Manche mögen's tot (eBook)

Die K&K Schwestern ermitteln
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
320 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-76261-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Manche mögen's tot -  Tatjana Kruse
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Wie man sich bettet, so liegt man. Gilt auch für Särge.

Konny geht bis zum Äußersten und serviert den Gästen ihrer Pension koffeinfreien Kaffee. Während ihre Schwester Kriemhild beim Pilzesuchen den Schuss gehört hat. Mit dem ein stadtbekannter Wohltäter eine Frau erschossen hat, die er anschließend im Kofferraum abtransportiert. Nicht ohne vorher zu versuchen, Kriemhild auch aus dem Weg zu räumen. Mithilfe von schwarzem Johannisbeersaft überzeugt sie den Mörder, dass sein Versuch, sie unschädlich zu machen, ausreichend war. Als leidlich unsichtbarer Geist sucht Kriemhild nach Beweisen für den Mord, während Konny ihre »Beerdigung« plant.

Nacktkater Amenhotep, der dauerfluchende Papagei Chuck Norris und die nervtötend anspruchsvolle Gästeschar sind dabei nicht hilfreich.



Tatjana Kruse ist leidenschaftliche Krimödien-Autorin. Sie lebt und arbeitet in Schwäbisch Hall, der Stadt zur Bausparkasse, und wurde fu?r ihre Krimis bereits mit dem Marlowe der Raymond-Chandler-Gesellschaft, dem Fancy Media- und mit dem Nordfälle-Preis ausgezeichnet.

Tot, toter, am tötesten


Die Binse, dass es nie so schlimm kommt, wie man befürchtet, ist frech gelogen.

Dachte Kriemhild, als sie die Kugeln auf sich zufliegen sah …

Natürlich kann man abgefeuerte Pistolenkugeln im Flug nicht wirklich sehen. Dafür sind sie viel zu schnell. Aber in diesen Momenten zwischen Leben und Tod verlangsamt sich die Zeit. Wie in einem Matrix-Film. Nicht nur auf der Leinwand, auch in der süddeutschen Provinz.

In dieser verlangsamten Zeit sah Kriemhild sich selbst, wie sie an diesem Morgen in ihrem grauen Staubmantel die Pension, die sie mit ihrer Schwester führte, verlassen hatte.

Alle anderen schliefen noch. Die Sonne ging gerade auf. Eine Amsel zwitscherte, ein Schaf blökte, die vorüberfahrende Zeitungsfrau rief einen Morgengruß. Jeder andere hätte das für pure Idylle gehalten.

Nicht so Kriemhild.

Kriemhild fand die Sonne, die gerade so über die Hügel auf der anderen Talseite lugte, zu grell. Die Amsel und das Schaf waren ihrer Meinung nach vermutlich auf Speed, weil sie so enthemmt klangen wie Death-Metal-Leadsänger auf dem Wacken Open Air. Und die Tageszeitungen vorn an der Auffahrt aus einer fahrenden Rostlaube zu werfen, wie es die Zeitungsfrau tat, während sie »Guten Morgen« oder »Ihr könnt mich alle mal« rief (aufgrund der Entfernung konnte man das nicht recht verstehen), erschien Kriemhild wie ein Fehdehandschuh, den man ihr ins Gesicht knallte.

Es gibt Menschen, die die Welt rosarot sehen. Oder doch mehrheitlich bunt. In Kriemhild waren diese Wahrnehmungsfarbskalen nicht angelegt. Für sie war alles grau. Es entsprach nicht ihrem Naturell, heiter zu sein. Das stieß manch einem sauer auf, aber wenn man sie erst einmal näher kannte oder sie auch einfach nur so sein ließ, wie sie war, dann wurde einem klar, dass in ihrem hageren Bohnenstangenkörper ein gutes Herz schlug.

