Von wegen Dolce Vita! (eBook)

Roman

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
352 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2086-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Von wegen Dolce Vita! -  Tessa Hennig
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Love and Peace? Nicht mit Oma Angie! Angelika »Angie« Schirner war schon in den 68ern ein echtes Blumenkind und ist im Herzen auch heute noch ein Hippie. Ganz anders ihre Tochter Janis, die ein Leben wie aus der Rama-Werbung führt - spießig und sicher. Zwischen den beiden herrscht seit Jahren Funkstille, deshalb kennt Angie ihre Enkelin Leonie auch nicht, die zu Hause als kiffendes Goth-Mädchen den Aufstand probt. Erst als Leonie nach einem Streit mit ihrer Mutter plötzlich vor Angies Tür steht, darf Angie endlich Oma spielen. Eigentlich wollte sie jedoch mit ihrem museumsreifen Porsche die lange Fahrt nach Sardinien antreten, um mit ihrer alten Kommune 50 Jahre Woodstock zu feiern. Angie nimmt Leonie einfach mit. Und so beginnt für die beiden ein turbulenter Roadtrip durch den Süden - mit Janis im Camper dicht auf den Fersen. Hippies, Herz und Humor - großer Urlaubsspaß von Bestsellerautorin Tessa Hennig

Tessa Hennig schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und Bestseller-Romane mit Herz und Humor, die auch erfolgreich verfilmt wurden. Wenn sie vom Schreiben eine Auszeit benötigt, reist sie auf der Suche nach neuen Stoffen gern in den Süden.

Tessa Hennig schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und Bestseller-Romane mit Herz und Humor, die auch erfolgreich verfilmt wurden. Wenn sie vom Schreiben eine Auszeit benötigt, reist sie auf der Suche nach neuen Stoffen gern in den Süden.

Kapitel 1


Das Kranzler ist auch nicht mehr das, was es mal war. Angie fiel auf, dass sie sich das jede Woche sagte. Klebten an eingespielten Ritualen etwa wiederkehrende Gedanken? War es ein Zeichen des Alters, dass das Murmeltier sie hier zwar nicht täglich, aber immerhin wöchentlich grüßte? Und wenn schon. Der Film mit Bill Murray aus den Neunzigern, an den sie dachte, war eine Komödie. Angie beschloss daher, ihre sich ständig wiederholenden Gedanken ebenfalls mit Humor zu nehmen. Mit zweiundsiebzig musste man sich chronische Melancholie nicht vorhalten, vor allem, wenn man Stammgast in diesem Café war – und das schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Es war einfach schön, auf der Terrasse im ersten Stock zu sitzen und auf das geschäftige Treiben der einst prächtigsten Einkaufsmeile Berlins zu blicken. Sie war auch in die Jahre gekommen. Viele Edelboutiquen und angesagte Ausgehmeilen lagen jetzt eher im Osten. Insofern war ganz Berlin nicht mehr das, was es einmal gewesen war – vor dem Mauerfall, versteht sich, als die ganzen Regierungsbonzen ihr Süpplein noch auf Bonner Sparflamme gekocht hatten. Angie befürchtete, vollends in Melancholie zu versinken, doch daran hinderte sie ein chinesischer Tourist am Tisch gegenüber, der die Milch aus seiner Müslischale so laut schlürfte, dass er selbst den Straßenlärm vom Ku’damm übertönte. Das wäre doch auch einen Artikel wert: andere Länder, andere Unsitten. Aber bestimmt hatte sich bereits jemand dieses Themas angenommen. Es blieb keine Zeit, um weiter darüber nachzugrübeln, denn Elke war im Anmarsch. Wie immer war sie einen Tick zu trendig und jugendlich gekleidet. Und das mit dreiundfünfzig. Man sah ihr das Alter allerdings nicht an, weil sie sich einen Schönheitschirurgen geangelt hatte. Der Faltenbügler zahlte ihr auch die modischen Klamotten. Natürlich alles Markenlabel Von ihrem Gehalt als Journalistin konnte Elke sich nichts von Prada leisten. Schon stand ihre Label-Handtasche demonstrativ auf dem Tisch.

»Na?«, trillerte sie.

Konnte Elke sie nicht wenigstens einmal wie jeder normale Mensch begrüßen? Mit »Hallo, Angie« oder »Guten Morgen«? Die intellektuelle Herausforderung bestand für Angie in solchen Fällen darin, sich auf diese dämliche Ansprache hin ein Lächeln abzuringen und irgendetwas einigermaßen Sinnvolles darauf zu erwidern.

