Die Glocke von Whitechapel (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
400 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43573-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Glocke von Whitechapel -  Ben Aaronovitch
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Heiß ersehnt: Der neue, große Roman mit Peter Grant! Constable und Zauberlehrling Peter Grant steht vor seiner größten Herausforderung: Das Schicksal Londons steht auf dem Spiel. Der gesichtslose Magier, verantwortlich für grauenvolle übernatürliche Verbrechen, ist zwar endlich demaskiert und auf der Flucht. Doch er verfolgt einen perfiden Plan, der ganz London in den Abgrund stürzen könnte. Um den Gesichtslosen zu stoppen, muss Peter all seine magischen Kräfte aufbieten - und einen bösen alten Bekannten kontaktieren: Mr. Punch, den mörderischen Geist des Aufruhrs und der Rebellion.

Ben Aaronovitch wuchs in einer politisch engagierten, diskussionsfreudigen Familie in Nordlondon auf. Er hat Drehbücher für viele TV-Serien, darunter >Doctor Who<, geschrieben und als Buchhändler gearbeitet. Inzwischen widmet er sich ganz dem Schreiben. Er lebt nach wie vor in London. Seine Fantasy-Reihe um den Londoner Polizisten Peter Grant mit übersinnlichen Kräften eroberte die internationalen Bestsellerlisten im Sturm.

Ben Aaronovitch wuchs in einer politisch engagierten, diskussionsfreudigen Familie in Nordlondon auf. Er hat Drehbücher für viele TV-Serien, darunter ›Doctor Who‹, geschrieben und als Buchhändler gearbeitet. Inzwischen widmet er sich ganz dem Schreiben. Er lebt nach wie vor in London. Seine Fantasy-Reihe um den Londoner Polizisten Peter Grant mit übersinnlichen Kräften eroberte die internationalen Bestsellerlisten im Sturm.

1 Chiswick


Sein Name war Richard Williams, und er war das, was man einen Werbefuzzi nennt. Er bewohnte zwar nur eine unspektakuläre Doppelhaushälfte in Chiswick, aber seine Familie stammte aus Fulwood, Sheffield, und hatte genug Kleingeld, um ihn als Tagesschüler nach Birkdale zu schicken, wodurch er in den gleichzeitigen Genuss exklusiver Bildung wie auch anständiger hausgemachter Mahlzeiten kam.

Nachdem er mit einer durchaus beachtlichen Note das Magdalen College in Oxford abgeschlossen hatte, zog er nach London, wo er bei einer großen Werbeagentur anfing und seine erste Frau kennenlernte.

Inzwischen hatte er schon die zweite, jüngere, und gemeinsam mit ihr zwei Töchter im Vorschulalter, und meiner Einschätzung nach war er drauf und dran, ins Thames Valley oder noch weiter nach Westen umzuziehen, um die Mädchen auf eine etwas weniger »bunte« Schule schicken zu können als diejenigen in Chiswick. Dies konnte ich guten Gewissens annehmen, weil ich über Richard Williams so ziemlich alles wusste, was man nur in Erfahrung bringen konnte – von seinen Schulzeugnissen bis hin zu dem letzten Einkauf, den er mit seiner Kreditkarte getätigt hatte. Zweifellos wäre er entsetzt gewesen zu erfahren, dass er dem allgegenwärtigen Überwachungsstaat zum Opfer gefallen war, und noch entsetzter, wenn er wüsste, dass derzeit zwei Polizeibeamte in einem zivilen, erfreulicherweise nicht silbernen Hyundai gegenüber seinem Haus saßen und dieses observierten, nämlich meine Wenigkeit nebst Detective Sergeant (jawohl!) Guleed.

Wir unsererseits waren weniger entsetzt als fast bis zu Tränen gelangweilt.

Wir verbrachten dort unsere Tage, weil Richard Williams in Oxford einem Dining-Club namens »Little Crocodiles« angehört hatte. An sich war das nichts Ungewöhnliches – die Upperclass-Studenten und ihre Groupies aus der Mittelschicht traten scharenweise in Dining-Clubs ein, und sei es nur, um sich hemmungslos besaufen und die Sau rauslassen zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass man hinterher in einer reißerischen Fernsehdoku über den moralischen Verfall an den englischen Universitäten auf Channel 5 auftauchte.

Oder, wie mein Dad gern sagt: Zum gesellschaftlichen Problem wird’s nur dann, wenn die Arbeiterklasse mit dabei ist.