Sie hatte es nicht leicht gehabt. Nie viel Geld, dafür viele Schicksalsschläge in ihrem über sechzigjährigen Leben. Weil sie immer filterlos die Wahrheit sagte – oder das, was sie dafür hielt –, war ihr Freundeskreis eher klein zu nennen. Sie erfüllte ihre Pflichten; ohne zu murren, aber auch ohne Spaß. Kriemhild verstand nicht, warum der eine oder die andere sie bemitleidete. So war das Leben eben. Man kam auf die Welt, dann ging es auf und ab wie in einer Achterbahn (bei manchen mehr ab als auf, aber sei's drum), und am Ende starb man.

Das hieß nicht, dass Kriemhild unfähig war, die kleinen Freuden des Lebens zu genießen. An diesem Morgen hatte sie beispielsweise ausgiebig heiß geduscht – ein Luxus, der vor der jüngsten Rundumsanierung der Pension nicht garantiert war, weil die Warmwasserversorgung ein Eigenleben geführt hatte. Und jetzt wollte sie in den Wald und Pilze sammeln. Weil sie das an ihre Kindheit erinnerte, in der sie mit ihrem bärbeißigen Opa »in die Pilze« gegangen war. Stundenlang hatte er vor sich hin gebrummt, wem er alles einen Fliegenpilz vorsetzen würde, wenn er denn einen fände (er fand nie einen), während Klein-Kriemhild durchs Unterholz hüpfte. Seitdem weckte das Pilzsammeln stets Glücksgefühle in ihr. Auch wenn sie nicht mehr hüpfte.

Von der Pension zum Wald war es fußläufig, und nur knapp zwei Kilometer weiter begann schon die Schleifbachklinge, die hinunter ins Tal führte. Geomorphologen verstehen unter einer Klinge kurze, schmale, meist sehr Gefälle-starke Kerbtäler, die durch Wasser- oder Schutterosion entstanden sind. Für Nicht-Geologen waren die Klingen, von denen es in der Nähe der Pension mehrere gab, echte Wohlfühlparadiese, in denen man begriff, warum die Japaner von Shirin Yoku sprachen, dem Waldbaden. Zumal der Bach ständig neben einem dahinplätscherte. Man erfasste tief innerlich, warum Hildegard von Bingen einst gesagt hatte, die Ewigkeit habe eine Farbe und die sei Grün. Weniger spirituelle Menschen fanden solche bewaldete Klingen einfach herrlich zum Wandern.

Natürlich nicht im Morgengrauen, mehr so tagsüber. Folglich war die Schleifbachklinge menschenleer. Und auch die Fauna schlief noch in ihren Nachtverstecken. Nur die Flora war allüberall, sie konnte ja nicht anders.

Kriemhild wusste aus Erfahrung, an welchen Hängen man die besten Pilze fand. Pfifferlinge, um genau zu sein. Sie liebte den Geschmack von Eierschwämmen, wie man sie auch nannte. Und die gelben Hütchen. Einfach entzückend. Ja, die kleinen Freuden schätzte Kriemhild durchaus. Und von denen gab es so unendlich viel mehr als von den großen Freuden. Die Geburt eines Kindes, Erstbesteigungen, Preisverleihungen, einen Seelenverwandten, mit dem man an einem exotischen Ort händchenhaltend in den Sonnenuntergang schaute – das waren doch alles nur punktuelle Highlights, exzeptionelle Momentaufnahmen. Die kleinen Freuden – wie eine heiße Dusche oder ein Teller mit selbstgesammelten Pilzen – waren planbarer, müheloser zu erreichen und kamen sehr viel häufiger daher. Will heißen, Kriemhild war glücklich.

Ihr Korb war bereits nach kurzer Zeit gut gefüllt, und sie war auf dem unwirtlichen, schmalen Pfad trotz knorriger Wurzeln und abgebrochener Äste stolperfrei fast schon unten im Tal angekommen, als sie im goldenen Sonnenlicht das Äquivalent des heiligen Grals aufblitzen sah.