»Geht so.« Angie entschied sich heute für die knappe Variante.

Elke nickte kurz und schnippte in Richtung der Bedienung. Bei ihr funktionierte das. Auf grauhaarige Stammkundinnen in bunten Schlabberpullis und Jeans reagierte der junge Kellner nur auf vehementen Zuruf.

Elke setzte sich und seufzte. Kein gutes Zeichen.

»Ich brauch ’nen guten Stoff. Dringend!«, gab Angie ihr unmissverständlich zu verstehen, denn schreibtechnisch war sie bereits auf Entzug. Genau so brachte sie das auch rüber.

Elke nickte nachdenklich. Der Mittvierziger in Anzug und Krawatte am Nachbartisch, der bis eben noch in seine Zeitung vertieft gewesen war, blickte daraufhin neugierig zu ihnen herüber.

»Wird schwierig«, erwiderte Elke.

So wie der mutmaßliche Versicherungsfuzzi Elke nun musterte, dachte er sich bestimmt, dass Drogendealer irgendwie anders aussahen. Auf die pralle Prada-Tasche starrte er trotzdem voller Misstrauen.

Elke feixte. Auch sie hatte seinen verstörten Blick bemerkt.

»Adel? Harry und Meghan?«, schlug Angie aus purer Verzweiflung als möglichen Aufhänger für einen Artikel vor.

»Machen doch schon die Kollegen. Da krieg ich dich nicht rein. Das weeßte doch.«

Natürlich wusste Angie das, aber penetrantes Nachhaken bewegte oft Berge. In diesem Fall jedoch nicht.

»Ein klitzekleiner Staatsbesuch vielleicht?« Angie gab die Hoffnung nicht auf, wenigstens einmal wieder etwas Vernünftiges jenseits der Klatschspalten zu schreiben, wie in ihren goldenen Zeiten als Auslandskorrespondentin in London und Paris. Was für ein Scheißgefühl, auf dem Abstellgleis gelandet zu sein. Eine alte Dampflok war gerade noch gut genug für den Regionalverkehr – sprich für Ratsch und Tratsch. Nun war sie es, die seufzte, dabei hatte Elke noch nicht einmal den Kopf geschüttelt. Sie tat es jetzt.

»Es gibt Gerüchte, dass Gottschalk sich die Haare kurz schneiden lässt. Ich kenn seinen Friseur«, deutete Elke bedeutungsschwanger an.

»Sag bloß!«

Elke nickte mit ernster Miene. »Wär das nix? Das krieg ich unter – locker«, behauptete sie.

»Also ein Dreizeiler und irgendein Interview mit einem Friseur?«

Elkes betretenes Lächeln untermauerte den Ernst der Lage.

»Nee. Hör mir auf.« Angie sah keinen Grund, ein Blatt vor den Mund zu nehmen, auch wenn sie Gefahr lief, diese Woche nichts zur Aufbesserung ihrer Rente hinzuzuverdienen und Elke ihr irgendwann gar keine Aufträge mehr zukommen ließ. Dann doch lieber Pfandflaschen aus dem Müll fischen. Heutzutage wurde man dafür nicht einmal mehr schief angesehen. Volkssport. Das wäre doch ein guter Artikel, aber leider wäre der wieder politisch. Die gnadenlose Bissigkeit, für die Angie früher geschätzt und gefürchtet war, kam in diesem Bereich nicht mehr so gut an. Thema Dampflok, doch der Dampf musste schön im Kessel bleiben.

»Meng Meng«, gab Elke nun unvermittelt von sich. Meinte sie damit etwa den schlürfenden Chinesen? Er schaute jedenfalls zu ihnen rüber, als ob er sich angesprochen fühlte.

»Was willst du mir damit sagen?«, hakte Angie nach, weil der Chinese sich wider Erwarten desinteressiert abgewandt hatte.

»Na, der drollige Panda drüben im Zoo. Hat Geburtstag. Der kriegt immer ’ne Riesentorte. Erst frisst er die Möhren und Äpfel und dann sogar das Eis. Das ist so putzig. Macht gute Stimmung. Die Leute lieben so was.«

Angie sah Elke fassungslos an. Gute Stimmung machen, also Propaganda, aber nix Politisches schreiben dürfen.

»Auch die Redaktion steht total auf solche Sachen. Die nehmen das ganz sicher«, fügte Elke mit Nachdruck hinzu.

