Mord in Aurich. Ostfrieslandkrimi -  Susanne Ptak

Mord in Aurich. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
220 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-95573-714-6 (ISBN)
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Eine mysteriöse Todesserie hält die ostfriesische Stadt Aurich in Atem. Konrad Uhlig, Bewohner der exklusiven Seniorenresidenz 'Heimathafen‘, stirbt unter ungeklärten Umständen. Wenig später wird Claudia Behrends, Krankenschwester des 'Heimathafen‘, ermordet aufgefunden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen? Und welche Rolle spielt das gigantische Erbe von Konrad Uhlig? Besonders brisant: Der 'Heimathafen‘ gehört der Familie des ermittelnden Kommissars Ralf Toben, und ausgerechnet sein Cousin, der Leiter der Residenz, gerät unter Verdacht... Als die ostfriesische Polizei nicht weiterkommt, nimmt Dr. Josefine Brenner undercover die Ermittlungen auf: Gemeinsam mit ihrer Freundin Theda quartiert sich die Rechtsmedizinerin im Ruhestand in der Seniorenresidenz ein. Schon bald machen sie eine Entdeckung, grausame Details kommen ans Licht. Und immer mehr wird zur Gewissheit: Der Mörder ist ganz in der Nähe...

Kapitel 1


 

Ralf Toben setzte den Blinker und bog vorsichtig in die regennasse, mit erstem Herbstlaub verzierte Alleestraße ein. Wenn auch erst wenige, so waren die nassen Blätter genauso gefährlich wie Glatteis, darum fuhr er langsam auf den am Ende der Straße liegenden, im Jugendstil errichteten imposanten Prachtbau zu, der vor den tief hängenden, dunklen Regenwolken beinahe bedrohlich wirkte.

Ralf kam wenigstens einmal pro Woche hierher und jeder Besuch bereitete ihm Magenschmerzen. Zwar wusste er seinen Vater in der Seniorenresidenz ‚Heimathafen‘ hervorragend betreut, doch wie an jedem anderen Tag hatte Ralf auch heute keine Ahnung, ob Hinrich Toben seinen Sohn erkennen würde.

Glücklicherweise hatte Hinrich ein offenbar sehr zufriedenstellendes Leben geführt, denn er wurde nicht, wie so viele an Alzheimer erkrankte Menschen, von bösen Geistern aus der Vergangenheit heimgesucht. Meist saß er am Fenster seines Zimmers oder bei schönem Wetter auf einer Bank im weitläufigen Garten des Heims und glaubte sich inmitten seiner Schafherde. Er führte intensive Gespräche mit imaginären Schäferkollegen und machte sich Gedanken um Woll- und Schlachtpreise. Das Personal des ‚Heimathafen‘ hatte sich auf den alten Schäfermeister eingestellt und stattete ihn jeden Morgen mit einer Thermoskanne Tee und belegten Broten aus, ganz so, wie es auch Ralfs Mutter zu ihren Lebzeiten getan hatte, um ihren Mann gut versorgt zur Arbeit zu schicken.

Alles in allem hätte Ralf also völlig entspannt sein können, doch er war immer wieder überrascht, wie sehr es ihn schmerzte, wenn sein Vater ihn für einen Schäferkollegen hielt und den Sohn nur selten erkannte. Ralf war absolut sicher, dass Hinrich noch heute ohne Probleme ein Lamm in Fehllage auf die Welt holen könnte, doch an gemeinsame Erlebnisse mit seinem Sohn erinnerte er sich kaum.

