Mordssaison: Büsum-Krimi (eBook)
231 Seiten
Schardt Verlag
978-3-89841-824-9 (ISBN)
Ausnahmezustand in Büsum: Mitten in der Hochsaison wird am Strand die übel zugerichtete Leiche eines vermissten Urlaubers gefunden, wenig später taucht ein zweiter Toter auf – etwa der Auftakt einer Serie von Touristenmorden? Nicht nur die Polizei steht unter Druck, auch der Fremdenverkehr fürchtet um sein Image und seine Besucherzahlen. Während die Ermittler um die Kommissare Meinders und Claasen noch im Dunkeln tappen, strömen immer mehr Gäste in den beschaulichen Ort an Schleswig-Holsteins Küste. Nicht auszudenken, sollte die spektakuläre Mordserie in Büsum am Ende noch jemandem nützen …
6
Kommissar Vesper hatte die restlichen Arbeiten der Spurensicherung überwacht, als ein heftiges Knattern an seine Ohren drang. Neugierig geworden, machte er ein paar Schritte über den Deich und verzog das Gesicht. Na, der Typ hatte ihm gerade noch gefehlt. Zum Glück ist Meinders nicht hier, dachte er nur und ging vorsichtig den Weg hinunter zur Straße.
„Sie brauchen gar nicht erst anzuhalten, Clausen. Hier gibt es nichts zu sehen!“
Die Worte hatte er an den Fahrer des Wagens gerichtet.
„Ach, Vesper! Sie auch hier?“
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht bremste der Angesprochene seinen Wagen ab.
„Henning Clausen, immer auf der Jagd nach einer guten Story. Aber ich muss Sie enttäuschen. Hier ist nichts für Sie drin. Warum drehen Sie Ihren altersschwachen Wagen nicht einfach um und suchen sich eine andere Stadt, in der Sie Ihr Unheil treiben können?“
Vesper legte ein Lächeln auf, obwohl ihm nicht danach war. Menschen wie Henning Clausen verdienten es nicht, die Bezeichnung Journalist zu tragen. Voller Verachtung dachte Vesper an ihre letzte Begegnung. Durch seine unmöglichen Methoden zu recherchieren hatte Clausen fast ein Menschenleben auf dem Gewissen. Er ging für eine gute Story über Leichen, da war Vesper sich sicher.
„Oh, das sollten Sie mir überlassen. Wo ist denn Meinders?“
Clausen öffnete die Tür seines Wagens, um auszusteigen, als Vesper sich an der Tür abstützte und sie wieder zuschlug.
„Für Sie immer noch Hauptkommissar Meinders ... und falls Sie mit dem Gedanken spielen, hier Ihren Wagen zu parken, muss ich Ihnen einen Verweis erteilen. Sie stehen nämlich im Halteverbot.“
Die Lippen fest aufeinander gepresst, setzte Clausen seinen Wagen in Bewegung und knatterte wütend davon.
Wie unhöflich die jungen Leute heute sind. Er hat sich nicht einmal für meinen Hinweis bedankt, dachte Vesper kopfschüttelnd. Doch er wusste, dass Clausen nicht so schnell aufgeben würde. Schlimm genug, dass ein solcher Mord dieses beschauliche Städtchen aufschreckte, nein, jetzt kamen auch noch die „Aasgeier“, die sogenannten Reporter. Wütend ging er zurück zum Tatort.
Während er noch überlegte, wie er Meinders die Anwesenheit von diesem Schreiberling erklären sollte, sah er ihn über den Deich kommen. Doch er war nicht allein. Vesper kniff die Augen zusammen. Wer war die Frau an seiner Seite?
Die letzten Helfer verließen den Tatort, und nur ein flatterndes rot-weißes Band verriet, dass hier etwas geschehen war.
„Vesper, hat alles geklappt?“, keuchte Meinders. Dieses ewige Rauf und Runter brachte ihn ganz außer Atem.
Mit einem fragenden Blick auf die Frau, antwortete Vesper: „Ja, alles erledigt. Die Berichte sollen heute Abend auf Ihrem Schreibtisch liegen.“
Meinders räusperte sich und zückte seine Zigaretten.
„Darf ich Ihnen Kommissarin Hannah Claasen vorstellen. Sie soll uns unter die Arme greifen.“ Energisch suchte er in seinen Taschen nach einem Feuerzeug. „Sie ist hier aufgewachsen und kennt die Leute gut.“
Vesper streckte ihr die Hand hin, und ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht.
„Freut mich, Kollegin. Ich bin Markus Vesper. Willkommen im Team.“
Hannah ergriff seine Hand und erwiderte den festen Händedruck. Sie wusste sofort, dass sie sich verstehen würden.
„Danke, ich freue mich auch.“
„Ja, ja, ist ja gut. Nur nicht übertreiben.“ Meinders sog heftig an seiner Zigarette. Er hasste solche Momente. „Erzählen Sie lieber, ob die Spurensicherung was rausgefunden hat.“
Vesper zuckte unmerklich zusammen. Er verstand nicht, warum sein Chef so sauer war.
„So wie es aussieht, ist der Tote nur im Strandkorb abgelegt worden. Getötet wurde er woanders. Viel mehr wollte mir Frau Schäfer nicht sagen. Wir müssen also auf die Berichte warten.“
Mit einem kurzen Seitenblick auf seine Kollegin redete er weiter. Bei dem Namen „Schäfer“ lief es Meinders kalt den Rücken runter.
