Inselzorn. Ostfrieslandkrimi -  Rita Roth

Inselzorn. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-004-9 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
3,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Mysteriöse Ereignisse überschatten die Misswahl auf Norderney. Kurz vor dem Finale ist die Top-Favoritin Eva plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Ein Brief taucht auf, in dem Eva ihren Rückzieher erklärt, doch Gretje Blom traut der Sache nicht. Es gibt einfach zu viele Unstimmigkeiten. Die Wahl zur Miss Friesenqueen wird unterbrochen, und Gretje macht sich zusammen mit ihren Freunden aus der Norderney-WG auf die Suche nach der Vermissten. Ist die Inselschönheit einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Unter Verdacht gerät ausgerechnet Jacob, der Neffe von Gretjes bestem Kumpel Piet. Angeblich hat er sich unglücklich in Eva verliebt und die junge Ostfriesin schon seit längerer Zeit gestalkt. Auch Jacob selbst ist spurlos verschwunden, und am Strand machen die Ermittler einen grausigen Fund...
+++"Inselzorn" ist die überarbeitete Neuauflage des Ostfrieslandkrimis „Miss Friesenqueen“.+++

6. Kapitel


 

Am Tag der Misswahl machte Gretje sich nach einem ausgiebigen Frühstück mit ihren vier Männern auf den Weg zum Treffpunkt für die Bewerberinnen.

Am Kurpark hoben sich die leuchtend weißen Pagodenzelte schon von Weitem gegen den grauen Himmel ab. Für das leibliche Wohl war gesorgt, ebenso mit einem Extraprogramm für die Kids. Schillernde Seifenblasen schwebten durch die Luft und geschminkte kleine Prinzes­sinnen, vorwiegend in Rosarot gekleidet, liefen über den roten Teppich, der sich quer durch die Konzertmuschel schlängelte. Auf diesem Laufsteg sollten nachher die Ostfriesinnen ihre Originalität unter Beweis stellen. Etwas weiter hinten fand die fünfköpfige Jury ihren Platz und am Aufgang zur Bühne glänzte ein metergroßer Gong wie eine goldene Sonne. Mit Begeisterung und Temperament entlockten die lieben Kleinen der Messingscheibe wunder­bare Klänge, wenn sie mit ihren Händchen darauf klatschten oder ein Spielzeug zu Hilfe nahmen. Die Eltern lobten das musikalische Talent ihrer Kinder und freuten sich auf ein paar unbekümmerte, unterhaltsame Stunden.

»So, Jungs, dann drückt mir mal die Daumen«, sagte Gretje, nahm Piet die Tasche mit ihren Klamotten ab und marschierte schnurstracks ins Conversationshaus.

»Toi, toi, toi!«, riefen Piet, Onno und Leon ihr nach. Sogar Jacob hob die Hand und winkte. Diese sympathische Geste konnte allerdings auch Eva gelten, die zur gleichen Zeit mit ihren Mädels und ein paar Jungs aufgeregt schnatternd eintraf.

 

***

 

Die Eröffnung der Misswahl wurde mit einem mächtigen Gongschlag eingeleitet, im selben Moment riss die Wolkendecke auf und ein goldener Sonnenstrahl verbreitete eine heitere Atmosphäre. Alle Augen waren auf die Bühne gerichtet, auf der die strahlenden Ostfriesinnen ein­mar­schierten und sich in drei Reihen aufstellten.

Sandra Wagner, eine eigens für die Veranstaltung engagierte Moderatorin, begrüßte die Zuschauer mit einem kernigen »He, liebe Norderneyer« und »Moin, liebe Gäste! Willkommen zur Wahl der ersten Miss Friesenqueen!«. Spätestens jetzt erkannte man an ihrer volltönenden Stimme, dass sie nicht Heidi Klum persönlich war, sondern nur eine Doppelgängerin.