„Du weißt, dass er dir nicht absichtlich wehtun will“, sagte Jessica leise, als Ralf den Wagen mit einem Seufzen durch das schmiedeeiserne Tor auf den Parkplatz lenkte. „Es ist nur diese verfluchte Krankheit.“

Er stellte den Motor ab und lächelte Jessica an. „Trotzdem bin ich froh, dass du mich heute begleitest.“

Sie stiegen aus dem Auto und wandten sich dem Eingang zu. Das große Haus mit seinen Erkern und den mit verspielten Ornamenten verzierten Fassaden passte so gar nicht in die ostfriesische Landschaft und Jessica fragte sich zum wiederholten Male, wie Ralfs Vorfahren wohl auf die verrückte Idee gekommen waren, ein so protziges Gebäude mitten in die Pampa zu bauen. Immerhin hatte man die Nebengebäude, die, wie sie von Ralf wusste, neueren Datums waren, dem Stil des Hauses angepasst. Dennoch wirkte das Ganze völlig deplatziert zwischen Weiden und Maisfeldern, die sich zu beiden Seiten erstreckten.

Sie musste Ralf unbedingt bitten, ihr die ganze Geschichte um dieses Haus zu erzählen.

Ein weiteres Fahrzeug passierte das Tor und riss Jessica aus ihren Gedanken. Es war ein Leichenwagen.

Ralfs Herz setzte für einen Moment aus und er starrte dem Wagen hinterher, der nicht vor dem Haupteingang stehen blieb, sondern um das Gebäude herumfuhr.

„Auch wenn es noch so nobel ist, es ist ein Seniorenheim. Ich vermute, die haben hier häufiger zu tun. Und deinem Vater ging es doch vor ein paar Tagen noch bestens“, versuchte Jessica ihren Freund zu beruhigen. „Bestimmt hätten sie dich benachrichtigt, hätte sich an diesem Zustand irgendetwas verändert.“

Ralf nickte zwar, dennoch lief er mit schnellen Schritten los.

Jessica folgte ihm rasch.

„Moin Herr Toben, moin Frau Brenner!“, begrüßte sie eine Angestellte, die hinter dem Empfangstresen stand. Ihr geschultes Auge erkannte sofort Ralfs besorgte Miene, und sie versicherte darum umgehend: „Ihrem Vater geht es sehr gut.“ Mit einem Augenzwinkern fügte sie hinzu: „Er ist schon wieder bei seinen Schafen.“

Ralf atmete auf und trat an den Tresen. „Moin Schwester Ulrike. Wen hat’s denn erwischt?“

„Herrn Uhlig.“

„War er denn krank?“ Ralf hatte den Mann kurz kennengelernt. Bei seinem letzten Besuch hier hatte Konrad Uhlig gemeinsam mit Hinrich Toben draußen auf einer Bank gesessen und sich Ralf vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt schien er sich bester Gesundheit zu erfreuen.

Schwester Ulrike zuckte mit den Schultern. „Die üblichen Gebrechen halt, die es erforderlich machen, dass ein Mensch der Pflege bedarf. Nichts Gravierendes, aber er war eben alt. Da passiert das manchmal ganz schnell. Und seien wir doch mal ehrlich – morgens einfach nicht mehr aufzuwachen, ohne vorher Schmerzen erleiden zu müssen – das würden wir uns doch alle wünschen, oder?“

„Wie alt war der gute Mann denn?“, wollte Jessica wissen.

„Zweiundachtzig.“

„Nun, so alt ist das heutzutage ja nicht, zumindest nicht, wenn man sich außer einiger Zipperlein bester Gesundheit erfreut“, wandte Jessica ein.

Ralf sah, wie Schwester Ulrikes Miene sich verfinsterte und sie sich bereitmachte, ihrem Gegenüber einen Vortrag darüber zu halten, dass das Ableben des Herrn Uhlig unter gar keinen Umständen auf etwa mangelnde Betreuung zurückzuführen sei. Darum sagte er schnell: „Sie wissen doch, Schwester Ulrike, Frau Brenner ist auch bei der Polizei. Und wir sind nun mal so gestrickt, dass wir gleich etwas Verdächtiges wittern, wenn der Verstorbene nicht wenigstens an Bluthochdruck litt.“ Er schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln.

