Die vollkommene Lady (eBook)

Roman | Die literarische Wiederentdeckung einer charmanten, lebenslustigen Protagonistin - humorvoll erzählt
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2019 | 1. Auflage
336 Seiten
Eisele eBooks (Verlag)
978-3-96161-075-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die vollkommene Lady -  Margery Sharp
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Eine Lady auf Abwegen. Von der Autorin des Romans Die Abenteuer der Cluny Brown Brillant neu übersetzt von Wibke Kuhn »Eine der sympathischsten und warmherzigsten Romanfiguren überhaupt.« New York Herald Tribune Im Frankreich der 1930er-Jahre versucht eine unkonventionelle Frau, ihre Tochter vor der Heirat mit dem Falschen zu bewahren - und verliebt sich gegen ihren Willen selbst. Julia Packett ist die Fröhlichkeit in Person. In London fu?hrt sie ein freies, ausgelassenes Leben, nur leise getrübt durch den einen oder anderen finanziellen Engpass. Als ihre Tochter sich nach Jahren wieder bei ihr meldet und sie um Beistand bei der Wahl ihres Ehemanns bittet, la?sst Julia mit neu entflammtem Mutterherz alles stehen und liegen, um ihrer Tochter zu Hilfe zu eilen. Kaum in der Luxusvilla in der Haute-Savoie angekommen, begreift Julia jedoch, dass ihre Tochter sich in einen zur Ehe vo?llig ungeeigneten jungen Mann verliebt hat, denn er ist wie sie selbst, Julia: charmant, aber schwer zu domestizieren. Wie kann es Julia nur gelingen, ihrer Tochter den Verlobten auszureden, ohne ihren eigenen Status als vollkommene Lady zu gefährden? Die Anreise des vornehmen Sir William Waring kompliziert die Situation nur noch weiter. Und schon bald gera?t ihr Plan, das Glu?ck ihrer Tochter zu retten, hoffnungslos außer Kontrolle ... »Ein scharfsinniger und unterhaltsamer Gesellschaftsroman.« Frankfurter Rundschau u?ber Die Abenteuer der Cluny Brown »Amu?sante, witzige und frische Wiederentdeckung.« BR, Bayern 2 u?ber Die Abenteuer der Cluny Brown

Margery Sharp, 1905 in Salesbury geboren, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Malta. 1914 kehrte sie nach England zurück und nahm als eine der ersten Frauen an einem Debattier-Wettbewerb in den USA teil. Ihre ersten Erzählungen veröffentlichte sie im Alter von 21 und schrieb u.a. für Harper's Bazaar, Ladies' Home Journal und Good Housekeeping. Für ihren ersten Roman, Rhododendron Pie, brauchte sie nur einen Monat, er erschien 1930. Die Abenteuer der Cluny Brown, einer ihrer erfolgreichsten Romane, wurde 1946 in Hollywood von Ernst Lubitsch unter dem Titel Cluny Brown auf Freiersfüßen verfilmt. Auch ihr Roman Die vollkommene Lady schaffte es in Hollywood auf die Leinwand und kam 1948 unter dem deutschen Titel Die unvollkommene Dame mit Greer Garson und Elizabeth Taylor in die Kinos. In ihrer langen Karriere schrieb sie 26 Romane für Erwachsene, zahlreiche Erzählungen, einige Bühnenstücke und 14 Kinderbücher. Viele ihrer Werke erwiesen sich als internationale Bestseller, am bekanntesten ist wohl der Walt-Disney-Zeichentrickfilm Bernard und Bianca - Die Mäusepolizei (1977), der auf Sharps Jugendroman Bianca und ihre Freunde (The Rescuers, 1959) basierte. Margery Sharp starb 1991 in Aldeburgh, Suffolk.