»Das heißt Friesenkönigin!«, protestierte eine Kandidatin ziemlich laut. Piet stieß Onno an, das konnte nur Gretje gewesen sein. Sie regte sich jedes Mal auf, wenn jemand Friesenqueen sagte, und plapperte wie ein dressierter Papagei Friesenkönigin hinterher. Die Moderatorin ließ sich durch den Einwand nicht aus der Ruhe bringen. Souverän verwendete sie die deutsche neben der englischen Bezeichnung und schlich sich damit in die Herzen der Zuschauer.

»Wie Sie wissen, dürfen nur echte Ostfriesinnen hier oben auf der Bühne stehen. Die Personalien wurden strengstens überprüft und ich kann Ihnen versichern, diese Ostfriesinnen sind alle echt! Ach ja, und für diejenigen, die es noch nicht wissen sollten, auch Norderney gehört zu Ostfriesland.«

Mit einem Augenzwinkern fuhr sie fort. Sie erzählte, dass die Zahl der Anmeldungen die Erwartungen des Veranstalters weit übertroffen habe und dass ein Teil der Bewerberinnen bei der Vorauswahl, es ging um Quizfragen rund um Ostfriesland, schon ausgeschieden war. Nach einem Blick auf ihren Spickzettel testete sie auch das Publikum.

»Nennen Sie mir doch einmal die Ostfriesischen Inseln in der richtigen Reihenfolge von Ost nach West! Wer es weiß, bitte melden!« Durcheinander wurden alle möglichen Insel­namen zugerufen, auch Sylt war dabei. Kopfschüttelnd verneinte sie. Norderney wurde vielfach an erster Stelle genannt, doch auch das war verkehrt.

»Mit diesen Antworten wären Sie leider auch durch­gefallen. Die richtige Reihenfolge ist: Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum! Schwierig? Nicht, wenn Sie sich den folgenden Satz merken: Welcher Seemann liegt bei Nelly im Bett? Der Anfangsbuchstabe jedes Wortes steht für eine der Inseln. Außer bei Juist, da haben wir ein wenig geschummelt. Möchten Sie noch eine Frage?« Das Publikum ging voll mit, es wollte mehr. »Wie begrüßt man sich in Ostfriesland?«

»Moin, moin!«

»Nein, das ist leider auch nicht ganz richtig. In Ostfriesland begrüßt man sich nur mit dem einfachen Moin. Und die Norderneyer sagen untereinander He!, wenn sie sich treffen.«

»Ah!«

Es wurde etwas ruhiger. »Wie heißt die Hauptstadt von Ostfriesland?« Niemand konnte es richtig beantworten, schließlich gab es auch keine offizielle Hauptstadt von Ostfriesland.

»So, eine letzte Quizfrage habe ich noch für Sie. Was ist Thalasso?«

»Ein Cocktail«, rief eine vorwitzige Dame und brachte damit nicht nur Sandra Wagner zum Lachen.

»Nein, leider verkehrt! Auf die Idee sind aber auch schon andere gekommen.« Aus dem Publikum kam der Vorschlag, einen gleichnamigen Cocktail doch einfach zu erfinden.

»Wie Sie sehen, haben wir es den Bewerberinnen nicht leicht gemacht. Sechsunddreißig Frauen dürfen nun zeigen, was in ihnen steckt, doch nur eine …« Sie machte auf Heidi Klum, setzte einen strengen Blick auf und beendete ihren Satz mit den Worten: »Doch nur eine von ihnen kann gewinnen!«

Dann erläuterte Sandra Wagner die Aufteilung der Altersgruppen in S, M und L. »Hat jemand eine Idee, wofür die Abkürzungen stehen könnten?« Ein Zuschauer erdreistete sich und rief: »Super, mittel und langweilig!« Vernichtende Blicke und Buhrufe straften ihn und brachten ihn schnell wieder zum Schweigen.

