Josis wilde Welt (eBook)

Mit Skateboard und Spion auf geheimer Mission

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019
256 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65424-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Josis wilde Welt - Uticha Marmon
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Mit Josi wird´s nie langweilig! Lesespaß für Mädchen ab 10. Josi und Mädchenkram? Auf gar keinen Fall! Viel lieber düst sie mit ihrem Skateboard durch die Straßen, tratscht mit Frau Bulette im Broilergrill um die Ecke und spinnt sich abenteuerliche Geschichten in ihrem Kopf zusammen - vor allem als ein neuer Junge auftaucht, der nicht nur ziemlich dreist ist, sondern ihr auch mit seinen teuren Klamotten, Smartphone und Tablet so gar nicht in den Kram passt. Als plötzlich aber die Existenz des Broilergrills bedroht wird, entpuppt sich der Neue als vielleicht doch nicht so doof ...

Uticha Marmon, geboren 1979, studierte Dramaturgie, Literaturwissenschaft und Pädagogik in Mainz, Wien und München. Sie arbeitete als Theater-Dramaturgin und war einige Jahre als Lektorin und Regisseurin bei einem großen Hörbuchverlag tätig, ehe sie sich selbstständig machte. Seitdem schreibt sie Kinderbücher, produziert als Dramaturgin und Regisseurin Hörbücher und Hörspiele und engagiert sich in der Lese- und Zuhörförderung. 2022 wurde sie mit dem Kirsten-Boie-Preis für Kinderliteratur ausgezeichnet.

Wenn ich sage, der ist neu, dann meine ich das auch so. Funkelnagelneu ist der. Jedenfalls, was unseren Kiez angeht. Den haben wir noch nie gesehen, was so gut wie gar nicht sein kann im Broilergrill. Abgesehen davon: Wie frech war das denn, bitte schön?! Mensch, Manni!

Kommt hier neu, wie er ist, reingestiefelt und sagt als Erstes, dass es stinkt?

Ich meine, der hat ja recht. Aber so was sagt man doch nicht! Und wenn, dann sagt man wenigstens noch was Nettes hinterher. Pöbeln darf man, aber wenn, dann höflich. Meint zumindest Papa. Und ich finde, da ist was dran.

Hätte der Neue also zum Beispiel »Puh, stinkt das hier, ihr Hübschen« gesagt, dann wäre das doch gar nicht so schlecht gewesen. Dann hätten Frau Bulette und ich nämlich schon am Ende des Satzes vergessen, dass da irgendwo von Gestank die Rede war. Weil wir uns so hübsch gefühlt hätten, dass so ein bisschen schlechter Geruch ganz egal gewesen wäre. Aber der Junge mit der Basecap, der jetzt von der Tür zur Theke kommt, beherrscht die Kunst des Pöbelns offensichtlich nicht.

Frau Bulette erholt sich schneller von dem Schreck als ich.

»Na, wenn det so stinkt«, sagt sie, »auf der anderen Seite der Tür is frische Luft.«

Ha! Das nenn ich mal einen Bulette-Rauswurf. Jeder andere würde auf dem Absatz kehrtmachen und zusehen, dass er wegkommt. Weil Frau Bulette in solchen Fällen einen Ton draufhat, der nicht von schlechten Eltern ist.

Aber der Neue bleibt einfach stehen. Bleibt stehen und starrt die Speisekarte an, die über der Fritteuse an der Wand hängt, so als würde er sie auswendig lernen wollen. Allerdings wäre er dann ziemlich langsam im Auswendiglernen. Frau Bulette hat nämlich nur fünf Gerichte im Angebot. Grillhähnchen vom Spieß, Grillhähnchen vom Spieß mit Pommes, Pommes klein, Pommes groß und heiße Apfeltasche zum Nachtisch. Nicht mal eine Currywurst gibt es bei ihr. Braucht aber auch keiner.

»Um ’ne Currywurst zu kriegen, muss man in Berlin bloß einmal lang hinschlagen«, sagt Kalle immer. Das bedeutet, dass an jeder Ecke eine Wurstbude ist. Aber ein ordentliches Grillhähnchen vom Spieß, dafür muss man schon bis zu Frau Bulette in unseren Kiez fahren.

Dass die Karte so kurz ist, bedeutet übrigens nicht, dass man für sein Geld nichts bekommt. Im Gegenteil, Frau Bulettes Portionen sind so groß, dass schon einmal Pommes klein ausreicht, um für den Rest des Tages mit einer Futterkugel rumzulaufen. Das kann der Neue aber nicht wissen. Er ist ja neu.

