Eisige Gier. Ostfrieslandkrimi -  Ele Wolff

Eisige Gier. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-95573-617-0 (ISBN)
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Die junge Schriftstellerin Janneke Hoogestraat hat einen lukrativen Auftrag an Land gezogen. Sie soll die Familien- und Firmenchronik der de Groots schreiben, einer reichen Teehändler-Familie aus dem ostfriesischen Norden. Während der Arbeit an dem Projekt lebt Janneke in der Villa der de Groots, und schnell wird klar: Etwas stimmt in diesem Haus nicht. Vor zwei Jahren ist der Seniorchef Wilko de Groot gestorben, unter mysteriösen Umständen... Zwischen den Familienmitgliedern herrscht eine eisige Atmosphäre, geprägt von Missgunst und Neid. Schon bald geschieht ein Mord, und Jannekes kriminalistische Neugier ist geweckt. Sie geht den dunklen Geheimnissen der Familie auf den Grund, und fördert Erschreckendes zutage...
In der „Janneke Hoogestraat ermittelt“ - Reihe sind erschienen:
1. Friesenhuus
2. Eisige Gier
3. Mörderischer Nebel
4. Die Toten von Spiekeroog
5. Greetsieler Mühlenmord
6. Mord mit Deichblick
7. Der Wattlooper von Harlesiel
8. Ebbe und Wut
Die Ostfrieslandkrimis von Ele Wolff können unabhängig voneinander gelesen werden.

1. Kapitel


Norden – 2 Jahre später

Einer ihrer Pfennigabsätze hatte sich in den Ritz zwischen zwei Pflastersteinen eingegraben. Ungeduldig drehte Janneke Hoogestraat ihren Fuß hin und her, um den Absatz ihrer neuen Pumps nicht zu beschädigen. Noch mal gut gegangen, seufzte sie, als sie ihren Schuh befreit hatte, und sah wieder auf das Tor der Stadtvilla, vor dem sie stand.

Das hätte sie wirklich nicht erwartet. Das Haus am Rande der ostfriesischen Kleinstadt Norden mit den dunkelroten Klinkern und weißen Rundbogenfenstern, den akkurat geschnittenen Buchsbäumen, die den Weg zu der blau lackierten Haustür säumten, und das zwei Meter hohe, reich verzierte Eisentor waren so groß und imposant, dass es ihr fast den Atem nahm. Wenn sie es richtig einschätzte, würde dieses Gebäude so viel Platz bieten, um ihr Haus in Amdorf, welches sie mit ihrem Onkel Hinrich bewohnte, wohl vier- oder fünfmal zu beherbergen.

Mit einem Blick auf ihre Uhr stellte Janneke fest, dass sie auf den Punkt genau hier eingetroffen war. Mit ausgestrecktem Zeigefinger drückte sie auf den Messingknopf unter dem Namensschild de Groot am rechten Pfosten des Eingangstors. Ein dunkles Brummen zeigte ihr, dass jemand im Haus den Türöffner betätigt hatte. Unerwartet leicht ließ sich das Tor öffnen und Janneke lief mit ihrem Gepäck etwas unsicher auf ihren High Heels über den Kiesweg zur Haustür, die sich bereits geöffnet hatte. Sie stellte ihren lila Rollkoffer ab und schob ihre Handtasche wieder über ihre Schulter. »Moin, mein Name ist Hoogestraat. Ich habe eine Verabredung mit Frau de Groot.«

»Moin. Mein Name ist Holtkamp. Ich bin die Haushälterin. Sie werden bereits erwartet«, begrüßte sie eine Frau in den Fünfzigern mit einem leichten Kopfnicken. Sie trug ein schwarzes Kleid, darüber eine rosa Strickweste. »Treten Sie bitte ein.«

Janneke zog ihren Koffer über die Schwelle und sah sich um. »Donnerlittchen. Das sieht ja toll aus«, rief sie begeistert, um sich gleich darauf die Hand vor den Mund zu legen. Sie stand in einer riesigen Halle mit Marmorfußboden und einer Freitreppe, die in jedes Opernhaus gepasst hätte.