»Also bitte!«

»In Gruppe S sind unsere Jüngsten vertreten, achtzehn bis neununddreißig Jahre sind sie jung. Unsere Seesterne! Das M steht für die Frauen mittleren Alters, von vierzig bis Mitte sechzig, unsere Muscheln. Und das L steht für die älteren Teilnehmerinnen ab fünfundsechzig, unsere Leuchttürme. Wir haben sie so genannt, weil man in dem Alter meistens fest im Leben steht, wie ein Leuchtturm. Sicherlich haben diese Frauen mit ihrem Licht schon so einigen Menschen geholfen, den richtigen Weg zu finden.«

»Jau! Das kann man wohl sagen!«, polterte Gretje dazwischen. »Nun mach mal hinne. Wie lange sollen wir denn noch warten, bis das Spektakel richtig losgeht?« Ihre Bemerkung war ganz im Sinne des Publikums.

Sandra Wagner beeilte sich und stellte nur noch schnell die Jury vor. Nacheinander erhoben sich eine Mitarbeiterin der Kurverwaltung, der Ausrufer der Insel, den viele Gäste von den Stadtführungen her kannten, der umschwärmte Starfriseur Theo, Edda vom Norderneyer Inselblättchen und ein attraktiver Mann mittleren Alters, der sich mit dem Namen Scholle, Scholle wie der Fisch, vorstellte und eine wichtige Persönlichkeit in der Gastronomie sein sollte.

 

Mit dem Gongschlag lief die Zeit für die erste Aufgabe, das Knüpfen eines Seemannsknotens. Die schnellsten fünf aus jeder Gruppe würden nominiert werden für die nächste Runde.

Gretje schlang in null Komma nix das eine Seilende um das andere, so lang, bis der Knoten perfekt war. Das ist doch Kinderkram, lachte sie und war somit eine Runde weiter. Neben ihr kämpfte Lola mit Fingernägeln, die wie gefährliche Krallen aussahen, mit ihrem Seil. Auch sie kam zu Gretjes Entsetzen eine Runde weiter. Seit ihrem letzten Zusammentreffen wünschte sie der Erzfeindin nur noch die Pest an den Hals.

Bei den Muscheln konnten sich Trude und Hanne Neumann platzieren und auf die nächste Aufgabe freuen. Bei den Seesternen gewann die hübsche Bedienung Eva haushoch vor den anderen das Rennen. Sie band einen akkuraten Seemannsknoten in einer Geschwindigkeit, als würde sie sich die Schuhe zuschnüren.

»Nicht immer führt die ostfriesische Langsamkeit zum Ziel. Aber … dabei sein ist alles!« Der Spruch sollte wahrscheinlich ein Scherz sein, mit dem die Moderatorin die Verliererinnen verabschiedete, kam aber bei den anwesenden Ostfriesinnen und Ostfriesen nicht besonders gut an. Bedröppelt nahmen die Frauen eine eigens für die Misswahl entworfene Teetasse in Empfang. Mit dem Trostpreis zusammen durften sie sich vom Inselfotografen Ole Mattheis ablichten lassen.

Nach einer kurzen Pause zum Umziehen folgte die nächste Aufgabe. Ein Catwalk wurde angekündigt, den die Welt, zumindest die ostfriesische Welt, noch nicht gesehen haben sollte. Aus dem Garderobenzelt hinter der Konzertmuschel schallten zur Erheiterung der Zuschauer Kichern, Lachen und Gezicke nach draußen. Ganz offensichtlich hatte jemand vergessen das Mikrofon auszuschalten.

»Nun, liebes Publikum, ein besonderes Highlight, auf das ich selbst sehr gespannt bin, erwartet uns jetzt. Hier kommen sie nun, Ostfriesinnen, die den Laufsteg erobern!« Mit diesen Worten gab sie dem Herrn am Gong das Zeichen, die zweite Runde einzuläuten. »Unsere Heldinnen des Catwalks präsentieren sich nicht auf Highheels.«

»Buh!«

»Nein, sie präsentieren das, was praktisch, gut und auch noch schön ist. Gummistiefel und...

Erscheint lt. Verlag 30.6.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-004-6 / 3965860046
ISBN-13 978-3-96586-004-9 / 9783965860049
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 256 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49