»Ich nehme einmal alles«, sagt er, als ich schon gar nicht mehr daran glaube, dass er sich irgendwann entscheiden wird.

»Äh«, sagt Frau Bulette. Zu Recht. Einmal alles kann im Broilergrill kein Mensch schaffen. Aber auch das weiß der Neue nicht. Er guckt Frau Bulette an und wartet. Frau Bulette guckt ihrerseits den Neuen an und wartet auch.

»Sie will wissen, wie du das meinst«, helfe ich aus.

»Hä?«, macht der Neue. »Na, wie soll ich das schon meinen? Einmal alles eben. Grillhähnchen vom Spieß, Grillhähnchen vom Spieß mit Pommes, Pommes klein, Pommes groß und heiße Apfeltasche zum Nachtisch. Wie es da steht. Ach, und eine große Cola.«

»Bitte«, murmele ich. Nicht dass ich selbst dauernd Bitte und Danke und so sagen würde. Darum erwähnt Papa ja auch immer das mit dem höflichen Pöbeln. Aber wenn jemand so aufdringlich unfreundlich ist, dann kann ich einfach nicht anders.

Der Neue tut so, als hätte er mich nicht gehört. Aber das hat er. Weil er nämlich die Augenbraue hochzieht.

Frau Bulette hat sich inzwischen wieder gefangen und erklärt: »Nimm’s mir nich übel, aber det wirste nich schaffen. Det hat noch nie eener jeschafft.«

»Dann bin ich also der Erste«, antwortet der Neue. Er sieht zufrieden aus.

Auch Frau Bulette guckt plötzlich sehr zufrieden, weil in ihr die Geschäftsfrau durchkommt. Sie denkt daran, dass nicht nur noch nie jemand alles auf einmal geschafft hat. Es hat auch noch nie jemand alles auf einmal bestellt. Aber alles auf einmal heißt, dass die Kasse klingelt.

Also fragt Frau Bulette nicht weiter und macht sich an die Arbeit.

»Na, denn setz dir«, sagt sie und deutet mit dem Kinn auf den Stammtisch. Der Hähnchenbrüdertisch? Ehrlich?

»Aber …«, will ich Einspruch erheben. Umsonst.

Dem Neuen sind die Hähnchenbrüder egal oder – was wahrscheinlicher ist – er kennt sie gar nicht. Er zieht seinen Rucksack ab und setzt sich. Ich bleibe bei Frau Bulette hinter der Theke und beobachte ihn. Eins ist klar: Der ist nicht nur neu, der kommt quasi von einem anderen Stern.

Erstens sieht sein Rucksack ziemlich teuer aus. Teure Sachen hat in unserer Gegend eigentlich schon deswegen kaum jemand, weil er sie vermutlich ziemlich schnell wieder los wäre. Sozusagen auf der Straße an den Nächstbesten verliehen. Wobei die Leute, die sich hier im Kiez neue Sachen ausleihen, eher nicht aus einer unserer Geradeaus- und Querstraßen kommen, sondern von was weiß ich woher, weil hier kennt ja jeder jeden. Außerdem haben sie die Eigenschaft, die ausgeliehenen Sachen nicht wieder zurückzugeben, sondern sie zu verscherbeln. Jeder, der hier wohnt, weiß das. Was also dafür spricht, dass der Neue nicht hier wohnt.

Zweitens packt er jetzt doch tatsächlich ein Handy auf den Tisch, das genauso neu ist wie er und bestimmt noch teurer als sein Rucksack, was hier schon gleich dreimal keiner tut.

Es gibt noch eine einzige Chance, jetzt alles richtig zu machen. Eine letzte. Aber … nein, auch die ignoriert der Neue. Denn drittens – und damit hat er sich definitiv verraten – fragt er Frau Bulette nicht danach, ob er bei ihr ins Netz kann.

Es ist nicht so, dass das jeder hier im Kiez fragen würde. Denn jeder hier weiß, dass Frau Bulette selbstverständlich kein Internet hat, weil sie nichts davon hält, dass irgendwer am anderen Ende der Welt dann genau weiß, was im Broilergrill so vor sich geht. Sagt sie. Ich bin nicht sicher, ob sich am anderen Ende der Welt überhaupt jemand für den Broilergrill interessiert. Aber Frau Bulette ist fest davon überzeugt, dass man gar nicht vorsichtig genug sein kann.