Die Klinge lag im Westen und somit voll im Morgenlicht. Ab Mittag wäre es hier zappenduster, und das Pilzesammeln nur noch mit Taschenlampe möglich. Jetzt aber erstrahlte ein wahrer Pilzprotz zwischen zwei Buchen. Kriemhild strahlte ebenfalls. Was für ein Fund! Sie verließ den Weg, kämpfte sich durch das Gestrüpp bis zu Mister Pfifferling und zögerte nur ganz kurz, bevor sie sich vorbeugte und ihn mit einem raschen Schnitt ihres Messers ihrer Sammlung einverleibte.

Und in genau dieser Position – aus der Hüfte nach vorn geknickt, mit baumelndem Pilzkorb und leise ächzend – hörte sie den Schuss.

Kriemhild richtete sich abrupt auf.

War sie in eine Jagd hineingeraten? Sie hatte in der Lokalzeitung gelesen, dass Wildschweine in den hiesigen Wäldern zu einer wahren Plage geworden waren. Aber dann hätte man doch zum Halali geblasen? Oder Warnschilder auf den Wegen aufgestellt. Wobei Kriemhild sich zutraute, so ein Schild auch einfach mal nicht zu sehen.

Eine Frau schrie.

Ein weiterer Schuss fiel.

Dann Stille.

Kriemhild neigte nicht zu spontanen Reaktionen. Egal, wie dicke es kam, sie blieb ruhig und machte einen Schritt nach dem anderen. Bildlich und ganz konkret. In diesem Fall führten sie ihre Schritte hangabwärts zum Ausgang der Klinge, von wo Schüsse und Schrei gekommen waren.

Dort unten ergoss sich das plätschernde Rinnsal, das nur nach starken Regenfällen oder zur Schneeschmelze zu einem ausgewachsenen Bach anwuchs, in den Fluss. Es gab dort auch einen Parkplatz für die Wanderer.

Und auf diesem Parkplatz stand eine dunkle Luxuslimousine, hinter der ein stattlicher Mann in diesem Moment relativ rhythmusfrei einen einbeinigen Stepptanz aufführte, während er etwas Schweres in den Armen hielt.

Auf den zweiten Blick wurde Kriemhild klar, dass er versuchte, mit dem Fuß den Sensor zu aktivieren, der den Kofferraumdeckel der Limousine automatisch anheben würde. Doch was der Mann in den Armen hielt, war kein Etwas – sondern eine Frau.

Zierlich.

Blond.

Eindeutig tot.

Er ging nicht sehr behutsam mit der Leiche um, und wäre die Leiche keine Leiche, hätte sie einen Ton von sich gegeben, als der Kofferraumdeckel aufglitt und der Mann sie so grob in den Wagen wuchtete, dass ihr Kopf schwer und mit einem weithin vernehmbaren Knacken gegen den Kofferraumdeckel prallte. Bestimmt hatte er ihr gerade auch noch das Genick gebrochen.

Kriemhild blieb reglos stehen und schluckte schwer. Ihre – unter normalen Umständen fast schon übermenschlich zu nennende – Selbstbeherrschung stieß nun doch an ihre Grenzen. Was tun?

...

Erscheint lt. Verlag 17.6.2019
Reihe/Serie Die Schnüffelschwestern
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Best Ager • Der Gärtner war’s nicht • Detektiv • Detektivin • DUO • Ermittlung • Frauen • Frauenkrimi • Frauenunterhaltung • Geschenkbuch für Frauen • Humor • insel taschenbuch 4710 • IT 4710 • IT4710 • Kommissar Seifferheld • Konny und Kriemhild • Krimi • Kriminalroman • Landhaus-Krimi • Leiche • Meerjungfrauen morden besser • Mord • Mord mit Aussicht • Pension in der Provinz • Regionalkrimi • Rita Falk • Schwestern • Spannung • Süddeutschland • Ü50
ISBN-10 3-458-76261-2 / 3458762612
ISBN-13 978-3-458-76261-4 / 9783458762614
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