Das Besondere an den Little Crocodiles war ihr Gründer: Professor Geoffrey Wheatcroft, DD DPhil FGW und voll ausgebildeter Zauberer. Letzteres abzulesen an dem FGW: das stand für »Fellow der ›Gesellschaft der Weisen‹«, welche auch als Folly bekannt und das offizielle Zentrum der britischen Zauberei seit 1775 ist. Und falls Sie das jetzt schockiert oder erstaunt, möchten Sie sich vielleicht erst ein bisschen Hintergrundwissen verschaffen, bevor Sie weiterlesen.

Geoffrey Wheatcroft fand es offenbar amüsant, ein paar Kleinen Krokodilen das Zaubern beizubringen. Wie vielen, wissen wir nicht genau. Nur, dass ein paar davon richtig gut wurden – wieder ohne genaue Anzahl.

Genau wissen wir hingegen, dass mindestens zwei von ihnen ihre magischen Kräfte einsetzten, um eine Reihe von Schwerverbrechen zu begehen, einschließlich solcher, die man schon als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnen kann – und hier scherze ich ausnahmsweise nicht.

Indem Geoffrey Wheatcroft starb, ehe all das ans Licht kam, gelang es ihm, sich vor den Konsequenzen für seine Handlungen zu drücken. Wobei ich weiß, dass mein Boss manchmal den Drang verspürt, Wheatcrofts Leichnam auszugraben und in Flammen aufgehen zu lassen. Ebenso unbeschwert tot war Albert Woodville-Gentle, auch der gesichtslose Magier Nummer eins genannt. Doch hatte dieser vor seinem Ableben noch massiv mitgeholfen, einen gewissen Martin Chorley auszubilden, der bei uns unter gesichtsloser Magier Nummer zwei lief. (Glauben Sie mir, mit der Zeit steigt man da schon durch.)

Wir wussten, wer Martin Chorley war, und wir wussten, was er getan hatte. Leider wussten wir nicht, wo er war. Oder was er vorhatte. Und das bescherte uns schlaflose Nächte.

Ein cleverer Bursche war er, so viel war sicher. Er hatte zwar nicht damit gerechnet, aufzufliegen, aber rein vorsichtshalber hatte er sich für diesen Fall einige Strategien und Ressourcen zurechtgelegt. Für die Suche nach ihm besaßen wir tatsächlich nur zwei brauchbare Anhaltspunkte. Erstens unser Wissen, dass er schon öfter ehemalige Little Crocodiles rekrutiert hatte, damit die für ihn arbeiteten – und zweitens die Vermutung, dass es von denen noch mehr geben musste, als wir kannten. Und so kam irgendeinem hellen Köpfchen die Idee mit dem »Stich ins Wespennest«.

Wir ließen unsere Analytiker nach geeigneten Kandidaten unter den Kleinen Krokodilen suchen, begannen diese engmaschig zu überwachen, und dann gingen wir hin und jagten ihnen ein bisschen Angst ein – der »Stich ins Wespennest«. Alsdann lehnten wir uns zurück und warteten, ob sie reagierten. Wenn wir Glück hatten, würden sie einen Anruf, eine Mail oder eine Nachricht an einen ungewöhnlichen Kontakt schicken. Und im allerbesten Fall würden sie aus dem Haus stürzen, ins Auto springen und uns in spannende Gefilde führen.

Genau deshalb saßen Guleed und ich in dem Hyundai: damit wir Williams folgen konnten, falls er die Biege machte.

»Das ist ganz allein deine Schuld«, sagte Guleed.

»Irgendwann muss es funktionieren«, sagte ich.

Richard Williams war unser dritter »Stich«. Es herrschte der allgemeine Konsens, dass wir höchstens noch zwei bis drei Versuche hatten, bis entweder Chorley mitkriegte, was da vor sich ging, oder uns eine erzürnte Wespe wegen Belästigung verklagte.

»Da sind sie«, sagte Guleed.

Ich sah hinüber. Vor dem Haus unserer Zielperson hielt gerade ein ramponierter grüner Vauxhall Corsa. Das Haus hatte übrigens wahrscheinlich gut zwei Millionen gekostet mit seinen zwei Etagen plus ausgebautem Dachgeschoss, alles aus rotem Backstein und mit Schmuckelementen an der Überdachung der Vortreppe, die fast nach echtem Arts-and-Crafts-Dekor aussahen – aber nicht ganz. Wenigstens war es frei von Kieselrauputz und falschem Fachwerk. Sogar die originalen Schiebefenster waren noch vorhanden, allerdings mit Rollos versehen worden, der modernen Variante der Gardine – mit deren Hilfe die Mittelschicht seit jeher damit klarzukommen versucht, dass sie ihren Lebensraum mit anderen menschlichen Wesen teilen muss.