Margery Sharp, 1905 in Salesbury geboren, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Malta. 1914 kehrte sie nach England zurück und nahm als eine der ersten Frauen an einem Debattier-Wettbewerb in den USA teil. Ihre ersten Erzählungen veröffentlichte sie im Alter von 21 und schrieb u.a. für Harper's Bazaar, Ladies' Home Journal und Good Housekeeping. Für ihren ersten Roman, Rhododendron Pie, brauchte sie nur einen Monat, er erschien 1930. Die Abenteuer der Cluny Brown, einer ihrer erfolgreichsten Romane, wurde 1946 in Hollywood von Ernst Lubitsch unter dem Titel Cluny Brown auf Freiersfüßen verfilmt. Auch ihr Roman Die vollkommene Lady schaffte es in Hollywood auf die Leinwand und kam 1948 unter dem deutschen Titel Die unvollkommene Dame mit Greer Garson und Elizabeth Taylor in die Kinos. In ihrer langen Karriere schrieb sie 26 Romane für Erwachsene, zahlreiche Erzählungen, einige Bühnenstücke und 14 Kinderbücher. Viele ihrer Werke erwiesen sich als internationale Bestseller, am bekanntesten ist wohl der Walt-Disney-Zeichentrickfilm Bernard und Bianca - Die Mäusepolizei (1977), der auf Sharps Jugendroman Bianca und ihre Freunde (The Rescuers, 1959) basierte. Margery Sharp starb 1991 in Aldeburgh, Suffolk.

1. KAPITEL

I

JULIA, VERHEIRATETE Mrs. Packett – wenn man höflich sein wollte: Mrs. Macdermot – lag in ihrer Wanne und sang die Marseillaise. Ihre schöne, kraftvolle Altstimme klang heute jedoch weniger volltönend als sonst, denn an diesem Sommermorgen standen im Badezimmer neben den üblichen Einrichtungsgegenständen auch noch ein lackiertes Beistelltischchen, sieben Hutschachteln, ein halbes Dinner-Service, eine kleine Standuhr, Julias sämtliche Kleider, eine Einzelbett-Matratze, fünfunddreißig sentimentale Romane, drei Koffer und die Kopie eines Hirschgemäldes von Landseer. Das übliche Badezimmerecho fiel daher weg, und wenn hin und wieder die Decke erzitterte, dann nicht wegen Julias Gesang, sondern weil die Männer von der Möbelvermietungsfirma Bayswater noch nicht fertig waren mit der Abholung der gemieteten Möbelstücke.

Auf der anderen Seite der Tür verrieten gelegentliche Schlurfgeräusche, dass die zwei wartenden Gerichtsvollzieher nicht mal einen Stuhl zum Hinsetzen hatten.

Derart belagert sang Julia. Mit jedem Atemzug sog sie den verbenenduftenden Wasserdampf ein und stieß ihn in Form einer ebenso großzügigen Bruststimme wieder aus. Das tat sie weder aus Trotz noch, um sich bei Laune zu halten, sondern weil sie es zu dieser Morgenstunde gewohnt war. Der kriegerische Ton war lediglich der kriegerischen Melodie geschuldet, und die Wahl der Melodie war einfach dem Umstand geschuldet, dass sie am Vorabend einen Brief aus Frankreich bekommen hatte.

Also sang Julia, bis in der Pause vor der Wiederholung eine müde Stimme heiser durch die Tür tönte:

»Sind Sie denn immer noch nicht fertig, Ma’am?«, fragte die Stimme.

»Nein«, sagte Julia.

»Aber Sie sind doch schon anderthalb Stunden da drin!«, protestierte die Stimme.

Julia drehte den Heißwasserhahn auf. Sie konnte beinahe unendlich lang in einer Badewanne liegen, und während ihrer wiederholten Versuche abzunehmen hatte sie sich oft zwei oder drei Stunden halb gar gekocht. Doch wie man jetzt nur zu deutlich sehen konnte, hatte Julia dadurch nicht abgenommen. Im Alter von siebenunddreißig Jahren und bei einer Körpergröße von gerade mal 1,60 Meter hatte sie einen Brustumfang von 97, einen Taillenumfang von 78 und einen Hüftumfang von 104 Zentimetern. Und obwohl diese drei lebenslustigen Punkte von äußerst ansprechenden Kurven verbunden wurden, sehnte sich Julia nach einer modischen Zahnstocher-Silhouette. Sie sehnte sich danach, aber nicht konsequent genug. Ihr bequemes Fleisch weigerte sich dagegen, gefoltert zu werden. Es betrachtete Orangensaft als Appetitanreger, nicht als eigentliche Nahrung; und so lag Julia in ihrer Wolke aus Dampf, rosarot vor Hitze, und sah aus wie die oberste Göttin eines barocken Deckengemäldes.

