Mord in Emden. Ostfrieslandkrimi -  Susanne Ptak

Mord in Emden. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-95573-823-5 (ISBN)
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Mörderische Geschehnisse versetzen die ostfriesische Stadt Emden in Aufruhr. Alles beginnt mit dem Verschwinden des Unternehmers Peter von Rauhenberg. Kurz nachdem er ankündigt, die millionenschwere Im- und Exportfirma zu verkaufen, fehlt von ihm jede Spur. Sollte Peters Plan in letzter Minute gewaltsam verhindert werden? Und welche Rolle spielt seine attraktive, viel jüngere Frau Nele? Dr. Josefine Brenner, Rechtsmedizinerin im Ruhestand, macht sich sofort auf nach Ostfriesland, denn sie kennt den Vermissten. Mit ihren unorthodoxen Ermittlungsmethoden geht sie der Sache gemeinsam mit der ostfriesischen Polizei auf den Grund. Schnell wird klar: Mit dem geplanten Verkauf des Unternehmens hat sich Peter nicht viele Freunde gemacht. Die Ereignisse überschlagen sich: ein schockierender Mord, und eine weitere Schlüsselfigur des Falles ist wie vom Erdboden verschluckt. Josefine ist dabei, düstere Familiengeheimnisse aufzudecken – und plötzlich selbst zur falschen Zeit am falschen Ort...

Kapitel 1


 

Nach und nach traf die Verwandtschaft in Peter von Rauhenbergs Haus ein. Alle hatten zugesagt, anlässlich seines fünfzigsten Geburtstages zu erscheinen. Die runde Zahl alleine wäre vermutlich kein Grund für das Kommen derjenigen gewesen, die dafür eine längere Anreise hatten in Kauf nehmen müssen, doch Peter hatte sie wissen lassen, dass er an diesem Abend etwas mitzuteilen habe, das alle Familienangehörigen beträfe, die in irgendeiner Form mit Von Rauhenberg Im- und Export zu tun hatten. Da ein großer Teil der Familie für Peters Firma arbeitete und der Rest darauf spekulierte, irgendwann doch noch am millionenschweren Unternehmen beteiligt zu werden, waren mit einer Ausnahme alle erschienen.

Heute vermisste Peter genau diese Ausnahme. Seine Schwester Margot, mit der er vor Jahren im Streit auseinandergegangen war, wäre bestimmt die Einzige, die seine Entscheidung gutheißen und auf seiner Seite sein würde. Auch wenn Margot kein Recht gehabt hatte, ihn so zu verurteilen, und trotz seiner Enttäuschung, dass sie blind ihrer Freundin vertraut hatte, anstatt sich auch seine Sicht der Dinge anzuhören, vermisste er sie doch sehr. Er nahm sich fest vor, sich wieder mit ihr zu versöhnen, sobald das hier überstanden war. Es gab ohnehin noch einiges, das er mit Margot besprechen wollte.

Peter nahm die Glückwünsche entgegen, hatte jedoch seine Zweifel, ob diese wirklich ernst gemeint waren. Wahrscheinlich hofften die meisten Gratulanten, dass er ihnen gleich von seinem in Kürze bevorstehenden vorzeitigen Ableben berichten würde und darum die Firma zu gleichen Teilen an die Familie übergeben wolle. Mühsam verkniff er sich ein breites Grinsen bei der Vorstellung, wie dumm sie bald alle aus der Wäsche gucken würden, erfreute er sich doch bester Gesundheit und hatte geplant, diesen Zustand auch noch möglichst lange zu bewahren.

Doch erst einmal wollte er die liebe Verwandtschaft ein wenig auf die Folter spannen. Bevor das Buffet geplündert war, würde er nichts verraten.

Neben ihm begann sein fünfzehn Monate alter Sohn Oliver in den Armen seiner Mutter zu quengeln.

Nele von Rauhenberg, Peters zweite Frau und Olis Mutter, seufzte leise.

„Gleich ist es geschafft“, flüsterte Peter ihr zu. „Sobald meine Eltern uns begrüßt haben, soll Maria Oli ins Bett bringen.“

Nele schenkte ihm ein müdes, aber dennoch befreites Lächeln. Ja, bald war es geschafft. Und in zwei Wochen, spätestens in einem Monat, ließen sie das hier hinter sich und alles würde wieder gut werden.

Friederike von Rauhenberg kam zur Tür herein und stürmte auf ihren Sohn zu. Sie gratulierte ihm überschwänglich und wandte sich dann sofort Oliver zu, um ihn einer genauen Inspektion zu unterziehen. Sie traute der neuen Frau ihres Sohnes keinerlei mütterliche Qualitäten zu. Und da sie auch das Kindermädchen nicht hatte aussuchen dürfen, mutmaßte sie eine völlige Verwahrlosung des Jungen. Doch zu ihrem Leidwesen gab Olivers Zustand keinen Grund zur Beanstandung. Um trotzdem wenigstens ein bisschen Kritik üben zu können, sagte sie: „Das Kind ist ja völlig übermüdet. Es muss dringend ins Bett.“

Walter von Rauhenberg hielt es nicht für nötig, seinem Sohn zu gratulieren. Immerhin war es ja nicht sein Verdienst, vor fünfzig Jahren das Licht der Welt erblickt zu haben. „Was geht nun wieder in deinem Kopf vor?“, fragte er Peter stattdessen. „Ich hoffe, du hast uns aus einem wirklich wichtigen Grund hierher zitiert.“

„Es war lediglich eine Einladung“, entgegnete Peter ruhig. „Ihr hättet nicht kommen müssen.“ Nichts, nicht einmal sein Vater, würde ihn heute aus der Ruhe bringen.

Nele hatte Oliver dem Kindermädchen Maria übergeben und ging nun an Peters Seite in das große Speisezimmer, wo das Buffet aufgebaut worden war. Essen mussten die Gäste, wo sie Platz fanden. Ein Umstand, den Friederike mit hochgezogenen Brauen und gerümpfter Nase quittierte. Sie hatte ein mehrgängiges Menü an einer elegant gedeckten Tafel erwartet.

Allen anderen hingegen schien es gleichgültig zu sein, dass es diese festliche Tafel nicht gab. Sie fieberten nur Peters Ankündigung entgegen. So stürzten sie dann auch zu den Speisen, kaum dass ihr Gastgeber die Worte „Das Buffet ist …“ ausgesprochen hatte.

Peter selbst verspürte keinen Hunger. Ein wenig aufgeregt war er nun doch, denn außer ihn und Nele würde sein Plan wohl niemanden begeistern. Besonders mulmig war ihm bei dem Gedanken an Timo, seinen Sohn aus erster Ehe. Auch er würde die Entscheidung seines Vaters sicher nicht verstehen, zumal diese seine finanzielle Situation direkt betraf. Peter seufzte. Trotz des begangenen Vertrauensbruchs liebte er seinen Ältesten. War er selbst doch nicht ganz unschuldig daran, dass das geschehen war. Aber auch, wenn man das außer Acht ließ, war Timo ein Träumer, der sich von seinem Vater durchfüttern ließ und wahrscheinlich darauf spekulierte, dass ihm eines schönen Tages die Firma in den Schoß fallen würde. In naher Zukunft würde er allerdings tatsächlich arbeiten müssen, wenn er seinen Job behalten wollte.

Nach und nach wurden geleerte Teller auf dem dafür bereitgestellten Tisch zurückgelassen, und die Speisen auf dem Buffet waren übersichtlich geworden. Immer mehr Augen suchten Peters Blick. Der Zeitpunkt war gekommen.

„Du schaffst das“, flüsterte Nele ihrem Mann zu und drückte aufmunternd seine Hand.

Peter nickte und räusperte sich. Sofort verstummten sämtliche Gespräche und alle Blicke wandten sich ihm gespannt zu.

Zwei Nachzügler hasteten noch rasch ins Wohnzimmer, als es plötzlich still geworden war.