Das hat Gründe. Die gehen den Neuen aber ganz sicher nichts an. Und sie interessieren ihn wohl auch nicht. Er fragt nämlich ganz einfach deshalb nicht nach Frau Bulettes Netz, weil er fremdes Netz nicht braucht. Der fängt doch glatt mit seinem eigenen Netz an, auf dem Handy einen Film zu gucken.

Ich schnappe mir einen Spüllappen und tue so, als würde ich die Theke sauber machen. Dabei versuche ich zu erspähen, was er da guckt. Dummerweise ist die Theke ziemlich hoch. Ich kann nichts erkennen, egal wie sehr ich mich verrenkte.

»Neugier ist keine Sünde. Aber wir sollten sie mit Umsicht walten lassen«1, sagt da auf einmal der Neue zu seinem Handy.

»Wie bitte?«, platze ich heraus und würde am liebsten den Kopf auf den Tresen hauen, weil ich mich verraten habe.

»Dumbledore.« Der Neue klickt den Film weg und steckt das Handy ein.

Allerdings sieht er dabei gar nicht so lässig aus, wie er klingt. Im Gegenteil. Es ist total klar, dass keiner mitkriegen soll, was er da gerade angeguckt hat. Ich zumindest sicher nicht.

Aber so einfach wird der mir nicht davonkommen. Ich muss meinen Fehler ausbügeln. Der hält mich für neugierig? Na, warte.

»Frau Bulette«, flöte ich.

Frau Bulette, die gerade das bestellte Grillhähnchen vom Spieß auf einen Pappteller schiebt, guckt mich komplizenhaft an. Die Show kann beginnen.

»Ich gehe mal nach hinten und hole einen neuen Putzlappen. Der hier macht es nur noch schlimmer«, sage ich, als wäre Fettbeseitigung meine größte Leidenschaft. Zumindest hoffe ich, dass der Neue das glaubt.

Frau Bulette nickt und rückt dem Hähnchen mit der Geflügelschere auf den Leib.

Durch den Perlenvorhang neben der Arbeitsplatte verschwinde ich ins Hinterzimmer. Zwischen Frau Bulettes Kühltruhe, den Instrumenten der Pancakes und allem möglichen anderen Krempel in Kisten und Regalen steht ein abgewetzter Sessel. Darauf habe ich früher, wenn Frau Bulette nachmittags auf mich aufgepasst hat, meinen Mittagschlaf gemacht. Und wie oft ich abends hier war, wenn die Pancakes geprobt haben, kann ich gar nicht mehr zählen. Der Sessel ist meine Insel. Immer noch.

Ich setze mich hin und schlage das Klatschheft auf, das ich unauffällig habe mitgehen lassen. Einen neuen Lappen holen? Denkste. Aussitzen und nervös machen, so lautet der Plan. Will man mehr über jemanden herausfinden, muss man so tun, als wäre man kein bisschen an ihm interessiert. Dann wird er irgendwann nervös. Und wer nervös ist, der kann einem nichts mehr vormachen.

Woher ich das weiß? Von Papa. Zugegeben, das ist auch gleichzeitig der Haken an der Sache. Papa wendet diese Taktik nämlich schon seit einer Ewigkeit bei Sofia an. In die ist er unsterblich verliebt. Aber Sofia wird einfach nicht nervös. Papa sagt, sie lässt ihn bloß zappeln, weil Frauen nun mal so sind. Darum sitzt er die Sache eben weiter aus. Papa ist gut im Aussitzen von Sachen. Ich glaube, Sofia liebt Papa einfach nicht. Allerdings ändert das ja nichts daran, dass die Taktik an sich funktioniert, wenn man sie wirklich beherrscht. Das ist alles eine Frage des Timings.

Wie lang ich wohl noch hier rumsitzen muss, bis der Neue anbeißt? Es ist ganz schön langweilig hier drin. Das Klatschheft kann wie immer auch nicht so richtig viel. Keine Ahnung, was Frau Bulette an diesen Geschichten über Partys und...

Erscheint lt. Verlag 15.8.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Berlin • Bücher für Mädchen • Freunde • Großstadt • Kinderbuch ab • Lil April • Mia
ISBN-10 3-522-65424-2 / 3522654242
ISBN-13 978-3-522-65424-1 / 9783522654241
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