»Kann ich nicht doch noch die Hörbiger interviewen?«, bettelte Angie, weil sie keine Lust darauf hatte, sich im Zoo zum Affen zu machen und Meng Meng beim Eisschlecken zuzusehen. Letzte Woche hatte sie die Hörbiger noch abgelehnt. Vielleicht ging ja doch noch was.

»Schon weg«, erwiderte Elke. »Du schreibst immer so schön lebendig. Komm. Gib dir einen Ruck. Bringt Kohle.«

Am liebsten hätte Angie ihr in diesem Moment unter die Nase gerieben, wem sie ihren ersten Job bei der größten Tageszeitung Deutschlands zu verdanken hatte. Nun gut, das restliche Stück der Karriereleiter hatte Elke mit der Lewinsky-Methode gut allein bewältigt, aber ihr nun Pandageburtstage aufs Auge drücken zu wollen ging eindeutig zu weit. Undank ist der Welten Lohn.

»Woodstock. Fünfzig Jahre Woodstock. Hippie-Treffen auf Sardinien. Na? Was sagst du?« Angie konnte kaum glauben, dass sie Elke diesen Vorschlag eben unterbreitet hatte, und schrieb dies dem Umstand zu, dass sie sich schon umringt von laut kreischenden Kindern vor dem Gehege des asiatischen Bären hatte stehen sehen.

Elke verzog eine Augenbraue. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie gerade angestrengt nachdachte. Dann zeigte sich ein Lächeln in ihrem Gesicht.

Angie wurde augenblicklich heiß. Hatte sie Marlis denn nicht bereits abgesagt? Sardinien. Die ganzen Reisestrapazen. Die Hitze im Frühsommer. Oh Gott! Was habe ich getan?

»Brillant. Großartig! Das krieg ich unter. Mach mal, ja … Du warst doch mal da unten, in so ’ner Kommune … Genial!« Elkes Zustimmung wich Ekstase.

Angie konnte sie nicht so recht teilen, schluckte und rang sich ein erfreutes Lächeln ab.

»Spesen kannste abrechnen, aber dafür will ich Bildmaterial sehen.«

Angie verfluchte in dem Moment ihre Abneigung gegen Triviales. Aus der Nummer kam sie jetzt nicht mehr heraus. Immerhin ein vernünftiger Auftrag, und das Kranzler kam sicher auch mal eine Woche ohne sie aus.

Als Janis zu ihrem neuen Büro gebracht wurde und die beklemmend enge kleine Parzelle zum ersten Mal betrat, versuchte sie, sich mit dem Gedanken zu trösten, dass sie sich karrieretechnisch richtig entschieden hatte. Hermann Jansen, der grau melierte Leiter der Kreditabteilung und somit ihr neuer Chef, sah das genauso. Fortan würde sie keine kleinen Fische mehr im Privatkundengeschäft betreuen, sondern dicke Firmenkunden an der Angel haben. Der Bürostuhl war zudem bequem und der Schreibtisch geräumig. Dort konnte sie künftig kilometerlang Kundenakten ausbreiten. In ihrem heimeligen Stuttgarter Büro hatte es keine so großen Ablageflächen gegeben, dafür aber Grünpflanzen, eine kuschelige Couch, um Kunden in Wohlfühlambiente zu beraten, und nicht zu vergessen: die herrliche Aussicht auf einen Park, der bei geöffnetem Fenster stets für frische Luft sorgte. All das hatte sie eingetauscht gegen den Blick auf die graue Betonwand des gegenüberliegenden Bürogebäudes, einen ätzend hellblauen Kurzflorteppich, auf dem sie sofort zwei Kaffeeflecken bemerkte, und Wände, an...

Erscheint lt. Verlag 2.7.2019
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 50 Jahre Woodstock • 68er • Althippies • Dora Heldt • Ellen Berg • Familie • Familiengeschichte • Familienstreit • Familienzwist • Frauenroman • Freiheit • Happy End • Herz und Humor • Hippies • Humor • Humor Bücher • Italien • Kommune • Komödie • Lieblingsbuch • lustig • Lustige Bücher • lustige Dialoge • neu 2019 • Oma und Enkelin • Reise • Renate Bergmann • Roadtrip • Sardinien • Sommer • Strandkorb • Susanne Fülscher • Ü 50 • Urlaub • Woodstock
ISBN-10 3-8437-2086-X / 384372086X
ISBN-13 978-3-8437-2086-1 / 9783843720861
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