Mond (eBook)

Eine Biografie

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
320 Seiten
Kein & Aber (Verlag)
978-3-0369-9411-6 (ISBN)

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Mond -  Ben Moore
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Der Mond ist ein rätselhafter kosmischer Nachbar, der uns seit jeher fasziniert: Wie ist er entstanden? Warum zeigt er uns nur eine Seite und wie bewegt er die Ozeane? Treibt sein helles Licht uns in den Wahnsinn? Und was bedeutet die erste Mondlandung vor 50 Jahren für den Menschen und die Forschung? Der renommierte Astrophysiker Ben Moore ist Mond-Experte und erforscht die helle Kugel am Nachthimmel schon seit vielen Jahren. In seiner neuen Biografie zum Mond verbindet er die Kulturgeschichte des Mondes mit den wichtigsten Fakten und neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen und legt dar, wie zentral dieser Himmelskörper für die Menschheit schon immer war und wie stark seine Auswirkungen auf unser alltägliches Leben sind.

Ben Moore, geboren 1966 in Großbritannien, ist seit 2002 Professor für Astrophysik an der Universität Zürich. Er hat über 300 Forschungsarbeiten zur Entstehung kosmischer Strukturen - Sterne, Galaxien und Planeten - veröffentlicht. Bei Kein & Aber erschienen von Ben Moore die Bücher Elefanten im All (2012), Da draußen (2014), Mond: Eine Biografie (2019) und zusammen mit Katharina Blansjaar Gibt es auf der dunklen Seite vom Mond Aliens? (2017). Zudem ist er Kolumnist beim Das Magazin des Tages-Anzeigers.

1. TRÄUME VOM MOND

Eine meiner lebendigsten Kindheitserinnerungen ist eine Nacht, in der mein Vater mich mit nach draußen nahm, um mir den Mond zu zeigen. Er erzählte mir, dass dort oben Menschen seien, genau jetzt, die auf seiner Oberfläche herumliefen. Wir bildeten uns ein, mit bloßen Augen das Mondmodul sehen zu können, das um den Mond herumkreiste und auf die Astronauten wartete, um sie zurück zur Erde zu bringen. Natürlich war das unmöglich, aber nicht in den Augen und der Vorstellung eines Kindes. Es war im Winter 1972, und es war der letzte bemannte Flug zum Mond, Apollo 17. In jener Nacht hinterließ Eugene Cernan den letzten Fußabdruck auf dem Mond, als er wieder ins Landemodul stieg. Später erzählte er, es hätte sich angefühlt wie in einer Science-Fiction-Welt. Ich war gerade einmal sechs Jahre alt und konnte die enorme Leistung dieser Astronauten noch nicht begreifen, aber diese Nacht mit meinem Vater hinterließ einen tiefen Eindruck.

Die Astronomie nahm ihren Anfang, als man versuchte, die Zeit zu messen und die Omen vorherzusagen, die mit den Eklipsen und der Ausrichtung der Planeten in Verbindung gebracht wurden. Ohne das Wissen, das wir heute haben, würde man die Bewegungen und die Erscheinung des Mondes wohl fast selbstverständlich mit großen Mächten in Verbindung bringen – den Göttern. Man stelle sich einmal die Gedanken unserer Vorfahren vor, wenn sich am Himmel Unerwartetes ereignete. Diese historischen Schritte auf dem Weg zur Erforschung unseres Mondes nachzuzeichnen, ist unheimlich spannend. Auch wenn einige dieser Schritte eher Rückschritte waren, sind sie doch Teil unserer Geschichte.

Unser himmlischer Nachbar war von Beginn an eine Inspirationsquelle für uns Erdenbewohner. Es gehört zum Wesen des Menschen, zu träumen und sich seiner Vorstellungskraft zu bedienen. Träume vom Mond wurden über die gesamte Menschheitsgeschichte hinweg in unzähligen Erzählungen, Gedichten, Mythen und Legenden verwoben. Wie hätten frühe Gesellschaften sich sonst einen Reim machen können auf den Nachthimmel mit seinem alles überstrahlenden Mond? Viele der Ideen und Ansichten aus der Zeit vor der schriftlichen Aufzeichnung sind schwer zu rekonstruieren, aber einiges davon blieb über viele Generationen durch Folklore und Mythen erhalten. Geschichten über den Mond sind wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst.

