Tod im Tröpferlbrunnen: Österreich-Krimi -  Lore Macho

Tod im Tröpferlbrunnen: Österreich-Krimi (eBook)

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
200 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-059-0 (ISBN)
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Die Klein Schiesslinger Gemeindevertretung hat sich durchgesetzt und im alten 10er Haus ein Kulturhaus etabliert. Grund ist eine Quelle, welche ganz plötzlich im Garterl hinter der Einfahrt zu sprudeln begonnen hat. Der Steinbruchbesitzer Giselbert Knaller spendete großzügig für diese Quelle einen Steinbrunnen, in dem nach der feierlichen Eröffnung durch die örtliche Blasmusikkapelle der Reporter Ferdinand Schlaumeier tot aufgefunden wird. Er wurde mit dem Tambourstab des Kapellmeisters Franz Pfaffenbichler erschlagen. Auf Inspektor Julius Streicher und Chefinspektor Christian Fuchs wartet viel Arbeit.



Lore Macho lebt mit ihrem Mann seit 1987 in dem kleinen Weinort Straning, nahe Eggenburg (NÖ), wo Wein- und Waldviertel ineinander übergehen. Nach dem Besuch der Handelsschule und einigen Jahren der Tätigkeit als Sekretärin absolvierte sie 1974 die Sommerakademie für Malerei in Sirmione und ist seit dieser Zeit freischaffende Malerin. Neben dem Malen gilt ihre große Freude dem Schreiben. Bisher wurden von ihr drei Bücher zum Thema Malen veröffentlicht sowie ihre Dorfkrimis im Verlag federfrei.

Kapitel 1


 

Nachdem die Gemeindevertretung von Klein Schiessling, allen voran der Dorfboss, Bürgermeister Alfons Pummerl, und so, wie er heißt, sieht er auch aus, das alte 10er-Haus nach dem denkwürdigen Ableben des Künstlers Damian Studd, Studd mit zwei d am Schluss, in ihren Besitz genommen hat, steht es bereits wieder längere Zeit leer.

Das Schicksal meinte es mit diesem mehrere hundert Jahre alten, ehrwürdigen Gebäude nicht besonders gut.

Ehemals Pfarrschule war es danach viele Jahre lang Bauernhaus mit Saustall und diversen Stallungen für Hühner und Gänse. Später stand es für lange Zeit leer, wobei es manchmal als Scheune für Heu und Stroh benutzt wurde. Dazwischen hatte sich für ein paar Jahre eine Wiener Familie eingenistet, welche das Gebäude auch nur als Lagerschuppen für überflüssige Möbelage verwendete.

Nachdem der Mietvertrag abgelaufen war, döste das Haus wieder viele Jahre unbeachtet vor sich hin und war damit sozusagen dem Verfall preisgegeben. Und dann wollte doch tatsächlich der Bürgermeister von Klein Schiess­ling gegen den Willen seiner Gemeinderäte darin ein Bordell etablieren. Ein Bordell!!! Einerseits, um seine Dorfbewohner nach der folgenschweren Steinbruchgeschichte wieder zu versöhnen, und andererseits den Männern ihr schweres Los als Ehekrüppel, Winzer und Bauer ein bisserl zu erleichtern. Und was gibt es da Schöneres, als sich im Bett an ein fesches Dirndl zu kuscheln? So die grandiose Idee von Dorfboss Alfons Pummerl.

Nachdem dieser Wunsch jedoch von den weiblichen Dorfbewohnern aufs Rigoroseste torpediert wurde, musste er ihn vorerst einmal ad acta legen und abwarten, bis wieder Ruhe eingekehrt war, um sich jetzt neuerlich ernsthaft damit auseinanderzusetzen.

»Also, was soll ma mit der Bruchbude anfangen?«

Alfons Pummerl und fast alle seine Gemeinderäte sitzen am Stammtisch des Klein Schiesslinger Dorfwirtshauses bei Herrn und Frau Krügerl, und vor jedem thront ein Glas Grüner Veltliner. Ausgenommen Gemeinderat Hugo Zechbauer, weil der daheim bei seiner Frau Waltraud und seinem Sohn Max am Spätstückstisch sitzt. Spätstück deshalb, weil es für ein Frühstück halt schon ein bisserl spät ist.