Die Dame in der rosa Weste tat so, als ob sie Jannekes Begeisterungsausbruch nicht gehört hätte, und zeigte mit der flachen ausgestreckten Hand zu einer breiten Schiebetür mit geschliffenem Glas. »Die gnädige Frau ist im Salon. Kommen Sie bitte.«

»Selbstverständlich«, versicherte die junge Ostfriesin und folgte der Haushälterin. Betont langsam schob diese die Schiebetür auf. »Frau de Groot, Ihr Besuch wäre jetzt da.«

Janneke betrat ein geräumiges Wohnzimmer, welches im Halbdunkel lag. Die Vorhänge vor den bodentiefen Fenstern waren an diesem strahlenden Sommertag zugezogen.

»Sötje, könnten Sie bitte die Vorhänge zurückziehen? Unser Gast sieht ja sonst nichts«, bat die Hausherrin und wandte sich Janneke zu. »Ich freue mich, Sie zu sehen.«

Von Sekunde zu Sekunde wurde es heller im Raum. Als Sötje auch das letzte Fenster zum Vorschein gebracht hatte, nickte sie leicht und verließ das Wohnzimmer, drehte sich um und schloss die Schiebetüren von außen.

»Nehmen Sie doch Platz.« Die Hausherrin deutete auf einen roten Samtsessel. »Wie war die Reise?«

»Gut«, nickte Janneke. »Von Leer nach Norden ist es ja mit dem Zug keine Weltreise. Und es gibt ja auch noch Taxis.«

»Sie fahren nicht mit dem Auto?« Frau de Groot war eine ältere Dame mit kurzen grauen Haaren. Janneke schätzte sie auf Mitte siebzig. Zaghaft nahm sie auf dem Sessel Platz, stellte ihre große Handtasche rechts auf den Boden und legte ihre Hände übereinander auf ihren Schoß.

»Normalerweise schon, aber mein alter Kombi ist kaputt. Es war aber kein Problem, mit dem Zug hierher zu fahren.« Sie war ein ganz klein wenig unsicher, obwohl das sonst eigentlich nicht ihre Art war. Aber die edle Einrichtung, die großen Ölporträts an den mit Seidentapeten bespannten Wänden irritierten sie etwas. Das war so ganz anders als ihr Zuhause in Amdorf mit den niedrigen Decken, dem alten Obstgarten von Onkel Hinrich und den knarrenden Türen.

»Nun gut, meine Liebe. Sie trinken doch Tee?«

Janneke nickte. Wie hätte sie Nein sagen können, ausgerechnet im Haus der Familie de Groot, die eine große Teehandelsgesellschaft hier in Norden betrieb? Außerdem war Janneke durch und durch Ostfriesin und in ihren Adern floss genauso viel Blut wie Tee.

Die Schiebetür öffnete sich abermals und die Haushälterin servierte Tee auf einem Stövchen, Kluntje und feines Buttergebäck.

»Ich mache das schon«, erklärte Frau de Groot mit einem leichten Kopfnicken Richtung Sötje Holtkamp, legte mit einer kleinen Zange ein Kluntje in jede Teetasse und goss den Tee über den Kandiszucker, der sofort knisterte. Die Haushälterin hatte die Tür wieder von außen geschlossen und eine angenehme Stille machte sich breit. Kein Geräusch von außen war zu hören. Das Haus, von einem großzügigen Park umgeben, lag am Rande der Stadt.

