Wattmord in Carolinensiel. Ostfrieslandkrimi -  Rolf Uliczka

Wattmord in Carolinensiel. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-95573-805-1 (ISBN)
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Grauenhafte Ereignisse erschüttern die Idylle Ostfrieslands. Im Watt wird eine getötete junge Frau gefunden, wenig später verschwindet die Studentin Tanja Grönwold spurlos. Tanja verbrachte ihren Urlaub in Carolinensiel – und sie hatte die Leiche im Watt entdeckt. Kann das ein Zufall sein? Die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens von der Polizei Wittmund nehmen die Ermittlungen auf, und schon bald werden die schlimmsten Befürchtungen wahr: Bilder und Videos des Mordopfers werden auf einschlägigen verbotenen Seiten im Internet entdeckt. Für die Ermittler ist der Fall längst eine emotionale Angelegenheit, denn viel deutet darauf hin, dass irgendwo ganz in der Nähe in Ostfriesland noch mehr junge Frauen in Gefahr sind. Jede Minute zählt, und plötzlich kommt die Kommissarin den Tätern gefährlich nah...
In der „Die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens ermitteln" - Reihe sind erschienen:
1. Hafenmord in Carolinensiel
2. Serienmord in Neuharlingersiel
3. Bauernmord in Bensersiel
4. Wattmord in Carolinensiel
5. Sektenmord in Neuharlingersiel
6. Campermord in Bensersiel
7. Kluntjesmord in Carolinensiel
8. Strandmord in Neuharlingersiel
9. Skippermord in Bensersiel
10. Küstenmord in Harlesiel
11. Fetenmord in Neuharlingersiel
12. Neu: Deichbrückenmord in Bensersiel
Alle Ostfrieslandkrimis von Rolf Uliczka können unabhängig voneinander gelesen werden.

Kapitel 1


 

Ganz langsam fand Kati in das Leben zurück. Der Kopf schien zu platzen. Filmriss! Wo bin ich? Das stetige laute Brummen eines Motors, das klatschende Geräusch und die schaukelnden Bewegungen ließen die Vermutung in ihr wachsen, dass sie sich auf einem Schiff oder Boot befinden musste. Der Hals schmerzte höllisch und sie konnte kaum schlucken. Sie versuchte hochzukommen. Aber eine Ohnmacht nahm ihr das Denken und die Schmerzen ab. Zumindest vorübergehend.

Sie zitterte am ganzen Körper und die Blase drückte, als das Bewusstsein erneut zurückkehrte. Sie lag auf dem Rücken und erst jetzt merkte sie, dass ihre Arme mit Klebeband am Körper festgeklebt waren. Auch ihre Beine waren fixiert und ließen sich nicht bewegen. Sie wollte schreien, aber sie konnte ihren Mund nicht öffnen. Der Kopf schien zu platzen und dabei diese höllischen Schmerzen im Hals.

Sie spürte, wie sich ihre Blase entleerte. Ein brennender Schmerz durchfuhr sie im Genitalbereich. Aber der austretende Urin verbreitete auch eine fast wohlige Wärme. Erst da wurde ihr bewusst, dass sie auf einem kalten, harten Untergrund lag. Sie versuchte sich zu orientieren, aber es war stockfinster, nicht der kleinste Lichtstrahl. Das Schaukeln hatte zugenommen. Es musste Wellengang sein. Sie kannte das von einer Bootsfahrt auf dem Rhein, wenn das Boot durch die Bugwellen der Lastkähne hin und her geschaukelt wurde. Mit Marcel!

Marcel! Sie brauchte dringend eine seiner Glückspillen, wie er die immer nannte! Wenn sie längere Zeit keine genommen hatte, dann begann dieses Zittern. Aber wo war er? Und wie war sie hierhergekommen? Sie versuchte sich zu erinnern. Aber nichts. Gähnende Leere. War die letzte Pille vielleicht nicht clean gewesen? Sie versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Vergeblich. Und dann diese Schmerzen. Sie versuchte sich herumzurollen, gab das aber gleich wieder auf. Es tat zu weh. Ihr tat inzwischen alles weh. Sie spürte eine bedrückende Enge und nahm einen salzigen, leicht fischigen Geruch wahr. Wenn nicht diese schaukelnden Bewegungen und Geräusche gewesen wären, hätte das hier ihr Grab sein können. Jedenfalls empfand sie das so.

