Mord im Waldviertelexpress: Österreich-Krimi -  Lore Macho

Mord im Waldviertelexpress: Österreich-Krimi (eBook)

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
200 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-018-7 (ISBN)
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Im Waldviertelexpress von Wien über Siegmundsherberg nach Ceske Velenice fällt der Winzer Friedrich Steurermann, kurz bevor er in Klein Schiessling aussteigen soll, tot vom Sitz. Die gerichtliche Untersuchung ergibt, dass er vergiftet wurde. Eine tödliche Mixtur war in einem Fläschchen Hustensaft, aus dem der Weinbauer während der Fahrt getrunken hat. In Klein Schiessling herrscht natürlich wieder große Aufregung, und die Dorftratschen Annerl Passer befeuert jedes noch so absurde Gerücht über die Todesursache.



Lore Macho lebt mit ihrem Mann seit 1987 in dem kleinen Weinort Straning, nahe Eggenburg (NÖ), wo Wein- und Waldviertel ineinander übergehen. Nach dem Besuch der Handelsschule und einigen Jahren der Tätigkeit als Sekretärin absolvierte sie 1974 die Sommerakademie für Malerei in Sirmione und ist seit dieser Zeit freischaffende Malerin. Neben dem Malen gilt ihre große Freude dem Schreiben. Bisher wurden von ihr drei Bücher zum Thema Malen veröffentlicht sowie ihre Dorfkrimis im Verlag federfrei.

Kapitel 1


 

»Nächster Halt: Klein Schiessling!«

»Next Stop: Klein Schiessling!«

Der Waldviertelexpress, mit zweistöckigen Großraumwagen und abgebildeten Wieseln an den Außenseiten der Waggons, deshalb wird er in der Region kurz »Wiesel« genannt, ist unterwegs von Wien über Sigmundsherberg nach Ceske Velenice. Nun nähert er sich langsam der Haltestelle und bremst mit quietschendem Geräusch auf dem menschenleeren Bahnsteig, der von Weinbergen umgeben in der Sommerhitze vor sich hin brütet. Das Bahnwärterhäuschen ist leider schon seit längerer Zeit nicht mehr besetzt. Heutzutage funktioniert alles automatisch. Der Mensch wird fast nicht mehr gebraucht. Nach und nach wird er zwangsweise von der Technik abgelöst, kann sich wieder seines Ursprungs besinnen, auf Bäumen herumklettern und Bananen futtern. Vor der Automatisierung hat ein freundlicher Bahnbediensteter die Schranken rauf- und runtergekurbelt, man hat sich gegrüßt und meist ein paar freundliche Worte gewechselt. Jetzt ist alles anders, vor allem aber unpersönlich. Immer wenn ich den Bahnübergang quere, suche ich vergeblich nach dem netten Bahnbediensteten, obwohl ich ja weiß, dass er nicht mehr da ist.

Schade!

Ein einzelner Fahrgast, Thomas Krügerl, der ältere Sohn der Wirtsleute aus Klein Schiessling, will den »Wiesel« Richtung vorderen Ausgang verlassen. Er kommt von seinem Bundesheerdienst aus der Maria-Theresien-Kaserne in Wien nach Hause, schleppt eine große, schwere Reisetasche mit sich und zwängt sich durch den engen Gang des Waggons. Da sieht er von hinten Fritz Steurermann sitzen, Weinbauer aus Klein Schiessling, und haut ihm im Vorbeigehen kräftig auf die Schulter, um ihn ans Aussteigen zu erinnern. Doch dieser fällt vornüber vom Sitz und bleibt liegen.

»He, Fritz!«, schreit Thomas, »Was hast denn? Ist dir schlecht?«

Doch Fritz Steurermann gibt keine Antwort. Er rührt sich nicht mehr. Thomas Krügerl beginnt zu frösteln. Obwohl es bereits nach siebzehn Uhr ist, hat es draußen immer noch weit über dreißig Grad im Schatten. Schließlich haben wir Sommer, was aber überhaupt nichts aussagt, denn wir hatten schon Sommer ohne Sonne, dafür mit Dauerregen und maximal zwanzig Grad.

