Last Shot (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
368 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45134-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Last Shot -  Hazel Frost
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Rache-Geschichte und Familien-Tragödie: Der adrenalingeladene Thriller »Last Shot« von Hazel Frost ist extrem cool, schockierend, schonungslos und spannend. Der smarte Russe Dima war nur mal kurz für kleine Jungs. Als er zum Wagen seiner Familie zurückkommt, sind sein Vater und seine Schwestern tot - durch Kopfschüsse aus nächster Nähe eiskalt hingerichtet. Vom jüngsten Familienmitglied, der sechsjährigen Mathilda, fehlt jede Spur. Dima hat nicht die leiseste Ahnung, in was seine Familie verwickelt war. Er weiß nur, dass er Mathilda finden muss - und den Mörder. Eine gnadenlose wie halsbrecherische Verfolgungsjagd durchs bayrische Voralpenland nach München beginnt, an deren Ende für Dima alles, was ihm noch geblieben ist, auf dem Spiel steht ...Atemloser Thrill vom Feinsten! Spannend, tragisch und in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Der Thriller »Last Shot« von Hazel Frost ist genauso aufwühlend wie unterhaltsam. Für die Fans von Luc Bessons »Léon, der Profi« und »Breaking Bad«. »Hazel Frost baut Höllen von heute - gewalttätig, bizarr, riskant, aber vor allem: sehr originell!« Thomas Wörtche

Hazel Frost, Jahrgang 1971, studierte Anglistik und Philosophie, sortierte Wühltische in Kaufhäusern, verkaufte Paketreisen und Versicherungen. In Frankreich führte sie Meinungsumfragen durch, in den Vereinigten Staaten verschrieb sie sich dem Clogging, und in Deutschland moderierte sie eine Live-Sendung im Fernsehen. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der hessischen Provinz.

Hazel Frost, Jahrgang 1971, studierte Anglistik und Philosophie, sortierte Wühltische in Kaufhäusern, verkaufte Paketreisen und Versicherungen. In Frankreich führte sie Meinungsumfragen durch, in den Vereinigten Staaten verschrieb sie sich dem Clogging, und in Deutschland moderierte sie eine Live-Sendung im Fernsehen. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der hessischen Provinz.

2.


Wenn du jemanden ficken willst, fick ihn richtig! Heute war der Tag, und sie kannte die Stunde. In ihrem Leben gab es keine fließenden Übergänge mehr. Nur noch harte Konturen. Sie zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht. Das Wetter passte zum Anlass. Es passte zu ihrem Leben. Es war ihr Wetter: Regen. Schon seit Stunden, ohne Unterlass. Sie war sich sicher, dass er kommen würde. Natürlich zu früh, um die Gegebenheiten zu überprüfen. Und er würde seine Familie mitbringen. Obwohl er Berlin nicht gern verließ. Sie sah die Örtlichkeiten ganz klar vor sich: den Parkplatz, ein Teil geschottert, der andere Teil nicht mehr als ein aufgeweichter Acker. Den Zaun, das Feld, die Straße, die hier eine scharfe Kurve machte. Selbst wenn jemand vorbeikam, würde er den Parkplatz schnell passieren. In dieser einsamen Gegend ohnehin ein unglaublicher Zufall. Wer kam schon diesen Berg herauf? Die Wanderzeit war vorbei, die Kühe ins Tal getrieben. Hier gab es nichts mehr, was den Weg hinauf lohnte. Außer diesem Treffen, auf das Youri nicht verzichten würde. Nicht verzichten konnte oder wollte.

November forderte dafür einen Gefallen ein, und er war ihr ohne Zögern bewilligt worden. November vernahm Dezembers Stimme durch das Telefon.

Diese flüsterte: »Die Ware ist gerade angekommen.« Dann ertönte nur noch das Besetztzeichen. Dezember legte auf, und November ahnte bereits, warum: Dezember hatte Angst.

November wusste, dass Youri erst zwei Tage später mit einem Anruf rechnete. Diese Verzögerung würde sie zu ihrem Vorteil nutzen.

Beim zweiten Telefonat war Youris Stimme ihr noch immer ganz vertraut.

»Marokko«, sagte sie ins Telefon. Über dem Hörer lag ein Taschentuch. Er würde ihre Stimme nicht erkennen.

»Galina«, antwortete er mit einem leichten Zögern.

Und sie nannte ihm Ort und Zeit. Er würde die weite Reise nicht mögen. »Diesmal kommst du nicht allein. Bring deine Töchter mit! Und deinen Sohn. Nur sie. Es ist sehr wichtig«, befahl sie ihm.

»Warum?«

Doch sie antwortete nicht; sie legte einfach auf. Ohne Dezember, die sie einst so hasste, wäre ihr all das hier versagt geblieben. November musste sich eingestehen, dass nichts im Leben ohne Konsequenzen blieb.