Irgendwann begannen unsere Vorfahren damit, den Lauf der Jahreszeiten zu messen, indem sie die Zyklen und Phasen des Mondes zählten. Vielleicht aus ganz praktischen Gründen, um zu wissen, wann es an der Zeit war, zu säen und zu ernten, oder aus zeremoniellen Gründen, um den Zeitpunkt für ein großes Fest zu bestimmen. Fast alle frühen Gesellschaften bedienten sich der regelmäßigen Mondzyklen, um die Zeit zu messen. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass wir mit der Astronomie begannen, einfach weil wir es konnten, und weil es schön ist, den Nachthimmel zu beobachten.

Die Geschichte der Entdeckung unseres Mondes beginnt mit 30000 Jahre alter lunarer Kunst in der Altsteinzeit und zieht sich bis in die Neusteinzeit, als Bauwerke errichtet wurden, die nach den jährlichen und monatlichen Bewegungen der Sonne und des Mondes ausgerichtet waren.

Die älteste Darstellung der Mondphasen stammt aus dem europäischen Aurignacien. Wenig ist bekannt über diese Kultur – sie kam aus dem Osten nach Europa und verdrängte vor rund 40000 Jahren die Neandertaler. Aus ihr stammen die ältesten bekannten künstlerischen Repräsentationen von Tieren und Menschen, und das älteste bekannte Musikinstrument, eine Knochenflöte, die 2008 in Hohler Fels gefunden wurde, einer Steinzeithöhle in Süddeutschland. Vor rund 30000 Jahren ritzte ein Angehöriger des Aurignacien in der Dordogne den Mondzyklus in ein Stück Knochen. Ein ähnlich bearbeitetes Stück Mammutelfenbein aus der Geißenklösterle-Höhle in Deutschland stammt aus der gleichen Zeit. Auf der einen Seite ist eine menschenähnliche Figur in anbetender Position abgebildet. An den Seiten und auf der Rückseite findet sich eine Reihe von Kerben, die auf die Mondphasen abgestimmt zu sein scheinen. An der Nilquelle, in der heutigen Demokratischen Republik Kongo, wurde der sogenannte Ishango-Knochen gefunden, der zwischen 16000 und 25000 Jahre alt ist. Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Einkerbungen auf dem Pavianknochen einen Kalender über die Spanne zweier Mondmonate darstellen.1 Die berühmten Höhlenmalereien im französischen Lascaux wurden vor 20000 Jahren bei Feuerschein auf den Fels gezeichnet – auch hier vermuten Forscher, dass auf ihnen die Mondphasen zu erkennen sind, außerdem die Gestirne der Plejaden und Hyaden.2

2004 wurden in Schottland zwölf eigenartig geformte Gruben entdeckt, die über einen Bogen von 50 Metern verteilt sind. Die mittlere Grube ist rund, misst 2 Meter und stellt wohl den Vollmond dar; die äußeren Gruben gleichen in ihrer Form dem zunehmenden und abnehmenden Mond. Die Stätte, ihrem Standort nach als »Warren Field« bezeichnet, ist rund 10000 Jahre alt und gilt als ältester bekannter Mondkalender. Die Gruben waren wahrscheinlich mit Holzstäben versehen, die sich zum Horizont hin nach einer prominenten Stelle ausrichteten. Sie waren ein Werkzeug, um die Zeit und die Jahreszeiten zu messen, eine Verbindung zwischen dem Sonnenjahr und den Mondphasen. Das Monument wurde über mehrere Tausend Jahre unterhalten und periodisch umgearbeitet – als Reaktion auf die sich ändernden Sonnen- und Mondzyklen –, bis der Kalender vor rund 4000 Jahren außer Gebrauch geriet.

HIMMLISCHE MÄCHTE

Mit dem Aufkommen der ersten Zivilisationen wurden ehrgeizigere Monumente aus riesigen Steinen errichtet, die nach wichtigen astronomischen Ereignissen ausgerichtet waren. Zu diesen Zeitpunkten geht zum Beispiel die Sonne an markierten Stellen des Bauwerks auf oder unter. In Europa und Asien gab es während der Neusteinzeit Tausende solcher Stätten. Bekannte Beispiele sind die Kreisgrabenanlagen im ägyptischen Nabta Playa und dem deutschen Goseck. Beide sind rund 5000 Jahre alt. Der Megalith-Tempel von Mnajdra in Malta, die ägyptischen Pyramiden und Stonehenge in England stammen alle etwa aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. Viele dieser neusteinzeitlichen Bauwerke orientierten sich an den Tagundnachtgleichen und den Sonnwenden.