»He, Fritz!«, schreit er den von der Bank Gerutschten neuerlich an. Doch der rührt sich noch immer nicht. Fritz Steurermann liegt zusammengekrümmt am Boden, seine schwarze Aktentasche belegt den Nebensitz. Der Waggon ist bis auf die beiden leer, nur die schräg stehende Sonne beleuchtet das Innere des Großraumwagens. Thomas beugt sich zu Fritz hinunter und will seinen Puls fühlen, aber der ist nicht vorhanden. Thomas Krügerl steht vor einem Problem. Was soll er machen? Fritz müsste ebenso wie er aussteigen, der Zug fährt gleich wieder ab. Der Aufenthalt in Klein Schiessling beträgt gerade einmal eine halbe Minute. Soll er einfach aussteigen, soll er sich um Fritz kümmern oder die Notbremse ziehen? Was soll er in der Eile machen?

Er springt aus dem Zug, lässt seine schwere Tasche mitten auf den Bahnsteig fallen und rennt heftig winkend aufs Zugführerhaus zu. Der Zugführer streckt seinen Kopf zum Fenster der E-Lok raus, sieht einen jungen Mann heftig gestikulierend auf ihn zurennen.

»Was ist denn los?«, schreit er.

»Bleiben S’ stehn. Da drin liegt einer, ich glaub, der ist tot.«

Auch das noch, denkt der Zugführer ungehalten. Grad heute wollte er pünktlich zum Abendessen daheim sein.

Und jetzt das.

 

Der Waldviertelexpress steht noch immer an der Haltestelle mitten auf dem Bahnübergang von Klein Schiessling, dessen Schranken schon seit über einer Stunde die Durchfahrt für den Verkehr unmöglich machen. Fußgänger können sich grad einmal zwischen der Absperrung durchzwängen. Die Autofahrer auf beiden Seiten der Schranken sind jedoch gezwungen, zu warten, umzudrehen oder auf Schleichwegen über die Weinberge weiterzufahren. Ein Großaufgebot an Polizei, Bahnaufsicht und Neugierigen drängt sich um die Eisenbahnhaltestelle. Der Amtsarzt Dr. Heribert Weinzierl, ein kleiner untersetzter Mann um die fünfzig, mit angehender Glatze und trotz der Hitze korrekt gekleidet mit Sakko, ein beiges Mascherl um den Hemdkragen gewickelt, hat sich Fritz Steurermann auf den Bahnsteig legen lassen und ist dabei, eine erste Untersuchung vorzunehmen. Er kann keine äußeren Verletzungen feststellen. Aus dem Mund des Toten dringt allerdings ein eigenartiger Geruch.

»Könnt ein Hitzschlag gewesen sein, könnt aber auch alles andere gewesen sein«, brummt er. »Könnt sogar Gift gewesen sein. Näheres nach der Obduktion.«

Er streift die Einweghandschuhe ab und verstaut sie in seiner prall gefüllten Arzttasche. Schweiß glänzt auf seiner fliehenden Stirn.

Der kleine Inspektor Julius Schreiner und der knackige, fesche Polizist Sepp Tauber stehen um den Amtsarzt Dr. Weinzierl herum und sind über dessen Feststellung verwundert.

»Wie kann denn der in einem voll klimatisierten Waggon einen Hitzschlag kriegen?«, will Inspektor Julius Schreiner von ihm wissen. Dr. Heribert Weinzierl zuckt nur mit den Schultern und dreht sich weg.

»Und warum sollte der sich grad im Zug vergiftet haben?«, fragt Sepp Tauber. Fährt sich mit den Fingern durch die Haare und bringt dabei seine Kurzhaarfrisur in Unordnung. Das Dienstkapperl hält er in der Hand und wachelt sich damit von Zeit zu Zeit etwas Luft zu.

»Keine Ahnung. Vielleicht hat er ja nur was Schlechtes gegessen? Bei dieser Affenhitze ist doch alles gleich kaputt, egal, ob Fleisch oder Fisch.«

Inspektor Schreiner geht auf Thomas Krügerl zu, fragt ihn nach Namen und Adresse und lässt sich von ihm berichten, wie er den Toten entdeckt hat.