„Ich hatte euch ja bereits mitgeteilt, dass ich euch nicht nur zu meinem Geburtstag eingeladen habe“, begann der Hausherr.

„Nun spann uns nicht weiter auf die Folter!“, rief Cousin Bruno ihm missmutig zu.

Vermutlich hatte Bruno schon einen Verdacht, worum es gehen könnte. Immerhin hatte er eine geschäftsführende Position inne und ihm waren Peters ungewöhnlich häufige Telefonate und die Termine außerhalb der Firma gewiss nicht entgangen.

„In Ordnung. Ich mache es kurz. Von Rauhenberg Im- und Exporte wird verkauft. Nele, Oliver und ich werden das Land verlassen, sobald der Verkauf abgewickelt ist.“

Für einen Moment war es so still im Raum, dass man nur das Ticken der alten Standuhr hörte. Dann brach der Tumult los. Alle redeten gleichzeitig auf Peter und aufeinander ein, sodass kein klares Wort zu verstehen war.

„Bist du des Wahnsinns?“, erhob sich dann doch die Stimme Walter von Rauhenbergs über alle anderen. „Du kannst uns doch nicht alle unserer Existenz berauben!“ Aufgebracht starrte er seinen Sohn an.

Es wurde wieder ruhiger, denn alle wollten Peters Antwort hören.

„Ich beraube niemanden seiner Existenz. Wer sich bewährt, kann seinen Arbeitsplatz behalten. Das wurde bereits mit dem Käufer abgeklärt. Allerdings wird euer zukünftiger Chef nicht eure Arbeit erledigen, so wie ich es oftmals getan habe. Und er wird auch niemanden nur für seine Anwesenheit bezahlen. In Zukunft werdet ihr euer Geld also tatsächlich verdienen müssen.“

Wieder wurden empörte Stimmen laut. Selbstverständlich hielt sich jedes der in der Firma angestellten Familienmitglieder für unverzichtbar und die Zierde des Unternehmens. Eine Anmaßung, irgendjemandem in diesem Raum zu unterstellen, dass er seine Arbeitszeit nur absaß!

Plötzlich wurde Peter grob am Arm gepackt, und ehe er sich versah, hatte Cousin Bruno ihn aus dem Wohnzimmer gezerrt.

„Was glaubst du eigentlich, was du hier tust?“, fuhr Bruno seinen Cousin an, als sie vor Peters Arbeitszimmer angelangt waren.

„Was glaubst du, was du hier tust?“, schnauzte Peter zurück und entwand seinen Arm der Hand seines Cousins, stieß die Tür des Büros auf und ging hinein.

Bruno folgte ihm und schloss die Tür hinter sich. Nun brüllte er beinahe: „Warum hast du das nicht vorher mit mir besprochen? Du kannst doch nicht einfach hergehen und den Laden hinter unserem Rücken verscherbeln! Vielleicht hättest du Klaus und mich erst einmal fragen sollen, ob wir übernehmen wollen!“

Peter lachte auf. „Ihr wollt die Firma kaufen? Mit welchem Geld? Oder habe ich verpasst, dass einer von euch im Lotto gewonnen hat?“

Bruno benötigte seine ganze Selbstbeherrschung, um Peter nicht einfach niederzuschlagen. „Wir hätten schon eine Lösung gefunden! Du verrätst deine Familie!“, stieß er hervor.

Peter ging zum Schrank und öffnete das Barfach. Er nahm zwei Gläser und schenkte für sich und Bruno Cognac ein. „Ich verrate niemanden“, sagte er ruhig und überreichte Bruno ein Glas. „Ich bin es nur leid, Tag und Nacht unter Strom zu stehen, weil jeder von euch sich in letzter Konsequenz darauf verlässt, dass ich hinter ihm herräume. Ich habe eine junge Frau und einen kleinen Sohn. Es wird Zeit, dass ich mich endlich diesen beiden widme. Sie haben...

Erscheint lt. Verlag 14.6.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-95573-823-X / 395573823X
ISBN-13 978-3-95573-823-5 / 9783955738235
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