„Nun, von bester Gesundheit können wir ja hier nun auch nicht sprechen“, schnappte sie und schaute noch einige Sekunden pikiert drein. Doch dann erwiderte sie sein Lächeln und gab zu: „Es könnte durchaus ein Herz-Kreislauf-Versagen gewesen sein. Er klagte in letzter Zeit häufiger über Schwindel, Kopfschmerzen, Schlaf- und Verdauungsstörungen. Natürlich wurde er dementsprechend häufig untersucht, doch alle Untersuchungen wiesen nur auf typische geriatrische Probleme hin, gegen die leider kein Kraut gewachsen ist.“

„Ralf! Gut, dass du hier bist!“, ertönte plötzlich eine männliche Stimme.

Jessica und Ralf sahen zu der elegant geschwungenen Treppe hin, die ein Stück hinter dem Tresen hinaufführte.

Ein Mann mit Glatze und Vollbart, der einen weißen Kittel trug, nickte ihnen zu.

Jessica hatte ihn bereits bei einem ihrer vorherigen Besuche hier kennengelernt: Doktor Hendrik Toben, Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie, Geschäftsführer der familieneigenen Seniorenresidenz und Ralfs Cousin.

Hendrik nahm sportlich die letzten Treppenstufen und winkte Jessica und seinen Cousin zu sich.

„Moin Jessica.“ Hendrik begrüßte sie mit einem festen Händedruck, dann wandte er sich Ralf zu. „Habt ihr ein paar Minuten für mich, wenn ihr bei Onkel Hinrich wart?“

Ralf nickte. „Sicher. Geht es um den verstorbenen Herrn Uhlig?“

Hendrik hob alarmiert die Augenbrauen, dann ging ihm auf, dass Ralf wohl den Leichenwagen gesehen haben musste, und er lachte. „Was du schon wieder denkst. Kaum sieht der Mann einen Leichenwagen, sofort denkt er an Mord. Nein, nein, ich glaube, hier wurde eingebrochen.“

„Du glaubst, hier wurde eingebrochen?!“

Hendrik schaute sich um.

Schwester Ulrike machte sich rasch am Computer zu schaffen. Ganz offensichtlich hatte sie versucht, von dem Gespräch etwas mitzubekommen.

„Nicht hier. Kommt bitte in mein Büro, nachdem ihr bei Hinrich wart.“

„In Ordnung.“

„Dann bis später.“

Schon sprintete Hendrik die Treppe wieder hinauf.

Ralf und Jessica folgten ihm etwas langsamer.

Hier im Haupthaus waren die Gäste untergebracht, die, so wie Hinrich Toben, besonderer Betreuung bedurften. Die Zimmer befanden sich im ersten Stock, der über die Treppe, aber auch mit einem speziell für die Bewohner nachträglich eingebauten Aufzug zu erreichen war. Im Erdgeschoss waren die Gemeinschaftsräume wie Speisesaal, Spiel- und Fernsehraum eingerichtet worden, wo sich regelmäßig auch die in den Nebengebäuden wohnenden Gäste einfanden; außerdem gab es dort eine kleine Arztpraxis, in der Doktor Toben seine Gäste medizinisch betreute, sowie Räume für Physiotherapie und Massagen.

Um zum Verwaltungsbereich zu gelangen, musste man in die zweite Etage. Doch zuerst durchquerten Jessica und Ralf einen schmalen Flur in der ersten, der sie zu Hinrich Tobens Zimmer führte.

Ralf klopfte, obwohl er wusste, dass sein Vater nicht antworten würde, wenn er glaubte, sich auf der Schafweide zu befinden. Schließlich gab es unter freiem Himmel keine Türen.

Tatsächlich erfolgte keine Antwort und so öffnete Ralf die Tür und sie traten ins Zimmer.

Wie üblich saß Hinrich in einem Lehnstuhl am Fenster und starrte hinaus.

„Moin Vadder“, sagte Ralf.

Jessica schwieg. Sie hatte Hinrich erst ein paar Mal gesehen und wollte ihn nicht mit ihrer ihm ungewohnten Stimme verunsichern.

Ralf trat zu seinem Vater und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter.

Hinrich...

Erscheint lt. Verlag 29.11.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-95573-714-4 / 3955737144
ISBN-13 978-3-95573-714-6 / 9783955737146
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