Boy in a Dead End (eBook)

Tiefgründiges Jugendbuch ab 14 Jahre

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
320 Seiten
Loewe Verlag
978-3-7320-1357-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Boy in a Dead End -  Karl Olsberg
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In 'Team Defense' ist Manuel unschlagbar. Doch was seine Mitspieler nicht wissen: Beinahe Manuels gesamter Körper ist gelähmt. Er steuert seinen Avatar nur mithilfe eines intelligenten Rollstuhls. Denn Manuel leidet an einer unheilbaren Nervenkrankheit und ihm bleiben nur noch wenige Monate zu leben. Als er von einem umstrittenen Experiment erfährt, schöpft er neue Hoffnung: Dabei kann eine Computersimulation seines Gehirns entwickelt werden. So soll sein Bewusstsein in einem Computer weiterleben. Allerdings wird bei dem Scan das Gehirn vollständig zerstört.

Karl Olsbergpromovierte über künstliche Intelligenz, war Unternehmensberater, Manager bei einem Fernsehsender und gründete mehrere Start-ups, darunter 'Papego', das die gleichnamige App zum mobilen Weiterlesen gedruckter Bücher entwickelt hat. 2007 erschien sein erster Roman Das System, der es auf Anhieb auf die Spiegel-Bestsellerliste schaffte. Seitdem schreibt er nicht nur erfolgreich Romane für Erwachsene, sondern auch für Jugendliche und Kinder. Der Thriller Boy in a White Room wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Auch die Filmrechte wurden bereits verkauft. Der Autor lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Karl Olsbergpromovierte über künstliche Intelligenz, war Unternehmensberater, Manager bei einem Fernsehsender und gründete mehrere Start-ups, darunter "Papego", das die gleichnamige App zum mobilen Weiterlesen gedruckter Bücher entwickelt hat. 2007 erschien sein erster Roman Das System, der es auf Anhieb auf die Spiegel-Bestsellerliste schaffte. Seitdem schreibt er nicht nur erfolgreich Romane für Erwachsene, sondern auch für Jugendliche und Kinder. Der Thriller Boy in a White Room wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Auch die Filmrechte wurden bereits verkauft. Der Autor lebt mit seiner Familie in Hamburg.

1. KAPITEL


Manuel


Vorsichtig spähe ich um die Ecke des verfallenen Bürohauses in die Sackgasse. Sie endet nach ein paar Dutzend Metern an einer provisorischen Mauer, die mit Stacheldraht und wahrscheinlich noch einigen unangenehmen Überraschungen gegen Überklettern gesichert ist. Keine Spur von dem Typ, der John erschossen hat.

Wie kann das sein? Ich habe doch gesehen, wie er gerade eben hier hineingelaufen ist. Hat er ein Stealth Pack eingesetzt, um sich unsichtbar zu machen? Unwahrscheinlich, die sind viel zu selten und wertvoll, um sie in so einer Situation zu verschwenden. Er muss sich in der Ecke hinter dem Autowrack verkrochen haben und wartet vermutlich nur darauf, dass ich dumm genug bin, mich aus der Deckung zu wagen.

Ich schätze die Entfernung ab. Zu weit für eine Handgranate. Vielleicht, wenn ich bis zu dem Müllcontainer da vorne sprinte und sie von dort werfe …

»Sniper!«, tönt eine Warnung aus meinem Headset.

Ich werfe mich zu Boden. Im selben Moment schlägt eine Kugel in die Mauer über mir ein. Eine Falle! Hätte ich mir denken können.

Der Sniper muss in dem Haus auf der anderen Straßenseite hocken, gegenüber der Einmündung der Sackgasse. Er hat ein Präzisionsgewehr benutzt, das nur eine geringe Schussrate pro Minute hat, sonst wäre ich schon tot. Aber dem nächsten Schuss werde ich nicht ausweichen können.

Ich springe auf, sprinte im Zickzack los und hechte hinter den Müllcontainer, während mich eine zweite Kugel knapp verfehlt. Zwar bringt mich das aus der Schusslinie des Snipers, doch dem anderen Schützen bin ich nun ausgeliefert, wenn er sich wirklich dort in der Ecke versteckt hat. Rasch entsichere ich eine Granate und werfe sie hinter das verrostete Wrack des SUVs, dessen blaue Seitentür bereits mehrere Einschusslöcher aufweist. Kurz darauf erschüttert die Explosion die Straße. Metallteile fliegen wie Wurfmesser durch die Luft. Eines zischt dicht an meinem linken Bein vorbei.

Ich zähle bis drei, dann renne ich los. Der Sniper verfehlt mich erneut um Haaresbreite, bevor ich das brennende Wrack erreiche. Keine Spur des Feindes, aber dafür entdecke ich einen Abflussschacht. Bingo!

»Hey, Mike, ich glaube, ich habe den Eingang zu deren Homebase gefunden!«, rufe ich triumphierend.