Pummerl wartet auf eine Antwort, diese bleibt jedoch aus. Er ist noch immer um keinen Zentimeter gewachsen, weder in die Länge noch in die Breite, seine tief liegenden Äuglein blicken allwissend in die Welt, und seine Toilettenfehler springen jedem ins Gesicht. Darum schert sich jedoch keiner mehr, daran hat man sich im Laufe seiner langjährigen, verantwortungsvollen Amtszeit gewöhnt. Ein bekleckertes Hemd gehört nun einmal zum Alltag des Dorfbosses von Klein Schiessling. Das Gegenteil würde jedem sofort ins Auge springen und irritieren!

Seit dem letzten Treffen hat sich demnach nichts, aber auch schon gar nichts verändert.

»Also«, wiederholt er seine Frage. »Was mach ma jetzt mit dem alten 10er-Haus?« Erwartungsvoll mustert er seine Gemeinderäte der Reihe nach, hebt dabei sein Glas, lässt den Grünen Veltliner leicht kreisen, nimmt dann einen kräftigen Schluck, stellt das Glas wieder zurück auf den Tisch und wischt sich mit dem Ärmel über den Mund. »Ich hab euren Vorschlag mit dem Bordell noch immer in guter Erinnerung«, feixt er aus hinterlistigen Augen seine Leute an, obwohl er ganz genau weiß, dass diese Idee eigentlich von ihm stammt. Die Gemeindevertretung sprach sich damals vehement dagegen aus, was ihn jedoch nicht daran hindert, ihnen jenes heute in die Schuhe zu schieben.

»Seid’s ihr noch immer dafür, egal, was eure Weiber dazu sagen?«, setzt er hoffnungsvoll nach. »Dann lass ich mich halt in Gotts Namen breitschlagen, und wir können gleich mit der Planung für ein solches Etablissement beginnen.«

Er schaut seinen Gemeinderäten Michael Rieslinger, Heinrich Silvaner, Huaberl Burgunder und den zuletzt in die Gemeindevertretung aufgenommenen Walter Zweigelt in deren vom Wein geröteten Gesichter. Der frischgebackene Gemeinderat Walter Zweigelt stammt aus dem Nachbarort, ist fünfundsechzig Jahre alt, groß, sehr schlank, schon eher dürr und war vor seiner Pensionierung Installateur. Er fühlt sich bei dem Gedanken an ein Freudenhaus überhaupt nicht wohl in seiner Haut. Schon damals, als er aus einiger Entfernung die heftigen Debatten der Gemeindevertreter verfolgte, hatte er große Bedenken gegen so eine Einrichtung in Klein Schiessling. Schließlich gehört solch ein Etablissement, wenn auch unter Umständen wichtig, nicht aufs Land, sondern bestenfalls in eine Großstadt, wo die Besucher anonym bleiben. Was auf dem Land nicht möglich ist, kennt doch hier jeder jeden. Seit ungefähr einem Monat gehört Walter Zweigelt der Gemeindevertretung von Klein Schiessling an. Außerdem, seine liebe Frau Gemahlin, klein zart und äußerst energisch, hätte bestimmt sehr viel dagegen einzuwenden. Deshalb lässt er auch sofort seinen überaus berechtigten Einwand auf alle rund um den Wirtshaustisch Versammelten los.

»Was sollen denn unsere Frauen dazu sagen, Bürgermeister, wenn wir schon wieder mit dieser Idee daherkommen? Erinnere dich doch an die Misere, als ihr das letzte Mal den Vorschlag gemacht habt’s. Ich war ja damals noch nicht bei euch im Gemeinderat, hab aber alles mitgekriegt. Da haben euch doch eure Weiber ganz schön zur Schnecke gemacht!«

Der Rest der Gemeindevertreter ist der gleichen Meinung und nickt zustimmend. Selbst der Wirt Josef Maria Krügerl murrt leise vor sich hin, während er hinter der Theke steht, Gläser poliert und die Debatte am Stammtisch interessiert verfolgt. Er erinnert sich mit Schaudern an das heillose Chaos, das damals durch den Streik der Klein Schiesslinger Frauen entstanden ist. Alle Dorfbewohnerinnen haben nicht nur den Haushalt ignoriert, sondern auch so einige andere angenehme nächtliche Vergnügungen verweigert.