November:

 

November kannte sich mit diversen Dingen gut aus: unter anderem mit Schusswaffen, Männern und mit Zigaretten. Sie konnte nicht kochen, nicht weinen oder länger als unbedingt notwendig in einem Bett liegen. Sie trug Männerunterwäsche, hatte auf ihrer linken Körperhälfte einige unansehnliche Narben und eine Aversion gegen Fellatio. Sie besaß gegen zahlreiche andere Dinge eine Abneigung (Orangen, Bärte, Temperaturen über dreißig Grad), was sie jedoch noch nie daran gehindert hatte, all dies gelegentlich zu akzeptieren. Sie hätte gern einen bestimmten Menschen gekannt: ihren Vater. Sie hatte nur einen einzigen Menschen in ihrem Leben geliebt: ihre Mutter. Durch einen unglücklichen Zufall hatte ihre Mutter die falschen Menschen kennengelernt, die falschen Entscheidungen getroffen und die falschen Drogen genommen. Sie war zu früh gestorben, was gut für sie selbst, aber unendlich schrecklich für ihre Tochter war. Das Ausmaß des Schreckens begriff diese erst spät, andeutungsweise jedoch schon in anderer Form, als sie mit zwölf Jahren zum ersten Mal Herrenbesuch bekam. Damals trug sie noch einen anderen Namen, und die Männer um sie herum sprachen Russisch. Später sprachen die Männer Deutsch oder die universelle Sprache Geschlechtsverkehr. November sprach gut Russisch, akkurates, wenn auch nicht akzentfreies Deutsch; sie sprach fließend Geschlechtsverkehr. Ein Freier hatte ihr als vorzeitiges Hochzeitsgeschenk eine alte Makarow vermacht. November erschoss ihn zum Dank damit. Die Sache wurde als Unfall eingestuft. Keiner der Beteiligten benötigte Aufmerksamkeit. Für eine Verurteilung war November noch zu jung. Das enttäuschte sie. An ihrem Leben änderte sich nichts. Sie würde noch zahlreiche Waffen, darunter zwei Heckler & Koch, eine Steyer, eine Mauser und eine Glock, besitzen und diese gut kennen und beherrschen lernen. Die spärliche Freizeit zwischen den Ficks vertrieb sie sich mit heimlichen Schussübungen auf leere Flaschen und Dosen im Wald und damit, ihren Zuhälter zu hassen. Mit harten, düsteren Trash-Metall-Platten und Dostojewski. Die Brüder Karamasow, ein altes, zerfleddertes Taschenbuch-Exemplar mit kaum lesbarer Widmung auf der ersten Seite, war die einzige ernst zu nehmende Hinterlassenschaft ihrer Mutter. November kannte es auswendig, auf Russisch und Deutsch. Sie übersetzte es sich selbst, sagte sich Passagen im Kopf auf, wenn sie einem geschwätzigen Rentner die Eier leckte, wenn ein dicker Schalterbeamter sie von hinten nahm, wenn ein nervöser Friseur nur reden wollte. Sie hatte nicht das Gefühl, etwas anderes lesen, kennen oder verstehen zu müssen.

November traf eine Entscheidung. Sie war ein konsequenter Mensch. Sie würde ein paar Leben beenden. Wovon November hingegen nichts ahnen konnte: Überraschenderweise sollte sie mindestens ein Leben retten. Sie würde entgegen ihrer Gewohnheit beim Orgasmus laut schreien, eine Frau küssen und den Süden Deutschlands kennenlernen. November konnte es nicht gefallen, aber sie würde jemanden um Hilfe bitten müssen.

Nach dem Tod ihrer Mutter kannte November nur sich selbst, sie mochte nur sich selbst. Es lag ihr nichts daran, Gutes zu tun. Jemand sollte sie im Stich lassen. Es würde sie nicht überraschen.

Sie stellte gleichmütig fest, dass sie Youri schon so lange hasste, dass es sie fast mit Langeweile erfüllte. Sie hatte gelernt, nicht mehr zu viel darüber nachzudenken. Nur gelegentlich ereilten sie noch die Ausläufer ihrer Erinnerung. So, wie die letzten Wellen einer großen Erschütterung der Wasseroberfläche am Seeufer mit einem leisen Plätschern ankamen. Für sie war es eine Frage der Entscheidung. Der Klarheit. Der Bestimmung. Sie fürchtete nichts mehr. Alles, was sie einmal gefürchtet hatte, war ihr bereits passiert. Erstaunlicherweise war sie nicht nur immer noch am Leben, sondern sogar besser als je zuvor. Es machte sie nicht zufriedener. Mit Gleichmut verfolgte sie ihr Ziel.