»Echt jetzt?«

»Ja. Ein Abflussschacht, hier am Ende dieser Sackgasse.«

»Okay, ich komme. Gib mir Feuerschutz!«

Ich wechsele die Waffe und nehme durch das Zielfernrohr meines Scharfschützengewehrs das Haus ins Visier, in dem sich der feindliche Sniper verkrochen haben muss. Als ich hinter einer zersprungenen Scheibe im zweiten Stock eine Bewegung wahrnehme, drücke ich ohne zu zögern ab. Natürlich schieße ich daneben, aber ich zwinge ihn in Deckung, während Mike in Schlangenlinien auf mich zuhastet. Sicherheitshalber gebe ich noch einen zweiten Schuss ab, dann ist mein Teamkollege bei mir.

Wir betrachten den Gullydeckel. Auf den ersten Blick sind keine Sprengsätze erkennbar, aber das muss nichts heißen. Besser, wir gehen auf Nummer sicher. Ich lege eine Mine auf den Deckel, stelle den Timer auf zehn Sekunden und aktiviere sie.

»Los!«, rufe ich und gebe einen weiteren Schuss auf das Fenster ab, hinter dem ich den Sniper gesehen habe.

Mike sprintet auf die andere Straßenseite in die Deckung des Müllcontainers und nimmt von dort den Sniper unter Beschuss, während ich ihm folge. Kurz darauf zerreißt eine weitere, noch stärkere Explosion die angespannte Stille.

Wir kehren zu dem Wrack des SUVs zurück, das durch die Explosion der Mine auf die Seite geworfen wurde, doch der Gullydeckel ist unversehrt. Er muss aus Nanokomposit bestehen. Mit Granaten kriegen wir den nicht auf.

»Mist!«, schimpft Mike. »Dafür brauchen wir einen Hochleistungslaser.«

»Stimmt«, erwidere ich. »Aber immerhin wissen wir jetzt, wo der Eingang zum Versteck dieser Typen ist. Wenn wir wieder in der Homebase sind …«

Ein schweres, stampfendes Geräusch unterbricht mich. Im nächsten Moment kommt ein stählerner Koloss um die Ecke. Eine eckige Kanzel, die wie ein Flugzeugcockpit aussieht, steht auf zwei, fast drei Meter hohen Beinen. Links und rechts sind Schnellfeuerkanonen angebracht, die stark genug sind, um den Müllcontainer, das Autowrack und uns in Sägemehl zu verwandeln. Die Kanonen fangen an zu rotieren. Sie benötigen etwa zwei Sekunden, bis sie feuerbereit sind.

»Oh verdammt!«, ruft Mike aus. »Die haben einen Mech! Eine Rakete, schnell!«

Hastig wechsele ich die Waffe und nehme den Mech ins Visier. Die Panzerung der Kanzel ist selbst für meinen tragbaren Raketenwerfer zu stark, doch wenn ich eines der Beine treffe, fällt der Koloss zu Boden und ist kampfunfähig. Dafür habe ich nur einen Schuss frei, aber auf die Entfernung ist das kein Problem.

Gerade als ich abdrücken will, durchzuckt ein heftiger Schmerz meine linke Seite. Ich verreiße den Raketenwerfer. Das Geschoss zischt an dem Mech vorbei und explodiert an der Hauswand hinter ihm.

Im nächsten Moment bricht die Hölle los.

»Sorry, Leute«, sage ich, als das Totenkopfsymbol in meinem Display erscheint. »Hab’s vermasselt.« Meine Stimme zittert leicht vor Schmerzen. Die Krämpfe werden in letzter Zeit häufiger trotz der Medikamente.

»Schon gut«, meint Mike. »Wir können ja nicht jedes Mal gewinnen.«

»Aber dieses Mal wäre schon schön gewesen«, mischt sich John ein. »Ausgerechnet gegen die Evil Vegetables zu verlieren, kostet uns mindestens vier Plätze im Ranking.«

»Was war denn los?«, fragt Elli. »Du hattest bisher die beste Abschussquote im Team. Und ausgerechnet bei einem Mech, der so groß ist wie ein Scheunentor, schießt du daneben?«

Dass ihre Stimme eher mitleidig als sauer klingt, erschreckt mich. Ahnt sie etwa, dass mit mir etwas nicht stimmt?

»Ich … ich war abgelenkt«, lüge ich. »Meine Mutter kam rein und wollte was von mir. Tut mir echt leid.«

»Okay, verstehe«, meint John. »Sag ihr beim nächsten Mal, dass sie dich mitten im Turnier nicht stören soll.«

»Wenn ich ihr das sage, kommt sie erst recht rein.«

»Ja, das kenne ich. Na, sei’s drum. Wir holen das schon wieder auf«, erwidert John, doch ich höre seiner Stimme an, dass er nicht so recht daran glaubt.

Zwar ist meine Trefferquote immer noch besser als der Durchschnitt in unserem Team, aber sie hat in letzter Zeit immer mehr nachgelassen. Es wird nicht mehr lange dauern und sie werden mich aus dem Team werfen. Dann habe ich nicht einmal mehr das.

Ich verabschiede mich knapp und beende das Spiel.

»Marvin, Display hochklappen.«

Der gebogene Bildschirm, der mir gerade noch die verfallene, düstere Spielwelt von Team Defense vorgegaukelt hat, fährt nach oben und ich habe wieder ungehinderten Blick auf mein Zimmer: schräge, hellblau gestrichene Wände, Poster von Mangahelden, die ich früher mal toll fand, ein Regal voller Bücher, die ich nicht einmal mehr selbst öffnen, geschweige denn darin blättern könnte, zwei Sessel, die ich nicht mehr benutze, und ein ebenso überflüssiger Schreibtisch. Nur das monströse Bett, das den Raum beherrscht, ist hier wirklich erforderlich. Es ist eine Spezialkonstruktion der Firma Carebotics aus Berlin, genauso wie mein Stuhl.

»Marvin, lege mich ins Bett.«

Ich kann noch sprechen, auch wenn es sich manchmal anfühlt, als hätte jemand eine Socke in meinen Mund gestopft. Mit den Bewegungen klappt es nicht mehr so gut. Meine Beine sind vollständig gelähmt, die Arme zucken unkontrolliert herum, wenn ich versuche, nach etwas zu greifen, deshalb lasse ich es meistens.

Zum Glück habe ich Marvin. Er hat Räder, mechanische Beine, mit denen er Treppen steigen kann, einen Greifarm, den ich durch ein visuelles Interface steuere, und kann natürlich sprechen. Für einen Rollstuhl ist er ein bisschen besserwisserisch und ungefähr so einfühlsam wie ein Stück Brot. Trotzdem fühlt es sich an, als wäre er mein einziger Freund.

Er rollt neben das Bett, hebt die Sitzfläche und die Beinauflage an und senkt die Rückenlehne ab, sodass ich flach liege. Dann neigt er die Auflagefläche zur Seite wie die Kipplade eines Baufahrzeugs, woraufhin ich ins Bett rutsche. Das ist etwas entwürdigend, aber weniger unangenehm, als wenn mich Ralph, der Pfleger, der täglich vorbeikommt, jeden Abend ins Bett legen müsste wie ein Baby.

Im Bett sind natürlich jede Menge Sensoren angebracht, die meinen Schlaf überwachen. Sollten mein zerfallendes Nervensystem endgültig den Geist aufgeben und meine Lungen kollabieren, wird es Alarm schlagen. Marvin ist in der Lage, einen Sauerstoffschlauch in meinen Hals einzuführen und mich zu stabilisieren, bis der Notarzt eintrifft. Zum Glück hat er das noch nie machen müssen, aber irgendwann wird es passieren. Vielleicht erst in ein paar Monaten, vielleicht schon heute Nacht. Sie werden mich dann in der Intensivstation noch eine Weile am Leben halten können, doch trotz aller modernen Technik ist das nur ein Hinauszögern des Unvermeidlichen um höchstens wenige Wochen.

Das Leben ist nun mal eine Sackgasse, für jeden von uns. Der Unterschied ist bloß, dass ich das Ende der Straße bereits sehen kann.

Zu wissen, dass man nicht mehr lange lebt, erspart einem manches. Man muss zum Beispiel nicht darüber nachdenken, welchen Beruf man später mal ergreifen will, ob diese blöde Akne irgendwann verschwindet oder ob man jemals eine Freundin findet. Viele Probleme, die andere Jungen in meinem Alter belasten, habe ich nicht. Aber natürlich ist es trotzdem alles andere als toll.

Die Wahrscheinlichkeit, an amyotropher Lateralsklerose, kurz ALS, zu erkranken, ist sehr gering, vor...

Erscheint lt. Verlag 18.9.2019
Verlagsort Bindlach
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Sachbücher Naturwissenschaft / Technik
Schlagworte ALS Amyotrophe Lateralsklerose • Boy in a White Room Girl in a Strange Land Karl Olsberg • Bücher wie Der Game Master Tödliches Netz James Dashner • Bücher wie The Circle • Bücher wie Zero Marc Elsberg • Das System Das Dorf Würfelwelt Karl Olsberg Bücher • Jugendbücher ab 14 Jahre Jahren Jährige Mädchen Jungen • Jugendthriller Thriller ab 14 • Mirror Delete Enter Karl Olsberg • Schullektüre eBook • Selbstbestimmung selbstbestimmt leben Selbstbestimmungsrecht
ISBN-10 3-7320-1357-X / 373201357X
ISBN-13 978-3-7320-1357-9 / 9783732013579
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