Sie spürte, wie sich Panik in ihr ausbreitete. Wer hatte sie hierhergebracht und was hatte man mit ihr vor? Und warum tat ihr alles so weh? Was war mit ihr geschehen? Todesangst beschlich sie! So kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag sollte ihr Leben schon zu Ende sein? Dabei hatte sie in ihrem kurzen Leben bereits Dinge erlebt und gesehen, die mancher normale Bürger seinen Lebtag nicht zu sehen bekam und sicher auch nicht kennenlernen wollte.

Schon einmal war sie mit Filmriss aufgewacht und hatte nicht gewusst, wo sie war. Damals nach dem Autounfall mit ihren Eltern, bei dem Besuch ihrer Verwandten in Omsk. Als ihr Vater ums Leben gekommen war. An den Unfall konnte sie sich bis heute nicht erinnern. Sie und ihre Mutter waren schwer verletzt worden und hatten einige Wochen gebraucht, bevor sie nach Deutschland zurückkehren konnten. Sie hatte seitdem eine Metallplatte in der Ferse, die allerdings – wachstumsbedingt – bereits längst hätte entfernt werden müssen und ihr beim Laufen inzwischen auch Probleme bereitete.

Ihre Mutter hing seit damals an der Flasche. Sie wusste gar nicht, warum ihr ausgerechnet jetzt dieser Morgen in den Sinn kam, als sie das erste Mal die Schule geschwänzt hatte. Dabei machte ihr Schule eigentlich Spaß. Lernen? Was für Lernen? Ihr flog das alles zu. Bis zu diesem tragischen Unfall, bei dem sie ihren Vater verlor, war sie sogar Klassenbeste gewesen und hatte bereits ein Schuljahr übersprungen.

Wie ein Film zogen die Bilder vorbei. Sie war aufgestanden wie immer und kam auf dem Weg zum Bad an der offenen Tür zum Schlafzimmer ihrer Mutter vorbei. Da lag die mal wieder mit einem Typen im Bett. Beide waren splitternackt und schliefen offensichtlich ihren Rausch aus.

Gerade stand sie, nur mit einem Slip bekleidet, im Bad vor dem Waschbecken und putzte sich die Zähne. Da sah sie im Spiegel, wie der Typ zu ihr ins Bad kam. Er packte sie von hinten an ihren Brüsten und versuchte mit der einen Hand vorne in ihr Höschen zu gelangen. Sie spürte seine nackte Erregung an ihrem Gesäß. Voller Wut und Ekel trat sie ihm mit voller Wucht mit ihrer Ferse auf seine Zehen. Dann nutzte sie seine Schrecksekunde, um sich in ihrem Zimmer einzuschließen.

Kurze Zeit später hörte sie, dass er seine Erregung an ihrer Mutter abarbeitete, obwohl diese – wohl immer noch halbtrunken – lautstark versuchte ihn abzuwehren. Erst als sie die Wohnungstür zuschnappen hörte, traute sie sich wieder aus ihrem Zimmer raus. Ihre Mutter war immer noch nicht ansprechbar und für die Schule war es bereits viel zu spät.

Mit einem Fünfzigeuroschein aus dem Portemonnaie ihrer Mutter fuhr sie mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof von Köln. Natürlich schwarz, weil sie kein Kleingeld für den Automaten hatte.

Auf der Domplatte sprach sie dann ein Punker mit einem süßen kleinen Hund an: „Na, Pippi Langstrumpf, haste nich’ Lust auf’n Joint?“

Seit sie nach dem Unfall wieder in Deutschland zurück war, hatte sie sich in der Schule einer Gruppe von Mädchen angeschlossen, die schon seit Längerem heimlich rauchten. Und so nickte sie nur und setzte sich zu dem Punker und seinem Hund. Der Kleine sprang ihr gleich auf den Schoß und ließ sich wohlig von ihr kraulen. Zwischendrin zog sie immer wieder an dem Joint, den ihr der Punker vor den Mund hielt.

„Ich bin Charly 1 und das ist Charly 2“, sagte dieser und zeigte dabei auf den Hund. Charly 2 war eine dieser Promenadenmischungen, deren Charme man sich nur schwer entziehen kann. Und Charly 1 war nicht entgangen, dass Charly 2 und er gerade eine neue Freundin gewonnen hatten. Dabei schien aber beide nicht zu interessieren, dass Kati noch ein Schulkind von kaum sechzehn Jahren war, was für Charly 2 natürlich weder Bedeutung noch rechtliche Konsequenzen hatte.

