Bauernmord in Bensersiel. Ostfrieslandkrimi -  Rolf Uliczka

Bauernmord in Bensersiel. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
140 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-95573-803-7 (ISBN)
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Ein schreckliches Unglück auf einem Bauernhof im ostfriesischen Bensersiel kostet fünf Menschen das Leben. Zunächst sieht es nach einer Verkettung tragischer Umstände aus, doch schon bald stoßen Kommissar Linnig und sein Team auf Merkwürdigkeiten, die sie an einem Unfall zweifeln lassen. War es die furchtbare Rache eines entlassenen Arbeiters? Aber der Mann ist verschwunden und so laufen die Ermittlungen ins Leere. Als es dann in der Nachbarschaft zu weiteren vermeintlich natürlichen Todesfällen kommt, nehmen die polizeilichen Untersuchungen wieder an Fahrt auf: Ist es ein Zufall, dass alle Verstorbenen den Planungen für eine große Ferienanlage an der Nordsee im Wege standen? Oder geht eine renommierte Investorengemeinschaft über Leichen, um ihre Ziele zu erreichen?
+++„Bauernmord in Bensersiel“ ist die überarbeitete Neuauflage des Ostfrieslandkrimis „Seniorenmord“.+++

Kapitel 1


 

„Architekturbüro Dirksen, Jasmin Koch, schönen guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“

„Nils Sanders, aus Bensersiel in Ostfriesland. Moin. Ich müsste ganz dringend mit Gerrit Dirksen sprechen.“

„Um was geht es denn, Herr Sanders?“

„Es geht um eine wirklich dringende Angelegenheit, in der ich ihn persönlich sprechen müsste.“

„Einen kleinen Moment, ich höre nach, ob Herr Dirksen frei ist.“

„Es ist für ihn wirklich ganz wichtig, Frau Koch! Existenziell wichtig!“

„Schon gut, Herr Sanders. Ich habe ja verstanden. Einen Moment bitte.“ Sie drückte eine Taste am Telefon. „Chef, da ist ein Nils Sanders aus Bensersiel in der Leitung. Es sei für Sie existenziell wichtig!“

„Ah, der Nils. Das ist ein alter Freund von mir. Stellen Sie durch, Frau Koch. Moin Nils, schön, deine Stimme zu hören. Aber was ist denn um alles in der Welt für mich so ungeheuer wichtig?“

„Moin Gerrit. Als dein Freund wollte ich dich persönlich informieren, bevor du es in den Nachrichten hörst: Es ist etwas ganz Furchtbares passiert. Bei euch auf dem Hof.“

„Um Gottes willen. Ist was mit meinem Bruder?“

„Ja und nicht nur das. Ich sagte ja schon, es ist schrecklich. Es tut mir unheimlich leid, dir das sagen zu müssen.“

„Jetzt rede schon endlich, was ist denn passiert?“

„Ein Unglück mit fünf Toten in eurer Biogasanlage. Was ganz genau geschehen ist, das wird zurzeit noch untersucht. Die Polizei wird sich sicher bald mit Dir in Verbindung setzen.“

„Und mein Bruder ist dabei?“

 

„Ja, Gerrit. Leider. Und auch seine Frau und sein Sohn. Dann noch ein Lkw-Fahrer und ein Helfer.“

„Oh mein Gott, Nils! Oh mein Gott! Das darf doch nicht wahr sein! Wie konnte denn so etwas passieren? Fünf Tote? Hat es eine Explosion gegeben?“

„Nein, keine Explosion. Ein Giftgas-Unglück durch Schwefelwasserstoff, wie mir die Feuerwehr sagte.“

„Verstehe ich nicht. In einer Biogasanlage wird doch Methan produziert. Natürlich entstehen dort auch andere Gase, wie mir mein Bruder das mal erklärt hat. Aber normalerweise nur in relativ geringen Mengen, sozusagen als Abfallprodukte.“