Momentan waren die Rollos hochgezogen, aber da wir, um nicht auf den ersten Blick aufzufallen, zehn Meter weiter parkten, war der Winkel zu ungünstig, um ins Hausinnere zu sehen.

Das Wegwerfhandy, das ich in der Hand hielt, pingte, und auf dem Display erschien ein seitliches Smiley.

»Auf die Plätze«, sagte ich.

Wir vermieden es weitgehend, unsere Polizei-Airwaves zu benutzen, nicht nur wegen der Gefahr, dass sie hopsgingen, wenn etwas Magisches passierte. Das Smiley war auch an das Team gerichtet, das die Parallelstraße überwachte, falls jemand nach hinten hinaus zu flüchten versuchte.

Aus dem Corsa stiegen Nightingale und DC David Carey und machten sich auf den Weg zur Eingangstür.

»Und los«, sagte Guleed mit einem unterdrückten Gähnen.

Seit Beginn der Operation hatten wir immer wieder die Rollen gewechselt. Beim letzten »Stich« in Chipping Norton hatten Nightingale und Carey im Observierungsauto gesessen. Wir bezeichneten ihn als »die Aga-Saga«, weil unsere Zielperson nicht aufhören konnte, von ihrer Küche zu schwärmen, die, soweit ich sehen konnte, von denselben Leuten entworfen worden sein musste wie Beutelsend.

»Tür geht auf«, sagte Guleed. Ich notierte die Zeit im Einsatzprotokoll.

Gewöhnlich taucht die Polizei gern in aller Herrgottsfrühe auf, vorzugsweise um sechs Uhr morgens, weil die meisten Leute dann nicht nur zu Hause sind, sondern auch nicht unbedingt in bester Verfassung. Diesmal hatten wir uns allerdings einen Sonntag um die Mittagszeit ausgesucht, weil wir nicht auf Angst und Schrecken aus waren, sondern auf subtiles Grauen. Nightingale ist darin bemerkenswert gut – liegt wahrscheinlich am Akzent.

Vor einiger Zeit hatte Richard Williams für eine Firma namens Slick Pictures gearbeitet, die eine Menge Aufträge von einem Bauträger bekommen hatte, der über eine Reihe von Mutterfirmen komplett einem Unternehmen namens County Gard gehörte. Welches zufällig genau das Instrument war, mit dem Martin Chorley einige seiner kriminellen Machenschaften steuerte.

Eine kümmerliche Verbindung, aber wir waren schon etwas verzweifelt, und zumindest würde es den Druck aufrechterhalten.

Guleed fummelte an ihrem Hijab herum, der ungewöhnlich schlicht für sie war – ein Polizeimodell, darauf ausgelegt, sich sofort zu lösen, wenn jemand daran zog. Unter unseren Jacken trugen wir rein vorsichtshalber die Zivilversion der Stichschutzweste.

Aus dem Garten nebenan sprang eine Katze hervor und schoss die Straße entlang davon. Etwas an ihrem panischen Tempo verursachte mir Unbehagen. Gerade wollte ich das Guleed gegenüber erwähnen, als das Handy wieder pingte und eine Nachricht erschien: aa. Während der Planung der Operation hatten wir eine Reihe von Codes erstellt. Der Buchstabe selbst war irrelevant – die Bedeutung lag in der Anzahl. Drei Buchstaben bedeuteten »Bereithalten«, einer bedeutete »Sofort stürmen – auf sie mit Gebrüll!«, und zwei waren das Zeichen, dass wir unsere vorher bestimmte »Interventionsposition« einnehmen sollten.

Guleed grinste. »Mal was anderes.«

Wir stiegen aus, hinein in die sonntagmittägliche Schwüle der Vorstadt, und gingen auf das Haus zu. Laut Plan sollten wir so unauffällig wie...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2019
Reihe/Serie Die Flüsse-von-London-Reihe (Peter Grant)
Übersetzer Christine Blum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 7. Fall • Alex Verus • benedict jacka • Bestseller • Britische Geschichte • der Gesichtslose • Die Flüsse von London • Fantasy-Krimi • Fantasyliteratur • folly • Glockengießerei • Harry Dresden • Jim Butcher • Kevin Hearne • Krimi • Kriminalroman • Kultserie • kulturpass • Lesley May • London • Metropolitan Police • Mr. Punch • Peter Grant • Römisches Britannien • Schwarze Magie • siebter Fall • Thomas Nightingale • Tinte und Siegel • Urban Fantasy • Urban-Fantasy-Serie • Zauberlehrling
ISBN-10 3-423-43573-9 / 3423435739
ISBN-13 978-3-423-43573-4 / 9783423435734
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,4 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich