Friesenlist. Ostfrieslandkrimi -  Sina Jorritsma

Friesenlist. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2019 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-95573-935-5 (ISBN)
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Der Herztod eines reichen Unternehmers sorgt für Unruhe auf der ostfriesischen Insel Borkum. Die Ehefrau des Verstorbenen verdächtigt die attraktive Masseurin Nele. Durch die Behandlung war ihr Mann regelrecht aufgeblüht. Was geht in Neles Massagestudio wirklich vor sich? Kommen gar illegale Potenzmittel zum Einsatz, die dem chronisch schwachen Herz des Geschäftsmannes den Rest gegeben haben? Die Inselkommissare Mona Sander und Enno Moll gehen der Sache nach und entdecken keine Unregelmäßigkeiten – bis eine Leiche in den Dünen alles in ein neues Licht rückt. Nun haben sie eindeutig einen Mord. Die Unternehmerwitwe selbst macht sich durch ihr Verhalten verdächtig. Und welche Rolle spielt ihr omnipräsenter Personal Trainer? Die Ermittler gehen allen Spuren nach, doch sie ahnen nicht, welch heimtückische List wirklich dahintersteckt...

Kapitel 1


 

„Moin. Ich will einen Mord melden.“

Kommissarin Mona Sander und Oberkommissar Enno Moll blickten auf, als eine ihnen unbekannte Frau diesen Satz aussprach. Zuvor war die Tür geöffnet worden. Die beiden Kriminalisten der Borkumer Inselwache saßen in ihrem gemeinsamen Büro und hatten sich gerade mit den Dienstplänen für die bevorstehenden Feiertage beschäftigt.

Polizeimeisterin Grietje Smit hatte die Besucherin zu den Ermittlern geführt.

„Frau Andringa behauptet, dass ihr Ehemann umgebracht worden wäre“, meinte die junge Kollegin. „Da dachte ich, dass ihr den Fall am besten gleich selbst übernehmt.“

Grietjes Betonung schien Frau Andringa zu missfallen. Sie warf der sommersprossigen jungen Polizistin einen vernichtenden Blick zu.

„Nehmen Sie meine Anzeige etwa nicht ernst?“

Grietje zuckte mit den Schultern. Wenigstens hat sie momentan kein Kaugummi im Mund, dachte Mona.

„Das habe ich nicht gesagt“, beteuerte die Polizeimeisterin. „Aber es kommt nicht so oft vor, dass uns ein Totenschein eines Ermordeten vorgelegt wird, auf dem eine natürliche Todesursache angegeben ist.“

Sie schien der Meinung zu sein, dass sie mit diesem Hinweis ihre Schuldigkeit getan hätte. Jedenfalls machte Grietje auf dem Absatz kehrt und ging nach vorn ins Wachlokal zurück.

„Schließen Sie doch bitte die Tür und nehmen Sie Platz, Frau Andringa“, sagte Enno freundlich. Mona war ihrem Kollegen dankbar, dass er als der Ranghöhere von ihnen sich mit der Frau beschäftigen wollte. Die Kommissarin hatte gerade eine nerven­aufreibende Fortbildung in der Landeshauptstadt hinter sich gebracht und musste innerlich erst wieder auf Borkum ankommen. Es war Monas erster Arbeitstag auf ihrer geliebten Insel, die ihr nun schon seit einigen Jahren zur Heimat geworden war. Obwohl der Lehrgang nur eine Woche gedauert hatte, war ihr Heimweh sehr groß gewesen.

Während die Melderin auf Ennos Besucherstuhl Platz nahm, konnte Mona sie unauffällig mustern. Momentan sah sie nur Frau Andringas Hinterkopf, doch bei ihrem Eintreten hatte sie ihr Gesicht erblickt. Die Kriminalistin schätzte das Alter der Dame auf Mitte bis Ende vierzig. Frau Andringa machte einen sehr gepflegten Eindruck. Sie trug eine gefütterte Designer-Lederjacke, die gewiss gut vor der winterlichen Nordseebrise schützte. Ein eleganter weinroter Pullover, eine beige Leinenhose sowie Lederstiefel mit Absatz vervollständigten das Outfit einer Frau, die bei ihrer Garderobe nicht aufs Geld schauen musste.

Der Name Andringa sagte Mona nichts. Es musste sich bei ihr allerdings auch nicht um eine Einheimische handeln. Auf einer beliebten Urlaubsinsel wie Borkum kamen und gingen die Ferien- und Kurgäste mit schöner Regelmäßigkeit. Auch jetzt, in der Adventszeit, war die Anziehungskraft des Eilands ungebrochen.

Die tiefe Stimme des schwergewichtigen Oberkommissars unterbrach Monas Gedankengang.

„Möchten Sie einen Tee, Frau Andringa?“

Die Besucherin schüttelte heftig den Kopf.

„Nein, danke. Nehmen Sie jetzt bitte endlich eine Strafanzeige gegen die Frau auf, die meinen Ehemann auf dem Gewissen hat!“

Nun konnte Mona ihre Neugierde nicht mehr bremsen. Zurückhaltung war ohnehin nicht ihre starke Seite. Sie stand auf, umrundete den Tisch und stellte sich neben Enno. Andernfalls hätte sie die Melderin von hinten ansprechen müssen.

Der Oberkommissar warf Mona einen Seitenblick zu und sagte: „Das ist meine Kollegin Frau Sander. Mein Name ist Moll. Sie haben also schon einen konkreten Verdacht?“

„Verdacht?“, echote Frau Andringa. Sie klang ziemlich schrill. „Ich weiß, dass mein Jan von diesem Biest ermordet wurde!“

Mona wusste aus Erfahrung, dass Angehörige höchst unterschiedlich auf den Verlust eines geliebten Menschen reagierten. Oft erlebte sie tränenreiche Trauer, aber auch Leugnung des Unbegreiflichen. Oder Wut, die sich ein Ziel suchte. So schien es bei dieser Witwe zu sein.

„Könnten wir bitte den Totenschein sehen, von dem eben gerade die Rede war?“, bat Enno.

Frau Andringa nickte, öffnete ihre mitgebrachte Ledermappe und legte das Dokument auf den Schreibtisch. Mona beugte sich vor, um ihrem Kollegen über die Schulter zu linsen.

„Der Totenschein wurde von Dr. Jepsen unterschrieben“, stellte sie fest. „Und er stellte eine natürliche Todesursache aufgrund einer Vorerkrankung fest.“

„Mein Mann hatte ein schwaches Herz. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass seine Mörderin ungestraft davonkommen darf.“

„Jan Andringas Tod trat vorgestern um 15.03 Uhr ein“, stellte Enno fest. „War die Frau, die Sie beschuldigen, anwesend?“

Die Melderin schaute ihn an, als ob er nicht ganz richtig im Kopf wäre. Das war zumindest Monas Eindruck.

„Natürlich nicht! Dafür ist sie viel zu gerissen.“

Die Kommissarin atmete tief durch. Sie konnte viel Verständnis für Menschen in gefühlsmäßigen Ausnahmesituationen aufbringen. Aber ihr war die Zeit zu kostbar, um sie mit haltlosen Beschuldi­gungen zu vergeuden.

„Auf welche Art und Weise soll denn die Person, die Sie verdächtigen, Ihren Gatten getötet haben?“, fragte Mona mit erzwungener Ruhe.

Frau Andringa schaute erst die Ermittlerin, dann den Oberkommissar an.

„Sie hat Jan durch eine ihrer verflixten Massagen umgebracht!“

Für einen Moment herrschte Ruhe in dem kleinen Büroraum. Nur draußen auf der Strandstraße hörte man vorweihnachtliche Klänge sowie das Warngeräusch der Bahnübergangsschranken, weil ein Zug vom Fähranleger aus zum Inselbahnhof fuhr.

„Mir sind schon viele Tötungsarten untergekommen, doch davon habe ich noch nie gehört“, platzte Mona heraus.

„Daran können Sie erkennen, wie raffiniert dieses Luder vorgeht!“, rief die Witwe triumphierend. Die Kommissarin schwankte bei ihren Gefühlen für Frau Andringa zwischen Mitleid und Gereiztheit. Einerseits konnte Mona verstehen, dass der Tod des Ehemanns eine tiefe Wunde gerissen haben musste. Andererseits konnte sie es nicht ausstehen, wenn ein Mensch zu Unrecht einer Straftat bezichtigt wurde.

Nun meldete sich auch Enno wieder mit einer Frage zu Wort.

„Wie heißt denn die Verdächtige?“

„Nele Krog. Sie hat ihre Massagepraxis in der Gorch-Fock-Straße. Oder sollte ich besser sagen: ihr Bordell?“

„Wollen Sie damit andeuten, dass diese Frau Krog sich als Prostituierte betätigt?“, hakte der grauhaarige Kriminalist nach.

„Das ist doch ein offenes Geheimnis“, behauptete die Melderin. Und sie fügte spitz hinzu: „Nur die Polizei scheint davon noch nichts mitbekommen zu haben.“

Mona wurde es allmählich zu bunt.

„Wir sind für Hinweise aus der Bevölkerung dankbar“, stellte sie fest. „Doch da der Arzt eine natürliche Todesursache bescheinigt hat, sehe ich keine Möglichkeit für ein polizeiliches Eingreifen.“

Frau Andringa sprang auf. Sie starrte Enno an.

„Das ist ja unglaublich! Sagen Sie doch auch mal etwas!“

„Ich …“

„Wahrscheinlich lassen Sie sich ebenfalls von Nele Krog eine Spezialbehandlung verpassen! Und Ihre Kollegin ist viel zu jung und unerfahren, um mit dieser falschen Schlange fertigzuwerden!“

„Am besten beruhigen Sie sich zunächst einmal“, schlug Mona vor. Diesen Ratschlag hätte sie sich auch selbst geben können, denn ihr Blut kochte bereits. Noch schaffte die Kommissarin es allerdings, nicht die Beherrschung zu verlieren. Und Enno? Obwohl Frau Andringa ihn gerade mehr oder weniger deutlich als Bordellbesucher abgestempelt hatte, fuhr er nicht aus der Haut. Entweder hatte der Oberkommissar es während seiner vielen Dienstjahre gelernt, mit schwierigen Menschen umzugehen, oder seine Bärenruhe war ihm angeboren. Nach Monas Vermutung traf wahrscheinlich beides zu.

„Sie sollten vielleicht doch einen Tee trinken“, meinte Enno. Die Witwe schüttelte heftig den Kopf.

„Ich verstehe nicht, wie Sie hier seelenruhig herumsitzen können, während auf Borkum eine Mörderin auf freiem Fuß ist! Ich werde mich über Sie beide beschweren.“

„Das steht Ihnen selbstverständlich frei“, brummte der Oberkommissar. Frau Andringa murmelte etwas Unverständliches und rauschte hinaus. Natürlich nicht, ohne die Tür hinter sich zuzuknallen.

„Fröhliche Weihnachten!“, sagte Mona zu Enno, als die Schritte auf dem Flur verhallt waren. „Man merkt doch allmählich, dass schon bald das Fest der Liebe begangen wird.“

„Sei nicht so streng mit der armen Frau. Sie hat gerade Ihren Ehemann verloren. Der Schmerz vernebelt ihren Verstand.“

„Und zwar nicht zu knapp!“, bekräftigte die rotblonde Kommissarin. „Trotzdem könnte an ihrer Behauptung etwas dran sein.“

Enno hob seine buschigen Augenbrauen.

„Also Mord durch Massage?“

Mona verzog den Mund.

„Nee, natürlich nicht. Aber...

Erscheint lt. Verlag 27.2.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-95573-935-X / 395573935X
ISBN-13 978-3-95573-935-5 / 9783955739355
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