»Erinnert’s euch doch, wie unsere Weiber verrücktgespielt haben. Nix hat mehr funktioniert daheim. Nicht einmal meine Alte hat mehr für unser Wirtshaus kocht«, brummt er deshalb mürrisch über die Theke hinweg.

Bürgermeister Alfons Pummerl greift neuerlich zu seinem Glas, begutachtet fachmännisch die Farbe des jungen Weines, steckt seinen knolligen Riechkolben hinein, schließt genussvoll die Augen und nimmt einen Schluck. Danach stellt er das Glas bedächtig zurück auf den Wirtshaustisch, hält es aber weiterhin fest in der Hand.

»Und was soll ma eurer Meinung nach sonst mit dem alten 10er-Haus machen?«, fragt er jetzt schon ziemlich missmutig, weil er die harte Mauer spürt, welche sich zwischen ihm und seinen Leuten aufgebaut hat.

Ärgerlich dreht er das Glas von links nach rechts und wieder zurück und funkelt sie grantig an.

Eine Weile herrscht Stille in der Gaststube, nur das Geschepper der Töpfe dringt aus der Küche, in der Frau Krügerl dabei ist, für den Mittagstisch zu kochen.

»Warum macht’s denn kein Kulturhaus draus?«, fragt der Wirt Josef Maria Krügerl, nachdem er die Stammtischrunde eine Weile still beobachtet hat. So was hat er sich schon immer gewünscht. Er könnte davon gut profitieren, wenn er die Bewirtung bei den laufenden Veranstaltungen übernimmt.

»Was soll ma denn mit einem Kulturhaus, hm?«, fragt Pummerl sichtlich verärgert.

Er spielt noch immer mit seinem Glas, schwenkt den Grünen Veltliner sanft hin und her und beobachtet, wie das Getränk im Glas Schlieren zieht. Sein Kopf hängt über dem Wirtshaustisch, und er brütet vor sich hin.

Ein Freudenhaus wäre ihm viel lieber als ein Kulturhaus. Was soll er denn mit einem Kulturhaus anfangen? Und was gibt’s im Ort schon für Kultur?, fragt er sich. Kultur! Allein schon dieses Wort erschüttert sein Innerstes gewaltig. Hingegen könnte er sich ein Bordell überaus angenehm und obendrein gewinnbringend für den Ort vorstellen. Seit er keine Ehefrau mehr hat, würde so eine Einrichtung ihm auch persönlich überaus guttun. Noch dazu, da er bei den Weibern in letzter Zeit weniger Glück hat. Die finden schön langsam keinen Gefallen mehr an ihm, was ihn aufrichtig wundert. Hat er doch seiner Überzeugung nach nichts von seiner Jugendlichkeit eingebüßt. Auf jeden Fall würde so ein Etablissement die richtige Abwechslung bieten. Nicht nur für ihn!

»Also, ich find ein Kulturhaus gescheit«, stimmt nun Gemeinderat Michael Rieslinger lautstark zu und reißt damit den Dorfboss abrupt aus seinen Tagträumen.

»Wir haben doch eine gute Blasmusikkapelle, wir könnten öfters einen Dirndlball mit Weinverkostung veranstalten oder uns ganz einfach nur zum Gedankenaustausch in angenehmer Atmosphäre treffen. Hochrangige Kultur halt!«

Der jüngste Gemeinderat, damit ist jung an Jahren gemeint, Hubert Burgunder, von allen nur Huaberl genannt, bewegt seinen Kopf mit dem neuesten Kurzhaarschnitt leicht hin und her. Seine seitlichen Haare sind abrasiert, dafür thront am Oberkopf so eine Art Vogelnest.

»Also mir persönlich tät eine hochrangige Kultur in unserem schönen Ort auch sehr gut gefallen. Da muss...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-059-8 / 3990740598
ISBN-13 978-3-99074-059-0 / 9783990740590
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