Sie vernahm das Geräusch eines sich nähernden Wagens, zog sich noch mehr an den Rand der kleinen Schonung zurück. Durch ihre schwarze Kleidung würde sie an diesem grauen Tag gut zwischen den Bäumen verborgen sein. In ihrer Tasche tastete sie nach der Glock. Eine gute Waffe. Fast ein Freund. Nur ihr, der Pistole, konnte die ständige Feuchtigkeit zusetzen. Aber die Waffe war zuverlässig. Warum sollte sie heute versagen? Man konnte alles planen, aber jede wichtige Situation verlangte ein Mindestmaß an Vertrauen. Und Glück.

Der schwarze Porsche Cayenne bog auf den Parkplatz ein. Ein Berliner Kennzeichen. Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. Es gab keinen Zweifel: Er war wirklich gekommen, deutlich vor der Zeit. Die Reifen knirschten über den Schotter, hielten dann auf dem erdigen Teil des Platzes an. Hier hatte man einen guten Blick über das Feld, die Straße. Aber das würde ihm auch nichts mehr nutzen. Er wähnte sich in Sicherheit. Eine Tür öffnete sich kurz. Ein Junge sprang heraus und rannte über das Feld. Sie erkannte ihn, und es entsprach nicht ihrem Plan, dass er sich vom Auto entfernte. Aber sie hatte gelernt, die Dinge so zu nehmen, wie sie sich präsentierten, und das war selten ideal. Sie sah seine Gestalt über das Feld verschwinden, dann ging sie zielsicher und ruhig auf das Auto zu und waltete ihres Amtes: Ankläger, Richter und Exekutor vereint in einer Person, nur einen klaren Gedanken im Kopf: Wenn du jemanden ficken willst, dann fick ihn richtig!

Sie entsicherte die Glock und hielt sie mit beiden Händen nach unten gerichtet. Sie passierte den Wagen von hinten nach vorn, geduckt, richtete sich vor der Motorhaube auf und schoss. Einmal, tock!, richtete den Lauf ein paar Zentimeter weiter nach links aus, noch ein Schuss, tock! Sie sah sein Gesicht und ihr Gesicht. Den Ausdruck darauf nahm sie nicht wahr. Sie schoss gut, sie zielte präzise, weil alles andere undenkbar war. Sie ging nach links, vier lange Schritte, erblickte durch die leicht getönte hintere Seitenscheibe zwei weit aufgerissene Augen, zielte dazwischen und ein wenig darüber, drückte ab. Zeitgleich mit ihrem Schuss splitterte die Scheibe, zerriss etwas das Leder ihrer Jacke. Ein stechender Schmerz brannte sich in ihren linken Oberarm. Kurz sah sie in das ihr bekannte Gesicht, bis es nach hinten wegsackte. Ruhig umrundete sie den Kofferraum des Wagens, öffnete die hintere Tür. Im Inneren herrschte Stille, Lale oder Ayla – so genau konnte man das nie sagen – lag auf dem Rücksitz ausgestreckt. Sonst nichts, niemand. Die andere Schwester lehnte wie angenagelt vorn an der Kopfstütze. Auch Youri rührte sich nicht mehr. Er hatte in Berlin sterben wollen. Jetzt tat er seinen letzten Atemzug hier am Ende der Welt auf diesem Berg. Sogar seinen letzten Wunsch hatte sie ihm verwehrt. Sie behielt die Glock im Anschlag, begab sich an Youris Fahrertür, beugte sich nach vorn, bis ihr Gesicht fast die Scheibe berührte, und genoss für einen langen Moment Youris leeren Gesichtsausdruck. Leise flüsterte sie die Worte: »Dem Hund einen hündischen Tod!«

Danach steckte sie die Waffe ein. Entspannte ihre Arme, verbarg ihre Hände in den Taschen. Nur ein paar Minuten waren vergangen. Noch etwas fehlte, und sie würde es sich holen.

Es war kaum zu glauben, aber das Geräusch klang eindeutig: Ein weiterer Wagen näherte sich. Der Motor dröhnte. Sie kannte sich nicht gut aus, doch hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie geglaubt, es müsse sich um einen alten Pkw handeln. Geduckt lief sie auf die kleine Lichtung am Rande...

Erscheint lt. Verlag 27.6.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Action-Thriller • Bayern • BKA • Deutscher Thriller • deutsche Spannung • Dima • Familiengeschichte • Familientragödie • harter Thriller • Katja Bohnet • Mord • Organisiertes Verbrechen • Pulp Fiction • Rache-Thriller • Roadtrip • russische Familie • Thriller • Thriller Action • Thriller Autorinnen • Thriller deutsche Autoren • Thriller Deutschland • thriller familie • Verfolgungsjagd • Waffenhandel
ISBN-10 3-426-45134-4 / 3426451344
ISBN-13 978-3-426-45134-2 / 9783426451342
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