„Genau weiß ich das auch nicht. Aber so wie mir das erklärt wurde, hat der Lkw-Fahrer Schweinedärme und ähnliche Abfälle von der Schweinemast aus dem Emsland angeliefert. Als er die in den Anlieferungsbunker abgekippt hatte, haben sich diese wohl mit Resten einer anderen Substanz verbunden, wodurch Schwefelwasserstoff in einer tödlichen Menge entstand. Wie das passieren konnte, wird von der Polizei gerade untersucht. Ich habe gehört, dass dabei auch der Frage nachgegangen wird, ob es sich um einen tragischen Zufall, Fahrlässigkeit oder vielleicht sogar Vorsatz handelte.“

„Wie? Ich … ich verstehe nicht, Nils.“

„So wie gehört habe, hat der Lkw-Fahrer das Bewusstsein verloren und ist neben seinem Lkw zusammengebrochen. Dein Bruder hat das wohl beobachtet und ist zu ihm gerannt. Er hat ihm noch helfen wollen und ist dann auch umgefallen.“

„Das darf doch nicht wahr sein. Mattes hätte sich doch denken können, dass sich da irgendein gefährliches Gas gebildet haben musste.“

„Kann ich dir nicht sagen. Jedenfalls haben Herta und Lars deinen Bruder vom Haus aus sehen können, aber wohl nicht den Lkw-Fahrer. Sie haben gedacht, dass Mattes wieder einen Herzinfarkt hatte, und sind deshalb zu ihm hingerannt, gemeinsam mit einem Helfer vom Hof. Die Drei sind gar nicht ganz bis zu deinem Bruder gekommen, dann sind sie auch zusammengesackt.“

Der erfolgreiche Architekt Gerrit Dirksen, ein ostfriesischer Zweimeterhüne, saß zusammengesunken wie ein Häuflein Elend in seinem Designersessel. Das schlichte, aber sehr elegant ausgestattete Büro mit den hellgrauen Möbeln schien auf einmal jeglichen Glanz verloren zu haben. Heftiger Regen hatte eingesetzt und klatschte im Takt der Windböen an die Scheiben. Die gekrümmten Fassaden des Gebäudeensembles seines berühmten Kollegen Frank O. Gehry im Medienhafen von Düsseldorf schienen sich noch mehr zu neigen und ihr Mitgefühl ausdrücken zu wollen.

„Gerrit, bist du noch da?“

„… ja.“ Sein Bariton, der schon so mancher Frau eine Gänsehaut auf den Rücken gezaubert hatte, klang wie das Krächzen eine Dohle. „Das ist ja ein Alptraum! Nur ein böser Traum! Sag, dass das alles nicht wahr ist! Aber die hätten doch was riechen müssen.“

„Das ist es ja gerade, Schwefelwasserstoff riecht nach faulen Eiern, wie das auf dem Hof produzierte Biogas auch. Nur dass Biogas, auch wenn man es riecht, deswegen noch nicht gleich tödlich sein muss, wie die Feuerwehrleute sagten. Deswegen hat sich wohl auch niemand was dabei gedacht. Gerrit, es tut mir unheimlich leid. Mich macht das Ganze auch total fertig.“

„Und wer hat den Rettungswagen und die Feuerwehr alarmiert?“

„Das hat euer Knecht Jan gemacht.“

„Oh mein Gott, der arme alte Mann hat das mit ansehen müssen?

„Ja, der war mit draußen vor dem Haus gewesen, als es passierte. Er kam nicht so schnell zu deinem Bruder, weil er ja nicht mehr so gut zu Fuß ist. Von ihm wissen wir auch, dass Herta und Lars gedacht haben, dass dein Bruder wieder einen Herzinfarkt hatte. Sonst hätten die sich wahrscheinlich vorsichtiger verhalten. Denn dass sich gefährliche Gase in einer Biogasanlage bilden können, darüber waren sie doch alle informiert.“

„Genau! Deswegen verstehe ich das Ganze auch immer noch nicht. Mein Bruder weiß das doch! Und auch wie er sich verhalten muss! Wie kann er sich dann ungeschützt in Gefahr begeben?“