„Vielleicht erfahren wir mehr von den Kollegen, die noch an den Nachbarn dran sind.“
„Mmmhhh, ich bin mir fast sicher, dass wir aus diesen Teichen nichts fischen werden. Lassen wir uns überraschen.“ Meinders Gesicht verschwand hinter einer dicken, undurchsichtigen Tabakwolke, und er dachte angestrengt nach.
Vesper überlegte noch, ob er Meinders über die Anwesenheit von Henning Clausen informieren sollte, als Hannah Claasen eine Frage einwarf.
„Wissen wir, was der Tote gemacht hat, bevor er verschwand?“
Bevor Vesper etwas sagen konnte, antwortete Meinders: „Er war auf dem Weg zur Theaterkasse, um Karten für ein Theaterstück zu besorgen. Die Kollegin von der Kurverwaltung werden wir noch befragen.“
„Es gibt da noch etwas, das ich Ihnen sagen muss.“
Vesper scharrte mit einem Fuß hin und her.
„Vesper, was ist los?“
Meinders wusste, wenn er sich so verhielt, konnte nichts Erfreuliches dahinter stecken.
„Die Aasgeier sind in Büsum eingefallen ...“
Er machte eine kurze Pause.
„Allen voran Henning Clausen.“
Er hörte, wie Meinders scharf die Luft einzog. Der Gesichtsausdruck des Hauptkommissars beunruhigte ihn. Meinders zog seine Augenbrauen zusammen und blies heftig den Rauch aus seinen Lungen.
„Das Wort Aasgeier ist noch zu höflich für so einen. Aasgeier sind überaus nützliche Tiere. Dieser Typ ist ein Furunkel. Brennend, juckend und schmerzhaft sitzt er an einer schwer erreichbaren Stelle. Man muss tief, sehr tief ins Fleisch schneiden, um es mit der Wurzel zu entfernen.“
Mit finsterer Miene starrte er durch den sich kräuselnden Tabakrauch. Vorsichtig tastete sich Hannah vor.
„Darf ich erfahren, über wen Sie gerade die Lanze brechen?“ Sie schaute von einem zum anderen und wartete auf eine Antwort.
„Henning Clausen, seines Zeichens Reporter.“
Hannah kam es vor, als spie er jeden Buchstaben einzeln aus. Einige Sekunden vergingen, bevor Meinders weitersprach.
„Er ist ein Mann ohne Gewissen. Für ihn zählen nur Auflagen. Anständige Recherche ist für ihn ein Fremdwort. Fehlen an einer Story ein paar Details, erfindet er sie einfach. Auswirkungen seines Tuns interessieren ihn nicht.“ An Vesper gewandt, fuhr er fort: „Hab ich in Bezug auf diesen Schreiberling etwas vergessen?“
Vesper schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube nicht. Für diesen Herrn vom Holsteiner Tagesboten gibt es keine andere, bessere Bezeichnung.“ Mit einem Blick auf seine Armbanduhr sagte er: „Ich glaube, wir sollten uns beeilen. Gegen 16 Uhr werden wir in der Kurverwaltung erwartet.“
„Na, dann los. Mal sehen, was die uns zu sagen haben.“
Meinders blickte seine Kollegin an. „Kennen Sie jemanden von denen?“
„Nein.“
„Na, dann wollen wir denen mal auf den Zahn fühlen.“
Gemeinsam traten sie in die halbdunkle Halle der Kurverwaltung. Stickige Luft und verschiedenste Gerüche schlugen ihnen entgegen, und eine Menge aufgeregter Urlauber versperrte den Weg. Eine Mitarbeiterin geleitete sie in die obere Etage.
Frau Feld klopfte leise an die Tür ihres Chefs.
„Herein!“
„Herr Bothmann, die Kommissare Meinders, Vesper und Claasen.“
„Oh, ja natürlich! Geben Sie bitte Frau Hermanns Bescheid, dass die Kriminalpolizei hier ist.“
„Ja, sofort!“
Vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich. Der Kurdirektor Bothmann stand, die Arme auf dem Rücken verschränkt, vor einem riesigen Panoramafenster. Den Blick auf den Parkplatz und auf die Kurgäste gerichtet, seufzte er tief.
„Tja, meine Herren. Das wird uns eine Menge kosten.“ Während er sich langsam herumdrehte, erblickte er zu seiner Überraschung auch ein weibliches Wesen. „... und natürlich meine Dame. Entschuldigen Sie. Ich hatte nicht mit einer Frau gerechnet. Ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel?“
Mit einem Lächeln nahm er die Hand der Kommissarin, führte sie an seine Lippen und deutete einen leichten Kuss an.
Meinders räusperte sich. Was dieser Oberfatzke sich einbildet, dachte er bei sich. Glaubte er wirklich, dass seine Kollegin sich von so etwas beeindrucken ließ? Obwohl er sich sicher war, warf er ihr einen kurzen Seitenblick zu. Hannah war sehr amüsiert über diese altertümliche Höflichkeit.
„Was meinten Sie damit, dass es Sie eine Menge kosten wird?“ Vesper fühlte sich verpflichtet, die entstandene Stille zu durchbrechen.
„Na, überlegen Sie doch mal. In unserem beschaulichen, kleinen Städtchen solch ein grausamer Mord. Die Gäste werden in Scharen aus Büsum abreisen, und diese Einbußen werden wir nicht wieder aufholen können.“
„Ich bin da anderer Meinung.“
Keiner hatte bemerkt, dass noch jemand das Büro betreten hatte.
„Vielleicht bringt uns diese Popularität noch eine Menge ein.“
Jutta Hermanns stand mit...
Erscheint lt. Verlag | 12.11.2018 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-89841-824-3 / 3898418243 |
ISBN-13 | 978-3-89841-824-9 / 9783898418249 |
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