitbringen?«

Ricarda verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. »Bei zwei Kisten Bier verschwinden deine Sorgen um mich also?«

»So war das doch nicht gemeint.« Joost ergriff ihre Hand. »Ich möchte nur, dass dir nichts passiert. Schließlich kann ich dich nicht immer retten.«

»Willst du die Heldenrolle etwa einem anderen Mann überlassen? Du weißt doch, wie … dankbar ich mich danach immer gezeigt habe.« Ricarda zwinkerte ihm zu.

»Natürlich nicht!« Joost kratzte das Nutella-Glas aus.

»Das gibt es übrigens auch im Angebot.« Sie wedelte mit dem Prospekt.

»Super! Dann kannst du gleich eine ganze Palette mitbringen.«

»Abgabe nur in haushaltsüblichen Mengen!«, las Ricarda laut vor und deutete auf das Kleingedruckte am unteren Bildrand.

»Für mich ist das eine haushaltsübliche Menge!«, entgegnete der Polizist. Dann wechselte er das Thema. »Hast du in den letzten Tagen wieder etwas von deiner Freundin Henrike gehört?«

»Ich habe erst gestern mit ihr telefoniert. Momentan bereitet sie sich auf die Dreharbeiten zur Fortsetzung des Films Scherbenpfad vor. Wiebke ist gerade beruflich in München und besucht sie dort. Hoffentlich mischen sie die Schickeria ordentlich auf. Ich freue mich schon auf unseren nächsten Mädelsabend.«

»Wann werdet ihr euch denn wiedersehen?« Joost biss in sein Brötchen.

»Wir haben noch nichts ausgemacht. In den letzten Wochen habe ich fast nur gearbeitet.«

»Wem sagst du das?« Der Kommissar seufzte.

»Nächsten Mittwoch fahre ich übrigens für zwei Tage nach Norderney. Dort treffe ich mich mit dem Inhaber der Gaststätte Heringstopf und mache Fotos für seine Website.«

»Na toll. Während ich im Büro sitze, vergnügst du dich auf der Insel«, grummelte Joost.

»Warum kommst du nicht einfach nach?«, schlug Ricarda vor. »Wir können uns dort ein paar schöne Tage machen. In der Pension Friesenbrise ist sicherlich noch ein Zimmer frei.«

»Ich werde morgen mal mit meinem Kollegen Martin sprechen. Ein langes Wochenende würde uns beiden guttun.«

»Das wäre toll.« Ricarda legte den Prospekt zur Seite. »Hoffentlich bekomme ich den Einkauf in meinen neuen Flitzer. So ein BWM Mini hat nicht viel Ladefläche.«

»Miete dir doch einen Lieferwagen«, schlug der Kommissar vor und schnitt ein neues Brötchen auf. »Wenn ich Montag etwas früher Feierabend machen kann, begleite ich dich.«

»Das wäre gut. Willst du noch einen Kaffee?«

»Gerne.« Joost reichte ihr seinen Becher.

 

***

 

»Ich werde das gleich erledigen.« Ricarda beendete das Telefonat, warf den Hörer neben den Laptop und sah auf die Uhr. Inzwischen war es halb sechs und sie hatte ihren Montagseinkauf noch immer nicht erledigt. Im ersten Moment wollte sie die Bearbeitung der Website verschieben. Dann entschied sie sich dagegen, weil sie den Auftraggeber damit sicherlich verärgern würde. Eine Stunde später informierte Ricarda den Leiter des regionalen Puppentheaters über die Änderungen, klappte den Laptop zu und stand auf. Im Flur steckte sie die Geldbörse und den Wagenschlüssel ihres knallroten BWM Mini, den sie sich für ihren in der Ems versenkten VW-Käfer angeschafft hatte, in die Handtasche, zog sich die Jacke über und eilte aus der Wohnung.

»Das darf doch nicht wahr sein!«, grummelte sie beim Anblick des vollen Parkplatzes vor der neu eröffneten Filiale des Friesenkauf-Supermarktes im Oldenburger Stadtteil Wechloy. An diesem Montagabend drängten sich Kunden mit überquellenden Einkaufswagen zwischen den abgestellten Fahrzeugen hindurch.

Ricarda bremste abrupt, als ein Kind, das hinter einem Stapel Müslipackungen kaum zu erkennen war, direkt vor ihr Auto lief. Mit klopfendem Herzen stellte sie den Wagen auf einem der wenigen noch freien Plätze ab, nahm die Handtasche vom Beifahrersitz und ging zum Eingang. Vor der Ladentür standen zwei uniformierte Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma und musterten sie aufmerksam. Ricarda nickte ihnen freundlich zu, steckte einen Chip in einen der Einkaufswagen und schob ihn in den ersten Gang. Einige Regale waren vollkommen leer, in anderen standen aufgerissene Kartons mit teilweise geöffneten Packungen. Die Einkäufer schienen an diesem Tag wie eine Horde Vandalen über das Geschäft hergefallen zu sein.

Missmutig schob Ricarda den Einkaufswagen durch die langen Gänge. Eine halbe Stunde später stellte sie ein Glas Nutella zu den beiden Duschgels und der Weinflasche. Frustriert betrachtete sie ihre magere Ausbeute. Das Bier war – wie fast alle Schnäppchen – bereits ausverkauft. Ricarda steuerte gerade eine der Kassen an, als sie die Filmmelodie von Pippi Langstrumpf hörte, die sie als Klingelton für ihr Smartphone hinterlegt hatte. Sie nahm das Gespräch entgegen.

»Moin Joost, ich bin noch im Friesenkauf. Viel habe ich nicht mehr bekommen und …« Ein Knall, der sich wie ein Schuss anhörte, ließ Ricarda verstummen. Kurz darauf gellte ein Schrei durch das Geschäft.

 

***

 

»Wie kommen wir hier jetzt raus?« Patrik sah Leevke durch die Augenschlitze seiner Totenkopfmaske an. Seine Freundin hielt die Glock in der Hand, mit der sie einen Warnschuss auf einen der Wachmänner abgegeben hatte, der daraufhin hinter einer Kühltheke in Deckung gegangen war. Die Kugel hatte eine Packung Reis zerfetzt, der nun zu Boden rieselte.

Warum hatte Patrik sich nur auf das Selbstmordkommando eingelassen? Im Gegensatz zu ihm schien Leevke vollkommen ruhig zu sein, auch wenn das nach den beiden Linien Koks, die sie sich vor dem Überfall reingezogen hatte, eigentlich unmöglich war. Mit einem Kopfnicken deutete sie auf ein etwa vierjähriges Kind, das wie erstarrt vor ihm stand, die Tüte mit den Gummibärchen fest in der Hand haltend.

»Plan B!«, zischte sie.

Patrik reagierte wie ein...

Erscheint lt. Verlag 4.8.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-030-5 / 3965860305
ISBN-13 978-3-96586-030-8 / 9783965860308
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