Die ersten uns bekannten schriftlichen astronomischen Aufzeichnungen wurden im 3. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien und China gemacht, während in Indien das Wissen mündlich überliefert wurde. Aufkeimende Kulturen rund um den Globus versuchten in dieser Zeit, den Einfluss des Mondes auf ihr Leben zu verstehen, und fanden mythische Erklärungen für astronomische Ereignisse.

Die Mondphasen

Einer der wichtigsten Götter der Sumerer und Babylonier war der Mondgott Sin – auch Nanna genannt –, symbolisiert durch eine Sichel oder einen Bullen. Den sich ständig wiederholenden Mondzyklus deuteten die Sumerer als die dem Mondgott innewohnende Kraft, sich jeden Monat neu zu erschaffen. Sie glaubten, dass er diese Kraft auf alle lebenden Kreaturen übertragen könne – der Mondgott war also ein Fruchtbarkeitsgott. Viele der sumerischen Legenden wurden später in der Bibel und im Koran aufgegriffen.

Der Zweikampf zwischen Horus und Seth ist ein Mythos aus dem alten Ägypten, der gegen Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. auf Papyrus geschrieben wurde. Es gibt viele Versionen dieser Legende vom Kampf zwischen den Göttern um die Weltherrschaft. Seth war der Gott der Wüste und der Gewalt. Horus war ein Himmelsgott, sein rechtes Auge symbolisierte die Sonne, sein linkes den Mond. Während eines besonders grausamen Kampfes riss Horus Seth einen seiner Hoden ab, und Seth riss Horus das linke Auge aus. Seths Verstümmelung symbolisiert einen Verlust seiner Potenz und Kraft, was in Verbindung gebracht werden kann mit der Dürre der Wüste. Der Diebstahl oder die Zerstörung des Auges von Horus wird gleichgestellt mit der Verdunkelung des Mondes im Laufe seines Zyklus – oder mit den rätselhaften Eklipsen.3

Viele der antiken Kulturen brachten die Mondzyklen und Eklipsen mit Leben und Tod in Verbindung. In der Mahabharata, dem indischen Epos aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., werden Eklipsen als Folge einer Schlacht zwischen Göttern und Dämonen beschrieben, die bis in alle Ewigkeit andauert. Die Geschichte geht in etwa so: Die Götter wollten Amrita brauen, den Nektar der Unsterblichkeit, der durch »samudra manthan« entsteht – das Aufwühlen des Milchozeans. Es war eine schwierige Aufgabe, also baten sie die Asura-Dämonen um Hilfe. Im Gegenzug versprachen sie, den Nektar mit den Dämonen zu teilen. Als die Tat vollbracht war, nahm der Gott Vishnu die Form einer schönen Frau an, lenkte die Dämonen ab und griff sich den Nektar, um ihn unter den Göttern zu verteilen. Der Dämon Rahu schaffte es jedoch, sich unter die Götter zu mischen, und nahm einen Schluck vom Nektar. Der Sonnengott Surya und der Mondgott Chandra erkannten ihn und warnten Vishnu. Daraufhin schlug dieser Rahu den Kopf ab. Doch weil der Dämon vom Amrita getrunken hatte, waren sein Kopf und sein Körper unsterblich. Rahu war wütend auf Surya und Chandra, weil sie Vishnu gewarnt hatten, und so jagen sein kopfloser Körper (Ketu) und sein körperloser Kopf (Rahu) sie auf alle Ewigkeit durch den Himmel. Von Zeit zu Zeit erwischt Rahu einen der beiden Verräter und verschluckt ihn, was zu einer Eklipse führt. Da er aber nur ein...

Erscheint lt. Verlag 13.5.2019
Übersetzer Katharina Blansjaar
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Weltraum / Astronomie
Naturwissenschaften Physik / Astronomie Astronomie / Astrophysik
Technik
Schlagworte Astronomie • Astrophysik • Jubiläum • Kulturgeschichte • Mondforschung • Mondlandung • Raumfahrt • Weltraum
ISBN-10 3-0369-9411-4 / 3036994114
ISBN-13 978-3-0369-9411-6 / 9783036994116
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