Jedenfalls bekam Kati am Ende des Tages auch gar nicht richtig mit, dass sie ihre Jungfräulichkeit verlor, so bier- und jointvernebelt war sie inzwischen. Sie zog seit diesem Tag mit den Punkern umher und teilte Essen, Trinken, Joints und Matratze mit ihnen. Schule und ihre Mutter passten da einfach nicht mehr in ihre neue Welt.

Wenn sie genügend Alkohol und Joints konsumiert hatte, war es ihr auch egal, wenn Charly 1 sie mal, sozusagen zur Auffrischung der Haushaltskasse, an andere Männer vermietete, wie er das immer nannte.

Kati schauderte es. War das etwa schon das Ende? Sie hatte mal gehört, dass dann noch einmal das ganze Leben im Zeitraffer an einem vorbeifloss.

Und dann waren sie wieder da, die Gedanken und Bilder. Es war das letzte Mal gewesen, als sie ihre Mutter sah. Sie wusste gar nicht mehr, warum sie eigentlich mit den beiden Charlys mit der Straßenbahn zu ihrer Mutter nach Hause gefahren war. Sie besaß ja noch den Wohnungsschlüssel. Ihre Mutter fand sie mit einer halb leeren Schnapsflasche allein auf der Couch vor dem Fernseher.

Sie hörte sie jetzt noch sagen: „Mensch Kati, wie siehst du denn aus? Sag mal, was hast du denn mit deinen schönen roten Haaren gemacht? Warum hast du dir bloß den Kopf an den Seiten rasiert? So wie du dir deine Haare oben zusammengebunden hast, sieht das ja aus wie eine schräge Palme auf einer Südseeinsel. Findest du das etwa schön?“

„Erstens kann dir das doch scheißegal sein, wenn du hier besoffen mit irgendwelchen notgeilen Typen vögelst, die mich dann auch noch im Bad unsittlich angrabschen. Und zweitens, wenn ich nicht rasiert wäre, könntest du mein Leitspruch-Tattoo nicht lesen: make love – not war. Und drittens ist dein Vergleich mit der Palme auf der Insel gar nicht so schlecht.“

„Na, egal, Kati. Jedenfalls war das Jugendamt schon ein paarmal hier gewesen, weil du nicht mehr zur Schule gekommen bist.“

„Die können mich alle mal! Und du auch! Guck dich doch mal im Spiegel an, wie du aussiehst, bevor du an mir herummäkelst. Wie eine besoffene alte Schlampe!“

„So kannst du doch nicht mit deiner Mutter reden!“, mischte sich Charly 1 ein. Und wie auf Kommando sprang Charly 2 mit einem Satz zu ihrer Mutter auf die Couch. Und auch ihre Mutter konnte sich seinem Charme nicht entziehen. Schließlich köpften sie zu dritt dann noch gemeinsam eine neue Flasche Schnaps. Ihren Rausch schlief Kati dann mit Charly 2 in ihrem Zimmer aus. So bekam sie auch nicht mit, dass Charly 1 und ihre Mutter sich inzwischen nicht nur im Gespräch nähergekommen waren.

Sie musste wieder weggetreten gewesen sein. Sie brauchte eine Weile, bis sie wieder ihre Situation realisiert hatte. Sie hätte schreien können, vor Schmerzen und vor Angst. So empfand sie es schon fast als wohltuend, als die Gedanken und Bilder wiederkamen und sie ablenkten.

Der Typ, für den Charly 1 gelegentlich dealte, hieß Marcel. Eines Tages vermietete Charly 1 sie an Marcel. In diesem Fall gegen Naturalien für Joints, wie er das nannte. Es war ihr siebzehnter Geburtstag und so kam sie – quasi als Geburtstagsgeschenk – das erste Mal in den Genuss von Marcels Glückspillen. Sie erlebte die Orgasmen ihres Lebens und blieb dann, der Einfachheit halber, gleich bei Marcel in seiner schicken Wohnung, in einem Hochhaus direkt am...

Erscheint lt. Verlag 7.6.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-95573-805-1 / 3955738051
ISBN-13 978-3-95573-805-1 / 9783955738051
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