»Ich war grad beim Aussteigen, da seh ich den Fritz ruhig auf der Bank sitzen, obwohl er eigentlich auch aussteigen hätt müssen.«

»Aha! Und dann?«

»Dann hab ich ihm von hinten auf die Schulter g’haut, und dabei ist er vornüber vom Sitz kippt. Einfach so. Kippt vom Sitz und bewegt sich nimmer!«

Mehr als ein neuerliches »Aha« bringt Julius Schreiner nicht heraus. Eine Weile denkt er nach, fixiert Thomas Krügerl streng, dann fragt er weiter: »Und, ist Ihnen was aufgefallen während der Fahrt? Hat sich irgendjemand an den Verstorbenen herangemacht oder mit ihm gesprochen?«

»Das kann ich nicht sagen, Herr Inspektor. Ich bin weiter hinten gesessen und hab Zeitung gelesen. Fritz muss in Wien schon lang vor mir eingestiegen sein, der Zug steht ja am Franz-Josefs-Bahnhof meistens schon eine halbe Stunde vor Abfahrt auf dem Gleis. Bemerkt hab ich jedenfalls nix.«

Inspektor Julius Schreiner ist äußerst unzufrieden. Da sitzt einer im selben Waggon, steigt sogar bei den gleichen Stationen ein und aus und bemerkt nichts.

Wie immer!

»Haben Sie vielleicht gesehen, wie der Verstorbene … wie heißt er eigentlich?«

»Steurermann Fritz. Also eigentlich Friedrich. Steurermann Friedrich.«

»Haben Sie Friedrich Steurermann beim Einsteigen gesehen? Ist vielleicht jemand mit ihm eingestiegen? Wie viele Personen sind überhaupt am Franz-Josefs-Bahnhof eingestiegen?«

»Ich hab Ihnen doch schon gesagt, Herr Inspektor, so genau kann ich das nicht sagen, weil ich bin erst kurz vor der Abfahrt in den Waggon gesprungen. Ich war knapp dran und hab mich tummelt, den Zug überhaupt noch zu erwischen. Der Waggon war ziemlich voll, und der Fritz muss schon dringesessen sein, weil mit mir ist er, wie ich Ihnen ja grad gesagt hab, nicht eingestiegen.«

»Haben Sie vielleicht einige der Personen gekannt, die eingestiegen sind oder die schon im Zug waren? Haben Sie überhaupt jemanden gesehen, den Sie kannten? Außer dem Friedrich Steurermann.«

Thomas Krügerl verdreht verzweifelt die Augen. Wie oft muss man denn diesem Inspektor etwas sagen, bevor es in seinem Hirn ankommt!

»Nein, leider nicht, wie ich Ihnen ja grad gesagt hab, Herr Inspektor. Viele kenne ich zwar vom Sehen, ich fahr ja öfters um diese Zeit, aber richtig gekannt hab ich niemanden.«

»Und wo sind die anderen Passagiere alle ausgestiegen?«, will Julius Schreiner wissen.

Thomas Krügerl runzelt seine jugendliche Stirn, auf der zahlreiche Schweißtropfen, von der Schwerkraft angezogen, nach unten kollern, und denkt angestrengt nach.

»Die meisten Leute sind in Tulln ausgestiegen, ein paar sind in Absdorf-Hippersdorf ausgestiegen und einige in Groß Weikersdorf. Ja, und noch ein paar in Ziersdorf. Aber so genau aufgepasst hab ich nicht. Ich hab ja gelesen.«

Wie immer halt, denkt der Inspektor unzufrieden. Keiner sieht was, keiner hört was, und alle miteinander wissen sie nichts. Er dreht sich um und lässt Thomas Krügerl einfach auf dem Bahnsteig stehen.

»Herr Inspektor! Brauchen S’ mich noch? Ich will endlich heim«, ruft dieser ihm nach. Julius Schreiner dreht sich um.

»Kann ich Sie später im Gemeindegasthaus erreichen?«

»Ja!«

»Dann können S’ von mir aus...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-018-0 / 3990740180
ISBN-13 978-3-99074-018-7 / 9783990740187
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