»Schmeckt Ihnen der Tee?« Mit erwartungsvollen Augen sah Frau de Groot Janneke an. »Es ist unsere Ostfriesenmischung.« Sie stellte ihre Teetasse ab. »Wie Sie ja schon wissen, sind wir ein Familienunternehmen mit langer Tradition. Schon der Urgroßvater meines verstorbenen Mannes hat Tee aus aller Herren Länder importiert und zu schmackhaften Mischungen verarbeitet.«

»Ausgezeichnet«, betonte Janneke. »Der Tee schmeckt wirklich ausgezeichnet. So ein Traditionsunternehmen ist eine große Verpflichtung.«

»Ja, deshalb habe ich Sie ja auch engagiert, meine Liebe. Es wäre mir und unserer ganzen Familie daran gelegen, die Firmengeschichte schriftlich festzuhalten.« Sie zog schmerzhaft das Gesicht zusammen. »Mein Ischias hat sich schon wieder eingeklemmt. Normalerweise habe ich das nur im Winter. Jetzt im Hochsommer ist das recht ungewöhnlich.«

»Das tut mir leid«, bekundete die junge Frau. »Ich kenne das von meinem Onkel.« Janneke hielt es aber für unpassend, zu erwähnen, dass Onkel Hinrich in einem solchen Fall mit seinem Nachbar und Freund Jan Klüverboom ein paar Sanddornschnäpse vernichtete, in der Hoffnung, dass der Alkohol ihn von dem Schmerz befreien würde.

»Es geht schon wieder vorbei«, meinte Frau de Groot. »Morgen werde ich Ihnen die Bibliothek und das Haus zeigen. Für heute wollen wir das bei einem kleinen Plausch belassen. Sötje wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen. Abendessen gibt es um halb acht. Bis dahin, mein Kind, werde ich mich ein wenig ausruhen.«

Frau Holtkamp begleitete den jungen Gast in eines der Gästezimmer. Der Raum war ein Traum aus Gold, Grün und Türkis und fand Jannekes uneingeschränkte Zustimmung. Diese Farben dominierten die Vorhänge, Tapeten und Kissen. Neben einem großzügigen Bad gab es einen großen Flachbildschirm und eine Stereoanlage. Die Möbel waren antik und sahen aus, als ob ein Schreiner sie gerade angefertigt hätte. Kein Kratzer oder Fleck störte den harmonischen Eindruck. Janneke schleuderte ihre Schuhe von den Füßen und ließ sich rücklings auf das breite Polsterbett fallen. Hier würde sie sich wohlfühlen, das wusste sie und starrte an die Decke.

Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und wippte leicht mit den Füßen. Im Kopf ging sie die Kleidung durch, die sie eingepackt hatte. Sie liebte es zwar, sich schrill und auffällig zu kleiden, aber dass das dieser vornehmen Umgebung gerecht werden würde, bezweifelte sie. Egal, schließlich war sie hier nur als Autorin einer Familien- und Firmenchronik engagiert worden und musste nicht wie eine englische Lady auftreten. Sie nahm sich vor, ihren Aufenthalt in Norden zu nutzen, um sich in den Modegeschäften der Stadt umzusehen. Unvermittelt fielen ihr die Augen zu.

 

***

 

Nie hätte Janneke geglaubt, dass sie sich mitten in Ostfriesland fühlen würde, als wäre sie auf einem englischen Landsitz. Sie erinnerte sich an die verschiedenen Filme, in denen sich in einem thronsaalähnlichen Raum die gesamte Familie der Dynastie jeden Abend traf.

So war das auch hier in dieser Villa. Die Familie de Groot hatte sich im Speisezimmer um den Esstisch versammelt und die neue Mitbewohnerin auf Zeit willkommen geheißen. »Wir freuen uns, dass es geklappt hat, Frau Hoogestraat, und sind gespannt auf das Ergebnis«, ergriff die Seniorchefin das Wort.

»Eine Weile müssen Sie sich gedulden«, lächelte die junge Ostfriesin. »Die Geschichte Ihrer Firma und Familie ist sicher sehr komplex. Aber ich werde mein Möglichstes tun.« Sie versuchte, nicht zu heftig auszuatmen, denn sie hatte Sorge, dass der Knopf an ihrem Rock nicht halten könnte. Sie nahm sich vor, das nächste Mal lieber eine Nummer größer zu nehmen und nicht aus lauter Eitelkeit auf Größe achtunddreißig zu bestehen. Das hatte sie jetzt davon.

...

Erscheint lt. Verlag 18.4.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-95573-617-2 / 3955736172
ISBN-13 978-3-95573-617-0 / 9783955736170
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