Tod in Salzburg: Österreich Krimi. Paul Pecks erster Fall (eBook)
235 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-903092-45-7 (ISBN)
Max Oban, geboren in Oberösterreich, studierte in Wien und Karlsruhe. Er schlug eine Karriere als Manager ein, arbeitete für einen internationalen Konzern in Deutschland, den USA und Teheran, bevor er sich seiner Tätigkeit als Schriftsteller widmete. Max Oban ist erfolgreicher Autor zahlreicher Romane, unter anderem der Paul-Peck-Krimireihe, von der hiermit der neunte Band erscheint. Oban hat zwei Söhne, er lebt in Salzburg und in der Wachau.
Donnerstag, 20. Februar
Der Wecker läutete. Peck spähte auf die Uhr: halb acht. Der Regen trommelte auf das Fensterbrett. Wolkenbruch in Salzburg. Peck blieb liegen und hielt die Augen fest geschlossen. Er spürte die Kälte des Raumes, und er spürte leichtes Kopfweh. Vom gestrigen Rotwein?
Welcher Tag war heute? Donnerstag. Evelyn war den dritten Tag abgängig. Er erinnerte sich, dass er um zwölf mit Halms Sekretärin verabredet war. Rosi mit der samtenen Stimme. Vielleicht war nicht nur ihre Stimme attraktiv.
Er schloss wieder die Augen. Warum sollte er sich quälen? Schützend zog er die Decke bis zum Kinn hoch und stellte den Wecker auf neun.
Eine weitere Stunde später hatte Peck seinen Volkswagen in der Raika-Garage abgestellt und saß wenige Minuten später auf seinem Stammplatz im Café Bazar. Während des ersten Großen Braunen erwachte die geistige Bereitschaft für seine erste Zeitung.
Es war stockdunkel geworden, und im Bazar brannten die Lichter. Einige Gäste unterhielten sich leise miteinander, die allein Sitzenden blätterten lautlos in ihren Zeitungen. Er schlug die Salzburger Nachrichten auf und stieß auf einen Artikel über die chinesische Mafia:
Das unsichtbare Netz der Triaden. Die Mafia hat auch Österreich erfasst, mit steigender organisierter Kriminalität, illegalem Handel und gut getarnten Verbrechen.
Die Triaden-Mitglieder erkennen einander anhand von Geheimsymbolen und verständigen sich mit einem Fingercode.
Peck blickte auf seine linke Hand, spreizte die fünf Finger auseinander und stach dann mit dem Mittelfinger in die Luft.
»Noch einen Kaffee?« Der Kellner sah etwas irritiert auf seinen senkrechten Mittelfinger.
*
Das Licht, das durch die Vorhänge ins Wohnzimmer drang, war grau und kraftlos. Es hatte leicht genieselt, jetzt ging der Regen in Schnee über. Elsa Söder sah aus dem Fenster. Der Himmel versteckte sich hinter einer dicken Wolkenschicht, das Thermometer fiel. Vor ihrem Fenster ging ein Nachbar langsam, Schritt für Schritt die Füße nach vorne tastend, den eisigen Gehsteig entlang. Elsa fühlte sich schon den ganzen Tag nicht wohl. Sie hatte schlecht geschlafen, war nachts lange wach gelegen, und alle vermeintlichen und tatsächlichen Sorgen dieser Welt waren in der Dunkelheit immer größer geworden. Heute war der letzte Tag ihrer Semesterferien, morgen stand sie wieder in der Klasse.
In der Fensterscheibe sah sie schemenhaft ihr Gesicht. Mager und farblos, mit blasser, faltiger Haut und kurzen blonden, fast weißen Haaren.