Die Tür ratterte.

»Wenn Sie hier einbrechen«, rief Julia und drehte den Hahn zu, »werde ich Sie wegen tätlichen Angriffs anzeigen!«

Die Totenstille verriet, dass die Drohung gewirkt hatte. Man hörte, wie sich die Männer gedämpft berieten, dann nahm eine zweite Stimme, die noch müder klang als die erste, die Diskussion wieder auf.

»Es sind doch nur fünf Pfund, Ma’am«, bat die Stimme. »Wir wollen Ihnen doch gar keinen Ärger machen …«

»Dann gehen Sie«, gab Julia zurück.

»Das können wir nicht, Ma’am. Es ist unsere Pflicht. Wenn Sie uns die Sachen einfach mitnehmen lassen oder, noch besser, uns die fünf Pfund zahlen …«

»Ich habe keine fünf Pfund«, sagte Julia wahrheitsgemäß, und zum ersten Mal verfinsterte sich ihre Miene. Sie hatte nicht mal ein Pfund: Sie besaß noch genau sieben Shilling und acht Pence, und sie musste am nächsten Morgen nach Frankreich reisen. Fünf Minuten lang lag sie in der Wanne und grübelte. Sie ging der Reihe nach alle Personen durch, von denen sie sich in der Vergangenheit Geld geliehen hatte. Dann dachte sie an die, denen sie selbst etwas geliehen hatte, aber das eine war so hoffnungslos wie das andere. Mit aufrichtigem Bedauern dachte sie an den verstorbenen Mr. Macdermot. Und ganz zum Schluss dachte sie an Mr. Lewis.

»He!«, rief Julia. »Kennen Sie den Antiquitätenhändler am Ende der Straße?«

Die Gerichtsvollzieher berieten sich.

»Wir kennen da einen Pfandleiher, Ma’am. Heißt auch Lewis.«

»Das stimmt schon«, gab Julia zu, »aber Antiquitätenhändler ist er auch. Einer von Ihnen muss schnell dort hingehen und Mr. Lewis herholen. Er wird Sie bezahlen.«

Sie berieten sich abermals; aber nachdem sie zwei Stunden (im Stehen) gewartet hatten, waren sie bereit, nach jedem Strohhalm zu greifen. Julia hörte, wie sich Schritte entfernten, und das Schlurfen der Füße, die vor der Tür blieben. Dann trocknete sie sich die Hände ab, steckte sich eine Zigarette an und griff auf dem Beistelltischchen nach einem Brief mit einer französischen Marke.

II

Obwohl er erst am Vorabend gekommen war, konnte sie ihn bereits auswendig.

Meine liebe Mutter,

es ist ein seltsamer Gedanke, dass Du meine Handschrift nicht kennst. Ich schicke Dir dies über die Bank, und wenn Du nicht gerade im Ausland bist, müsstest Du diesen Brief umgehend erhalten. Könntest Du bitte herkommen und mich besuchen? Es ist zwar eine lange Reise, aber es ist schön hier, ganz oben am Rand der Haute Savoie, und wir sind noch bis Oktober hier. Aber es wäre mir am liebsten, wenn Du sofort kommen würdest (falls es Dir möglich ist). Großmutter hat Dich auch eingeladen, Du kannst bleiben, so lange Du willst. Wie Du vielleicht weißt, sind Sir William Waring und sie jetzt meine Vormunde. Die Sache ist die [an dieser Stelle wurde die kleine, säuberliche Handschrift auf einmal größer], dass ich heiraten möchte, und Großmutter will mir nicht ihr Einverständnis geben. Ich weiß, dass es in dieser Frage alle möglichen juristischen Komplikationen gibt, aber Du bist immerhin meine Mutter, und ich finde, man sollte Dich in dieser Sache auch zu Rate ziehen. Wenn Du kommen kannst, wäre der beste Weg der Zug um 23.40 Uhr von Paris nach Ambérieu, wo Dich ein Auto abholen kann. Ich hoffe sehr, dass Du es einrichten kannst.