„Das versteht hier auch keiner. Aber selbst die Einsatzkräfte der Feuerwehr scheinen die Gefährlichkeit des Gases völlig unterschätzt zu haben. Zu dem Zeitpunkt hatte allerdings auch noch keiner eine Ahnung davon, dass es sich um Schwefelwasserstoff handelte. Die Helfer wollten die Bewusstlosen wiederbeleben, dazu legten sie - natürlich außerhalb des Gefahrenbereiches - ihre Masken ab. Dadurch haben sie selbst eine gesundheitsgefährdende Menge des Gases aus der Kleidung der Toten eingeatmet, so dass auch sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Aber für deine Angehörigen, den Fahrer und den Helfer kam leider jede Hilfe zu spät. Mein aufrichtiges Beileid, Gerrit.“

„Um Gottes willen, fünf Tote! Das muss ich erst einmal verarbeiten. Ich kann es immer noch nicht fassen. Du sagtest gerade, dass die Polizei untersucht, ob eventuell sogar Vorsatz mit im Spiel war? Wer soll denn so wahnsinnig sein!? Und warum?“

„Die geben natürlich keine Auskünfte, aber ich weiß von einem meiner Freunde bei der Feuerwehr, dass bei normalem Betrieb einer Biogasanlage sich eigentlich nicht so eine tödliche Menge an Schwefelwasserstoff bilden kann.“

„Genau! Von so was habe ich auch noch nie gehört!“ Aber wer sollte denn mit Vorsatz …?“

„Du weißt ja sicher, dass dein Bruder vor kurzem seinen Vorarbeiter rausgeschmissen hat. Und der hatte danach in der Kneipe getönt, dass das deinem Bruder noch sehr leidtun würde. So was spricht sich natürlich rum und irgendwer hat das wohl auch der Polizei gesteckt.“

„Nein, das wusste ich nicht. Ich weiß nur, dass er vor noch gar nicht langer Zeit einen neuen Vorarbeiter hier aus dem Rheinland eingestellt hatte. Das war, nachdem sein alter Vorarbeiter von einem Segeltörn mit einem Freund nicht mehr zurückgekehrt war.“

„Auch eine sehr merkwürdige Geschichte. Weder von dem Segelboot noch von den beiden Männern ist bis heute irgendetwas wieder aufgetaucht. Jedenfalls ist dieser neue Vorarbeiter am Abend vor dem Unglück bei euch auf dem Hof gesehen worden, obwohl er da eigentlich gar nichts mehr zu suchen hatte. Da könnte es doch sein, dass er bei den Substanzen im Anlieferungsbunker etwas nachgeholfen hat. Zumal, wie mein Freund mir sagte, der von Beruf eigentlich Chemielaborant ist und den Termin für die Lieferung der Schweinedärme gekannt haben soll. Aber das muss die Polizei herausfinden.“

Gerrit rang mit seiner Fassung. Schließlich sagte er: „Ich regele hier schnell noch ein paar Dinge und komme dann noch heute nach Bensersiel.“

„Du kannst bei mir unterkommen, falls du nicht im Haus deines Bruders schlafen möchtest.“

„Was ist denn mit Jan, wer kümmert sich um den?“

„Vorerst ist er bei einem Neffen in Esens untergekommen.“

„Und was passiert denn jetzt mit den Tieren?“

„Da kümmert sich unser Nachbar Werner Oltmann drum. Die haben schon einen Notdienst organisiert. Und wie es dann später weitergeht, wirst wohl du entscheiden müssen.“

„Danke, dann nehme ich dein Angebot gerne an und komme zu dir. Und danke für deinen Anruf und dein Mitgefühl. Wir sehen uns. Ich bin fassungslos, Nils ... Bis dann.“

Gerrit Dirksen legte auf. Nach einer Weile nahm er...

Erscheint lt. Verlag 4.6.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-95573-803-5 / 3955738035
ISBN-13 978-3-95573-803-7 / 9783955738037
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