Elsa Söder wohnte außerhalb des Ortes in einer der schmalen Nebenstraßen, die direkt aus dem Zentrum hinausführten und nach wenigen hundert Metern im Wald verschwanden. Plötzlich sah sie einen Wagen, der mit abgeblendeten Scheinwerfern die schmale Straße entlangfuhr und dann rechts zum Wald abbog. Viel zu hohe Geschwindigkeit ... bei dem Glatteis. Sie beugte sich nach rechts und sah das Auto hinter den schwarzen Fichten verschwinden. Ein paar Minuten später saß Elsa auf der Couch, als sie noch einen Wagen hörte, der lautstark an ihrem Haus vorbeibrummte, dass die Fensterscheibe vibrierte. Sie legte die Fernbedienung für ihren Fernseher auf das Fensterbrett, schob den Vorhang zur Seite und sah, wie sich die roten Rücklichter in Richtung Wald bewegten. Zuerst schnell, dann langsamer, und dann sah sie im Wald die Lichter durch die Bäume blinken, so als ob das Auto stehen geblieben war. Die Straße führte in einer leichten Rechtskurve zu einer kleinen Lichtung nahe dem Waldrand und zu einem alten, halb verfallenen Holzschuppen. Der Weg geht aber nach der Lichtung nicht weiter, dachte sie. Was hatten die beiden Autos dort zu suchen? Spaziergänger? Bei diesem Wetter? Neugierig ging sie vor das Haus und sah auf die Lichter, die hinter den dicken, schneebedeckten Ästen der Bäume aufblitzten. Plötzlich hörte sie einen Schuss und nach einigen Augenblicken einen zweiten. Elsa spürte, wie sie am ganzen Körper zu zittern begann. War es Angst oder die Kälte, die an ihrem Körper hochkroch? Dann sah sie eines der Autos aus dem Wald kommen. Es war der Wagen, der als Zweiter gekommen war und jetzt mit hoher Geschwindigkeit und laut aufheulendem Motor auf ihr Haus zukam. Elsa drückte sich in den Schatten des Hauseinganges und sah dem Auto nach, bis es in Richtung Moosdorf hinter den ersten Häusern verschwunden war.
Dann stand sie noch einige Minuten vor dem Fenster und starrte zu den Nadelbäumen, die sich hinter der schneebedeckten Wiese wie bedrohliche schwarze Gestalten abzeichneten. Jetzt war im Wald kein Licht mehr zu sehen. Alles still. Was war das gewesen? Irgendjemand hat geschossen. Im bläulichen Licht der Straßenlampen sah sie große Schneeflocken, die der Wind vor sich her wirbelte. Sollte sie nachsehen, was passiert war? Die Neugierde besiegte ihre Angst.
Wenige Minuten später quälte sie sich durch den Schnee und folgte den Reifenspuren auf dem schmalen Weg zum Waldrand. Der eiskalte Wind tobte um sie herum, als sie keuchend das dichte Gebüsch am Waldrand erreichte. Nach wenigen Schritten im Wald war es still geworden. Sie blieb stehen. Unter dem verfallenen Dach des Schuppens und halb im Schatten der ausladenden Fichten sah sie den Wagen ungefähr dreißig Meter vor sich auf der kleinen Lichtung stehen. Die Scheinwerfer des Wagens leuchteten noch schwach, die Fahrertüre war weit geöffnet. Neben dem Auto lag etwas, auf den Boden geworfen. Etwas wie ein grauer Sack. Sie konnte nicht erkennen, was es war. Dann presste sie ihre Hand vor den Mund, wie um einen Schreckensschrei zu vermeiden. Panik erfasste sie. Sie wirbelte herum, taumelte zum Waldrand zurück und eilte mit hastigen Schritten zum Weg, der zu ihrem Haus führte.
Tief schnaufend und vor Kälte zitternd saß sie auf ihrer Couch im Wohnzimmer. Sollte sie die Polizei anrufen? Nein. Sie kannte die beiden jungen Polizisten im Ort. Alle zwei waren bei ihr in die Schule gegangen. Wenn es etwas ganz Harmloses war, dann würden sie sie nur auslachen. Sie wollte nicht zum Gespött des ganzen Ortes werden.