Deine Dich liebende Tochter

SUSAN PACKETT

Dafür, dass es der Brief eines zwanzigjährigen verliebten Mädchens an seine Mutter war, war das Schreiben nicht unbedingt ausführlich zu nennen, doch Julia verstand. Aus diversen Gründen hatte sie ihre Tochter seit sechzehn Jahren nicht mehr gesehen, und die bloße Tatsache, dass diese Tochter sich ihrer jetzt erinnerte und sie um Hilfe bat, war so ausnehmend rührend, dass Julia selbst jetzt, beim zwanzigsten Durchlesen, eine Träne oder zwei in die Wanne tropfen lassen musste. Aber es waren sentimentale Tränen, keine kummervollen; beim Gedanken daran, eine Reise nach Frankreich zu unternehmen, um in Liebesdingen zu vermitteln, jubilierten ihre Lebensgeister. »NEHME ZUG DONNERSTAG ALLES LIEBE MUTTER« hatte sie zurücktelegrafiert, und erst in dem Moment war ihr ihre katastrophale finanzielle Situation wieder eingefallen. Sie hatte kein Geld, keine angemessene Garderobe, und einen Gläubiger, der gerade zur Zwangsvollstreckung schritt. Aber all das war jetzt nicht wichtig, wenn Susan sie sehen wollte. Susan wollte sie sehen, Susan war unglücklich, also würde sie zu Susan fahren …

»Aber sie wurde doch auf den Namen Suzanne getauft!«, dachte Julia plötzlich, und starrte immer noch auf die Unterschrift, als sie der grüßende Klang von Mr. Lewis’ Stimme wieder in die Gegenwart zurückholte.

»Meine liebe Julia!«, rief er. »Was hat das alles zu bedeuten, warum hast du mich holen lassen? Du willst dich doch nicht wirklich ertränken? Dieser Mann …«

»Das ist ein Gerichtsvollzieher«, rief Julia zurück. »Es sind beides Gerichtsvollzieher. Schick sie weg.«

Ein paar Augenblicke später zogen sich die schweren Schritte zurück, die leichteren kamen wieder.

»Also, Julia, was ist denn los? Diese Männer …«

»Sind sie weg?«

»Sie sind weg, und ich musste sie nicht zweimal bitten«, erwiderte Mr. Lewis. »Das sind durch und durch anständige Männer, meine Liebe, wie auch ich. Aber weiter als bis zur Treppe haben sie sich nicht zurückgezogen.«

»Können sie uns hören?«

»Sie können mich hören, falls ich um Hilfe rufe. Sie scheinen zu glauben, dass du bei dir im Bad noch mehr Sachen stehen hast als die übliche Badezimmerausstattung.«

»Habe ich auch«, sagte Julia. »Deswegen habe ich dich ja auch rufen lassen. Ich habe Sachen hier drinnen, die ich verkaufen muss – gute Sachen – und du warst immer fair zu mir, Joe, deswegen frage ich dich auch als erstes. Ich habe hier einen echten lackierten Beistelltisch, und eine neue Matratze, und eine echt antike Standuhr, und ein schönes Dinner-Service und ein Bild von einem Hirsch, ein richtiges Gemälde. Ich nehme dreißig Pfund für alles.«

»Nicht von mir. Ganz sicher nicht«, sagte Mr. Lewis.

Julia setzte sich auf, und das Wasser spritzte zu allen Seiten.

»Du bist doch ein alter Geizkragen! Also, allein der Hirsch ist das schon wert, und den wollte ich eigentlich gar nicht mitverkaufen. Ich biete dir den Tisch und die Uhr und eine neue Matratze und ein Dinner-Service, und das zu einem Spottpreis.«

»Gut, dann lass mich die Sachen eben anschauen«, sagte Mr. Lewis geduldig.

»Die kannst du selbstverständlich nicht anschauen. Ich liege hier in der Badewanne.«

»Du meinst, ich soll sie blind kaufen?«

»Ganz genau«, bestätigte Julia. »Versuch dein...

Erscheint lt. Verlag 26.7.2019
Übersetzer Wibke Kuhn
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte englische Literatur des 20. Jahrhunderts • Gesellschaftskomödie • Komödie • Moderner Klassiker • Neuübersetzung • Wiederentdeckung
ISBN-10 3-96161-075-4 / 3961610754
ISBN-13 978-3-96161-075-4 / 9783961610754
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