Und dann erinnerte sich Elsa an die Zeitungsanzeige, die sie vor einigen Tagen gesehen hatte: Privatdetektiv Paul Peck. Paul, dachte sie und musste lächeln. Das muss fünfunddreißig Jahre her sein. Sie war verliebt in ihn gewesen. Doch dann war er aus ihrem Leben verschwunden. Irgendwohin nach Deutschland. Aber er könnte ihr sagen, was sie jetzt tun sollte. Lange suchte sie in ihrem Altpapier die Zeitung und fand die Anzeige. Dann griff sie zum Telefon.
*
Pünktlich um zwölf war Peck in Elixhausen. Als sich Rosi Kämmerer im Restaurant aus dem Mantel schälte, konnte Peck sie kurz von allen Seiten begutachten. Sie trug ein eng sitzendes schwarzes Kostüm, und ihr Rock war um einige Zentimeter kürzer, als es ihr Alter erlaubte. Peck stellte fest, dass sie eine Figur nach seinem Geschmack hatte: etwa einen Kopf kleiner als er, angemessen mollig und erfreulich kurvig. Sie stand vor ihm und lächelte ihn an.
Als sie Platz genommen hatten, zog Rosi Kämmerer ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus ihrer Handtasche. »Mit Grüßen von meinem Chef. Das ist die Liste der Leute, die wir am Montag nach Leopoldskron eingeladen hatten.«
Peck sah auf die Liste. »1. Sergiu und Daria Popescu, Sales Manager, 2. Yang Zunghua, Exportmanager«, las er. Akribisch waren alle Teilnehmer aufgelistet.
»Auch einige Ehepaare?«, fragte Peck und erinnerte sich an Sophias Aussage, dass die ehemännliche Klugheit ausschließlich auf die Anwesenheit der Gattinnen zurückzuführen ist.
Rosi nickte. »Unsere eigenen Leute aus Bukarest hatten ihre Ehefrauen dabei. Oder welche Frauen das auch immer waren. Aus China kamen nur Männer.«
Sie bestellten je ein Glas Grünen Veltliner als Aperitif. Peck sah ihr ins Gesicht, als sie den ersten Schluck tranken und fast unhörbar die Gläser aneinanderstießen. Er war abgelenkt, hatte Mühe, sich auf seine erste Frage zu konzentrieren, und glaubte, verloren zu gehen, als er in ihre dunkelbraunen Augen blickte. Sie lächelte immer noch, und auf ihren Wangen zeigten sich Grübchen. Ihre Haare waren dunkel und kurz geschnitten. Das Frisieren in der Früh dauert bei ihr nicht lange, dachte Peck.
»Erzählen Sie mir etwas über die Geschäfte mit Rumänien und China«, sagte er, mehr, um sich auf die Fakten zu konzentrieren.
»In unserer Firma läuft einiges in die falsche Richtung«, sagte Rosi Kämmerer etwas gedankenverloren.
Die gleiche Bemerkung, wie er sie schon von Halm gehört hatte. Was war los in diesem Unternehmen? »An wen genau liefert Ihre Firma?«
»Ich weiß darüber nicht viel«, sagte Rosi. »Ich habe einige Male gemeinsam mit unserem Export die Lieferpapiere erstellt. Deshalb kenne ich den Namen unseres größten Kunden: Chang Limited in Qingdao, irgendwo südlich von Peking.«
»Gab es in letzter Zeit Probleme mit den Lieferungen?«
»Ich weiß nur, dass es vor einigen Wochen Aufregungen in der Firma gab, weil bei irgendeiner Behörde der Verdacht aufkam, dass China nicht die Endstation in der Lieferkette sein...
Erscheint lt. Verlag | 1.7.2017 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-903092-45-2 / 3903092452 |
ISBN-13 | 978-3-903092-45-7 / 9783903092457 |
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